Schüler immer schlechter?

  • Freiheitseingriffe, damit deine Arbeit nicht mehr so anstrengend ist? Finde ich einen fatalen Ansatz.

    Schulpflicht ist auch ein Freiheitseingriff. Also was gegen Vorschulpflicht spricht, erschließt sich mir jetzt so gar nicht.

    Allerdings gibt es das woanders und die SuS schneiden trotzdem nicht besser ab. Also ob das wirklich was bringt, weiß ich nicht.

  • Schulpflicht ist auch ein Freiheitseingriff. Also was gegen Vorschulpflicht spricht, erschließt sich mir jetzt so gar nicht.

    Gegen eine Schulpflicht ist er auch. :D

    Ein Grundrechtseingriff ist allerdings wirklich keine Begründung für einen anderen/weiterreichenden Grundrechtseingriff.

  • Schulpflicht ist auch ein Freiheitseingriff. Also was gegen Vorschulpflicht spricht, erschließt sich mir jetzt so gar nicht.

    Ich bin auch gegen die Schulpflicht. Eine generelle Vorschulpflicht lehne ich also ab, eine gezielte Vorschulpflicht aber nicht (genauso wie ich im Falle der Abschaffung der Schulpflicht auch einzelne Inpflichtnahmen nicht ablehnen würde, wenn sonst Bildungsziele nicht erreicht werden).

  • Ich bin auch gegen die Schulpflicht. Eine generelle Vorschulpflicht lehne ich also ab, eine gezielte Vorschulpflicht aber nicht (genauso wie ich im Falle der Abschaffung der Schulpflicht auch einzelne Inpflichtnahmen nicht ablehnen würde, wenn sonst Bildungsziele nicht erreicht werden).

    Echt? Also in Österreich geht das ja wohl. Ich finde es ganz furchtbar und bin froh, dass meine SuS jeden Tag kommen müssen und wenigstens die Schule mitbekommt, wenn sie misshandelt oder vernachlässigt werden.

    Ich bin auch froh, dass meine Kinder in der Schule mit fremden Lehrkräften in Kontakt kommen, auch wenn ich oft genug über unprofessionelle oder gar üble Kreaturen in anderen Kollegien geschimpft und teilweise gekämpft habe. Wir haben wirklich üble Einzelfälle aushalten müssen, lange Geschichte.

    Im Großen und Ganzen bin ich aber heilfroh, dass meine Kinder nicht nur mein Gesülze ertragen müssen, mein Einfluss als Elter ist groß genug.

  • Echt? Also in Österreich geht das ja wohl. Ich finde es ganz furchtbar und froh, dass meine SuS jeden Tag kommen müssen und wenigstens die Schule mitbekommt, wenn sie misshandelt oder vernachlässigt werden.

    Das ist ein valider Kritikpunkt über den ich auch oft nachdenke. Deswegen kann eine Bildungspflicht auch nur funktionieren, wenn man Maßnahmen trifft um den Bildungserwerb zu erfassen und im Falle von Versagen gegensteuern kann. Das gleiche gilt auch für Misshandlungen und Vernachlässigungen.

    Und wir sollten nicht so tun, als würde die Schulpflicht, wie wir sie praktizieren, nicht auch ihre Nachteile haben.

  • Echt? Also in Österreich geht das ja wohl. Ich finde es ganz furchtbar und bin froh, dass meine SuS jeden Tag kommen müssen und wenigstens die Schule mitbekommt, wenn sie misshandelt oder vernachlässigt werden.

    Ich bin auch froh, dass meine Kinder in der Schule mit fremden Lehrkräften in Kontakt kommen, auch wenn ich oft genug über unprofessionelle oder gar üble Kreaturen in anderen Kollegien geschimpft und teilweise gekämpft habe. Wir haben wirklich üble Einzelfälle aushalten müssen, lange Geschichte.

    Im Großen und Ganzen bin ich aber heilfroh, dass meine Kinder nicht nur mein Gesülze ertragen müssen, mein Einfluss als Elter ist groß genug.

    Jetzt mal ganz böse gesagt: Es ist aber nicht meine Kernaufgabe, Schlupfort für Misshandelte oder Vernachlässigte zu sein. Eben diese können mein Bildungsangebot wahrnehmen, aber irgendwo hört meine Pflicht auch auf. Selbst wenn sich ein betroffener Fall bei mir meldet, nehme ich das zur Kenntnis und leite das an die dafür ausgebildeten Stellen weiter..

