Homosexualität im Kinderbuch

  • Wahrscheinlich. Das wurde ja von einem User hier auch schon im Thread verlinkt und ich hab mir das auch mal angeschaut - ohne Frage eine sinnvolle Organisation! Für meine derzeitigen Belange aber leider nicht das richtige (denn noch einmal: es geht mir nicht um den Umgang in Schule und Unterricht).

  • Meine Güte, man kann seiner Abneigung aber auch auf viele verschiedene Arten und Weisen Ausdruck verleihen. Faszinierend.

    .... du überraschst mich immer wieder.... abneigung gegen wen? dich? meinen freund? mir erschließt sich der sinn nicht....aber mag wohl eher daran liegen, dass du dich auf mich eingeschossen hast.. schließlich bin ich die weltfremde, hinterm mond lebende, nicht kritikfähige, sich hinter der kicrhe versteckende relilehrerin.
    das erinnert mich einfach nur an pippi langstrumpf " ... ich mache mir die welt wie sie mir gefällt"...

  • . abneigung gegen wen?

    Deine Abneigung das Thema überhaupt zu thematisieren - egal ob direkt oder indirekt. Das hast du jetzt alles mehrmals erläutert. Und mir hat es schon vor mind. 3 Beiträgen gereicht.

    • Offizieller Beitrag

    ich finde es nicht in Ordnung, wie hier ständig auf Coco eingehauen und sie systematisch missverstanden wird.
    Sie hat nichts Anderes getan, als darzustellen, dass man das Thema 'Homosexuelle Lebensgemeinschaft' auch anders als explizit anpacken kann.


    Wenn ich z.B. sage, ich halte es für schön, wenn Kinder mit Geschwistern aufwachsen, auch wenn das es verstärkt Einzelkinder geben mag, diksreditiert mich das dann auch als religiös indoktriniert und furchtbar reaktionär, gar als intolerant? Und ja, ich bin katholisch, kritisch und gerne :D
    Wenn ich weiters äußere, ich halte das Phänomen von Ein-Kind-Familien dennoch mittlerweile für so normal, dass es in meinen Augen keiner besonderen Sensibilisierung dafür bedarf -- muss ich dann auch damit rechnen, ständig und abischtlich missverstanden zu werden?
    Dann frag ich mich ernsthaft, wie weit es mit der ach so tollen gesellschaftlichen Vielfalt her ist. "Ich bin ja so tolerant und gegen Minderheiten-Bashing, aber wehe, ich treffe auf Andersdenkende".

    • Offizieller Beitrag

    mir ist es persönlich ziemlich egal, was coco denkt.


    Aber es gibt doch einen Riesenunterschied zwischen "Einkind-Familie" und "schwule Partnerschaft", schon alleine, weil "du Einzelkind" kein Schimpfwort ist.


    und weil nicht alle Kinder in solchen toleranten Familien aufwachsen wie unseren, wo regelmässig Kontakte zu andersaussehenden, anderslebenden, usw.. stattfinden (ernst gemeint, ich weiß, dass meine Kinder diesbezüglich nie Probleme haben sollten), bedarf es _auch_ von Kinderbüchern, weil Kinderbücher nunmal eine Sozialisationsfunktion haben. Damit Kinder etwas von der Welt erfahren, die sie vielleicht nicht kennen.


    Chili


  • Sie hat nichts Anderes getan, als darzustellen, dass man das Thema 'Homosexuelle Lebensgemeinschaft' auch anders als explizit anpacken kann.

    Und nichts anderes ist meine Frage - die Frage nach Büchern, in denen das getan wird.
    Aber das wurde ja so geflissentlich von fast allen hier ignoriert, aber hauptsache man konnte auch mal seine Stellung zur Homosexualität kommunizieren.
    :klatsch:


    Ach chilipaprika, danke, dass du jetzt schon die Erklärung übernimmst. Ich bin es gerade so leid geworden. Habe das Gefühl, du bist die einzige, die versteht, worum es hier eigentlich gehen sollte.

  • schon alleine, weil "du Einzelkind" kein Schimpfwort ist.

