Welche Vorteile hat die Lateinische gegenüber der Vereinfachten Ausgangsschrift?

  • Hallo ihr Lieben,


    ich selbst hatte als Kind die LA gelernt, als Lehrerin jedoch durchgängig die VA gelehrt, hinter deren Vorteilen gegenüber der LA ich klar stehe.
    Nun habe ich durch Zufall erfahren, dass die Grundschule, in die ich mein eigenes Kind im nächsten Jahr einschulen möchte, die LA lehrt.
    Mein Sohn hat - soweit ich das bis jetzt sehe - einige Schwierigkeiten, was die Feinmotorik betrifft. Dass er demnächst die LA lernen soll, passt mir so gar nicht.
    Eine befreundete Mutter, deren Kind diese Schule besucht, erzählte mir, dass die Schule auf die LA "schwört". Doch ich sehe so überhaupt keine Vorteile der LA gegenüber der VA.
    Wer von euch lehrt die LA und kann mir eindeutige Vorteile aufzeigen? Hat vielleicht jemand Erfahrungen mit beiden Ausgangschriften in der Praxis?
    Über Links würde ich mich auch freuen.


    Danke im Voraus,
    LG Lea

  • Meiner Erfahrung nach ist ein Vorteil der LA, dass die Schüler leserlicher in der Sekundarstufe schreiben. Bei Schülern mit motorischen Schwierigkeiten muss ich bei der VA häufiger Buchstabenraten, gerade aufgrund der Verbindungsstriche bei t und s. Bei Schülern, die sehr schwungvoll schreiben erkenne ich den Unterschied bei s und r nur sehr schwer.

  • Ich wüsste halt gern mal, wo die VA vereinfacht sein soll. Ich finde sie deutlich schwieriger zu schreiben (das kleine z, du meine Fresse...) udn sie ist deutlich schwerer zu lesen. LA ist doch viel leichter, wenn man mal von den Buchstaben x und s absieht. Die kann man ja gerne aus der VA übernehmen...

  • Meine Lieblingsschrift ist eh die Schulausgangsschrift (SA), verstehe gar nicht warum die so wenig verbreitet ist. Sie ist die vereinfachte VA. Sicher auch da gibt es Problembuchstaben, aber die Handschrift der Schüler ist m.E. viel besser als bei der VA

  • Handschriften, die sich aus der VA entwickelt haben, sind sehr oft für Menschen jenseits der 35 vollkommen unlesbar...


    Nele

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin auch der Meinung, dass der Schreibfluss in der VA um Einiges zackiger ist und das Schreiben erschwert. Besonders das kleine "e" ist dabei geradezu störend.
    Die VA ist nur dann gut lesbar, wenn sie sehr exakt geschrieben wird.

  • Da kannst du aber von Glück sagen, dass deine Kinder auf eine Schule gehen, die nicht diesen VA-Trend mitmacht! Ich persönlich bin ein absoluter Verfechter der LA und kann an der VA leider nichts Positives entdecken. An meiner alten Schule lernten die Kinder die LA, an meiner neuen Schule bin ich gezwungen, die VA zu verwenden. Den Kindern tut man meiner Meinung nach keinen Gefallen damit.
    Um nur mal ein paar Punkte zu nennen, die in meinen Augen gegen die VA sprechen:


    - Das Schriftbild ist deutlich unsauberer. Buchstaben werden leichter deformiert und unleserlicher.
    - Die Luftsprünge unterbrechen einen regelmäßigen Schreibfluss und damit nach neuesten, wissenschaftlichen Erkenntnissen auch den Gedankenfluss der Kinder.
    - Die VA begünstigt Rechtschreibfehler - Anfangsbuchstaben werden abgehängt, die Extra-Zacken machen Buchstaben schwerer unterscheidbar und die Wörter sind dadurch nicht mehr eindeutig einprägsam.
    - Die weiterführenden Schulen, die unsere Schüler aufnehmen, beklagen duchweg die "grauenhafte Handschrift" der Schüler.
    - Die VA ist - seien wir mal ehrlich - einfach hässlicher. Auch ästhetische Aspekte dürfen bei solchen Dingen eine Rolle spielen!
    - Die Elternschaft ist meist durchweg dagegen - das macht den Schreiblernprozess nicht gerade einfacher für die Kleinen.


    Wir hatten in unserem Kollegium übrigens gerade kürzlich eine Fachkonferenz, auf der wieder einmal besprochen wurde, ob wir zur LA zurückkehren. In diesem Zusamenhang haben einige Kollegen und ich im Internet etc. recherchiert und etwas Infomaterial zusammengetragen. Hier sind 2 Links, da kannst du dich etwas genauer informieren:


    Analyse der VA
    Folgen der VA


    Übrigens bleibt unsere Schule bei der VA (hauchdünne Mehrheit...), mit dem Argument, das Arbeitsmaterial, das bei der Umstellung auf die VA angeschafft wurde, sei teuer gewesen und ist noch nicht so alt! Was ist das denn für ein tolles, pädagogisches Statement! :cursing:


