Hat Gott immer alles richtig gemacht?

  • Ihr lest richtig, genau diese Frage: "Hat Gott eigentlich immer alles richtig gemacht?" wurde mir heute im Religionsunterricht einer 3 (!) Klasse gestellt. Abgesehen davon, dass ich es als einen riesigen Lernerfolg ansehe, denn diese Frage war die logische Folgerung aus dem vorangegangenen Unterrichtsinhalt, mit der ich aber in einer dritten Klasse niemals gerechnet hätte, stehe ich jetzt ganz schön auf dem Schlauch. Deshalb möchte ich diese Frage an euch weitergeben und hoffe, ich finde bis Montag die richtige(?) Antwort darauf.

    Wer nie verliert, hat den Sieg nicht verdient.

  • Wenn man an Gott und seine Allmacht und Unfehlbarkeit glaubt, dann kann man auch daran glauben. Dann kommen Leid,Krieg, Hunger usw. dadurchin die Welt, dass sich Menschen (mehr oder weniger) bewusst von Gott abwenden.
    Fazit: Vermutlich wirst Du ihnen erklären müssen, was "Glauben" ist.


    Gruß, Forsch

  • Können wir das beurteilen?
    Sind wir in der Lage aus unserer begrenzten, menschlichen Sicht darauf eine allgemeingültige Antwort zu geben?
    Ich habe immer sehr gute Erfahrungen damit gemacht, solche Fragen an die Kinder zurückzustellen und genauso, wie du dich über die Frage wunderst über ihre Antworten staunen. Das beinhaltet im Laufe des Gesprächs u.U. auch, dass du dann deine eigene - aber nicht DIE Antwort geben kannst.
    LG pinacolada

  • Gott hat, meiner Meinung nach, alles richtig gemacht. Allerdings sind die Menschen nicht in der Lage, dies in seinem Sinne weiterzutun.
    Nahrung wäre genug da, man müsste sie nur gerecht verteilen,...


    Bei manchen Dingen habe ich jedoch auch so meine Zweifel:
    Warum sind manche Paare kinderlos, andere, die ihre Kinder dann umbringen, sind fruchtbar bis zum gehtnichtmehr. Wenn man da ab und zu die Zeitung aufschlägt, wird's einem richtig schlecht.


    Ich finde das Leben wunderschön. Die Natur ist toll und wenn man z.B. nach Norwegen fährt, so in Richtung Nordkap, wo dann niemand wohnt, sieht man, wie sich das Gott so vorgestellt hat. Die Städte, Landschaftssünden,... sind dann eben das, was man daraus macht.


    Aber Forsch hat recht, das ist dann eben der Glaube. Aber glauben tut letztendlich jeder. Und wenn er nur daran glaubt, dass sein Fußballverein am Samstag gewinnt,...


    Gruß
    Super-Lion

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Super-Lion schrieb am 09.12.2005 15:23:
    Aber glauben tut letztendlich jeder. Und wenn er nur daran glaubt, dass sein Fußballverein am Samstag gewinnt,...


    Was aber auch nicht immer in Erfüllung geht... ;)


    Mein Glaube wurde bereits im Grundschulalter schwer erschüttert, als man mir erzählte, dass Gott alles kann, alles richtig macht und alles weiß. Und man müsse ihn nur um etwas bitten, um es zu erhalten. Naja, das Letztere hat schon mal nicht geklappt; ich hab's versucht. ;)


    Ich finde die Frage sehr schwierig zu beantworten, da es für mich auch die Frage aufwirft, ob es Gott überhaupt gibt bzw. was Gott ist.


    Vermutlich hat jeder seine ganz individuelle Antwort darauf und vielleicht kannst du den Kindern deine geben? Mit dem Hinweis darauf, dass es nur eine Möglichkeit von vielen ist.


    LG,
    Melosine

  • Ich denke, es gibt eigentlich keine richtige Antwort darauf. Ich kann, nicht definitiv sagen, ja alles war richtig. Das erscheint mir viel zu dogmatisch. Aber genausowenig kann ich sagen, er hat Fehler gemacht. Vielleicht können wir nur den Sinn, der hinter vermeintlichen Fehlern steht nicht erfassen. Ist es nicht auch so, dass es Kriege und Hunger nicht deshalb gibt, weil Gott das so wollte, sondern weil der einzelne Mensch in erster Linie für sich selbst verantwortlich ist und sich entschieden hat seine egoistischen Ideale zu verwirklichen. Oder hat Gott grundsätzlich den Fehler begangen, den Menschen zu erschaffen? Dafür gibt es dann wieder zu viele "gute" Menschen.
    Am besten gefällt mir die Idee, die Frage an die Kinder weiterzugeben. Aber ich muss im Endeffekt doch auch Stellung beziehen.
    Es entwickelt sich aber eine hochinteressante Diskussion zu diesem Thema. Am besten gefiel mir, die kritische Denkweise meiner Schüler. Zeigt sie doch, dass sie sich mit dem Thema offen befassen und nicht den Unterricht verschlafen.


