"Verlorene Schafe" zurück in die Herde holen

  • Das wehemente Aehren gegen eine Zeiterfassung ist irritierend. Lehrer ist ein ganz normaler Beruf. Im öffentlichen Dienst ist es an allen anderen Stellen normal, dass die Arbeitszeit erfasst wird und nach Möglichkeit ein Ausgleich stattfindet. Im "schlimmsten" Fall findet vielleicht wieder eine Konzentration auf das Kerngeschäft statt. Vor allem macht es Ansprüche von Lehrkräften durchsetzbar.

    Ich finds zum Teil verständlich: Durch Effizienz kürzer als 40h pro Woche zu arbeiten ist die einzige Chance, aktiv den eigenen Stundenlohn zu erhöhen. Es gibt keine Provisionen, keine Karrieremöglichkeiten und keine leistungsbezogenen Gehaltsunterschiede. Wenn ich tatsächlich jede Woche die 40 Stunden absitzen müsste, müsst ich oft Däumchendrehen. Für mich ist das auch mit den "Saisonbedingten Schwankungen" nur schwer vereinbar.

  • Literate_Vulcano Ich komme darauf, weil du es so darstellst, als gäbe es nur Unterrichtsvorbereitung und alle anderen Tätigkeiten seien überflüssiger Mumpitz, der dich nichts anginge. Du musst für eine 40h-Woche also recht viel Zeit in die Vorbereitung investieren, damit du mit 30 Tagen Urlaub hinkommst. Außerdem muss dein Kollegium alles andere abfangen.

    Es müsste doch noch eine Mitte geben.

  • Ich finds zum Teil verständlich: Durch Effizienz kürzer als 40h pro Woche zu arbeiten ist die einzige Chance, aktiv den eigenen Stundenlohn zu erhöhen.

    Gerne weiterhin Arbeitszeitbetrug begehen zu wollen ist kein besonders gutes Argument gegen eine Zeiterfassung. ;)

    Zitat

    Wenn ich tatsächlich jede Woche die 40 Stunden absitzen müsste, müsst ich oft Däumchendrehen. Für mich ist das auch mit den "Saisonbedingten Schwankungen" nur schwer vereinbar..

    Dann hast du ja Kapazitäten, dich anderweitig in der Schule einzubringen.

    Die "saisonbedingten Schwankungen" lassen sich durch ein Arbeitszeitkonto gut abbilden.

  • Gerne weiterhin Arbeitszeitbetrug begehen zu wollen ist kein besonders gutes Argument gegen eine Zeiterfassung. ;)

    Dann hast du ja Kapazitäten, dich anderweitig in der Schule einzubringen.

    Die "saisonbedingten Schwankungen" lassen sich durch ein Arbeitszeitkonto gut abbilden.

    Nein. Wenn ich mein Kerngeschäft (Unterricht, ggf. Klassenleitung) effizient abgearbeitet habe, schreibe ich garantiert nicht noch an irgendwelchen "Konzepten" weiter. Dann ist auch mal gut.

  • Nein. Wenn ich mein Kerngeschäft (Unterricht, ggf. Klassenleitung) effizient abgearbeitet habe, schreibe ich garantiert nicht noch an irgendwelchen "Konzepten" weiter. Dann ist auch mal gut.

    Gut ist nach Erfüllung der Arbeitszeit, nicht mehr und nicht weniger.

  • Seh ich anders. Bei vielen isses weit vor Ablauf der 40 Stunden in der Woche gut, bei anderen nie.

    Wieso muss man eigentlich mit Erwachsenen darüber diskutieren, dass sie ihre Arbeitszeitverpflichtung zu erfüllen haben und, zumindest nicht regelmäßig, nicht mehr arbeiten müssen, als diese? Das ist auch so ein Lehrerding. In keiner anderen Behörde ist das ein Problem, aber Lehrer müssen wieder etwas Besonderes sein.