    Natürlich kann "Du Einzelkind" als Schimpfwort verwendet werden. Gerade in Kontexten, in denen einer Person Egozentrismus, mangelnde soziale Fähigkeiten oder fehlender Wille etwas mit jemandem zu Teilen unterstellt werden soll, kann dieser Vorwurf sehr gut mit "Du Einzelkind" untermauert werden. Wird also oftmals eindeutig abwertend und negativ besetzt verwendet.

    • Offizieller Beitrag

    Natürlich kann "Du Einzelkind" als Schimpfwort verwendet werden. Gerade in Kontexten, in denen einer Person Egozentrismus, mangelnde soziale Fähigkeiten oder fehlender Wille etwas mit jemandem zu Teilen unterstellt werden soll, kann dieser Vorwurf sehr gut mit "Du Einzelkind" untermauert werden. Wird also oftmals eindeutig abwertend und negativ besetzt verwendet.


    Silicium: es macht doch einen Unterschied, ob ich mit einer anderen Mutter tuschle, dass der Kevin von Frau Müller echt unmöglich ist, das liegt sicher daran, dass es ein Einzelkind ist, oder ob Marcel dem Lukas sagt "bist du schwul oder was?", weil Lukas sich neben Martin hinsetzt. "Dein Stift ist voll Einzelkind" ist auch nicht so häufig wie "Dein Stift ist voll schwul" (weil der Stift nicht schreibt, kapput ist, oder runtergefallen ist, usw...)


    Chili


    (Alternative: "Dein Stift ist voll behindert")

  • Ja, den Unterschied macht es. Genausogut gibt es aber auch Situationen und Verwendungen des Wortes "schwul", die in Ordnung sind. Kommt doch immer auf den Kontext der Verwendung an!
    Hat auch einfach mit der momentanen Mode unter den Jugendliche zutun. Zu meiner Zeit war "Du Einzelkind" recht verbreitet, sobald jemand etwas gemacht hat, was die anderen gestört hat.
    Hat ein Kind zum Beispiel die Regeln bei einem Spiel nicht eingehalen: "Oh man, Du Einzelkind! Klipp zählt nur am Baum!"
    Und das wurde auch zu Kindern mit Geschwistern gesagt, war also definitiv als Beleidigung gemeint.
    Wie entsteht sowas? Vermutlich hat eine Mutter mal zu ihrem Kind gesagt, dass Kumpel XY ein Einzelkind ist und deshalb so handelt. Zack, ein Schimpfwort wurde geboren!



    Heutzutage ist doch auch zum Beispiel "Opfer" eine Beleidigung, wenn es in entsprechendem Kontext verwendet wird. Da sind auch Sätze wie
    "Boah mein Stift ist voll das Opfer, der schreibt nimmer" denkbar.


    Insofern kann also "Einzelkind" genauso wie "schwul" oder "Opfer" als Schimpfwort verwendet werden. Nur, weil bei Dir in den Klassen gerade "schwul" als Schimpfwort "in ist" und die Stifte damit bezeichnet werden, heißt das noch lange nicht, dass deshalb andere Wörter nicht als Schimpfwort verwendet werden können bzw. keine sind. An anderen Orten (und zu anderen Zeiten) sind es halt auch ganz andere Worte die dazu verwendet werden. Und dazu gehört nun einmal auch Einzelkind.

    • Offizieller Beitrag



    Naja, meine Kindheit habe ich nicht im deutschsprachigen Raum verbracht, kann also nichts dazu sagen. und: ich unterrichte und lebe nunmal im Hier und Jetzt, weswegen die jetzigen Diskriminierungen mir jetzt wichtig sind.


    Ich lasse dir gerne deine Erfahrungen, möchte sie aber leicht anzweifeln.
    Aus der Diversity-Literatur (alternative Schlagwörter: Pädagogik der Vielfalt, Interkulturelle Pädagogik (ja, Kultur ist nicht national gedacht), vorurteilsbewusste Erziehung, Anti-Bias, Social Justice ...) ist mir das mit dem Einzelkind nie vorgekommen.
    Sollte ich es aber zum Beispiel in meinem Klassenraum oder auf dem Pausenhof hören, würde ich (fast) genauso energisch dagegen reagieren, als wenn Schüler sich "Behindert" oder "schwul" an den Kopf werfen. Aus meinem Klassenraum ist mir auch "Jude" nicht geläufig, es ist aber zur Zeit in einigen Schulen aktuell, das würde ich genausowenig dulden wie "Opfer" oder Ähnliches.


