Rigidität gegen Verarsche?

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    Laura, das hört sich nicht gut an- ich würde an deiner Stelle schauen, ob ich mich versetzen lassen kann. Eine Schule, in der weder SL noch Kollegen hinter mir stehen- das ginge für mich gar nicht.
    Bateaulvre, wenn ich mir deine Beiträge so durchlese, dann denke ich auch, dass du noch zuviel Kraft ins "Reinfühlen" in die Schüler verschwendest. Das wollen die gar nicht. Und ja, mir ist die Note der Schüler wirklich egal, ich will, dass sie was lernen. (Wenn ein Schüler dann durch Lernen eine gute Note erzielt, freue ich mich natürlich mit) Wenn sie es nicht tun, frage ich mich, warum- und wo der Grund dafür liegt. Wir Lehrer sind nämlich nicht grundsätzlich für alles verantwortlich- und für die Pubertät der Schüler und deren Macken schon gleich überhaupt nicht. Und wenn der Schüler trotz mehrmaliger Hilfestellung nicht mag, ist das sein Problem.
    Ich verschwende auch keine Zeit mit der Interpretation irgendeiner Gestik- wenn der Schüler sich in den Schritt greift, kommt ein blöder Spruch und beim zweiten Mal eine Sanktion. Solche Gesten dulde ich nicht in meinem Unterricht. Punkt.
    Was heißt denn, das Halbjahreszeugnis ist nicht versetzungsrelevant? Gibt es bei euch denn nach dem Halbjahreszeugnis einen Neuanfang? Die Lücken, die er hat, werden sich ja nicht innerhalb von sechs Monaten schließen lassen und das solltest du ihm klar machen- insofern sind die Noten ja doch relevant.

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    Was sagt ihr dazu? Ist das nicht eine pädagogische Bankrotterklärung, sich hinzustellen und zu sagen: ist mir völlig egal, was ihr hier für Noten habt?


    Ich sehe das wie Hermine: du bist dafür zuständig, guten Unterricht anzubieten. Was die Schüler dann daraus machen, liegt in ihrer Verantwortung, nicht in deiner. Sie wollen ihren Schulabschluss machen, du hast deinen bereits gemacht. Die schlechte Note eines Schülers ist bei Pubertierenden oft in erster Linie ihrer eigenen Arbeitshaltung zu verdanken. Dafür bist aber nicht du zuständig.


    du kannst Tipps geben zur Eigenorganisation. Abnehmen kannst du es aber niemandem.
    Von daher kann dir die schlechte Note eines Schülers egal sein. Nicht, weil du ihm keine gute Note gönnen würdest, sondern weil du nicht mit jedem Schüler total mitleiden kannst, wenn mal etwas schlecht läuft. Die Noten sollten das ureigene Interesse der Schüler sein. Damit wahrst du eine professionelle Distanz. Du kannst ja auch nicht jedes Mal mitweinen, wenn ein Schüler bei der Rückgabe einer schlechten oder schlechteren als erwarteten Klassenarbeit in Tränen ausbricht. Hilfe zur Selbsthilfe, das kannst und solltest du dann anbieten. Wenn aber die Schüler total blockieren, ist das ihr Problem. Ihre Noten. Nicht deine.


    hugh, das war das Wort zum Donnerstag :D


    Vll magst du ja berichten, wie du weiter vorgehst mit der Klasse ;)

  • Also, heute in meiner letzten Stunde vor den Ferien & gut gelaunt hatte ich noch ein Mal besagte Klasse...


    Ich hatte gestern den plötzlichen Einfall, die Hausaufgaben nicht am Platz zu korrigieren, sondern die SuS ans Pult kommen zu lassen - und tatsächlich: sie waren konzentrierter, handzahm, ich hatte mehr Platz und habe fast alle ihre Texte durchgehend korrigiert; soweit also nach Plan. (Außerdem habe ich inzwischen gelernt, dass die anderen in dieser Zeit eine Aufgabe brauchen; auch das ging, mit mehr oder weniger durchschnittlichem Lärmpegel.)


