Alternativen innerhalb des Beamtentums - Wege innerhalb eines vermeintlich festgefahrenen Systems

  • Liebe Forumsgemeinde,

    aus aktuellem Anlass möchte ich diesen Thread dem Vorstellen von Alternativen zum herkömmlichen LehrerInnendasein widmen. Um die Übersichtlichkeit zu wahren, würde ich mich freuen, wenn wir hier zunächst nur die Alternativen weitgehend kommentarlos auflisten und das jeweilige Bundesland zu Beginn anführen.
    Wenn Bedarf besteht, können wir hierfür auch einen separaten Diskussionsthread eröffnen und entsprechend verlinken.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Ich beginne einmal mit NRW.

    Versetzungen (dauerhaft bzw. die Möglichkeit derselben)

    • per Antrag (mitunter fünf Jahre Wartezeit)
    • bei Rückkehr aus einer (mehrjährigen) Elternzeit
    • bei Beendigung einer Abordnung an die Bezirksregierung oder das Schulministerium
    • bei Bewerbung auf eine Beförderungsstelle an einer anderen Schule
    • bei Rückkehr aus dem Auslandsschuldienst
    • temporär in Form von Abordnungen während der Elternzeit oder der Beurlaubung aus familienpolitischen Gründen
    • bei Bewerbung auf eine Stelle in der Schulaufsicht als Schulrat/-rätin oder DezernentIn oder ReferentIn oder gar ReferatsleiterIn im MSB (=> in der Regel dann dauerhafter Ausstieg aus dem aktiven Schuldienst.)
    • ggf. - eher Ausnahmefälle - bei zerrütteten Dienstverhältnissen an der aktuellen Schule nach Rücksprache mit dem/der Dezernenten/Dezernentin

    Abordnungen (temporär, also mit Rückkehr in den aktiven Schuldienst, einige davon als Teilabordnungen)

    • bei Bewerbung auf eine Stelle als pädagogische/r Mitarbeiter/in in der BR oder dem MSB
    • bei Bewerbung auf eine Stelle als PM in kommunalen Integrationsbüros
    • bei Bewerbung auf eine Stelle als FachberaterIn
    • bei Bewerbung auf eine Fachleitungsstelle
    • bei Bewerbung auf eine Stelle im Auslandsschulwesen
    • bei Bewerbung auf eine Stelle im Hochschuldienst
    • alle weiteren Stellen wie bei Stella NRW zu finden

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • NRW:

    Versetzung an eine Schule für Kranke

    Versetzung/Abordnung? an eine Schule im Justizvollzug


    Ein bisschen spezieller:

    Wahl in Landtag, Bundestag, Europaparlament (erstaunlich viele Kollegen dort)

    Wechsel zu Bundeswehr (Jahrgänge, wo das möglich ist, dürften inzwischen herauswachsen)

  • Danke für diese Ergänzung.

    Die von s3g4 angeführte Option des Ersatzschuldienstes kommt auch noch dazu. Da fehlen mir aber konkrete (eigene) Erfahrungswerte wie Wissen.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • NRW - aber abhängig von den Fächern, die man studiert hat:

    > Physik: Wechsel in die freie Wirtschaft, wenn man (nach der alten Prüfungsordnung zu Zeiten von Lehramt/ Diplom) auf Diplom mitstudiert hat (oder ggf nachstudiert um die fehlenden Leistungsnachweise zu erbringen)

  • Danke für diese Ergänzung.

    Die von s3g4 angeführte Option des Ersatzschuldienstes kommt auch noch dazu. Da fehlen mir aber konkrete (eigene) Erfahrungswerte wie Wissen.

    Richtig, aber wieso ist mein Beitrag weg?


    Naja mir ist auch noch eingefallen, dass man sich in die übergeordnete Personalvertretung wählen lassen kann. Bei uns ist das Gesamtpetsonalrat an den Schulämtern und der Hauptpersonalrat im Ministerium.

