Zeuge Jehova

  • Also ich habe noch keine abschließende Meinung zu dem ganzen Thema und meinem ZJ. Irgendwie wiederstrebt es mir ständig eine Alternative für meinen ZJ zu haben. Wenn es keinen Aufwand macht, wandel ich Aufgaben etwas ab. Mir fällt allerdings nicht immer was ein und dann geht das Kind halt auf den Flur, wo Sitzgelegenheiten sind und beschäftigt sich anders. (lesen etc.) Tür bleibt dann offen.


    Tja, bin ich verpflichtet mich besser zu kümmern? Ich weiß es nicht. Sicherlich bedingt das Verhalten der Eltern und des Kindes meine Einstellung. Das Kind ist einfach ausgegrenzt durch die vielen Dinge, die es nicht darf. Es wird von einem 10jährigem Kind gefordert, dass es seine eingenen Gewissensentscheidungen trifft. Gut, wenn die Eltern das meinen....
    Damit ich mich nicht ständig aufrege, suche ich noch meinen Weg mit der Sache umzugehen. Irgendwie ist mir das aber zuviel.


    Warum können meine ZJ nicht auch toleranter sein. Warum kann man den Kindern nicht sagen, dass es unterschiedliche Lebensweisen gibt, die man zu Hause zwar nicht so macht, aber das man sich in der Schule vielleicht anpasst und sich mit anderen Traditionen vertraut macht?


    Bin da ratlos


    Gruß, Pitti

  • Auch wenn der PP-Unterricht weltanschauungsneutral sein sollte, bringt es doch nichts, SchülerInnen zu etwas zu zwingen, was sie mit ihrem Gewissen/Glauben nicht vereinbaren können. Ich meine jetzt solche Themen wie Okkultismus, Sterbehilfe, etc.


    Die Kinder können doch nichts dafür, in dieser Gemeinschaft aufzuwachsen. Für sie ist die Glaubenswelt der Zeugen Jehovas normal. Und es ist leider so, dass sie kaum Möglichkeiten haben, sich davon zu emanzipieren. Ihnen wird beigebracht, dass Satan sie ständig in Versuchung bringen möchte und sie, wenn sie dieser Versuchung erliegen, am "jüngsten Tag" nicht von Jehova gerettet, sondern wie alle anderen "niedergemetzelt" werden. Da die Verführung Satans in vielen weltlichen Dingen lauert, können Kind und Eltern nicht einfach anders handeln, da können wir noch so viel Toleranz fordern. Man darf nicht vergessen, dass die Zeugen sehr starke Gemeinschaften haben. Auch für Erwachsene ist es sehr schwer sich davon abzugrenzen.


    Der einzige Weg ist für mich die Kinder vordergründig als Persönlichkeit (nicht als Problem) wahrzunehmen und sie zu stärken. Vielleicht gelingt es ihnen später, ihren eigenen Weg zu gehen.

  • Hallo, ihr Lieben,


    ich habe eine ZJ Schülerin in meiner Mittelstufe. Sie feiert keinen Geburtstag, macht aber z.B. das Weihnachtswichteln mit. Anscheinend ist ihren Eltern die schulische Laufbahn sehr wichtig, denn sie darf mit auf Klassenfahrt und darf an allen Aktivitäten der Schule (z.B. Halloween-Ausstellung) teilnehmen.


    Ich bin froh, dass ihre Eltern den schulischen Werdegang in den Vordergrund stellen. Ihre Eltern fügen sich der Mehrheit der anderen Eltern.


    Bisher hat ihr Glaube kein Problem für meinen Unterricht dargestellt, ich kann mir aber vorstellen, dass es in der Primarstufe ganz anders aussieht.


    Gerade in der Pupertät stelle ich fest, dass die ZJ Kinder die gleichen Probleme haben, wie die anderen------- allerdings gehen sie anders damit um, da sie diese anders wahrnehmen. Momentan bin ich froh, eine LiV zu haben, der meine Schülerin vertraut.