    Problemschüler Nr. 1 machte keine Anstalten, diese Aufgaben zu erledigen, hatte seinen Stuhl umgedreht und plauderte fröhlich mit seinem Hintermann; da er zuvor auf der Toilette war, hatte er angeblich die Aufgabenstellung nicht mitbekommen. Ich ermahnte ihn ein Mal, drohte ihm dann mit Nachsitzen und - klar - musste meine Drohung dann wahrmachen. Natürlich große Empörung. Die anderen seien doch auch laut gewesen usw. Ich habe ihn daran erinnert, dass ich nur IHN seit Wochen ununterbrochen ermahne und dass er solange von mir sanktioniert wird, bis er begriffen hat, dass er arbeiten und nicht herumkaspern soll.


    Das Ganze hatte ich kommen sehen und auch schon einen Kollegen gefragt, ob ich ihm das Bürschchen zum Nachsitzen vorbeischicken könnte. Da ich aber zuvor die Eltern benachrichtigen musste, sagte ich dem Schüler, er sollte in der großen Pause zum Lehrerzimmer kommen, um seine Aufgaben für die Nachsitzstunde zu erhalten. Da ich die Eltern nicht erreichen konnte, hätte ich ihm sagen müssen, dass er erst nach den Ferien nachsitzen muss. ABER: er kam gar nicht erst!


    Das hat mich derart verärgert, dass ich noch aus dem Zug (ich war verabredet und musste weg) versucht habe, die Eltern zu erreichen. Schließlich hob der Vater ab. Ein ziemlich schweigsamer Mann wohl, dem ich mitgeteilt habe, was vorgefallen war und dass das Verhalten seines Sohnes nun einen Klassenbucheintrag und eine Nachricht an die Schulleitung nach sich ziehe.


    Den Klassenbucheintrag werde ich für diesen Tag nachträglich vornehmen und die konstante Verweigerungshaltung vermerken. Den Schulleiter wollte ich ohnehin schon sprechen, damit er mir sagt, was an der Schule in solchen Härtefällen an weiteren Sanktionen üblich und möglich ist.


    Ich habe die Hoffnung aufgegeben, diesen Jungen zur Raison zu bringen. Seine mündliche Sechs (und die Noten der anderen) habe ich kürzlich vorgelesen. Da ihn das nicht zu interessieren scheint, muss ich eben im Unterricht mit ihm leben, so gut es geht.

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    Zitat

    Die anderen seien doch auch laut gewesen usw.


    "Ich bin bei Rot über die Ampel gefahren? Andere aber doch auch!" Ja und? Wird durch die Anderen DEIN Verkehrsdelikt weniger schlimm?


    Ein dummes Argument von seiten der Schüler (ich weiß es kommt quasi automatisch, aber genauso automatisch kommt meine Antwort mit dem Beispiel aus dem Straßenverkehr)



    ich finde es gut, dass du den SL mit einbeziehen konntest. Meist ist es ja so, dass die entspechenden Kandidaten im Kollegium schon bekannt sind!


    Und nein, überzeugen kann man nicht immer. Aber Konsequenzen zeigen und durchsetzen. Viel Glück weiterhin!

    • Offizieller Beitrag


    Hast du die Schüler vorher um Erlaubnis gefragt, die Noten laut vorlesen zu dürfen?



    ICH würde zwar nicht Noten vorlesen, aber es gibt schon Regelungen darüber, dass die anderen MitschülerInnen durchaus in der Lage waren, das Verhalten und die Leistungen von einem Schüler mitzukriegen, so dass es nicht gegen den Datenschutz verstösse.


    Chili

    • Offizieller Beitrag


    Das verstehe ich nicht.
    Ganz ernsthaft: du bewegst Richtung Probleme, wenn du bist jetzt (!!!) noch keinen einzigen Klassenbucheintrag gemacht hast. Wie weist du denn das Ganze nach, wenn es zur Konfrontation kommt?
    Es liest sich sehr albern, und SchülerInnen lachen durchaus (erstmal) darüber, aber schreib alles.
    Ich hatte alle möglichen Einträge "Carlos trinkt trotz mehrmaligem Ermahnen im Unterricht", "Albert wirft mit Gegenständen und stört den Unterricht", "Markus stört den Unterricht mit obzönen Meldungen", "Philipp weigert sich zur Tafel zu gehen", "X zum dritten Mal ohne Hausaufgaben"...


