Muss man sich für Unterrichtsbesuche wirklich so stressen???

  • Halli hallo,
    ich bin hier ganz frisch im Forum angekommen, und seit Mai Referendarin in einer Dorfschule. Und da hätt ich doch gleich mal eine Frage: Muss der Vorführ Unterricht wirklich immer etwas total Besonderes sein??? Ist das nicht zu sehr überbewertet? Ich meine, man macht doch nicht immer solche Überstunden, sondern nur zum Besuch, und das beschummelt man doch den Beobachter eher, oder sehe ich das falsch. Meine Konrektorin war jedenfalls total entsetzt als ich ihr mitteilte, dass es mir egal sein, welche Stunde meiner SU Einheit meine Seminarleiterin anguckt, da ich ja schließlich alle vorbereitet habe. Sie konnte nicht verstehen, dass ich keine Hummelschwärme im Hintern habe, und bereits mit Nervenzusammenbruch im Klassenzimmer stehe... hmmm...
    Sehe ich das vielleicht falsch? Sollte ich die Vorführstunden wirklich supi-dupi planen und nen riesen Tamtamm daraus machen??? Habe am Freitag meinen ersten Besuch, und da werde ich ja erfahren, was die Seminarleiterin davon gehalten hat...
    Würde mich aber über eure Meinungen dazu freuen!!!


    LG
    Pandora. 8o;)

  • Naja, das ist in der Tat ein zweischneidiges Schwert. Natürlich sind diese Stunden nicht der Alltag, da hast du Recht. Allerdings gehen die Gutachten der Fachleiter, die zu einem Großteil auf den Unterrichtsbesuchen basieren, in deine Examensnote ein, mit der du dann ja schließlich eingestellt werden willst. Und darum plant man eben diese Stunden dann bis zum letzten I-Punkt durch und macht ein Tam-Tam darum - ja, unter den genannten Aspekten finde ich das richtig und wichtig. Sich verrückt zu machen deswegen ist sicher der falsche Weg, aber man sollte diese Stunden schon deutlich genauer und "perfekter" planen als die normalen Stunden, das sehe ich definitiv so.


    LG und viel Glück für den Besuch
    Britta

  • Ganz klar ist, daß man später nie wieder Stunden so planen kann oder so vorbereiten kann.
    Aber genauso klar ist, daß wohl 99% der Seminarleiter genau das von Dir jetzt im Ref. erwarten.


    Müßt ihr denn keine schriftliche Planung abgeben? So mit Einschätzung der Lernsituation, Rahmenplananalyse, Zielsetzung, Medienauswahl und methodischen Entscheidungen sowie einer genauer Verlaufsplanung???


    Also meine ganz ehrliche Meinung ist: Ohne besonders geplante und ausgeschmückte Unterrichtsstunden kommst Du nicht erfolgreich durchs Referendariat.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    verrückt musst du dich ja nicht machen, aber mit der Einstellung wirst du leider nicht an der Spitze mitspielen - traurig, aber wahr.


    Wenn dir ein durchschnittliches Abschneiden reicht, ist es sicher ok so vorzugehen, ansonsten solltest du bedenken (was man anfangs oft nicht tut), dass es sich keineswegs um reine Beratungsbesuche der Ausbilder handelt, sondern dass alles, was du tust, bewertet wird.


    Ich war mal ähnlich naiv, kann dir aber rückblickend wirklich nur raten, ganz schnell das realistische Denken aufzugeben. ;)


    Es gibt vielleicht auch Seminare wo es anders läuft, aber bei uns und manch anderen war es leider so, dass normale Stunden oder das normale Unterrichtsgeschäft mit der Bewertung nichts zu tun hatte.


    Da können sie dir auch vorher viel erzählen, vonwegen, sie wollten normalen Unterricht sehen. Bei uns war das schlichtweg gelogen!


    Erst die Stunden, wo man den großen Zampano macht, werden als richtig gut eingeschätzt. Die gleichen Ausbilder, die dir erzählen, man sollte nicht so viel Mühe auf Materialerstellung verwenden, blabla, überschlagen sich, wenn du materialmäßig richtig ausholst.


    Mag sein, dass ich momentan sehr desillusioniert und gestresst bin, aber ich würde da nicht mehr mit dem gesunden Menschenverstand allein herangehen!


    Irgendwie ist es ja auch logisch: die Ausbilder sehen doch nur noch realitätsfernen Traumunterricht - ich vermute, dass da so mancher den Anschluss an die Wirklichkeit verloren hat.


