Wie kann ich selbstbewusster unterrichten?

  • Ich würde mal zu bedenken geben wollen, dass das "leise Reden" nicht unbedingt ein Problem ist. Da muss ich immer an die 1,50 Mathelehrerin in höherem Alter denken, mit sehr leiser Stimme, die trotzdem Angst und Schrecken verbreitet hat (Was jetzt nicht heißen soll, dass du ein Klima der Angst aufbauen solltest).

    Aber solche Banalitäten wie Lautstärke der Stimme, Körperbau, Größe etc., das macht vielleicht für 10 Minuten, vielleicht auch mal für 1 oder 2 Unterrichtsstunden einen Unterschied. Danach kommt es auf die Selbstsicherheit an. Und die kann man glücklicherweise erlernen, das passiert auch.

  • Viele gute Tipps, ich möchte gerne nochmal Akzentuieren:

    * Dass leise Stimme an sich nicht unbedingt ein Problem sein muss, wurde mehrfach gesagt; auch wie man sich die Fähigkeit zum laut Sprechen aneigenen kann.
    * Theaterspielen ist unbedingt ein guter Ansatz, aber kein Allheilmittel. Aber es hilft, seine Präsenz zu erhöhen und den Unterrichtsraum auch räumlich zu bespielen, statt sich unbewusst hinter dem Pult zu verstecken. Man kann sich dabei den gesamten Unterrichtsraum durchaus als Bühne vorstellen. Übrigens kommt es bei mir im Deutschunterricht gelegentlich (!) durchaus vor, dass ich Texte (Gedichte; Monologe) selbst vorlese und dann regelrecht deklamiere als wäre ich auf einer Bühne. Das wird immer ein wenig belächelt (- man sollte also auch keine Scheu haben, sich manchmal zum Idioten zu machen), kommt aber immer gut an.

    Ganz grundsätzlich darf man nie unterschätzen, wie viel Unterschied die eigene Kompetenz macht: Die Fachkomeptenz, die dir die Sicherheit gibt, als Fachmann und Experte vorne zu stehen, auf Rückfragen reagieren zu können und bei Nichtwissen nicht das Gesicht zu verlieren, weil die eigene Fachkompetenz nicht grundsätzlich in Frage steht. Aber auch die Handlungskompetenz (rechtlich und pädagogisch: Was darf ich eigentlich machen, was ist sinnvoll, was hat sich bewährt. Natürlich hast du beides als Studentin nicht, das ist völlig normal und sollte dir keine Sorgen machen. So gesehen ist der Anspruch, den du an dich selbst legst, etwas überzogen.


    Ab wann kann man davon ausgehen, dass man als gestandene Lehrkraft gelten könnte?

    Bzgl. gelten "als gestandene Lehrkraft": das hängt ja nicht von Dir ab, sondern wie SuS und Kolleginnen / Kollegen Dich sehen.

    Ich würde da leicht widersprechen. Ja, die Sichtweise der anderen kann man nur bedingt beeinflussen, aber viel hängt schon vom Auftreten in Verbindung mit Kompetenz ab. Wir haben vor drei Jahren einen Kollegen in den Ruhestand verabschiedet, der bis zum Schluss weder von Schülern noch von Lehrern richtig ernst genommen wurde, weil es genau in beiden Bereichen Probleme gab.

  • 5 oder 10 Jahre lässt ja hoffen.

    Macht sicher auch vielen Refis Mut, die ab und an an sich zweifeln.

    Es dauert eben bis man sich grundsätzlich sicher bewegen kann. Die Gruppe merkt sehr schnell, wenn irgendwo noch Unsicherheiten bestehen. Wichtig ist auch, dass man dafür offen sein muss Fehler zu machen bzw. etwas mal nicht zu wissen. Mir geht das persönlich gar nicht mehr Nahe, wenn ich was falsch gemacht habe oder etwas nicht weiß. Eher im Gegenteil, finde ich es gut, wenn meine Fehler gefunden werden :)

    Natürlich dürfen Fehler nicht ständig passieren, geschenkt.