    Chili

  • ICH würde zwar nicht Noten vorlesen, aber es gibt schon Regelungen darüber, dass die anderen MitschülerInnen durchaus in der Lage waren, das Verhalten und die Leistungen von einem Schüler mitzukriegen, so dass es nicht gegen den Datenschutz verstösse.


    Chili


    Uns wurde im Referendariat immer wieder gesagt, dass man keinesfalls Leistungen anderer Schüler vor der Klasse thematisieren darf, wenn diese dazu nicht ihre Zustimmung gegeben haben. Ich meine wir hätten dazu damals auch die entsprechenden Gesetzesparagrafen herausgesucht,

    • Offizieller Beitrag


    Uns wurde im Referendariat immer wieder gesagt, dass man keinesfalls Leistungen anderer Schüler vor der Klasse thematisieren darf, wenn diese dazu nicht ihre Zustimmung gegeben haben. Ich meine wir hätten dazu damals auch die entsprechenden Gesetzesparagrafen herausgesucht,


    wie alles im Ref eine Sache des Seminars / Fachleiters... :(
    Uns wurde genau das gegenteil (also das, was ich oben schrieb) vor einem Monat von der Seminarleitung gesagt.


    Chili

  • Zum Thema Noten vorlesen: Dann sagst du halt einfach: "Deine Leistung hat mir heute absolut nicht gereicht!" Da weiß jeder, welche Note gemeint ist, und du musst sie nicht direkt vorlesen. (Ich lese allerdings Noten vor ohne zu fragen und wüsste nicht, welches Gesetz mich daran hindern sollte. Nur bei den Noten, die dann ins Zeugnis kommen frage ich)


  • Hast du die Schüler vorher um Erlaubnis gefragt, die Noten laut vorlesen zu dürfen?


    Ja, sicher. Ich habe gefragt und die Noten der ca. 5 SuS, die sie nicht hören wollten, für mich behalten.


    Der Problemschüler rief in die Klasse, er wisse sowieso schon, was er bekommt, worauf ich ihm geantwortet habe, das könne er sich leicht an sechs Fingern abzählen.


    Es war mir wichtig, vor den Ferien noch zu klar zu machen, dass das allgemeine Herumgealber in der Klasse eben nicht ohne Folgen bleibt. Das sollten auch ruhig alle hören - aber freilich nicht ohne Einverständnis der betroffenen SuS.


    chili: Ich weise noch einmal darauf hin, dass ich erst seit kurzem an dieser Schule bin und nie ein Referendariat gemacht habe. Ich muss mich also immer auf die Auskünfte der KollegInnen verlassen, von denen ich zwei kürzlich dazu befragt hatte. Ob sie in dieser als schwierig bekannten Klasse - auf die sie auch immer schimpfen - schon einmal jemanden ins KB eingetragen hätten? Nein, hätten sie nicht. Hm. Ich habe auch schon im Klassenbuch geblättert, aber nichts gefunden. Offensichtlich wird es hier an der Schule so gehandhabt, und als unerfahrene Kraft bin ich nicht scharf darauf, da vielleicht die Pionierin zu sein. Ich bewege mich ja immer sozusagen in einem Schleier der Unwissenheit in schul- und landesspezifischen sowie rechtlichen Dingen. Das hemmt natürlich.


    Immerhin fange ich ja jetzt damit an...

    • Offizieller Beitrag

    Mal ganz dumm gefragt: Klassenbucheinträge dieser Art sind doch gar nicht mehr erlaubt in NRW, oder?


    Ich kenne sowas nur aus meiner ehemaligen Ref-Schule und dort waren sie kein großartiges Mittel zu irgendwas. Es hat die meisten Schüler schlichtweg nicht interessiert, was im Klassenbuch stand. In den Schulen, in denen ich danach unterrichtet habe bzw. jetzt unterrichte, gab und gibt es sowas nicht mehr, da wir das nicht mehr dürfen. Es macht aber auch keinen wirklichen Unterschied, wenn man keine Klassenbucheinträge vornehmen darf. Andere Maßnahmen sind eh wesentlich wirkungsvoller.