  • ...

    Und wir sollten nicht so tun, als würde die Schulpflicht, wie wir sie praktizieren, nicht auch ihre Nachteile haben.

    Was stört dich denn grundsätzlich daran? Ich halte die Schulpflicht für eine wichtige Errungenschaft. Findest du deinen eigenen Output als Lehrkraft so egal, dass du deine Arbeit für beliebig austauschbar hältst? Also als Person vielleicht aber als Aufgabe? Deine SuS sollen doch professionellen Philosophieunterricht insbesondere im Austausch mit anderen genießen dürfen.

  • Ich finde Quittengelees Einwand gut und wichtig. Sagen wir mal so: Es muss nicht zwingend eine Lehrkraft sein, aber es sollte eine Person sein, bei der es keine familiären oder politisch-religiös-weltanschaulichen Verbindungen (Stichwort Befangenheit) gibt. Es gibt wenige Erwachsene, auf die das zutrifft und die regelmäßig (beruflich) mit Kindern Kontakt haben mit denen sie nicht verwandt sind. Eine Lehrkraft liegt da nahe, aber es könnte rein von der Theorie her auch ein Arzt oder ein Sozialarbeiter sein.

  • Jetzt mal ganz böse gesagt: Es ist aber nicht meine Kernaufgabe, Schlupfort für Misshandelte oder Vernachlässigte zu sein. Eben diese können mein Bildungsangebot wahrnehmen, aber irgendwo hört meine Pflicht auch auf. Selbst wenn sich ein betroffener Fall bei mir meldet, nehme ich das zur Kenntnis und leite das an die dafür ausgebildeten Stellen weiter..

    ...was bei "Bildungspflicht" entfiele.

    Und du hast ja nicht nur einen Bildungs- sondern auch einen Erziehungsauftrag. Also selbst wenn ich in Meißen, St. Afra unterrichte, interessiert mich doch mehr an der Arbeit mit Jugendlichen als mein studiertes Fach?

  • Was stört dich denn grundsätzlich daran? Ich halte die Schulpflicht für eine wichtige Errungenschaft. Findest du deinen eigenen Output als Lehrkraft so egal, dass du deine Arbeit für beliebig austauschbar hältst? Also als Person vielleicht aber als Aufgabe? Deine SuS sollen doch professionellen Philosophieunterricht insbesondere im Austausch mit anderen genießen dürfen.

    Noch mal: ich will keine Schulen abschaffen. Ich will auch nicht die Schule als die Regeloption zur Erfüllung einer Bildungspflicht abschaffen. Ich will aber, dass es auch alternative Möglichkeiten gibt und dass diese niedrigschwellig zu erhalten sind.

    Schule und Schulunterricht funktioniert für viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Aber nicht für alle und für die, für die es nicht klappt, ist das ein riesiges Problem, denn diesen wird ihr Recht auf Bildung verweigert, weil wir als Gesellschaft den Schulbesuch wichtiger finden als den Erhalt von Bildung, jedenfalls in den Fällen, wo beides nicht deckungsgleich ist. Das halte ich für falsch.

    Ich will sicherlich nicht meinen Beruf abschaffen. Eigenlob stinkt, aber ich bin mir sicher dass wir alle hier jeden Tag wichtige Arbeit leisten. Dazu sind wir ausgebildet. Aber in den paar Jahren, die ich den Beruf jetzt ausübe, hatte ich schon einige Schüler, bei denen ich mir gedacht habe, dass wir denen mit Schule keinen Gefallen tun.

    Professionellen Philosophieunterricht gibt es bei mir allerdings nicht. Das kann ich nicht.

  • ...was bei "Bildungspflicht" entfiele.

    Und du hast ja nicht nur einen Bildungs- sondern auch einen Erziehungsauftrag. Also selbst wenn ich in Meißen, St. Afra unterrichte, interessiert mich doch mehr an der Arbeit mit Jugendlichen als mein studiertes Fach?

    Definitiv, ich stimme dir zu. Ich bin gegen Schulpflicht, pro Bildungspflicht. Und nein, bei mir ist die Motivation tatsächlich eher die Arbeit mit den studierten Fächern. Ich respektiere es natürlich, wenn es bei dir / bei anderen nicht so ist und das Erzieherische im Mittelpunkt steht.

