Sehr geehrte Forumsteilnehmer,
ich bin 32 Jahre alt und habe ca. 6-7 Jahre Berufserfahrung als Softwareentwickler und -architekt. Ich habe ein Bachelorstudium in Physik und ein Masterstudium in Informatik absolviert und würde gerne an einem bayerischen Gymnasium unterrichten. Ich habe bereits eine Zusage für eine Sondermaßnahme in den Fächern Mathematik und Physik bekommen, die nach meinem Verständnis einem Referendariat ähnelt und im Februar 2026 anfangen soll.
Mein Ziel ist es, zu lernen, so zu unterrichten, dass möglichst viele SuS Interesse an den Inhalten entwickeln und in den fachverwandten Disziplinen ausbildungs- und studierfähig werden. Wie genau habt ihr euch auf das Referendariat oder die Sondermaßnahme fachlich und didaktisch vorbereitet? Mich würden dabei insbesondere folgende Punkte interessieren:
- Beim Durchlesen einiger Beiträge zum Thema "Referendariat" stellte ich fest, dass für viele Referendare die Kommunikation mit den Fach- und Seminarleitern eine Herausforderung darstellt. Wie habt ihr gelernt, eure Kommunikation so zu verbessern, dass ihr beim Feedback auch versteht, was man von euch haben will? Wie konntet ihr außerdem eure Unterrichtsvorstellungen und Ideen gegenüber euren Prüfern durchsetzen?
- Wie würdet ihr euch mit eurer heutigen Erfahrung didaktisch auf das Referendariat vorbereiten, wenn ihr zwei Monate Zeit habt? Aktuell habe ich keine didaktischen Vorkenntnisse. Welche Bücher und Ressourcen würdet ihr mir dafür empfehlen? Welche davon haben euer Mindset verändert?
- Leider habe ich festgestellt, dass meine fachliche Vorbereitung im Fach Physik ebenfalls einige Lücken aufweist, da mein Physikstudium schon 10 Jahre zurückliegt. Bis zur Oberstufe kann ich die meisten Aufgaben verstehen und lösen. Im Abitur sind die Aufgaben allerdings schon relativ textlastig und da musste ich schon länger überlegen, wie man die Aufgabe modellieren und auf eine Lösung kommen soll. Wie kann man die fachlichen Lücken am besten schließen?
Danke im Voraus
Vorbereitung auf die Sondermaßnahme als Quereinsteiger
-
-
ie würdet ihr euch mit eurer heutigen Erfahrung didaktisch auf das Referendariat vorbereiten, wenn ihr zwei Monate Zeit habt? Aktuell habe ich keine didaktischen Vorkenntnisse. Welche Bücher und Ressourcen würdet ihr mir dafür empfehlen? Welche davon haben euer Mindset verändert?
ich würde unbedingt versuchen, ein Praktikum an der Schulform deiner Wahl zu machen, bestehend aus Hospitation und eigenen Unterrichtsversuchen. Das hilft vermutlich viel besser, einen Überblick über Alltagspraxis an einer Schule zu bekommen als eine lange Literaturliste.
-
- Beim Durchlesen einiger Beiträge zum Thema "Referendariat" stellte ich fest, dass für viele Referendare die Kommunikation mit den Fach- und Seminarleitern eine Herausforderung darstellt. Wie habt ihr gelernt, eure Kommunikation so zu verbessern, dass ihr beim Feedback auch versteht, was man von euch haben will? Wie konntet ihr außerdem eure Unterrichtsvorstellungen und Ideen gegenüber euren Prüfern durchsetzen?
Vorsichtig nachfragen. Bei weiterem Unverständnis mit Kolleginnen oder Deinem Mentor (der Dir hoffentlich zugeteilt wird) sprechen.
Von dem letzten Punkt würde ich ersteinmal Abstand nehmen. Eigne Dir die Art zu unterrichten an, wie Deine Prüferinnen es sehen wollen und modifiziere die danach nach Deinen Wünschen.
-
ich würde unbedingt versuchen, ein Praktikum an der Schulform deiner Wahl zu machen, bestehend aus Hospitation und eigenen Unterrichtsversuchen. Das hilft vermutlich viel besser, einen Überblick über Alltagspraxis an einer Schule zu bekommen als eine lange Literaturliste.
Danke für diesen Tipp. Ich gehe nicht davon aus, dass ich ein Praktikum innerhalb der zwei Monate bekomme, die mir bis zum Ref bleiben, aber ich kann es versuchen. Für Literaturvorschläge wäre ich daher ebenso dankbar.
Vorsichtig nachfragen. Bei weiterem Unverständnis mit Kolleginnen oder Deinem Mentor (der Dir hoffentlich zugeteilt wird) sprechen.
Von dem letzten Punkt würde ich ersteinmal Abstand nehmen. Eigne Dir die Art zu unterrichten an, wie Deine Prüferinnen es sehen wollen und modifiziere die danach nach Deinen Wünschen.