    VG,
    Melosine

  • Unsere Fachleiter haben immer gesagt, sie wollen eine Unterrichtsstunde unter Idealbedingungen sehen.
    Dass wir solche Stunden nicht jeden Tag sehen und dass der Aufwand natürlich zehnmal höher ist als bei anderen Stunden wissen sie, aber sie wollten quasi sehen wozu wir in der Lage sind, was möglich ist, und keine aus-dem ärmel gschüttelte stunde..
    So etwa hatten die das damals formuliert.
    Was natürlich nicht heißt dass man zwangsläufig "Hummeln im Hintern haben muss".
    Viel Glück, dir!
    smali

  • Ich kann da leider auch nur ins gleiche Horn blasen wie meine Vorredner.


    Uns wurde am Anfang in den Seminaren wie bei Melosine auch erzählt, dass es reine Beratungsstunden seien und dass die Seminarleiter nur alltäglichen Unterricht sehen wollen.
    Gerade am Anfang wurde auch tatsächlich nur wohlwollend genickt und nicht viel zu den Stunden gesagt, aber in den Seminarbesprechungen wurde dann ganz schnell deutlich, was die Ausbilder wirklich sehen wollen. Und tatsächlich haben Leute, die wenig Tamtam gemacht haben, das in ihren Noten schließlich zu spüren bekommen. Ich würde es also an deiner Stelle nicht riskieren, auszuprobieren, ob es bei euch anders ist. Damit kann man ganz böse reinfallen.


    Und realistisches, vernünftiges Denken sollte man in allen Bereichen, die mit Referendariat zu tun haben, möglichst auf Sparflamme laufen lassen, wenn man sein Nervenkostüm bewahren möchte.
    Notiere dir am Besten auf einer Liste deine Kritikpunkte an der ganzen Ausbildung und wenn du dein 2. Staatsexamen in den Händen hältst, kannst du damit an die Seminarleiter und an die Öffentlichkeit gehen. In der Situation als Referendar ist es jedoch eine heikle Sache.


    Im Übrigen werden Vorführstunden im weiteren Verlauf deines Refs en detail auseinander genommen. Wenn du diese 45 Minuten nicht supi-dupi geplant hast, werden diese Reflexionsgespräche im Anschluss kein Spaß werden.


    Trotzdem wäre es natürlich gut, wenn du dir deine lockere Einstellung noch ein wenig bewahren könntest. Wenn du es trotzdem schaffst, gleichzeitig das gewünschte Tamtam zu veranstalten, dann kommst du optimal durch's Ref. ;)


    Gruß
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Hallo Pandora!


    Ich schließe mich meinen Vorrednern an und sage einfach nur: ja, du musst dich für Unterrichtsbesuche noch besser vorbereiten als so schon.
    Bei uns war das jedem von Anfang an klar. Wir haben über deine Frage gar nicht erst nachgedacht, es war einfach so und fertig. Es gab natürlich auch welche, die versuchten mit wenig Aufwand eine gute Prüfung zu machen. Diese bekamen aber meistens am Ende keine allzu berauschende Note.


    Viel Glück für dich,
    Simsa

  • Hallo Pandora!
    Kann mich meinen Vorrednern auch nur anschließen. Trotzdem hoffe ich, dass du dir eine gewissen entspannte Grundeinstellung bewahren kannst :D
    Ich finde es allerdings ganz wichtig, dass das TamTam und der erhöhte Planungsaufwand für Besuche sich hauptsächlich auf fachlicher und inhaltlicher Ebene abspielt und nicht zu einer "Bastelorgie" ausartet...! Die Grundschule verleitet manchmal dazu, aber gut wird Unterricht dadurch (allein) natürlich nicht!
    Wünsche dir, dass du einen erfolgreichen Weg findest! LG Hanni

  • Ich denke, das diese Superunterrichtsstunden, die wir im Referendariat vorführen mussten, die Realität während diesen beiden Jahre darstellen. Am besten arbeitsaufwendig und teuer. Nur dann besteht die Chance auf gute Noten.


    Zum Trost sei gesagt, diese Stunden hälst du später nie mehr. Ich bekomme jetzt eine 1 mit 29 Kiddies und da gibt es bis Weihnachten wunderbaren Frontalunterricht ohne Spielereien. Es sei denn es findet sich jemand, der gewissenhaft die Ergebnisse (realitisch 300 AB) für eine Stationsarbeit korrigieren möchte. Mr fehlt dazu leider die Zeit und dann bringt Stationenarbeit gar nichts mehr.


    Später ist man auch erfahren und flexibler genug, um Stundenplanungen völlig über den Haufen zu werfen. Ich habe meiner letzten 4 die wörtliche Rede mit Hilfe des "Holzmichels" beigebracht. War ganz spontan, aber kein Schüler hat danach noch Fehler in der Zeichensetzung gemacht. Hätte ich in einer Vorführstunde allerdings nie gewagt.