    LG
    isa


    P.S. Nicht alle ZJ Eltern sind so verbohrt......also Kopf hoch

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von neleabels
    Conni
    Ich dachte immer, Christen, Muslime und Juden inklusive ihrer Untersekten glauben an den einen Gott? ;)


    Nele


    Naja, also rein oberflächlich betrachtet schon. Aber tiefergehend müsste Gott dann ganz schön multipel sein. :D

  • In meinem letzten "Durchlauf" hatte ich fünf Jahre lang einen ZJ, kein Geburtstag, keine Klassenfahrt, Weihnachtswichteln hat er mitgemacht, das Weihnachtsfrühstück hieß bei uns in der Zeit dann immer winterliches Frühstück, Karneval war er oft krank (sonst auch öfter, aber dann fast immer, einmal hat ihn unser SL von der Karnevalsfeier "befreit")
    Im Religionsunterricht saß er immer dabei, hat nur zu biblischen Zitaten Beteiligung gezeigt, ansonsten gemalt. Damals hatten wir noch keine Praktische Philosophie. Ich hatte ihm angeboten, bei ihm unangenehmen Themen den Raum zu verlassen, das hat er nie genutzt. Er war ein angenehmer Schüler und trotzdem hat mich seine ZJ-Zugehörigkeit ziemlich genervt. Im Reli-Unterricht mache ich eigentlich auch immer etwas zu Glaubensgemeinschaften, Sekten u. ä. Das konnte ich nicht machen, da ich diesen Schüler nicht brüskieren wollte. Sonst mache ich immer ziemlich deutlich, was ich von Fundamentalismus (egal wo) halte. Für mich ist das nämlich so sektenähnlich, aber das darf nicht mehr so gesagt werden (wohl aber gedacht!). Sie sind als Religionsgemeinschaft anerkannt.


    Mit ihrem Gottesbild habe ich nicht nur leichte Probleme, ich bekomme Magenschmerzen. Doch sollten wir auch im Blick haben, dass einiges davon auch in den großen christlichen Kirchen früher so erzählt wurde. "Der liebe Gott sieht alles, auch wenn du in der Nase ...", "Wer nicht jeden Sonntag am Gottesdienst teilnimmt, kommt in die Hölle". Diese Zeiten sind zwar vorbei, aber in manchen Köpfen sind noch solche Denkreste vorhanden. Das merke ich auch zum Teil daran, was manche Schüler im Religionsunterricht so erzählen. Da sind dann teilweise Großeltern aktiv geworden und haben ihr altes Katechismuswissen an den Mann/Enkel gebracht.


    Vor kurzem hatte ich eine ZJ-Schülerin in einer Religruppe. Die ist dann aber nur dann vor die Tür gegangen, wenn ein von den anderen Schülern mitgebrachtes und gewünschtes Gebet gesprochen wurde. Nach einem Jahr gab es "Praktische Philsophie" und sie musste nicht mehr bei mir Reli absitzen.


    Grüße, Boeing

  • Zitat

    Original von kleiner gruener frosch
    Ist er doch. Stichwort "Dreifaltigkeit". ;)


    Auauau! Das tut weh! :tongue:


    Nele

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von neleabels


    Auauau! Das tut weh! :tongue:


    Nele


    Na klar, noch ein paarmal falten und wir haben genügend!



    Sorry für´s Offtopic. *sich schämend aus dem Thread schleich*

  • Mit Zeugen Jehova hab ich bisher keine Erfahrungen gemacht, allerdings stelle ich große Ähnlichkeiten mit den sog. Baptisten fest.


    Da hatte ich mal eine große Anzahl von Kindern in der Klasse.
    Mädchen waren sofort zu erkennen an langen, geflochtenen Zöpfen und Röcken ;)
    Da war auch alles oben schon Gesagte verboten (kein Ausflug, keine Klassenfahrt etc), inklusive der Themen Hexen, Gespenster, Sexualerziehung o.ä..


    Und da scheuten die Eltern auch nicht davor zurück, in Schulbüchern rumzumalen, wenn ihnen was nicht passte 8o
    So wurde in einem Buch die Zeichnung eines nackten Jungen mit einer schönen schwarzen Boxershorts (natürlich mit Edding) versehen! :D :D

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    als Lehrer sprach ich den Eltern gegenüber aus, dass ich im Unterricht das durchnehmen werde, was ich für notwendig halte (Geschichte und Deutsch...in beiden Fächern wird die Religion immer mal wieder gestreift, in Geschichte zu Beginn der 6. Klasse ohnehin).
    Im Unterricht selbst waren Jehova-Kinder wirklich oft sehr strebsam. Toll fand ich, dass sich das Kind gut in der Bibel auskannte. ;) Ehrlich...dann konnten wir uns mit Bibelzitaten bewerfen (bin selbst katholisch erzogen ), das war wirklich spannend.