  • Bolzbold

    Das Stichwort heißt Erfassung. Wie bei meiner Kilometer Abrechnung. Da gibt es keine Pauschale sondern ich erfasse Fahrt für Fahrt. Und so ist es auch bei der Arbeitszeiterfassung. Ich muss konkret nachweisen können, wieviel Stunden und Minuten ich am Tag x gearbeitet habe. Alles andere ist Wunschdenken der Kultusminister. Das klappt in allen anderen Berufen und langfristig wird auch unser Berufsstand sich daran gewöhnen müssen. Meine Tochter z.B. hat von ihrem Arbeitgeber ein Diensthandy. Wenn Sie zu Hause ist und anfängt zu arbeiten liegt sie sich mit einem Knopfdruck ein und auch wieder aus. Und dann muss man eben Arbeitszeitkonten einrichten und wenn sich da die Stunden anhäufen und ich auf einmal ein Jahr zu Hause bleiben könnte, dann ist das so. Entweder geht man mit dem gesamten Paket früher in Rente, finanziert damit sich eine Auszeit (Sabbatjahr) und in Zweifel wird der Krempel ausbezahlt.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Wieso muss man eigentlich mit Erwachsenen darüber diskutieren, dass sie ihre Arbeitszeitverpflichtung zu erfüllen haben und, zumindest nicht regelmäßig, nicht mehr arbeiten müssen, als diese? Das ist auch so ein Lehrerding. In keiner anderen Behörde ist das ein Problem, aber Lehrer müssen wieder etwas Besonderes sein.

    In jedem anderen Beruf ist das genau so, es gibt wahnsinnig große unterschiede in der Produktivität, und dass jemand 40 Stunden die Woche nach Zeiterfassung absitzt heißt bei weitem auch nicht, dass jemand 40 Stunden pro Woche arbeitet.

  • Bolzbold

    Das Stichwort heißt Erfassung. Wie bei meiner Kilometer Abrechnung. Da gibt es keine Pauschale sondern ich erfasse Fahrt für Fahrt. Und so ist es auch bei der Arbeitszeiterfassung. Ich muss konkret nachweisen können, wieviel Stunden und Minuten ich am Tag x gearbeitet habe. Alles andere ist Wunschdenken der Kultusminister. Das klappt in allen anderen Berufen und langfristig wird auch unser Berufsstand sich daran gewöhnen müssen. Meine Tochter z.B. hat von ihrem Arbeitgeber ein Diensthandy. Wenn Sie zu Hause ist und anfängt zu arbeiten liegt sie sich mit einem Knopfdruck ein und auch wieder aus. Und dann muss man eben Arbeitszeitkonten einrichten und wenn sich da die Stunden anhäufen und ich auf einmal ein Jahr zu Hause bleiben könnte, dann ist das so. Entweder geht man mit dem gesamten Paket früher in Rente, finanziert damit sich eine Auszeit (Sabbatjahr) und in Zweifel wird der Krempel ausbezahlt.

    Ich weiß, wie das funktioniert und habe das in der Behörde selbst erfahren - mit allen Vor- und Nachteilen, die das hat. Dort ist es aber so, dass man in der Regel mit seinen 42 Stunden pro Woche gut auskommt und eventuelle Überstunden über das Gleitzeitkonto abfeiern kann. Das tun wir mittelbar auch, indem wir in den Schulferien abfeiern.

    Die einzigen Mitarbeitenden, die dort so viele Überstunden angehäuft hatten, dass sie unter die Kappungsgrenze fielen, waren oberhalb der B2-Besoldung...

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • In jedem anderen Beruf ist das genau so, es gibt wahnsinnig große unterschiede in der Produktivität, und dass jemand 40 Stunden die Woche nach Zeiterfassung absitzt heißt bei weitem auch nicht, dass jemand 40 Stunden pro Woche arbeitet.

    Oder wie effizient oder wie gut er/sie arbeitet. Aber wie ich oben schon schrieb - das hatten wir doch alles bereits in einem anderen Thread.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • In jedem anderen Beruf ist das genau so, es gibt wahnsinnig große unterschiede in der Produktivität, und dass jemand 40 Stunden die Woche nach Zeiterfassung absitzt heißt bei weitem auch nicht, dass jemand 40 Stunden pro Woche arbeitet.