    NRW - aber abhängig von den Fächern, die man studiert hat:

    > Physik: Wechsel in die freie Wirtschaft, wenn man (nach der alten Prüfungsordnung zu Zeiten von Lehramt/ Diplom) auf Diplom mitstudiert hat (oder ggf nachstudiert um die fehlenden Leistungsnachweise zu erbringen)

    Kann man machen, dann ist man aber außerhalb des Systems.

  • Alternativen zum herkömmlichen LehrerInnendasein

    Da gibt es mehr, als man vermutet. In einer "Sinnkrise" hatte ich mich mit dem Thema schon vor einigen Jahren befasst und aus verschiedensten Quellen Ideen gesammelt und strukturiert. (Broschüren der Arbeitsverwaltung für Studienabbrecher und Lehramtsabbrecher, verschiedenen Foren und Websites)

    In den 80er-Jahren war der Lehrerarbeitsmarkt "dicht" und Studienkollegen wurden Buchhändler, haben sich mit einem Fahrradgeschäft selbstständig gemacht, haben private Nachhilfeinstitute gegründet, sind in die Schweiz ausgewandert oder wurden Vertreter für Schulbuchverlage oder Lehrer an Musik- und Kunstschulen.

    Selbst hatte ich nach dem Referendariat als Lehrer bei der Handwerkskammer und an einer kirchlichen "Schule für Erziehungshilfe" (heute verständlicher als "SBBZ Esent" bezeichnet) gearbeitet. Beworben hatte ich mich auch als Dozent für die Schulung von EDV-Anwendungen bei einer größeren Firma, die Spezialsoftware für Firmenanwendungen vertreibt. Zu Bewerbungsgesprächen wurde ich auch von Firmen eingeladen, die jemanden für die Technische Dokumentation suchten. Zum meinem Glück ergab sich dann die Stelle an der Privatschule.

    Manche Bereiche, die man sich als Alternative vorstellt, sind jedoch von vornherein illusorisch. Mit meinem Kunststudium hatte ich auch daran gedacht, mich als Werbegrafiker selbstständig zu machen. Aber da hat man gegen Profis, die das von der Pike auf gelernt haben, keine Chance. Das blieb dann auf einem Niveau von Taschengeldaufbesserung ;) Abendkurse für EDV waren lukrativer und haben den Grundstock für mein Eigenheim gelegt. Das Thema ist heute jedoch auch durch. Heute muss man in Firmen die Datenbanken nicht mehr selbst in dBase programmieren oder die Buchhaltung in Excel selbst aufsetzen.

    Aus diesen persönlichen "Seiten- und Querbewegungen" zum Lehrerberuf und als Seelenberuhigung für die Referendare, die ich betreut habe und die oft genug von Existenzängsten eines "No way out" geplagt waren, habe ich dann eine Liste erstellt, die über die Jahre recht ausführlich wurde und frei verfügbar im Netz steht:

    https://www.autenrieths.de/lehrerberuf.html

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

    Einmal editiert, zuletzt von Wolfgang Autenrieth (23. September 2025 13:52) aus folgendem Grund: Nachdem manche Kollegen nicht zu Ende lesen, den Teil zur Liste fett hervorgehoben.

  • Da gibt es mehr, als man vermutet. In einer "Sinnkrise" hatte ich mich mit dem Thema schon vor einigen Jahren befasst und aus verschiedensten Quellen Ideen gesammelt und strukturiert. (Broschüren der Arbeitsverwaltung für Studienabbrecher und Lehramtsabbrecher, verschiedenen Foren und Websites)

    In den 80er-Jahren war der Lehrerarbeitsmarkt "dicht" und Studienkollegen wurden Buchhändler, haben sich mit einem Fahrradgeschäft selbstständig gemacht, haben private Nachhilfeinstitute gegründet, sind in die Schweiz ausgewandert oder wurden Vertreter für Schulbuchverlage oder Lehrer an Musik- und Kunstschulen.