    Gesangsunterricht hat denselben Effekt und macht zudem Spaß...

    Mir würde beides keinen Spaß machen und hatte auch nicht das Bedürfnis nach irgendeiner Stimmbildenden Maßnahme. Ich rede schon immer relativ leise, weil ich laut anstrengend finde. Ich muss nur etwas aufpassen, dass es nicht zu leise ist, weil meine Stimme auch ziemlich tief ist.

    Ich gestalte den Unterricht eben so, dass es dazu passt. Ich rede nie gegen die Lerngruppe, sondern mit ihr.

    Ob das an einer anderen Schulform auch funktionieren würde, weiß ich nicht. Aber auch in den Übergangsbildungsgängen hat das gut funktioniert.

  • Ich hab jetzt mal quergelesen - wenn deine Kurse voll sind, kannst du auch zur Logopädie gehen. Die machen auch oft Lehrertraining, gerade, was Sprechen und Haltung angeht. Sehr effektiv. Ich habe es selbst nicht gemacht, da ich das im Studium hatte, weiß aber von Kolleginnen und Kollegen, dass ihnen das sehr geholfen hat.

    Was übrigens tatsächlich auch hilft und was ich in meinen Theater-Übungen im Studium mitgenommen habe, ist der SPIEGEL. Nicht die Zeitung. Wie fühlt sich Lächeln an? Wie lache ich? Wie schaue ich? Wie kann ich meinen Blick intensivieren und meine Haltung präsenter machen? Ausdrücke üben etc. Seit ich diese Übungen gemacht habe, gibt es kein Foto mehr, auf dem ich blöd gucke, es sei denn, jemand hat mich beim Essen oder Blödsinnerzählen aufgenommen. Die Kamera kommt und ich weiß genau, wie mein Gesicht wann wie aussieht. Hilft enorm.

    Für mehr Sicherheit im Unterricht habe ich mich akribisch vorbereitet. Jede Sekunde war verplant, meist etwas zu viel, falls es schneller geht als ich es eingeschätzt habe, dann hatte ich immer schon den Start für die nächste Stunde. Mittlerweile mache ich viel im Kopf, einfach weil die Erfahrung viel lehrt und habe mehr Mut für Spontanität. Früher habe ich mir genaue Notizen gemacht und sie teilweise daheim auch einfach mal durchgesprochen. Klar, auch früher gab es dann schon Exkurse und Spontanes, bei denen ich dann sehr aufgeregt war, ob sie auch klappen, weil eben nicht vorher durchdacht. Aber ohne das wäre der Unterricht ja auch sehr wenig biegsam.

    Die 5 Jahre kann ich so ungefähr mitgehen, das weiß ich nicht mehr genau, aber ich habe irgendwann gemerkt: "Hey, du bist nicht mehr nervös, manche Dinge denkst du dir durch und ziehst sie dann durch, dein Unterrichten hat auch ohne 485739576076 Zettel Hand und Fuß" usw.


    Das wird! :top:

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Danke nochmal an euch alle! Das hilft mir wirklich sehr und ermutigt mich :)

    Bin eher introvertiert und ich versuche das so gut es geht mir im Unterricht nicht anmerken zu lassen :D Außerdem hatte ich das an mir selber beobachtet und ich wurde darauf mal hingewiesen (war damals im Einführungspraktikum).

  • Es dauert eben bis man sich grundsätzlich sicher bewegen kann. Die Gruppe merkt sehr schnell, wenn irgendwo noch Unsicherheiten bestehen. Wichtig ist auch, dass man dafür offen sein muss Fehler zu machen bzw. etwas mal nicht zu wissen. Mir geht das persönlich gar nicht mehr Nahe, wenn ich was falsch gemacht habe oder etwas nicht weiß. Eher im Gegenteil, finde ich es gut, wenn meine Fehler gefunden werden :)

    Natürlich dürfen Fehler nicht ständig passieren, geschenkt.

