Musiktheorie in Schulklassen- Sinnvoll?

  • Die ganzen Obertöne sind anders. Daher der unterschiedliche Klang.

    Ja, aber das Klavier wird temperiert gestimmt. Die Geigen spielen in der Regel in der reinen Stimmung, wenn sie nicht mit einem temperiert gestimmten Instrument zusammenspielen.

    Aber das ist zum Beispiel Spezialwissen, was Schüler meiner Meinung nach nicht unbedingt lernen müssen, auch wenn ich das damals in der Schule noch hatte.

    Meine Schüler dürfen beim Stimmen der Gitarre zuschauen und da nehme ich manchmal extra die Stimmgabel... Also, die wissen deshalb, dass ich erst mal das a auf der G-Seite suche und alle Seiten danach stimme. Oft nehme ich aber das Stimmgerät...

  • Meine Klasse (8. Klasse/Mittelschule im Sozalen Brennpunkt) hat irgendwie Interesse an Musiktheorie entwickelt. Die Musiklehrerin wollte sie eigentlich nicht machen. Jetzt schon und sie dürfen die Theorie an Instrumenten in die Praxis umsetzen (versuchen 😉😂). Im nächsten Halbjahr werden wir ein Projekt mit der Wiener Oper haben.

  • Meine Klasse (8. Klasse/Mittelschule im Sozalen Brennpunkt) hat irgendwie Interesse an Musiktheorie entwickelt. Die Musiklehrerin wollte sie eigentlich nicht machen. Jetzt schon und sie dürfen die Theorie an Instrumenten in die Praxis umsetzen (versuchen 😉😂). Im nächsten Halbjahr werden wir ein Projekt mit der Wiener Oper haben.

    Wow! Wenn du zu gegebener Zeit daran denkst, würde mich sehr interessieren, was daraus geworden ist.

    In dem Zusammenhang: es gibt einen Dokumentarfilm über die Aufführung des Sacre du Printemps mit einer ganzen Schule. "Rhythm ist it", ich weiß allerdings nicht, ob er im Netz noch zu finden ist... Sehr bewegend!

    https://foyer.de/mediathek/rhythm-is-it/

  • Klugscheißermodus an...

    Und je nach Instrument, mit dem die Note gespielt wird, bekomme ich einen anderen Klang (und keinen eindeutigen Ton).


    Der eindeutige Ton wird durch die Grundwelle bzw. Grundfrequenz bestimmt, der Klang durch die Kombination mit den Oberwellen.
    Z.B. der Kammerton a ist mit 440Hz festgelegt. Trotzden hört er sich anders an, wenn er durch eine Orgel oder eine Trompete gespielt wird. Dieser Unterschied wird durch die Oberwellen bestimmt. Die sind spezifisch abhängig vom Instrument und manchmal auch vom Musiker.

    ...Klugscheißermodus aus.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • In der Grundschule werden Notenwerte, Pausen und teilweise Notennamen gelernt, aber immer im praktischen Bezug. Es ist eigentlich auch viel besser, wenn du - wie auch beim Lesen Buchstaben - etwas Geschriebenes in der Hand hast um es umsetzen zu können. Die Notenschrift ist Hilfe um Musik machen zu können, wenn man nicht den umgekehrten Weg nach Gehör verfolgt. Gerade die Notenlehre ist nicht zum Selbstzweck da, sondern als Hilfe zum Musikmachen. Dasselbe gilt für Lautstärkezeichen. Es ist sozusagen die Schrift für die Musik, wie die Buchstaben die Schrift fürs Lesen sind. Die Musikschrift hat sich im Laufe der Jahrhunderte so entwickelt, dass sie immer "leserlicher" und eindeutiger wurde.

    Genau das, wir lernen die Sachen, die wir brauchen, also Notenwerte, Notennamen (sonst finden wir nicht die richtigen Boomwhacker z.B.) usw. und das sogar in den Jül-Klassen (1-3) genauso wie wir die Töne auch zum Glockenspiel usw. brauchen und das setzen wir dann um. Das klappt selbst mit den ganz kleinen recht gut, das Heft zu den Notenwerten mache ich in der Regel erst im 2. Halbjahr, wenn auch die Erstklässler schon einige Buchstaben usw. wirklich schreiben können.

  • Wenn ich mir die Musikcurricula anschaue, komme ich zu dem Ergebnis, dass es schon ein schönes Fach ist, in dem man echt viele tolle Sachen machen kann.

    Es ist schade, dass gefühlt fast jeder Mensch von sich sagt, dass er/sie (den Konsumgegenstand) Musik mag, aber das Unterrichtsfach dennoch so ein schlechtes Image hat. Wir sind jeden Tag von Musik umgeben und es macht schon Sinn, wenn mündige Bürger (m/w/d) diese nicht nur konsumieren, sondern auch den Sachgegenstand hinter dem Konsumgut verstehen und einordnen können.

  • Zuerst war die Musik da, dann wurde die Musiktheorie entwickelt. Zwischen den Ursprüngen der Musik und denen der Musiktheorie liegen 40.000 bis 50.000 Jahre, d. h. Musik geht auch ohne Musiktheorie.

    Das gilt sogar für virtuoses Musikmachen: Es gibt semi-professionelle und vielleicht auch einige professionelle Musiker, die keine Noten lesen oder aufschreiben und auch nichts mit den Begriffen der Musiktheorie anfangen können. Die musikalischen Phänomene kennen sie natürlich - zum Beispiel als Gefühl, dass man „wieder angekommen ist“, als Entspannung oder Auflösung … sie würden aber nicht sagen, dass man jetzt über die Dominante wieder bei der Tonika angekommen ist. Sie finden auch passende Töne zu einer Akkordfolge oder passende Akkorde zu einer Melodie, ohne die Tonart oder die Akkorde benennen zu können.