Danke, aus pragmatischer Sicht ist es selbstverständlich, dass gute Beziehungen zu den Prüfern wichtig sind. Welcher Zeitraum ist im letzten Satz mit dem Begriff "danach" gemeint? Ist es die Zeit nach dem bestandenen Referendariat?
-
Welcher Zeitraum ist im letzten Satz mit dem Begriff "danach" gemeint? Ist es die Zeit nach dem bestandenen Referendariat?
So ist es.
-
Ziel ist es, zu lernen, so zu unterrichten, dass möglichst viele SuS Interesse an den Inhalten entwickeln und in den fachverwandten Disziplinen ausbildungs- und studierfähig werden.
Das ist ein löbliches Ziel, jedoch solltest Du Dich mit der (für mich ebenfalls) unerfreulichen Tatsache anfreunden, dass insbesondere Deine Fächer bei den wenigsten SuS auf Interesse stoßen. In vielen Fällen werden sie sich schwer tun, manche haben schlechte Erfahrungen in diesen Fächer. Die Umgebung befeuert das noch mit "das konnte ich auch nie" und "wofür braucht man das?"
- Beim Durchlesen einiger Beiträge zum Thema "Referendariat" stellte ich fest, dass für viele Referendare die Kommunikation mit den Fach- und Seminarleitern eine Herausforderung darstellt. Wie habt ihr gelernt, eure Kommunikation so zu verbessern, dass ihr beim Feedback auch versteht, was man von euch haben will? Wie konntet ihr außerdem eure Unterrichtsvorstellungen und Ideen gegenüber euren Prüfern durchsetzen?
Zunächst sitzen dort Leute, die viel Erfahrung im Unterrichten mitbringen, daher ist mein Rat, das Feedback anzunehmen und Tipps auch mal auszuprobieren, auch wenn sie sich im ersten Step vielleicht komisch anhäören. Ganz schlecht kommt es an, wenn man a la: "Ich hab x-Jahre Erfahrung als Softwareentwickler" ankommt und alle Hinweise in den Wind schlägt. Denn stell Dir vor, jemand käme in Deinen jetzigen Beruf als Quereinsteiger und würde Dir die Welt erklären sollen: Kommt nicht gut an. Deine Erfahrung im Unterrichten ist gleich Null, auch wenn Du schon mal Nachhilfe gegeben hast oder im Sportverein eine Jugendgruppe leitest. Schule ist einfach damit nicht vergleichbar.
- Wie würdet ihr euch mit eurer heutigen Erfahrung didaktisch auf das Referendariat vorbereiten, wenn ihr zwei Monate Zeit habt? Aktuell habe ich keine didaktischen Vorkenntnisse. Welche Bücher und Ressourcen würdet ihr mir dafür empfehlen? Welche davon haben euer Mindset verändert?
Mir haben Bücher zum Classroom-Management geholfen. EDIT: zB sowas hier: https://www.cornelsen.de/produkte/99-ti…h-9783589228232
- Leider habe ich festgestellt, dass meine fachliche Vorbereitung im Fach Physik ebenfalls einige Lücken aufweist, da mein Physikstudium schon 10 Jahre zurückliegt. Bis zur Oberstufe kann ich die meisten Aufgaben verstehen und lösen. Im Abitur sind die Aufgaben allerdings schon relativ textlastig und da musste ich schon länger überlegen, wie man die Aufgabe modellieren und auf eine Lösung kommen soll. Wie kann man die fachlichen Lücken am besten schließen?
Schnall Dir ein Schulbuch und arbeite das erstmal durch.
Viel Erfolg!
-
Das ist ein löbliches Ziel, jedoch solltest Du Dich mit der (für mich ebenfalls) unerfreulichen Tatsache anfreunden, dass insbesondere Deine Fächer bei den wenigsten SuS auf Interesse stoßen. In vielen Fällen werden sie sich schwer tun, manche haben schlechte Erfahrungen in diesen Fächer. Die Umgebung befeuert das noch mit "das konnte ich auch nie" und "wofür braucht man das?"
Zunächst einmal danke für deinen Kommentar und für die Erfolgswünsche.
Ich sehe ein, dass viele Menschen kein intrinsisches Interesse an den MINT-Fächern mitbringen. Daher habe ich den approximativen Begriff "möglichst viele" verwendet.
Es ist möglich, ein angstfreies und gerechtes Unterrichtsklima zu erzeugen, um schlechte Erfahrungen zu minimieren. Es ist auch möglich, den Sinn des Unterrichts mit Hilfe von Anwendungsbeispielen aus realer Welt zu vermitteln. Das Problem mit der Denkweise "das konnte ich nie" lässt sich meines Erachtens auch minimieren, z. B. habe ich heute gehört, dass einige Lehrkräfte kleinschrittige Aufgaben verwenden, damit den SuS klar wird, dass sie schon viele Dinge verstehen, keine Angst vor der Komplexität der Aufgabe haben müssen und nur Kleinigkeiten verbessern sollen.