    Mir würde beides keinen Spaß machen und hatte auch nicht das Bedürfnis nach irgendeiner Stimmbildenden Maßnahme. Ich rede schon immer relativ leise, weil ich laut anstrengend finde. Ich muss nur etwas aufpassen, dass es nicht zu leise ist, weil meine Stimme auch ziemlich tief ist.

    Ich gestalte den Unterricht eben so, dass es dazu passt. Ich rede nie gegen die Lerngruppe, sondern mit ihr.

    Ob das an einer anderen Schulform auch funktionieren würde, weiß ich nicht. Aber auch in den Übergangsbildungsgängen hat das gut funktioniert.

    Naja zum einen geht es darum, dass die TE sich unsicher fühlt, jede Form von Sicherheit ändert etwas an ihrem Gefühl, dazu können auch Atemtechniken und eine sichere stimme gehören. Es geht ja um ihr Gefühl, nicht um deins.

    Zum zweiten hatten alle Lehramtsstudent*innen Stimmbildung, weil die Stimme ein wichtiges Werkzeug ist in unserem Beruf und wenn man zu laut/zu hoch etc. spricht, macht man sich die Stimme dauerhaft kaputt.

  • Naja zum einen geht es darum, dass die TE sich unsicher fühlt, jede Form von Sicherheit ändert etwas an ihrem Gefühl, dazu können auch Atemtechniken und eine sichere stimme gehören. Es geht ja um ihr Gefühl, nicht um deins.

    Woher weißt du, dass es ihr dabei hilft?

    Zum zweiten hatten alle Lehramtsstudent*innen Stimmbildung, weil die Stimme ein wichtiges Werkzeug ist in unserem Beruf und wenn man zu laut/zu hoch etc. spricht, macht man sich die Stimme dauerhaft kaputt.

    Mag ja sein.

    Wird sowas im Nachhinein denn von der Versicherung oder sonst wem bezahlt?

  • Am Anfang ist man oft unsicher und ich stimme den Vorschreibern bei den Tipps und Einschätzungen zu. Auch bei mir war es ein längerer Prozess. Stoffsicherheit ist schon einmal ein Pluspunkt und auch die eigene Motivation an dem, was man gerade tut, vor allem, wenn einem das selbst Spaß macht. Wenn man verinnerlicht hat, dass man der bzw. diejenige ist, der Sachen steuert und die Fäden in der Hand hält, dann hilft das auch.

    Ergänzend: Es gibt auch Fortbildungen über selbstsicheres Auftreten. Unser Lehrerverband hat einmal einen ganzen Thementag dem Thema "Respekt in der Schule" gewidmet. Das gab es z.B. einen Vortrag über "Erfolgreiche Sprache im Unterricht", Workshops über die gute Körpersprache, Workshops zu Lehrer- Schülerbeziehungen usw. Wie man sieht, hat man sich da schon von anderer Seite her Gedanken gemacht und da gibt es sicher auch Literatur dazu.

    Ich war z.B. in dem Workshop Körpersprache und die Bewusstmachung von einigen Sachen fand ich auch als Nichtanfänger interessant.

  • Mir persönlich hat es immer geholfen (und hilft auch immer noch), einfach gut vorbereitet zu sein und einen Plan zu haben. (Was wiederum nicht heißt, dass du nicht auch mal eine spezifische Frage nicht beantworten kannst und die Info in der nächsten Stunde nachlieferst!).

    Zum Thema "konsequent" sein: Du hast geschrieben, du möchtest konsequenter sein - in welcher Hinsicht? Bei Unterrichtsstörungen, nicht erledigte Hausaufgaben, Arbeitsmoral oder wobei genau? Überlege dir, inwieweit du konsequenter sein möchtest, was ist dein Ziel (Beispiel: möglichst ruhige Arbeitsatmosphäre) und wie du das erreichen kannst (Maßnahmen). Teile das der Klasse mit (klare Ansagen/Regeln) und dann ziehe es auch durch. Es fällt vor allem anfangs manchmal schwer, aber eine Regel / Maßnahme ohne Konsequenz bringt halt nichts. Natürlich muss man auch hier verschiedene Dinge ausprobieren und gucken, was gut funktioniert (kann auch von Klasse zu Klasse unterschiedlich sein) und man darf das auch ändern und der Klasse mitteilen: So und so hat das nicht gut funktioniert, ab jetzt läuft es so: ... (natürlich nicht jede 2. Woche, ist klar).