    Also zwei Jahre lang tun, was die Ausbilder sehen wollen, danach entscheidet man selbst wie man den Kids die Dinge beibringt.

    Wer nie verliert, hat den Sieg nicht verdient.

  • Auch ich schließe mich den anderen an! Aber ein kleines Trostpflaster: Die so toll ausgearbeiteten Stunden kann man dann später als Highlight-Stunden immer wieder halten! Ist interessant zu sehen, wie unterschiedlich ein und dieselbe Stunde in verschiedenen Klassen laufen kann!

  • Zitat

    Titania schrieb am 03.09.2005 18:06:
    Zum Trost sei gesagt, diese Stunden hälst du später nie mehr. Ich bekomme jetzt eine 1 mit 29 Kiddies und da gibt es bis Weihnachten wunderbaren Frontalunterricht ohne Spielereien.


    Na, ob das der richtige Weg ist, Erstklässlern das Lernen zu lehren... Wie machst du das denn mit dem Schriftspracherwerb? Keine Stationen, um den unterschiedlichen Lerntypen das Erfassen der Buchstaben zu erleichtern?


    Ich kann mir Grundschule mit "wunderbarem Frontalunterricht" gar nicht mehr vorstellen...


    VG, das_kaddl.

  • Die Frage ist einfach, was ist die bessere Methode bei 29 Schülern? Statinosarbeit ist nur dann sinnvoll, wenn es ausreichend Stationen gibt (bei 29 Kindern etwa 10), und wenn die Arbeiten der Kinder (in diesem Fall: 300 AB) auch gewissenhaft kontrolliert und verbessert werden. Wenn man aber eine volle Stelle mit allen Fächern (außer Sport) hat, bräuchte man für diese Massen ca zwei Wochen zum Korrigieren. Mache ich das nicht gewissenhaft, laufe ich Gefahr, dass die Kinder sich was falsches einprägen. Dasselbe gilt für den Schriftspracherwerb durch Reichen. Finde ich klasse, aber nicht mit 29 Schülern, weil zu viel durch Zeitmangel auf der Strecke bleiben würde. Methoden sind in meinen Augen nur dann sinnvoll, wenn ich sie vollständig durchziehen kann und das erscheint mir hierbei momentan nicht möglich, da ich bis Weihnachten die Kinder erstmal daran gewöhnen muss, dass Regeln eingehalten werden müssen. Was nach Weihnachten dann kommt, muss man dann sehen.

    Wer nie verliert, hat den Sieg nicht verdient.

  • Hallo!
    Für Stationen zum Buchstabenlernen ist es ja nicht notwendig, dass man jede kontrolliert. Die Stationen zielen doch darauf ab, dass die verschiedenen Sinne angesprochen werden. Es bedeutet doch nicht, dass man an jeder Station einen Zettel hat. Zum Buchstabenlernen gehören auch Stationen, bei denen man den Buchstaben knetet, klebt, in den Sand schreibt, am Seil abläuft, schmeckt usw. . Und die Regeln erarbeitest du doch mit deinen Schülern.
    LG, Finni

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Titania ,


    grad in der 1 kann man doch gut an Stationen arbeiten, die nicht aus Arbeitsblättern bestehen oder intensiv kontrolliert werden müssen. Finni hat es ja beschrieben.


    Ich lerne grad für die Prüfung; eins meiner Themen ist Lernen an Stationen. Der Sinn dabei ist doch, dass die Kinder ihre Ergebnisse selber kontrollieren. In einfacher Form können das auch Erstklässler.


    Was aber stimmt, dass es ein großer Aufwand bei der Vorbereitung und auch nicht immer sinnvoll ist.


    Es müssen ja auch nicht immer Stationen sein. Allerdings habe ich in "meiner" 1 den Frontalunterricht eigentlich am anstrengensten und am uneffektivsten gefunden. Je mehr Kompetenz zur selbstständigen Arbeit die Kinder erlangten, um so besser schien mir der Unterricht zu werden.
    Allerdings ist auch das ein weiter Weg - aber ich finde, er lohnt sich.
    Aber wie sagte ein Ausbilder dann so schön: Ja, das ist ja prima, wie selbstständig die Klasse arbeitet! Aber leider ist es dann schwerer, sie als Lehrerin zu beurteilen...
    Dem Druck bist du ja glücklicherweise nicht mehr ausgesetzt!