    Chili

  • Und bei "Schwuchtel" geht es meines Wissens um Harley-Fahrer, was hat das mit Homosexualität zu tun?


    Auf jeden Fall kann man feststellen, dass die meisten Versuche gegen so etwas anzupädagogisieren nach hinten losgehen. Bestes Beispiel ist das Wort "Opfer", das erst durch die "erfolgreiche" Arbeit von uns Pägagogen zum Schipfwort gemacht worden ist (als Gegenreaktion der Schüler auf die Tendenz jede noch so kleine Auseinandersetzung und jeden noch so unbedeutenden Konflikt gleich durch maximalen Einsatz von Stulkreisen, Sprechstein und Konfliktverträgen wegerziehen zu wollen).

    • Offizieller Beitrag

    und weil nicht alle Kinder in solchen toleranten Familien aufwachsen wie unseren, wo regelmässig Kontakte zu andersaussehenden, anderslebenden, usw.. stattfinden (ernst gemeint, ich weiß, dass meine Kinder diesbezüglich nie Probleme haben sollten), bedarf es _auch_ von Kinderbüchern, weil Kinderbücher nunmal eine Sozialisationsfunktion haben. Damit Kinder etwas von der Welt erfahren, die sie vielleicht nicht kennen.


    Chili


    Da stimme ich Dir durchaus zu.


    Nur wo würden wir die Grenze ziehen? Müssten wir dann nicht wie oben auch schon angedeutet weitere Formen sexueller Orientierung, Neigung etc. in Kinderbüchern erläutern, damit die Kinder etwas von einer Welt erfahren, die sie nicht kennen?
    Ich glaube, dass die Wirkung von Büchern da überschätzt wird. In Haushalten, in denen regelmäßig Bücher vorgelesen werden oder die Kinder selbst Bücher lesen, brauchen wir uns über die Gefahr der partiellen Weltfremdheit dieser Kinder keine Sorgen zu machen. Da spielt es meines Erachtens dann auch keine wesentliche Rolle, ob ein Buch Patchwork, Homosexualität oder was auch immer zusätzlich oder fernab der eigenen Lebenswelt thematisiert.
    Kinder kommen tagtäglich mit Dingen in Kontakt, die sie noch nie gesehen haben oder nicht kennen. Letztlich sind wir Eltern in der Pflicht und Verantwortung, den Kindern die Welt zu erklären. Bücher sind da nur ein Hilfsmittel.
    Ich würde meinem Kind genauso selbstverständlich erklären, dass der Hund da drüben auf dem Rasen ein Irish Sheepdog ist wie ich ihm erklären würde, dass sich auch Männer und Frauen untereinander lieben können oder es Kinder gibt, die zwei Papas haben.


    Gruß
    Bolzbold

  • Die Ärzte zum Nachhörn':www.youtube.com/watch?v=Yi5_fSv7qXk


    Just my 2Cents

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    2 Mal editiert, zuletzt von alias ()

  • Naja, gerade die letzte Strophe zeigt doch eher, dass es in unserer Gesellschaft eben nicht normal ist und ich empfinde diesen Textteil eher bedauerlich:




    Zitat

    Da gibt's nichts zu bedauern und nichts zu staun'




    Und nochmals zur Frage, ob man nicht jede beliebige sexuelle Orientierung ebenso thematisieren sollte: Nein - wozu wählt man gerade im Primarbereich denn sonst Themenaspekte anhand ihrer Exemplarität aus? Ob man nun Homosexualität, Asexualität oder Bisexualität wählt -im Kontext der Diversität bei der sexuellen Orientierung reicht es anhand eines exemplarischen Beispiels völlig aus zu zeigen, das es mehr gibt, als das was man als Kind bisher kennt. Die Aufgabe des Lehrers sollte dann lediglich sein, die Reaktionen der Kinder auf diese Andersartigkeit wahrzunehmen und Raum zu schaffen, sich bei Bedarf darüber auszutauschen.