  • Ich war z.B. in dem Workshop Körpersprache und die Bewusstmachung von einigen Sachen fand ich auch als Nichtanfänger interessant.

    Ich hatte ja eine Fortbildung bei einem Schauspieler, der uns "Fehler" vorspielte.

    Ich habe z. B. gelernt Handbewegungen beider Hände nicht symmetrisch auszuführen. Ich achte seitdem darauf und wundere mich selbst immer wieder, welche Wirkung das auf andere hinterlässt.

    Einfacher Tipp, große Wirkung.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Was? Die kaputte Stimme? Keine Ahnung, vielleicht zählt es als Berufskrankheit.

    Ich verstehe nicht, worauf du hinaus willst. Du hast kein Problem mit deiner Stimme und deswegen soll niemand anderes sich um seine kümmern? :/

    Ich meine die Maßnahmen, die hier beschrieben wurden.

    Das habe ich nicht gesagt, ich habe doch bloß von mir berichtet.

  • Zum Thema "konsequent" sein: Du hast geschrieben, du möchtest konsequenter sein - in welcher Hinsicht?

    Bei Unterrichtsstörungen. Da habe ich noch Schwierigkeiten. Das ist bei einer Klasse gerade der Fall.

    Z.B. dauert es bis ich die Klasse ruhiger bekomme, weil es da 2-3 SuS gibt, die kaum motiviert sind und das Fach (Englisch) für unnötig halten. Dann stören sie den Unterricht und es wird sehr laut….

    Ich wurde von Kolleg*innen bereits darauf hingewiesen, dass diese sehr schwierig sind. Trotzdem bin ich da noch etwas überfordert, weil ich sowas noch nicht hatte. Bei den anderen Klassen habe ich das nicht.

  • Zum zweiten hatten alle Lehramtsstudent*innen Stimmbildung, weil die Stimme ein wichtiges Werkzeug ist in unserem Beruf und wenn man zu laut/zu hoch etc. spricht, macht man sich die Stimme dauerhaft kaputt.

    Wo ist das so?

    Bei uns gab es im Studium kein Modul zur Stimmbildung, klingt aber sehr sinnvoll!

  • Wo ist das so?

    Bei uns gab es im Studium kein Modul zur Stimmbildung, klingt aber sehr sinnvoll!

    Wir hatten ein Semester lang Stimmbildung und andere schrieben, dass sie das im Ref gemacht haben.

    Ich wollte aber bloß auf Gesangsunterricht hinweisen, der auch prima Stimmbildung ist.

    ...

    Z.B. dauert es bis ich die Klasse ruhiger bekomme, weil es da 2-3 SuS gibt, die kaum motiviert sind und das Fach (Englisch) für unnötig halten. Dann stören sie den Unterricht und es wird sehr laut…

    Arbeite ggf. mit visuellen Mitteln, die deinen Sprechanteil verringern. Das könnten im einfachsten Fall Namen an der Tafel und Striche zur Verwarnung sein, Konsequenz wäre z.B. Nachsitzen (pädagogische Formulierung "verpasste Zeit nachholen"). Dafür müsstest du dann eine Stunde am Nachmittag opfern. Eltern vorher informieren, also planen und dann in die Tat umsetzen. Wichtig ist, dass du weißt, was du willst und was du tun wirst und das transparent machst.

    Begründungen und Gedanken zu möglicher Motivation, gefühlter Wichtigkeit des Faches usw. würde ich übrigens zu den Faktoren zählen, die dich unsicher wirken lassen. Die Diskussionen darüber würde ich in jedem Falle unterlassen. Es ist für den Moment des Unterrichts völlig unerheblich, wie wichtig dein Fach tatsächlich oder gefühlt für den Einzelnen ist, weil daran in diesem Moment nichts geändert werden kann. Selbst wenn du nur darüber nachdenkst, zögerst du.

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