    Liebe Grüße,
    Melosine - referendariatsgeschädigt

  • Um nochmal auf die Anfangsfrage zurückzukommen: was genau wollen die Seminarleiter denn sehen? Was ist sozusagen ein MUSS?


    Ich habe nächste Woche meinen ersten UB in Englisch (3.Klasse), und weiß zwar schon, was das Thema sein wird und was ich in etwa machen will. Aber was ich gar nicht weiß: "reicht" das dem Seminarleiter oder ist die Stunde zu "normal"? Wieviel Aufwand muss ich denn für meinen ersten Besuch treiben (es heißt ja auch immer, dass man sich im Laufe des Referendariats noch steigern muss - stimmt das denn oder wird von Anfang an die volle Leistung gefordert?)?


    Gruß,
    MarenM

  • Maren, plane diese Stunde sehr ausführlich, überlege dir gute Überleitungen zwischen den Schritten und den Rest soll dir dann die Reflexion zeigen. So wie ich es verstanden habe, ist es dein erster UB und da ist es halt ein Versuch, was sie haben wollen. Die zwei Jahre sind eine harte Zeit, danach wird es besser, und bei voller Stelle muss man auch Abstriche machen. Aber im Ref musst du alles geben, wenn du einen guten Abschluss machen möchtest.
    Viel Glück
    PET

    Ich bin Grundschullehrer, ich muss nicht die Welt retten!!!

  • Zitat

    (es heißt ja auch immer, dass man sich im Laufe des Referendariats noch steigern muss - stimmt das denn oder wird von Anfang an die volle Leistung gefordert?)?


    Hi,
    du sammelst ja Erfahrungen und lernst ja mit ein bisschen Glück auch in den Seminaren usw. noch was dazu, die volle Leistung führt am Schluss also auch zu anderen Ergebnissen als jetzt. Und - Ja, sie wird als Einsatzbereitschaft von Anfang an abgefordert.
    JJ

  • Ich weiß nicht, in welchem Bundesland du bist, aber in NRW ist es so, dass nach der neuen OVP die Gutachten der Ausbildungslehrer nicht mehr beachtet werden müssen bzw. auch nicht im Gutachten des FL erwähnt werden dürfen. Zumindest habe ich so meinen FL verstanden. Das heißt, der FL macht sich bei den wenigen Besuchen ein Bild von dir.
    Und sicherlich wirkt man toller, wenn man auch eine etwas außergewöhnliche, aufwendigere Stunde macht als man dies im Alltag machen könnte. Wieweit man es da treibt, bleibt wohl jedem selbst überlassen.

    • Offizieller Beitrag

    Muss mal was los werden:
    Es ist doch wirklich interessant mit dem Background von hier in die Seminare zu gehen - alles Seminarleiter erzählen uns, es seien NUR Beratungsgespräche, beim ersten Mal ist hauptsächlich der Reffi in seiner Lehrerperson wichtig, weniger der Unterricht oder ob alles perfekt läuft.


    Ich glaube das jetzt nicht mehr. Auch werde ich sehr vorsichtig sein, wenn es darum geht, mit Unterrichtsproblemen oder Disziplinproblemen zu den Seminarleitern zu gehen. Die haben ja nur ca. 1 Jahr Zeit für unsere Vornote und wir sind doch schon viele, so dass ich kaum glaube, dass mehr als die Pflicht-besuche gemacht werden. Und wenn mir dann jemand erzählen will, der erste Besuch fließe nicht in die Note mit ein, schön wärs...


    Andere zeigten sich richtig erleichtert wegen dieser Aussagen. Ich werde mir jedenfalls größte Mühe geben und nicht darauf bauen, dass daran was wahres ist.


    Gruß leppy

    • Offizieller Beitrag

    Hi leppy,


    darin kann ich dich nur bestärken. Bei uns sollte es eine Note nach einem Jahr geben, in die nicht die UB 1 und 2 einfließen sollten und eine Vornote nach ein und einem dreiviertel Jahr, in die nur die UBe vom zweiten Jahr einfließen sollten. In einem meiner Fächer habe ich mich von Besuch 3/4 (erstes Jahr) zu den Besuchen 5/6 (zweites Jahr) erheblich gesteigert und lediglich eine Drittelnote mehr bekommen und auch das nur, weil das Ausbildungslehrergutachten so toll war, sonst wäre es die gleiche Note wie die Vornote gewesen. Gleichzeitig wurde mir prophezeiht, dass ich in der Prüfung auf keinen Fall eine 1 schaffen würde. Wenn ich super plane, könnte es eventuell eine glatte 2 werden. (Und ich hab doch knapp die 1 gekriegt! :P )


    Grüße,
    Conni

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