    @judika: Ausgangspunkt war der Briefwechsel zu "Gibt es einen Weihnachtsmann?" zwischen Virginia O Hanlon und Francis P Church. Darin geht es nämlich darum auch an Dinge zu glauben, selbst wenn man sie nicht sehen kann. Und, dass der Verstand der Menschen im Vergleich zum Weltall einer Ameise gleicht und solche Dinge nicht erfassen kann. Wofür ich sogleich den lebenden Beweis antreten konnte.


    Voraus ging der Stunde eine Einheit zu Dietrich Bonhoeffer und der Entstehung des Gebetes "Von guten Mächten".

    Wer nie verliert, hat den Sieg nicht verdient.

    • Offizieller Beitrag

    Muss man / kann man Kindern darauf überhaupt antworten?


    Ich als Atheistin werde im Deutschunterricht auch öfter mal mit solchen Fragen konfrontiert und zucke dann auch immer innerlich zusammen.


    Den Kindern erklären, dass und warum ich denke, dass es keinerlei Hinweise für einen Gott in der Welt gibt, oder noch "schlimmer", dass ich glaube, dass das Konstrukt "Gott" ein ganz natürliches und typisches Hilfsmittel der Menschen ist um sich die Welt erträglicher zu machen, kann ich nicht, weil ich glaube, dass das einige doch ganz schön erschüttern würde: meine Kleinen hängen ja an mir als Klassenlehrerin immer auch auf eine Art und Weise, die allem, was ich sage, große Verbindlichkeit zumisst, weswegen ich meine Worte immer schön auf die Goldwaage lege.


    Aus solchen Diskussionen halte ich mich dann meist raus, indem ich sage: Wisst ihr, ich habe dazu eigentlich im Moment keine fertige Meinung, ich bin noch am Nachdenken. Aber das ist doch ein Thema, das ihr auch alleine diskutieren könnt...fangt doch mal an.



    Knifflige Fragen wie die, ob Gott Fehler machen kann, hängen immer ganz eng mit persönlichem Glaubensverständnis zusammen, und das bekommen die Kleinen ja erstmal von zuhause mit. Da kann man, ganz gleich bei welcher Antwort, fast nur bei einem Teil der Kinder voll ins Fettnäpfchen treten.


    Ich würde es an deiner Stelle nur von den Kindern selbst diskutieren lassen, Ideen dazu sammeln und nur strukturierend weiterhelfen, wenn sich die Meinungen verfransen oder ins Emotionale abgleiten.


    Und die Schlussfolgerung, dass man vielleicht nicht heute in der Stunde rauskriegen kann, ob Gott Fehler macht, dass man aber ganz bestimmt sagen kann, dass Menschen Fehler machen und dass man daran arbeiten und verbessern helfen muss, wäre doch schon eine sehr weitreichende!


    Halt mich mal auf dem Laufenden, wie es weiterging, das finde ich spannend!

  • Ich denke als Religionslehrerin habe ich schon die Verpflichtung, den Kindern eine möglichst zufriedenstellende Antwort zu geben. Ich stehe jetzt in der Verantwortung, den Kinder Gott nahe zu bringen, oder den Kindern Zweifel mit auf den Weg zu geben. Zumal die Frage durch meinen Untericht aufgekommen ist. Als Deutschlehrerin denke ich, muss man eine solche Frage nicht so extrem behandeln, zumal wenn man dazu eine andere Meinung hat. Da finde ich dann nur gut, dass du dir deiner Verantwortung bewusst bist, dass alles, was du als Klassenlehrerin tust und sagst, den Kindern als Vorbild dient.


    Auf der anderen Seite, ist es nicht klasse, dass 3-Klässler es schaffen, durch einen eigentlich schwierigen Transfer, ihre Lehrerin dazu zu bringen, dass sie nicht nur im Forum, sondern auch zu Hause seit Stunden damit beschäftigit ist, durch Diskussionen mit anderen Fachleuten, zu versuchen sich selber über diesen Sachverhalt klar zu werden. Ich denke, das lässt uns doch für Pisa hoffen.

    Wer nie verliert, hat den Sieg nicht verdient.