    Dass der Junge gar nicht erschienen ist, zeigt ja, wie wenig ernst er das Ganze nimmt. Hier würde ich jetzt sehr konsequent durchgreifen und nicht nur mit Klassenbucheinträgen drohen, die ihn wohl eh nicht interessieren und über die er sich möglicherweise noch amüsiert. In diesem Fall würde ich mit der Klassenleitung sprechen, die Konsequenzen ergreifen, die an eurer Schule für heftigere Vergehen üblich sind (das ist ja von Schule zu Schule verschieden - mal ist es mehrfaches Nachsitzen oder was auch immer) und würde, wenn du die Möglichkeit dazu hast, die Eltern zu einem Gespräch bestellen. Nach den Ferien kannst du sie auch schriftlich (mit dem Briefkopf der Schule) zu einem Gespräch bestellen. Sowas ist mit Sicherheit wirkungsvoller. Sprich dich unbedingt vorher mit der Klassenleitung ab und überlegt gemeinsam, wie bei euch in solchen Situationen vorgegangen wird. Beispielsweise könnt ihr vereinbaren, dass dieser Junge jedes Mal, wenn er extrem stört, nacharbeiten muss. Wenn er sich dem auch konsequent zu entziehen versucht o.ä., könnte der nächste Schritt eine Klassenkonferenz sein. Ich glaube nicht, dass es je so weit kommen wird, weil ich denke, dass sich sein Verhalten schnell ändert, wenn du jetzt die nächsten Wochen jedes Mal konsequent bist.


    Ich kenne ein solches Schülerverhalten in Ansätzen aus den Zeiten, in denen ich im Ref bzw. neu an einer Schule war. Allerdings klingt das, was du schreibst, ja wirklich mehr als heftig. Und ich denke, dass du schnellstens sehr sehr konsequent sein musst und durchgreifen musst, damit sich das Verhalten in Zukunft ändert. Bei mir war es so, dass sich das Verhalten der Klassen nach einiger Zeit deutlich zum Positiven verändert hat, als wir uns besser kannten, die "Beziehungsebene" da war (kurze Gespräche mit den Schülern zum Beispiel beim Rundgehen und Korrigieren etc.) und ganz ganz klare Strukturen griffen und auf Regelverstöße direkt klar erkennbare Konsequenzen folgten. Die Schüler testen dich aus, sie suchen Grenzen und wenn sie wissen, wo bei dir die Grenzen sind und du diese deutlich setzt, wird es besser werden. Und ich habe es jedes Mal so erlebt, dass diese im ersten Moment "furchtbaren" Klassen nach einiger Zeit wesentlich angenehmer wurden und das Verhältnis nach einiger Zeit richtig gut wurde, was ich anfangs nie gedacht hätte.


    Sollte der Schüler einfach nur seine fachliche Unsicherheit in dem Fach überspielen, dann würde ich außerdem mal gucken, welche Probleme er hat und ihn gegebenenfalls einfachere Aufgaben lösen lassen. Gerade in den Fremdsprachen ist es ja so, dass manche Schüler irgendwann einfach nicht mehr mitkommen und dann aus Frust versuchen, den Clown zu spielen oder zu provozieren. Solche Leute erreicht man meist dadurch, dass man ihnen erst mal Aufgaben gibt, die sie beherrschen, damit sie sehen, dass sie in der Fremdsprache überhaupt irgendetwas können.

  • Machts doch nicht so kompliziert. Wenn er nicht hören will und vor der Konsequenz wegläuft wie ein kleines GS-Kind, dann muss er halt das nächstemal "an der Hand" gehen. Wer nicht hören will, muss fühlen.



    Dann bewegt er sich ab der nächsten Stunde im 3m Umkreis des Lehrers, bis der was anderes sagt. Dann sitzt er in der Stunde vorne am Pult und wenn die Stunde rum ist, bleibt er sitzen, geht mit vor das Lehrerzimmer, immer in Sichtweite usw. gemäß dem Grundsatz "Kleine Kinder soll man sehen, aber nicht hören." Wenn er was braucht oder z.B. aufs Klo will, soll er fragen. Höflich. Wenn er sich nicht benimmt, z.B. nicht ordentlich sitzen kann, dann kriegt er halt Gelegenheit und Zeit, genau das zu üben.