    Das stimmt und ich bin auch nicht unbedingt ein Fan davon, dass Arbeit in Zeit und nicht in Leistung gemessen wird. Aber so ist das System im öffentlichen Dienst nun mal. Das kann man doof finden, man muss sich aber trotzdem im Zweifelsfall daran halten. In so fern ist der Wunsch, weiterhin Arbeitszeitbetrug begehen zu wollen und daher eine Zeiterfassung abzulehnen, keine gute Begründung. Dass der Arbeitszeitbetrug ja auch mit einer Zeiterfassung einfach weitergehen kann (und wie überall auch wird), ist so offensichtlich, dass mich der Begründungsversuch doppelt irritiert.

  • Oder wie effizient oder wie gut er/sie arbeitet. Aber wie ich oben schon schrieb - das hatten wir doch alles bereits in einem anderen Thread.

    Es steht aber durchaus in Zusammenhang zu deiner Frage, denn bei den "verlorenen Schafen" wäre eigentlich tatsächlich zu klären, ob sie wirklich zu wenig arbeiten und das entscheidende Kriterium dafür ist nun mal die Arbeitszeit. Es gibt durchaus Lehrkräfte, die keine Zusatzaufgabe freiwillig übernehmen und die auch bei ihren unvermeidbaren Aufgaben eher problematisch sind, weil zB eigentlich jede korrigiert Klausur verspätet zurückgegeben wird, denen ich aber durchaus glaube, dass sie nicht "zu wenig" arbeiten. Sie sind nur sehr ineffizient in dem, was sie tun und oft einfach "auf", so dass sie viele alltägliche Dinge als besondere Belastung empfinden.

  • Was macht man eigentlich mit verlorenen Schafen, die keinerlei Zusatzaufgaben mehr erledigen, weil sie selbst in massiver Teilzeit mit ihrem eigentlichen Unterricht überfordert sind und bereits zu viele Stunden arbeiten?

  • Es steht aber durchaus in Zusammenhang zu deiner Frage, denn bei den "verlorenen Schafen" wäre eigentlich tatsächlich zu klären, ob sie wirklich zu wenig arbeiten und das entscheidende Kriterium dafür ist nun mal die Arbeitszeit. Es gibt durchaus Lehrkräfte, die keine Zusatzaufgabe freiwillig übernehmen und die auch bei ihren unvermeidbaren Aufgaben eher problematisch sind, weil zB eigentlich jede korrigiert Klausur verspätet zurückgegeben wird, denen ich aber durchaus glaube, dass sie nicht "zu wenig" arbeiten. Sie sind nur sehr ineffizient in dem, was sie tun und oft einfach "auf", so dass sie viele alltägliche Dinge als besondere Belastung empfinden.

    Oh ja, das hatten wir neulich erst an meiner Schule...
    ... aber diese KollegInnen sind dann auch eine Belastung für ihr Kollegium. Da muss man dann auch irgendwie ran.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Was macht man eigentlich mit verlorenen Schafen, die keinerlei Zusatzaufgaben mehr erledigen, weil sie selbst in massiver Teilzeit mit ihrem eigentlichen Unterricht überfordert sind und bereits zu viele Stunden arbeiten?

    Die würde ich gar nicht mal als "verloren" bezeichnen. Solche Konstellationen haben wir natürlich auch - da muss man dann ggf. schauen, wie man den KollegInnen dabei helfen kann, dass sie weniger überfordert sind.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Die würde ich gar nicht mal als "verloren" bezeichnen. Solche Konstellationen haben wir natürlich auch - da muss man dann ggf. schauen, wie man den KollegInnen dabei helfen kann, dass sie weniger überfordert sind.

    Ich frage mich halt, inwiefern da noch Veränderung erreichbar ist, wenn teilweise Jahrzehnte verschlafen wurde zu erlernen, wie der Job im Alltag zu funktionieren hat. Dazu gehört an einer Einzelklausur (nicht Klausursatz, Einzelklausur) sechs Stunden rumzuwerkeln und es dann 5 zu nennen oder für jede Lerngruppe den Anfangsunterricht der Fremdsprache neu zu planen.

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