  • Ich denk auf diese Frage und alles was damit zusammenhängt kann man keine allgemeinverbindlichen Antworten geben. Da muß jeder seinen eigen Weg finden, und daß ist jetzt vielleicht nur ne andere Formulierung dafür daß es sich dabei um eine Glaubensfrage handelt.


    Ich würde die Schülerinnen und Schüler auch selber darüber diskutieren lassen, ich würde ihnen aber auch meine eigene Meinung dazu sagen.


    Ja, ich denke auf jeden Fall, daß Gott alles richtig gemacht hat. Das gehört für mich zu einem uneingeschränkten Gottvertrauen dazu, und das ist schon auf jeden Fall eines meiner Ziele. Dazu, daß er alles richtig gemacht hat gehört aber auch, daß er dem Menschen einen freien Willen verpaßt hat, und der ist nach meiner Überzeugung verantwortlich für vieles Gute, aber auch vieles schlechte in der Welt. Vielleicht ist das auch ein Stück der Antwort auf die Theodizee-Frage.


    Es bleibt aber auch die Frage, warum Gott dann z.B. Naturkatastrophen zuläßt. Ich glaube daß wir die Antwort darauf erst im nächsten Leben erfahren. Das hört sich jetzt etwas nach Ausflucht an, aber denke auch das gehört zum Gottvertrauen dazu.


    Viele Grüße


    Peter Pan

    Wir sind die Leute, vor denen uns unsere Eltern immer gewarnt haben.

  • Zitat

    Titania schrieb am 09.12.2005 12:47:
    Ihr lest richtig, genau diese Frage: "Hat Gott eigentlich immer alles richtig gemacht?"....


    Als Gott den Mann erschuf, hat sie nur geübt :D

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Hallo,


    ich würde sagen, dass Gott alles richtig gemacht hat, aber was die Menschen daraus gemacht haben, ist eben oft weniger schön.


    Liebe Grüße
    gudsek

  • Also ich sehe diese Frage als Chance, die Kinder über diese Frage einfach einmal philosophieren zu lassen. Man braucht nicht auf alles eine Antwort und nach der Diskussion der Kinder sind vermutlich so viele verschiedene Argumente gefallen, dass jeder seine persönliche Antwort zu der Frage findet.
    Das ist das Schöne an solchen Fragen.
    Ich würde mich als Lehrer da komplett herausnehmen.
    Das ist meine Meinung.


    Viele Grüße,
    Salati

    Man kann im Leben auf vieles verzichten, aber nicht auf Katzen und Literatur! <img src="http://www.lehrerforen.de/smilies/smile5.gif" border="0">

  • @ Peter Pan: "Es bleibt aber auch die Frage, warum Gott dann z.B. Naturkatastrophen zuläßt. Ich glaube daß wir die Antwort darauf erst im nächsten Leben erfahren. Das hört sich jetzt etwas nach Ausflucht an, aber denke auch das gehört zum Gottvertrauen dazu. "


    Diese Frage wurde bei uns im Freundeskreis an diesem Wochenende heftig diskutiert. Die beste Antwort darauf, so finde ich, gab uns ein jüdischer Amerikaner: Gott will eigentlich nicht, dass der Mensch leidet, aber er muss leiden um zu lernen, um besser zu werden. Als Beispiel nannte er dann: Ein Kind, dass sich einmal an einer Herdplatte verbrennt, hat danach (hoffentlich) gelernt, dass Herdplatten heiß sind und man sie nicht anfassen sollte. Ich denke, so kann man das durchaus kindgerecht erklären. Ich bin mal gespannt, wie die Reliogionsstunde morgen ablaufen wird.

    Wer nie verliert, hat den Sieg nicht verdient.

    Einmal editiert, zuletzt von Titania ()

  • Ähnlich wie Titania das sagt, schreibt es auch Dan Brown in Illuminati S. 455-457
    Auch wenn man ein Kind liebt, muss es seine eigenen Erfahrungen machen:
    »Also würden Sie Ihre Liebe dadurch zeigen, dass sie ihm ermöglichen, seine Lektionen selbst zu lernen, obwohl Sie einschreiten und Schmerz von Ihrem Kind abwenden könnten?“
    "Selbstverständlich. Schmerz gehört zum Aufwachsen. Auf diese Art und Weise lernen wir Menschen"

    Zukunft ist für alle gut. (Harald Schmidt)

    Einmal editiert, zuletzt von Eresa ()

    • Offizieller Beitrag

    Ohne jetzt eine theologische Diskussion anfangen zu wollen, aber dabei

    Zitat

    Gott will eigentlich nicht, dass der Mensch leidet, aber er muss leiden um zu lernen, um besser zu werden.

    wird mit immer ganz schwummerig.