    Mein Fazit: Freu dich für deine Kinder und bleib der LA gegenüber einfach mal aufgeschlossen. Vielleicht kommst du auch noch auf den Geschmack... ;)

  • Ich schreibe durch den ein oder anderen Schulwechsel beide Schriften relativ flüssig. Feinmotorisch schwächere Kinder hatten m. E. bei der LA größere Schwierigkeiten, was das Erlernen der Buchstaben mit vielen Richtungswechseln angeht. Allerdings ist diese Schrift flüssiger, man schreibt mehr in einem Zug. Bei der VA beginnen und enden die kleinen Buchstaben immer am Mittelband, das macht den einzelnen Buchstaben leichter identifizierbarer und erleichtert gerade Anfängern das Lesen des Geschriebenen. Allerdings werden die Wörter schnell zerstückelt und der Schreibfluss wird schneller unterbrochen.
    Das Kinder mit VA nicht so gut lesbar schreiben, könnte aber auch daran liegen, dass der Schwerpunkt nicht mehr so darauf gelegt wird. Oft arbeiten die Kinder ein Arbeitsheft im Selbstlernheft weitgehend selbstständig durch ohne dass eine ständige Anleitung erfolgt. In einigen Bundesländern sind die Lehrpläne auch dahingehend verändert, dass eine verbundene Schrift angeboten wird, aber nicht mehr verpflichtend geschrieben werden muss.
    Ich selber fühle mich auch mit meiner Druckschrift am wohlsten und finde die Möglichkeit der sogenannten Grundschrift auch nicht schlecht.

    • Offizieller Beitrag

    Vom Schriftbild vieler Kinder, die ich in den unteren Klassen am Gymnasium unterrichtet habe, her ist die VA eine Zumutung. Krakelig, schlecht lesbar - vor allem bei Jungen.


    In Englisch habe ich den Eindruck gehabt, dass das Schriftbild selbst für die Verfasser "abstoßend" ist, weswegen sie ihre Arbeit am Schluss nicht mehr so sorgfältig noch einmal durchgelesen haben.


    Ich kann in der VA per se keine Vorteil entdecken. Das scheint mir auch mehr eine von vielen Modeerscheinungen zu sein, bei denen die Schüler wie so oft Versuchskaninchen sind.


    Gruß
    Bolzbold

  • Vielen Dank erstmal für eure Beiträge, super! :thumbup:


    Besonders dein Beitrag, liebe Melanie, hat mich richtig bestärkt, mich noch mal konstruktiv mit der LA auseinanderzusetzen. Lieben Dank dafür!
    Die Links sind wirklich hochinteressant. Ich werde mich während der Ferien mal intensiv mit der Diskussion LA-VA beschäftigen.
    Obgleich ich die LA selbst gelernt habe und ich einzelne Elemente auch heute noch in meiner "Privatschrift" verwende, obgleich ich beim ersten Anblick der auftauchenden VA am Anfang der 90er Jahre (damals war meine kleine Schwester quasi Versuchskaninchen) zunächst entsetzt war, bin ich im Laufe der Jahre mehr und mehr zu der Überzeugung gekommen, dass die VA ihre absolute Berechtigung hat.
    Meine inzwischen doch schon langjährige Erfahrung hat bislang gezeigt, dass die VA den Kindern den Übergang von der Druck- zur Schreibschrift sehr erleichtert. Ich mache viel Silbenarbeit à la Fresch. Bei der VA können sich die Kinder beim Schreiben auf die Silben konzentrieren, das imaginäre Wort im Fokus halten und so schreiben, wie sie es hören - ähnlich der Druckschrift. Ein Wort, das konstant durchgängig geschrieben werden muss (LA), erfordert eine hohe Kompetenz der Feinmotorik sowie eine vorbewusste Fokussierung auf das zu schreibende Wort im Ganzen!
    Bei der VA können sich die Kinder auf die einzelnen Buchstaben konzentrieren, auf die Silben, auf das Wort, auf die Sinnbedeutung.
    Gerade in der heutigen Zeit, in der Kinder immer mehr durch Medien beeinflusst sind, immer mehr Erfahrungen aus 2. Hand machen und dabei reizüberflutet sind, ist es unabdingbar, ihnen eine Möglichkeit aufzuweisen, Schritt für Schritt konzentriert in einer Sache fortzufahren. Dazu ist die VA ideal.
    Ganz sicherlich gibt es Nachteile in der VA. Beispielsweise die Isolation bestimmter Anfangsbuchaben, welche dazu führen, ungewollte Lücken im geschriebenen Wort zu produzieren. Hier muss aber genau vom Lehrer geschaut werden, vor allem, wenn beim Schreibschriftlehrgang sehr frei gearbeitet wird, wie von Tintenklecks beschrieben.


    Nun ja. Ich selbst beherrsche beide Schriften auch recht flüssig. Ich selbst mag die LA in Bezug auf ästhetische Gesichtspunkte auch. Jedoch sehe ich primär die Erleichterung für die Schüler. Der "große Sinnzusammenhang" ist ja die spätere Ausbildung der individuellen Handschrift.
    Da kann ich die Kollegen der Sekundarstufen schon verstehen, wenn sie sich über mangelnde Lesbarkeit beklagen und sehe die VA in diesem Zusammenhang wiederum kritisch.