    Selbst hatte ich nach dem Referendariat als Lehrer bei der Handwerkskammer und an einer kirchlichen "Schule für Erziehungshilfe" (heute verständlicher als "SBBZ Esent" bezeichnet) gearbeitet. Beworben hatte ich mich auch als Dozent für die Schulung von EDV-Anwendungen bei einer größeren Firma, die Spezialsoftware für Firmenanwendungen vertreibt. Zu Bewerbungsgesprächen wurde ich auch von Firmen eingeladen, die jemanden für die Technische Dokumentation suchten. Zum meinem Glück ergab sich dann die Stelle an der Privatschule.

    Manche Bereiche, die man sich als Alternative vorstellt, sind jedoch von vornherein illusorisch. Mit meinem Kunststudium hatte ich auch daran gedacht, mich als Werbegrafiker selbstständig zu machen. Aber da hat man gegen Profis, die das von der Pike auf gelernt haben, keine Chance. Das blieb dann auf einem Niveau von Taschengeldaufbesserung ;) Abendkurse für EDV waren lukrativer und haben den Grundstock für mein Eigenheim gelegt. Das Thema ist heute jedoch auch durch. Heute muss man in Firmen die Datenbanken nicht mehr selbst in dBase programmieren oder die Buchhaltung in Excel selbst aufsetzen.

    Aus diesen persönlichen "Seiten- und Querbewegungen" zum Lehrerberuf und als Seelenberuhigung für die Referendare, die ich betreut habe und die oft genug von Existenzängsten eines "No way out" geplagt waren, habe ich dann eine Liste erstellt, die über die Jahre recht ausführlich wurde und frei verfügbar im Netz steht:

    https://www.autenrieths.de/lehrerberuf.html

    Das sind doch aber alles Alternativen außerhalb des Systems? :gruebel:

  • Das sind doch aber alles Alternativen außerhalb des Systems? :gruebel:

    Und? - Du hast den Link gar nicht angesehen. Darin sind jede Menge Alternativen auch "innerhalb" des Systems gelistet.
    Vielleicht solltest du - ebenso wie chilipaprika und s3g4 den gesamten Beitrag beachten und nicht reflexartig abqualifizieren.
    Zudem hatte Bolzbold seine Anfrage nicht auf Alternativen "innerhalb" des Systems bezogen :sterne:

    Nachdem es scheinbar schwer fällt, den kompletten text zu Ende zu lesen, habe ich den Teil, der zur umfangreicheren Information führt, im o.g. Beitrag fett hervorgehoben

    Zitat

    Bolzbold schrieb als TE:

    Liebe Forumsgemeinde,

    aus aktuellem Anlass möchte ich diesen Thread dem Vorstellen von Alternativen zum herkömmlichen LehrerInnendasein widmen.

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  • Zudem hatte Bolzbold seine Anfrage nicht auf Alternativen "innerhalb" des Systems bezogen :sterne:

    ???


    Vielleicht solltest du - ebenso wie chilipaprika und s3g4 den gesamten Beitrag beachten und nicht reflexartig abqualifizieren.

    Ich habe deinen Link sehr wohl gelesen und mir ist nichts neues aufgefallen, was hier nicht bereits geschrieben wurde. In deinem Post war keine Alternative innerhalb des Systems zu finden.

  • ???

    Ich habe deinen Link sehr wohl gelesen und mir ist nichts neues aufgefallen, was hier nicht bereits geschrieben wurde. In deinem Post war keine Alternative innerhalb des Systems zu finden.

    Gelesen vielleicht - aber bist du ihm auch gefolgt? Privatschulen und eine Beurlaubung sind durchaus Alternativen "innerhalb" des Beamtensystems - denn du verlierst damit nicht deinen Status. Je nach Schule (z.B. "staatlich anerkannte Ersatzschule") werden die Zeiten auch auf die Dienstzeit angerechnet.

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Gelesen vielleicht - aber bist du ihm auch gefolgt? Privatschulen und eine Beurlaubung sind durchaus Alternativen "innerhalb" des Beamtensystems - denn du verlierst damit nicht deinen Status. Je nach Schule (z.B. "staatlich anerkannte Ersatzschule") werden die Zeiten auch auf die Dienstzeit angerechnet.