    Was soll denn ein Kind, das nur drei Jahre lebt, weil es im vierten verhungert ist, dabei gelernt haben???


    Oder verhungert es, weil die Mutter was lernen soll? Zum Beispiel, dass die Welt ungerecht ist?


    Ich weiß, das ist so eine Frage... aber diese Erklärungsmodi wie "Wir leiden um zu lernen" klingen mir so sehr nach eben jenem: verzweifelten Erklärungsmodi um's ertragen zu können. Ich persönlich will aber nicht, dass wir's ertragen lernen.


    Kindern möchte ich so eine Erklärung jedenfalls nicht anbieten. Die kämen sonst auf die Idee, dass das Verhungern, Gequält- und Ausgebeutetwerden von anderen Kindern irgendwo auf der Welt einen SINN habe, und dass man sich also folglich nicht mit Händen und Füßen dagegen sträuben muss, dass so etwas passiert.


    Ich fürchte immer, dass die Annahme einer "göttlichen Gerechtigkeit", die vom Mensch nicht erkannt werden kann, zu einer größeren Akzeptanz von Ungerechtigkeit führt. Das kann ICH nicht akzeptieren.


    Gruß
    Heike

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    Einmal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • Zitat

    gudsek schrieb am 10.12.2005 09:28:
    Hallo,


    ich würde sagen, dass Gott alles richtig gemacht hat, aber was die Menschen daraus gemacht haben, ist eben oft weniger schön.


    Liebe Grüße
    gudsek


    Wenn Gott alles richtig gemacht hat, wieso hat er dann bei den Menschen so versagt, dass sie alles "weniger schön" machen?!

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Bei den menschen ist es so, dass sie den freien Willen haben zu versagen, daher kann man das nicht unbedingt Gott in die Schuhe schieben finde ich.
    Ich finde, als Relilehrer musst du auch irgendwie die Antwort der Kirche wiedergeben, und soweit ich weiß sagt jede christliche Kirche das was schon öfters geschrieben wurde, Gott hat alles richtig gemacht (siehe Bibel, "es war alles gut" oder so), dem Menschen einen freien Willen gegeben, der Mensch hat sich von Gott abgewendet, er lebt nicht mehr im Paradies und nicht mehr in die von Gott vorgesehenen perfekten Welt.


    Ganz am Anfang in der Bibel steht, dass der Mensch leiden wird (ok, das musst du ihnen nicht sagen), dass DIESE Welt nicht die von Gott vorgesehene Welt ist. Die Menschheit ist nicht an allem schuld meiner Meinung nach, manche Naturkatastrophen können quasi eine Folge der Umweltverschmutzung sein, aber Katastrophen und Krankheiten gab es schon vor der Umweltverschmutzung. Nirgendwo in der Bibel steht es (meines Wissens nach), dass der Mensch hier ein einfaches Leben haben wird, soviel ich weiß ist der Gegenteil der Fall. Der Sinn hinter dem allem? Keine Ahung, vielleicht dass die Menschheit lernen soll, dass sie auf Gott angewiesen ist? Vielleicht gibt es keinen Sinn, ist ja auch egal finde ich, man muss halt das beste hier machen.


    Also wenn jeder Relilehrer seine eigene Ansichten erzählt, der eine sagt, dass Gott alles richtig, der andere, dass Gott wohl Fehler gemacht hat usw, dann sind die Kinder nur verwirrt, gehen vielleicht nach Sympathie oder so und glauben der netten Lehrerin. Das ist glaube ich keine gute Basis für den späteren Glauben. Wie alle anderen Lehrer sollten auch die Relilehrer eine gemeinsame Linie fahren, damit da einfach auch Kontinuität herrscht. Diese gemeinsame Linie gibt doch die Kirche vor, oder nicht?


    Außerdem, als Elternteil würde man auch wirklich erwarten, dass der Reliunterricht nicht den kirchlichen Dogmen wiederspricht. Ich habe noch nie in der Kirche gehört, dass Gott Fehler gemacht haben soll. Es gibt vieles worüber sich Christen streiten, da kann man auch seine eigene Meinung reinbringen, aber darüber? Hm, ich glaube darüber sind sich die Kirchen einig, zumindest war ich in sehr vielen verschiedenen und da war Gott immer fehlerlos:-). Daher kannst du als Relilehrer mit ruhigem Gewissen eine klare Antwort geben falls deine Kirche tatsächlich offiziell sagt, dass Gott fehlerlos ist.
    Als Biolehrer muss man ja auch die Evolutionstheorie unterrichten (würde ich als Elternteil erwarten), selbst wenn man nicht daran glaubt finde ich.
    Gruß und viel Spaß morgen

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