    Es ist halt schwierig, hier einen Konsens zu finden.


    Ich für meinen Teil werde mich in den Ferienwochen (unter anderem!! 8)) mal mit entsprechender Lektüre beschäftigen. Unsereins lernt ja niemals aus! ;)

    Carpe noctem!

    Einmal editiert, zuletzt von Lea ()

  • Ich stelle noch mal ganz konkret hier die Frage, weil es einfach gerade so gut passt:
    Warum ist die SAS eigentlich nie mit in der Diskussion. Ich kenne einige (zugegeben wenige) Schulen, die damit arbeiten und erhalte nur positive Rückmeldungen. Die meisten Nachteile der VA hat sie überwunden und wenn ich in meiner Klasse Schüler vergleiche die SAS oder VA gelernt haben, haben die mit der SAS eindeutig die schönere Handschrift. Es gibt alle Arbeitsheft auch in der SAS. Wieso wird sie einfach nicht wahrgenommen??? Gibt es da vielleicht entscheidende Nachteile, die ich nicht kenne?

  • Manchmal führt der unreflektierte Gebrauch von Abkürzungen doch zu absonderlichen Sätzen...


    Nele


    Deshalb wird die Schulausgangsschrift allgemein auch als "SAS" abgekürzt.


    @ cyanscott:
    Ich denke, die SAS ist einfach nicht verbreitet und bekannt genug. Meines Wissens nach wird sie eher in den neuen Bundesländern verwendet. In den alten Bundesländern hat die VA die LA weiträumig abgelöst, wobei beide Ausgangsschriften ja in Diskussion zueinander stehen (siehe oben).

  • Manchmal führt der unreflektierte Gebrauch von Abkürzungen doch zu absonderlichen Sätzen...


    Nele

    Wir wissen aber doch alle, was in diesem Zusammenhang mit SA gemeint ist. ;)
    Um das zu umgehen, wird die Schulausgangsschrift meistens auch SAS abgekürzt.



    Wieso die SAS nicht so verbreitet ist, frage ich mich auch.
    Ich denke, das wäre ein guter "Kompromiss" zwischen VA und LA.

  • Ich denke, die SAS ist einfach nicht verbreitet und bekannt genug.


    Aber immerhin in drei Bundesländern verbindlich vorgeschrieben mit Berlin, Sachsen und Sachsen-Anhalt und auch Brandenburg bringt sie im Lehramtsstudium als verbindlich bei, wobei das noch offen zu sein scheint.


    Immerhin ist dies die Schrift, die in den neuen Bundesländern erst überall gelehrt wurde!

  • Ich möchte mich auch gerne mit einer Frage anschließen, ich muss gestehen, dass ich garnicht wusste, dass es soviele verschiedene Schriften gibt, bei uns in Österreich scheint es einfacher zu sein.
    Ihr lehrt den Kindern also zwei verschiedene Schriften? Oder habe ich das falsch verstanden?


    Bei uns wird meist zuerst die Druckschrift und danach eine Schulschrift, vergleichbar mit der Lateinischen Ausgangsschrift gelehrt.


    Danke für die Informationen! Ist immer wieder interessant, welche Unterschiede es gibt!


    LG MM

  • Ihr lehrt den Kindern also zwei verschiedene Schriften? Oder habe ich das falsch verstanden?


    Ja, es gibt drei verschiedene Schriften, die Latenische Ausgangschrift (LA), die wurde in den alten Bundesländern früher immer gelehrt, dann die Vereinfachte Ausgangsschrift (VA), die kam später in den alten Bundesländern und dann die Schulausgangsschrift, die in den neuen Bundesländern vor der Wende imemr gelehrt wurde (SAS).


    Bei uns wird meist zuerst die Druckschrift und danach eine Schulschrift


    So ist es hier auch, nur dass jedes Bundesland sich für eine der Schriften entschiedet oder sogar zwei mögliche zur Auswahl stellt!

  • Die Kinder starten auch in Deutschland zunächst mit einer Druckschrift. Bereits hier gibts verschiedene Variationen, z.B. Nord- und Süddruck, bei der sich die Buchstaben leicht unterscheiden (das große I mit oder ohne unteren Bogen etc.). Danach wird uns nur vorgegeben, dass die Kinder als zweite Schrift eine verbundene Schrift erlernen sollen - als Übergang zur eigenen Handschrift. Hier kann sich nun jede Schule auf eine von mehreren Möglichkeiten festlegen:


    - Lateinische Ausgangsschrift = LA
    - Vereinfachte Ausgangsschrift = VA
    - Schulausgangsschrift= SAS


    Neu ist die Grundschrift, die quasi eine halb verbundene Druckschrift darstellt.


    So begrüßenswert diese Vielfalt auch sein mag, halte ich es für relativ problematisch, dass z.B. an unserer Schule die VA verwendet wird, während die Schule unserer Nachbargemeinde die LA lehrt. Bei öfter vorkommenden Umzügen haben die Kinder wirklich Schwierigkeiten, sich auf die neue Schrift einzustellen.

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