    Ja, das hatte ich bereits weiter oben geschrieben. Der Beitrag ist nur wo anders gelandet. In #4 wirds aber nochmal erwähnt.

    Der Dienst an einer Ersatzschule (egal ob genehmigt oder anerkannt) ist eine Möglichkeit. Vielleicht sind in anderen Bundesländern auch Ergänzungsschulen möglich. Das weiß ich nicht, in Hessen ist das nicht möglich.

  • dann brauchst du nicht alle anderen Möglichkeiten aufzulisten und diese Möglichkeit ist tatsächlich nicht in jedem BL möglich (ich bin wirklich 99% sicher, dass es in NRW nicht möglich ist. Wir haben schon Leute an den Ersatzschuldienst "verloren", sie hätten sich innerhalb einer gewissen Zeit zurück entscheiden können, aber nicht im Sinne der Abordnung. und keine*r kam zurück ;) )

  • dann brauchst du nicht alle anderen Möglichkeiten aufzulisten und diese Möglichkeit ist tatsächlich nicht in jedem BL möglich (ich bin wirklich 99% sicher, dass es in NRW nicht möglich ist. Wir haben schon Leute an den Ersatzschuldienst "verloren", sie hätten sich innerhalb einer gewissen Zeit zurück entscheiden können, aber nicht im Sinne der Abordnung. und keine*r kam zurück ;) )

    Das sieht euer Schulgesetz aber anders.

    § 103 Abs. 3

    Zitat

    (3) Lehrerinnen und Lehrer an öffentlichen Schulen können ohne Dienstbezüge zur Dienstleistung an Ersatzschulen in Nordrhein-Westfalen beurlaubt werden. Die Zeit, während der eine ohne Dienstbezüge beurlaubte Lehrkraft an einer Ersatzschule tätig ist, ist bezüglich der Ruhegehaltfähigkeit einer Tätigkeit im öffentlichen Schuldienst gleichgestellt.


    Abordnungen gehen nicht, das ist aber auch logisch.

  • Danke!
    Ich habe tatsächlich es noch nie erlebt und die drei Leute, die ich kenne, die gewechselt haben, konnten nur komplett wechseln (mit dem Risiko, dass es eben nicht passt), da haben sie nie von einer Beurlaubung gesprochen. (Also eine schon, aber eben, dass es doof ist, dass sie es nicht kann, sie hatte es woanders gelesen. War vielleicht von Fall zu Fall).

  • Das erlebt man deshalb nicht, weil es finanziell ziemlicher Unfug ist. Wenn jemand verbeamtet ist und sich beurlauben lässt, kann er an der Ersatzschule nicht auf einer Planstelle angestellt werden (umgekehrt geht das auch nicht), d.h. man wird für den Ausflug dann nach TV-L bezahlt. Absatz 3 kann man machen, aber der logischere Weg ist immer über Absatz 1, falls man dann zurück möchte gerne auch zweimal nacheinander (Ausnahme wäre evtl. wenn hohes Alter den Wechsel nach Absatz 1 verunmöglichen).

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Dann ist es wohl anders als in anderen BL, oder?
    Bei Bayern und BaWü hört sich das nicht so an, als würden die KuK auf Angestelltenbasis arbeiten.

    Ich hab meine KuK, die als Beamte an der SfE gearbeitet haben, nicht interviewt. Da sie jedoch ihren Beamtenstatus behalten haben und mein Angestelltengehalt dem Schulträger vom Sozialministerium erstattet wurde, gehe ich davon aus, dass sie in der A-Reihe besoldet und beihilfeberechtigt waren. Bei der Tätigkeit an der Handwerkskammer arbeitete ein Kollege, der von der Berufsschule beurlaubt war. Die Beurlaubung ohne Bezüge ist/war in Ba-Wü auf 12 Jahre befristet. Als die 12 Jahre rum waren, hat er den Dienst quittiert. Die Arbeit an der BS tue er sich nicht mehr an. Seine Frau habe genug Geld und seine Gesundheit sei ihm heilig.

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
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