    Das findet er beim ersten Mal vielleicht noch cool, weils neu ist, aber beim zweiten Mal schon weniger. Er nervt dich, dann nervst du ihn. Irgendwelche Einträge in Bücher, die wenn überhaupt erst in Monaten Relevanz zeigen sind kein Nerven. Zeig deine unberechenbare Seite und mach Dinge, auf die er nie gekommen wäre. Verbale Zurechtweisungen und Standpauken erwartet er, die sind in sein Verhalten längst eingepreist, desgleichen Appelle an die Klasse um Disziplin usw. Trag das nicht vor der Klasse aus, werd an einem Nachmittag persönlich mit ihm und nerv ihn. Ausdauernd. Lass dir Zeit. Es wird neu für ihn sein, das Piesacken auch andersrum geht und Lernen braucht halt Zeit. Gib sie ihm.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."


  • Das Ganze hatte ich kommen sehen und auch schon einen Kollegen gefragt, ob ich ihm das Bürschchen zum Nachsitzen vorbeischicken könnte. Da ich aber zuvor die Eltern benachrichtigen musste, sagte ich dem Schüler, er sollte in der großen Pause zum Lehrerzimmer kommen, um seine Aufgaben für die Nachsitzstunde zu erhalten. Da ich die Eltern nicht erreichen konnte, hätte ich ihm sagen müssen, dass er erst nach den Ferien nachsitzen muss. ABER: er kam gar nicht erst!


    Das hat mich derart verärgert, dass ich noch aus dem Zug (ich war verabredet und musste weg) versucht habe, die Eltern zu erreichen. Schließlich hob der Vater ab. Ein ziemlich schweigsamer Mann wohl, dem ich mitgeteilt habe, was vorgefallen war und dass das Verhalten seines Sohnes nun einen Klassenbucheintrag und eine Nachricht an die Schulleitung nach sich ziehe.


    Den Klassenbucheintrag werde ich für diesen Tag nachträglich vornehmen und die konstante Verweigerungshaltung vermerken. Den Schulleiter wollte ich ohnehin schon sprechen, damit er mir sagt, was an der Schule in solchen Härtefällen an weiteren Sanktionen üblich und möglich ist.

    Sei hier auf alle Fälle konsequent. Du hast den Schüler zur Nacharbeit verdonnert und die muss er machen. Wenn er zum Termin nicht erschienen ist, muss das Konsequenzen haben und ich hoffe, die Schulleitung hat dir Sanktionsmöglichkeiten genannt. Auf alle Fälle muss der Schüler die Nacharbeit nachholen. Es darf nicht passieren, dass er einen Eintrag ins Klassenbuch bekommt und damit gut. Verkünde ihm einen Nachholtermin und gleich dazu, was mit ihm geschehen wird, wenn er diesen nicht einhält.


    Sarek

    • Offizieller Beitrag

    Zu den Klassenbucheinträgen:


    ich bin selbst erst jetzt im Ref, nicht mehr in NRW und abgesehen davon meine aktuellen Kids brauchen solche Klassenbucheinträge gar nicht ;-), aber in den Klassenbüchern, die ich an meiner Vertretungsschule benutzt habe, war das durchaus üblich, dass sowas eingetragen habe und ich habe es einfach weiter gemacht. Auch auf Anraten der Klassenlehrerin einer "besonders herausfordernden" Klasse. Sie meinte, sonst habe ich keine Handhabe und kann im Prinzip kaum noch nachweisen. In der Spalte "Bemerkungen".
    Das wurde bei mir an der Schule durchweg so praktiziert. Somit weiß der Klassenlehrer immer solche Sachen und es geht nichts verloren.


    BateauIvre:
    ich hatte auch kein Ref und es soll wirklich kein Angriff sein.