    Warum sollte es in Musik anders sein als in Sport und Kunst: Dort macht man Kunst und macht Sport, man redet aber nicht soviel darüber, wie das häufig in fachfremdem Musikunterricht ist. In der Oberstufe mag das vielleicht anders sein, aber von Klasse 1 bis 10 macht man Sport in der Halle oder auf dem Platz und nicht im Klassenraum. In Kunst wird gemalt, gezeichnet etc. und man lernt nicht (in erster Linie) Künstlerbiographien oder Kunstgeschichte.

    Wir sind jeden Tag von Musik umgeben und es macht schon Sinn, wenn mündige Bürger (m/w/d) diese nicht nur konsumieren, sondern auch den Sachgegenstand hinter dem Konsumgut verstehen und einordnen können.

    Dafür wäre allerdings Musiktheorie nicht das richtige. Musiktheorie ist das Gegenstück zum Wissen über Anatomie und Physiologie des menschlichen Körpers, wie es Ärzte und Therapeuten brauchen. Oder zum Wissen über Elektrizitätslehre, wie es der Elektroingenieur braucht. Sie ist Fachwissen, das man zum Musikmachen, -hören, -genießen oder einordnen können nicht braucht. Für wichtiger halte ich Wissen über Musik in politischer Propaganda oder in der Werbung, aber das ist nicht Musiktheorie.

  • "Über Musik reden" ist auch Teil des Lehrplans. Vor dem Hintergrund ist es schon sinnvoll, ein paar Parameter (i.e. auch Musiktheorie) zur Hand zu haben, damit das Reden über Musik nicht beliebig wird und nur Ausdruck einer spontanen Gemütshaltung ist.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Aus Neugier: Wie nennt man das Fachwissen, "das man zum Musikmachen, -hören, -genießen oder einordnen" braucht?

    Ich wollte sagen, dass man zum Musik hören und Musik genießen keinerlei Wissen braucht und zum Musik machen sehr wenig. Zum Einordnen von Musik braucht man etwas Wissen über musikalische Gattungen, Musikgeschichte etc. Allerdings kein musiktheoretisches Wissen im Sinne von Harmonielehre, verschiedenen Stimmungssystemen, Kirchentonarten etc

  • "Über Musik reden" ist auch Teil des Lehrplans. Vor dem Hintergrund ist es schon sinnvoll, ein paar Parameter (i.e. auch Musiktheorie) zur Hand zu haben, damit das Reden über Musik nicht beliebig wird und nur Ausdruck einer spontanen Gemütshaltung ist.

    Klar, insofern Musiktheorie im Lehrplan steht, muss man sie natürlich auch im Unterricht abbilden.

    Trotzdem bin ich in dem Punkt bei Notenfuchs: Wenn Kinder beziehungsweise Jugendliche selbst nicht musikalisch aktiv sind, dann versucht man ihnen theoretische Inhalte zu vermitteln, zu denen ihnen jeder praktische Bezug fehlt. Das halte ich für wenig erfolgversprechend. Man untersucht ja im Deutschunterricht auch nicht die Grammatik, die Literatur, die sprachlichen Mittel irgendeiner beliebigen Sprache, sondern eben der deutschen Sprache, mit der die Kinder aufgewachsen sind und die sie täglich mehrere Stunden lang aktiv einsetzen. Ich hoffe man versteht, was ich meine.

    Das schließt das Reden über Musik nicht aus, das kann ja auch bei der individuellen Hörerfahrung ansetzen, bei der erlebten Wirkung beim Hören und auch beim Wissen über Musik: Über Instrumente, Musiker:innen, Ensembles, gesellschaftliche Kontexte und und und.

  • Ist nicht jede/r musikalisch irgendwie aktiv? Dazu gehört ja auch unter-der-Dusche-singen, seinen-Lieblingshit-trällern oder einfach mitgrooven.

    Ich bin mit Musik aufgewachsen, kannte das gar nicht anders, fand das normal, hatte den ersten richtigen Klavierunterricht aber erst mit 16. Vorher konnte ich aber Notenlesen, kannte die Akkordfolgen etc. Ein solches Grundlagenwissen geht nicht so einfach verloren und prägt sich in jungen Jahren am besten ein. "Späteinsteiger" plagen sich damit furchtbar.

    Das ist auch eine Frage von Chancengleichheit. Den Schatz an Liedern, die ich von meiner Mutter gelernt habe, trage ich dankbar in mir. Ich wünsche das jedem Kind. Und die Theorie dahinter übrigens auch: Wissen, was passiert, wenn sich in der Musik eine Spannung aufbaut und wieder auflöst. Warum es fröhlich, gruselig oder traurig klingt.

    Warum reden wir ständig von "brauchen"? Wenn ich eins öde finde, dann diese Frage. Kein Mensch weiß so genau, was er in Zukunft braucht oder nicht braucht. Man tötet Kreativität und Neugier, wenn man alles durch die brauche-ich-das-brauchen-die-das-Brille sieht.

  • Warum reden wir ständig von "brauchen"? Wenn ich eins öde finde, dann diese Frage. Kein Mensch weiß so genau, was er in Zukunft braucht oder nicht braucht. Man tötet Kreativität und Neugier, wenn man alles durch die brauche-ich-das-brauchen-die-das-Brille sieht.

    Hier stimme ich dir zu. Ich finde inzwischen sogar richtig unangenehm, wenn Schule verzweckmäßigt wird. Ich kann das noch am ehesten im Zusammenhang mit berufsbildenden Schulen verstehen, aber allgemeinbildende Schulen sollen Kulturtechniken und Allgemeinbildung für alle vermitteln und damit die Basis für lebenslanges Lernen bilden.

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