    Als Schüler hatte ich selbst einen Jehova in der Stufe. Von meiner Sicht heute aus war das damals schon ein sehr starker Charakter - ungeachtet aller Ressentiments - finde ich das auch heute noch. Ich selbst hatte nicht viel mit ihm zu tun, er gehörte eher zu den Mathe-Nerds (ich bis heute nicht). Aber er war, insgesamt, "normal" - so normal man eben als Jehova sein kann.


    Ich denke, dass man da nicht zu viel drüber nachdenken soll. Meine Jehovas vor ein paar Jahren haben z.B: meinen Ethik-Unterricht besucht und da waren die ganz gut aufgehoben und nicht auffälliger als Muslime oder Buddhisten.


    Grüße


    t.


    PS: Und Kritik an Schulbüchern :D, die findet hier in der Gegend durch katholische Schwestern statt, die aus den Biobüchern der Sek I die Seiten zur Aufklärung raus reißen lassen...:D

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Leider sind überzeugte Zeugen oft nicht angetan von der Möglichkeit, die sich in Bildung im Allgemeinen darstellt.

    Klar nicht. Umfassende, nichtselektive Bildung hat die ganz, ganz unangenehme Eigenschaft zum Selberdenken zu ermächtigen. Das wär ja blöd.


    Im Übrigen bin ich mit Nele: es kann nicht sein, dass wir, als staatliche Institution, uns von Fundamentalisten instrumentalisieren lassen. Eigentlich ist es nachgerade unsere Pflicht, einseitig indoktrinierten Kindern Denkalternativen anzubieten. Nicht: aufzudrücken - aber: anzubieten. Und das bedeutet Anwesenheit des Schülers auch dann, wenn alternative Denkansätze - vom Urknall bis zum freien Willen - diskutiert werden. Das kann man freundlich und sensibel tun, aber tun muss man es m.E. nach: denn dem Kind die Chance zu nehmen, sich ggf. durch eigenständige Verwendung der Gehirnzellen aus dem fundamenstalistischen Glaubensgriff, geich welcher Couleur, zu befreien, finde ich unveranwtortlich. Dafür sind wir da: emanzipierte Bürger zu erziehen, oder es jedenfalls so gut wie möglich zu versuchen.
    Es gibt schon genug gesellschaftliche Kräfte, die dagegen wirken.

  • Nachdem ich festgestellt habe, dass die Gemeinschaft der Zeugen Jehova hier eigentlich wirklich sehr stark ist wunder ich mich um so mehr, dass sie keine eigenen Schulen haben.


    Im Übrigen finde ich es sonderbar, dass die Zeugen Jehovas auf Grundlage des Urteils vom Bundesverfassungsgericht
    vom 19.12.2000 die Anerkennung einer Körperschaft des öffentlichen Rechts erhalten haben und somit rechtlich den kirchlichen Konfessionen gleichgestellt sind obwohl die Voraussetzungen für diese Anerkennung die Einhaltung des geltenden Rechts durch die Glaubensgemeinschaft ist. Ich finde nach allem was ich gelesen habe wir doch dadurch z. B. im Bereich der Kindererziehung verstoßen (körperliche Züchtigungen werden in vielfachen Ausführungen des Wachturms für adäquate Mittel befunden) da man jedem jungen Menschen das Recht auf Förderung und Entwicklung einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit abspricht.


    8 Art. 2 GG: „ (1) Jeder hat das Recht auf freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Recht anderer verletzt
    und nicht


    Ich habe nach wie vor Schwierigkeiten damit, mein Schüler tut mir unendlich leid, ich hoffe nur, das vielleicht die Ausprägung ihrer Zugehörigkeit nicht sooo stark ist. Alle anderen Tipps werde ich im Hinterkopf behalten und um setzen was mir sinnvoll erscheint.
    Meine Advents- und Weihnachtsdeko werde ich seinetwegen bzw. wegen seiner Mutter jedoch nicht abbauen...