  • Jetzt mal ganz böse gesagt: Es ist aber nicht meine Kernaufgabe, Schlupfort für Misshandelte oder Vernachlässigte zu sein. Eben diese können mein Bildungsangebot wahrnehmen, aber irgendwo hört meine Pflicht auch auf. Selbst wenn sich ein betroffener Fall bei mir meldet, nehme ich das zur Kenntnis und leite das an die dafür ausgebildeten Stellen weiter..

    Ja, böse,

    und es ist deine Pflicht, dich zu kümmern, siehe KKG §4:

    Werden (...) Lehrerinnen und Lehrer in Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit gewichtige Anhaltspunkte für die Gefährdung des Wohls eines Kindes oder eines Jugendlichen bekannt, so sollen sie mit dem Kind oder Jugendlichen und den Erziehungsberechtigten die Situation erörtern und, soweit erforderlich, bei den Erziehungsberechtigten auf die Inanspruchnahme von Hilfen hinwirken, soweit hierdurch der wirksame Schutz des Kindes oder des Jugendlichen nicht in Frage gestellt wird.

    Die Basisschulung zum Kinderschutz wird dich schon noch erreichen.

  • Ja, böse,

    und es ist deine Pflicht, dich zu kümmern, siehe KKG §4:

    Werden (...) Lehrerinnen und Lehrer in Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit gewichtige Anhaltspunkte für die Gefährdung des Wohls eines Kindes oder eines Jugendlichen bekannt, so sollen sie mit dem Kind oder Jugendlichen und den Erziehungsberechtigten die Situation erörtern und, soweit erforderlich, bei den Erziehungsberechtigten auf die Inanspruchnahme von Hilfen hinwirken, soweit hierdurch der wirksame Schutz des Kindes oder des Jugendlichen nicht in Frage gestellt wird.

    Die Basisschulung zum Kinderschutz wird dich schon noch erreichen.

    Nichts anderes habe ich geschrieben: Ich erörtere mit Kind / Jugendlichem und Erziehungsberechtigten die Situation und wirke auf Inanspruchnahme von Hilfe hin. Da ich und viele andere Kollegen keine Ahnung haben und wir dafür nicht ausgebildet worden sind, übernimmt ab diesem Punkt der Sozialarbeiter, der wirklich herausragende Arbeit leistet.

    Währenddessen kann ich mich dann wieder auf meinen Bildungsauftrag konzentrieren.

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    Schule und Schulunterricht funktioniert für viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Aber nicht für alle und für die, für die es nicht klappt, ist das ein riesiges Problem, denn diesen wird ihr Recht auf Bildung verweigert, weil wir als Gesellschaft den Schulbesuch wichtiger finden als den Erhalt von Bildung, jedenfalls in den Fällen, wo beides nicht deckungsgleich ist. Das halte ich für falsch.

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    Das sollte SGB VIII regeln

  • Es gibt Homeschooling für Schulverweigerer via online-Schule und es gibt Schulverweigererprojekte mit hohem Anteil praktischer Arbeit. Man könnte solche Angebote ausbauen, insbesondere für Jugendliche im Alter von 12-15.

    Und es wäre generell mehr praktisches Arbeiten in kleineren Gruppen für viele Jugendliche ein Gewinn auch am Gymnasium. Die Schulpflicht abzuschaffen halte ich trotzdem für keine gute Idee.

  • Kinder mit Sprachdefiziten (SES) oder Kinder mit mangelnden Deutschkenntnissen?

    Ich hatte an Deutschkenntnisse gedacht, meine damit aber natürlich nicht nur Migranten, sondern auch muttersprachliche Kinder mit Defiziten.

    Die andere Gruppe sollte aber natürlich auch frühzeitig "entdeckt" und gefördert werden.

  • Man hat in der Pandemie gesehen, dass einige (und gar nicht wenige!) Jugendliche sich im Homeschooling extrem gut entwickelt und angegeben haben, dort schneller und besser zu lernen. Wieso man diese Leute zwanghaft in Schulen zwingt, erschließt sich mir auch nicht - Bildungspflicht ja, gerne auch mit regelmäßigen zentralen Prüfungen, aber Präsenzschulpflicht finde ich ebenfalls nicht sehr sinnvoll.

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