    Ginge man stets nur von der gesellschaftlichen Normalverteilung aus, dann dürfte es auch keinen Grund geben Extremismus von rechts oder links bzw. religiösen Fanatismus zu thematisieren, da in der Regel nur wenige einer solchen Gesinnung anhängen. Aber jeder, der den Auftrag der politischen Bildung ernst nimmt weiß, dass ein Ausblenden solcher Themen kaum gewünscht werden sollte.

  • Ich halte dieses Thema schon für sehr wichtig. Ihr dürft gerne mal bei mir über den Schulhof gehen und ihr werdet feststellen, dass dieses Thema extreme Angst in manchen Schülern hervorruft. Unabhängigdavon glaube ich, dass es mindestens zwei Schwule Schüler an unserer Schule gibt, die ständig (indirekt) beleidigt werden. Für mich hat Schwuchtel die gleich qualität wie Spasti...
    Nebenher "gib mir mal das schwule Heft" höre ich sehr oft, kann mir jemand erklären, wie es zu diesem Ausspruch kommt?

    • Offizieller Beitrag

    Wenn wir vom "schwulen Heft" sprechen, ist "schwul" zu einem allerweltsabwertenden Adjektiv geworden, das mit der ursprünglichen Gruppe, die es bezeichnen sollte, nichts mehr zu tun hat.
    Synonyme wären hier "blöd, scheiß" etc.


    Der Begriff "schwul" ist insofern natürlich "besonders", weil er ja auch im Zusammenhang mit einer Minderheit abwertend verwendet werden kann. Dass der Begriff auch positiv besetzt sein kann bzw. bekennende Homosexuelle dies tun, hat ja Herr Wowereit eindrucksvoll gezeigt.


    Viele Jungen im Alter von 10 bis 20 haben ein Problem bzw. haben Angst als "schwul" zu gelten. Für sie gibt es nichts Schlimmeres, wenn Mitschüler sie als "schwul" bezeichnen. Das geht gegen das Ego und die persönliche Ehre. Alles, was nicht eindeutig "nicht-schwul" ist, gerät per se in den Verdacht schwul zu sein. Insofern müssen also alle Jungen alles dafür tun, gar nicht erst diesen Verdacht aufkommen zu lassen. Das geht natürlich am leichtesten, wenn man das Verhalten anderer Mitglieder der peer-group als schwul bezeichnet.
    Ist man erst mal im Verdacht schwul zu sein, ist man entsprechendem Mobbing durch die peer-group ausgesetzt - Vorurteile, Ängste und Unreife können hier voll ausgelebt werden.


    Letztlich sollen alle Begriffe wie "behindert, Spasti, Schwuchtel, schwul" etc. nur einem Zweck dienen: Es ist eine Beleidigung aufgrund der durch den Begriff ausgedrückten suggerierten Andersartigkeit des Gegenübers, welche man ablehnt.


    Gruß
    Bolzbold

    • Offizieller Beitrag


    Auf jeden Fall kann man feststellen, dass die meisten Versuche gegen so etwas anzupädagogisieren nach hinten losgehen. Bestes Beispiel ist das Wort "Opfer", das erst durch die "erfolgreiche" Arbeit von uns Pägagogen zum Schipfwort gemacht worden ist (als Gegenreaktion der Schüler auf die Tendenz jede noch so kleine Auseinandersetzung und jeden noch so unbedeutenden Konflikt gleich durch maximalen Einsatz von Stulkreisen, Sprechstein und Konfliktverträgen wegerziehen zu wollen).


    :thumbup::thumbup::thumbup:

  • Zugegeben, der Lehrerberuf enthält viele belächelnswerte Elemente, gerade auch im Hinblick, was alles zum Thema soziales Lernen empfohlen wird. Aber wenn ich hier lese, man habe Begrifflichkeiten wie "Opfer" durch sein Agieren erst interessant gemacht, dann bleibt zu Fragen, was macht ihr im konkreten Fall, wenn eine Schülerin einen Schüler z.B. mit "Du schwules Opfer" tituliert? Wer nun sagt, er vergebe dann lediglich eine Zusatzaufgabe, der trägt dann im Grunde auch lediglich dazu bei, diese Titulierungen interessant zu machen. Was also tun?

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