  • von Meike: "Und das bedeutet Anwesenheit des Schülers auch dann, wenn alternative Denkansätze - vom Urknall bis zum freien Willen - diskutiert werden."



    Zum Urknall kann ich nichts sagen, aber beim Thema "freier Wille" haben sich Zeugen Jehovas in meinem Unterricht bisher nicht entzogen.


    Schwierig sind eher andere Themen: Sexualität, Satanismus, Religionen, um nur einige zu nennen. Mit der "Anwesenheit des Schülers" ist es dann so eine Sache, das klingt in der Theorie einfach, aber in der Praxis kann es sehr unangenehm werden. Zum Teil halten sich Zeugen dann die Ohren zu oder bekunden ihr Unwohlsein anders. Ich halte nichts davon, die Schüler dann zur Teilnahme am Unterricht zu zwingen - dann lass ich ihnen ihren Willen (Auch wenn er nicht frei sein kann. Die Alternative wäre ihnen meinen Willen aufzudrücken, was auch nicht gerade frei wäre).

  • Zitat

    Original von pletjonka
    Zum Urknall kann ich nichts sagen, aber beim Thema "freier Wille" haben sich Zeugen Jehovas in meinem Unterricht bisher nicht entzogen.
    [...]. Ich halte nichts davon, die Schüler dann zur Teilnahme am Unterricht zu zwingen - dann lass ich ihnen ihren Willen (Auch wenn er nicht frei sein kann. Die Alternative wäre ihnen meinen Willen aufzudrücken, was auch nicht gerade frei wäre).


    Aber gerade das Thema Sexualerziehung ist dochwichtiger und begründeter Bestandteil des Lehrplanes - wie begründest du dann diese Freistellung?

    • Offizieller Beitrag

    Hier gibt es Tipps, zum Überdenken und als Diskussionsanlass für die Entwicklung eines eigenen Konzeptes sind sie sicher mal sinnvoll:
    http://www.sekten-info-essen.de/texte/schule.htm

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    2 Mal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • schmeili: Aber gerade das Thema Sexualerziehung ist dochwichtiger und begründeter Bestandteil des Lehrplanes - wie begründest du dann diese Freistellung?[/quote]


    Sexualerziehung unterrichte ich in PP nicht, das müsste ein Biologielehrer beantworten. Ich meinte Filme, Texte, etc., in denen es um Sexualität geht.

  • Heute war mein Schüler krank, aber die Mutter kam trotzdem zu dem Gespräch.
    Ich habe Ihr zum Einen erklärt und gezeigt welches Material Ihr Kind noch braucht zum Anderen haben wir fixiert was beachtet werden muss.
    Sie selber hat das auf sehr knappe und für mich akzeptable Punkte gebracht. Ich glaube sie ist keine Hardcore- Zeugin.
    Der Junge darf TV gucken, darf z. B. auch im Raum bleiben wenn wir Geburtstag feiern, macht aber nicht mit bzw. darf es selber entscheiden (naja, glauben wir das mal.. :D) und auch Kuchen essen, falls er will.


    Dazu habe ich noch eine schöne bunte Jehova- Infobroschüre bekommen in der steht wie wichtig denen die Bildung ist und wie schön sie lesen üben im Rahmen ihrer Veranstaltungen...


    Der Schüler hatte übrigens immense Probleme an der anderen Schule und die Mutter hat permanent Betreuung vom Jugendamt. Das hat mich hoffen lassen, dass sie doch zu den aufgeschlossenen Menschen gehört die vielleicht die ganz extremen und sonderbaren Dingen nicht mitleben.
    Ihr Kind geht auch eine Therapie. Ich hätte irgendwie vermutet, dass Zeugen das nicht machen oder zumindest ablehnen.


    Somit finde ich es jetzt ganz positiv. Mal sehen wie es sich entwickeln kann. Vieles konnte die Mutter aber auch nicht erklären warum z. B. ein Stern eine Weihnachtsbastelei ist und ein Schneemann nicht. Oder warum ein Engel auch total schädlich und unerhört ist. ;)

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