Wo ich aber Schwierigkeiten sehe, ist, den SuS zu vermitteln, wofür sie selbst die MINT-Fächer brauchen (also nicht "Wofür braucht man das?", sondern "Wofür brauche ich das?"). Wenn mir jemand sagt "Ich will eigentlich Journalist werden und brauche dafür ein Abitur mit Mathe als Pflichtfach, verstehe aber nicht, wofür ich Ableitungen und Integrale im späteren Leben benötige.", dann wird so ein Schüler selbst bei bester Didaktik abschalten. Ich kann zwar vermitteln, dass guter Journalismus in meinen Augen logisch-kausalen Zusammenhängen folgen muss, was im Mathematikunterricht vermittelt wird. Nur braucht ein Journalist dafür immer noch keine Oberstufenmathematik.
Deswegen würde ich das Wecken vom Interesse eher in den unteren Jahrgangsstufen als oberste Priorität setzen, wo die SuS noch keine endgültige Vorstellung über ihren Traumjob entwickelt haben. In den höheren Jahrgangsstufen würde ich mich gerne darauf konzentrieren, möglichst viele ausbildungs- und studierfähig zu unterrichten.Zunächst sitzen dort Leute, die viel Erfahrung im Unterrichten mitbringen, daher ist mein Rat, das Feedback anzunehmen und Tipps auch mal auszuprobieren, auch wenn sie sich im ersten Step vielleicht komisch anhäören. Ganz schlecht kommt es an, wenn man a la: "Ich hab x-Jahre Erfahrung als Softwareentwickler" ankommt und alle Hinweise in den Wind schlägt. Denn stell Dir vor, jemand käme in Deinen jetzigen Beruf als Quereinsteiger und würde Dir die Welt erklären sollen: Kommt nicht gut an. Deine Erfahrung im Unterrichten ist gleich Null, auch wenn Du schon mal Nachhilfe gegeben hast oder im Sportverein eine Jugendgruppe leitest. Schule ist einfach damit nicht vergleichbar.
Ich habe da ein anderes Mindset. Wenn mir jemand in meinem bisherigen Beruf Verbesserungsvorschläge liefert, ist es mir egal, was seine / ihre Erfahrung ist. Wenn ich in einem Unternehmen arbeite, welches Handys herstellt, ich einem zehnjährigen Kind ein Handy dieser Firma in die Hand gebe und das Kind mir mitteilt, dass es die Schrift auf dem Handy nicht lesen kann, der Akku nicht lange hält und ein Internetzugang schön wäre, dann nehme ich solche Vorschläge schon ernst. Das Kind mag technisch keine Ahnung haben, aber die Benutzersicht wird es auch verstehen. Wer solche Ratschläge in der freien Wirtschaft als Unternehmer nicht ernstnimmt, kann schnell insolvent gehen.
Wichtig ist allerdings die Qualität des Ratschlags und die richtige Kommunikation. Eine Kommunikation vom Typ "Ich hab x-Jahre Erfahrung als Softwareentwickler" argumentiert nicht mit Fakten und kommt in der Tat auch bei mir zunächst nicht gut an. Eine Kommunikation vom Typ "Prinzipiell bin ich für Ihre Lösung offen, aber ich habe hier und da gelesen, dass der Ansatz A wegen des Problems P nicht so gut funktioniert, wie der Ansatz B. Warum verwenden wir den Ansatz A und wie haben Sie den Ansatz A dahingehend optimiert, dass das Problem P keine große Rolle mehr spielt?" kommt bei mir deutlich besser an. Doch auch mit der letzteren Art der Kommunikation können manche Menschen nicht unbedingt immer umgehen. Ich habe ebenfalls gehört, dass der öffentliche Dienst konservativer denken kann.
Es geht mir zu keiner Zeit darum, alle Ideen der Prüfpersonen zu ignorieren. Auch zunächst unlogisch klingende Vorschläge lassen sich umsetzen. Es ist mir aber schon wichtig, solchen Unterricht zu minimieren, der dem Lernfortschritt der SuS schaden kann. Deshalb bin ich offen dafür, im Unterricht neue Ideen zu testen, gleichzeitig sehe ich aber auch Bedarf an einer Auswertung, wie sich der Lernfortschritt der Klassen vor und nach der Einführung neuer Methoden ändert.Mir haben Bücher zum Classroom-Management geholfen. EDIT: zB sowas hier: https://www.cornelsen.de/produkte/99-ti…h-9783589228232
Diesen Literaturvorschlag würde ich mir definitiv gerne zu Herzen nehmen. Ich habe im Unterrichten keine Erfahrung, aber für mich ergibt es schon einen Sinn, so zu unterrichten, dass man auf Veränderungen schnell reagieren kann, dass die Anfälligkeit gegen Störungen minimiert wird und dass es im Verlauf des Unterrichts leicht sein soll, notwendige Anpassungen vorzunehmen. Insofern denke ich, dass Bücher zum Classroom Management für mich wirklich nützlich sein können.
Schnall Dir ein Schulbuch und arbeite das erstmal durch.
Welche Schulbücher eignen sich dafür besonders gut? Eher die klassischen oder die modernen?
Werbung