    Tipps für die Zukunft:
    - deinen SchülerInnen geht es nichts an, bis wann die Vertretung ist und wer die Noten wann setzt. Du sagst, dass du selbstverständlich jede einzelne Notiz abgeben wirst und mit dem zurückkehrenden Lehrer besprechen wirst, falls er vor den Zeugnissen zurückkommt aber eigentlich könnte es auch sein, dass dein Vertrag verlängert wird, weswegen kannst du nur sagen "zur Zeit bin ICH die Lehrerin"
    - Nachsitzen würde ICH nicht am selben Tag machen, denn auch SchülerInnen haben ein Recht auf Planung und es geht einfach nicht am selben Tag. Den Tag beschliesst du selbst aber den letzten Schultag vor den Ferien 3 Stunden vorher ankündigen? da machst du dich angreifbar. Unabhängig davon hat natürlich der Schüler da zu erscheinen, wenn du ihn bestellst (also zur Pause).
    Kopier dir Zettel aus der Parallelgrammatik zum Buch. (auch zur Not aus den Klassenarbeitstrainern, falls du sie selbst nicht für Klassenarbeitsherstellung benutzst). Wer stört, kriegt entsprechende Arbeitsblätter. Sofort, zuhause oder beim Nachsitzen. Plan dir ab und zu einen Nachmittag, den du in der Schule verbringen kannst, dann hast du deinen Nacharbeitsnachmittag. (damit es nicht immer beim Kollege ist)
    - kleinschrittig alles durchplanen, damit sie keine Zeit haben, Blödsinn zu machen (ich sag das nur, und nehme es mir auch immer wieder vor, ist also nur ein Weitergeben von Tipps...)


    - Sprech mit dem Klassenlehrer. Nicht um dich über die Klasse zu beschweren, sondern um zu fragen, was einheitliches Vorgehen wäre. Was wünscht er sich? Nach jeder Stunde einen Zettel? Einträge im Klassenbuch? Sofort bei den Eltern anrufen? Dank einem guten Klassenlehrer und einer exzellenten Klassenlehrerin (die 15 Jahre an der Gesamtschule gearbeitet hatte...) habe ich da sehr viel gelernt. und wenn die Schüler wissen, die Lehrer ziehen an einem Strang, halten sie sich besser dran. Der Klassenlehrer hat nämlich in der Regel viel mehr "Macht", "qua Amt". Weil er viel schneller und öfters Kontakt zu den Eltern hat.


    Viel Erfolg!
    Chili

  • letzten Bildungsgangkonferenz wurden wir explizit dazu aufgefordert, alle Vorkommnisse, Belehrungen und Ermahnungen in die Klassenbücher einzutragen, damit im Falle einer Ordnungsmaßnahmenkonferenz ("Teilkonferenz") zuvor erfolgte pädogogische, erzieherische Einwirkungsversuche nachweisbar sind.


    LG Anglophil

  • Hier ein Update für die Interessierten...


    Gleich nach den Ferien habe ich den Schüler informiert, dass er in der kommenden Woche nicht nur die 7., sondern zur Strafe auch noch die 8. Stunde nacharbeiten solle. Ein gleichlautender Brief ging an die Eltern, kam aber nie zurück und auf meine nachträgliche Anfrage auch nie zuhause an. Da ich am letzten Tag vor den Ferien dem Vater ohnehin angekündigt hatte, dass der Schüler an einem kommenden Freitag nacharbeiten müsse, habe ich den Jungen dann eben ohne Brief nacharbeiten lassen.


    Am Tag der Nacharbeit verhandelte der Schüler: Wieso denn 2 Stunden Nacharbeit? Er sei vor den Ferien nicht einfach gegangen, sondern habe nach der 6. Stunde auf mich gewartet, drei KollegInnen könnte das bezeugen. Ok, sagte ich, wenn die das wirklich bezeugen können, bleibst du nur die 7. Das steht dann auf meinem handschriftlichen Arbeitsauftrag, den er in der 7. Std. zur Nacharbeit bekommen sollte. Ich frage die KollegInnen, aber niemand erinnert sich. Der Schüler geht trotzdem nach der 7. - nachdem er meinen handschriftlichen Auftrag entsprechend manipuliert ("7. und 8. Std.") und so der Aufsicht gezeigt und versichert hat, das sei alles mit mir abgesprochen.


    Ich gehe zur Schulleitung und beantrage eine weitere Maßnahme. Die Mutter wird zum Gespräch mit Schulleiter, Klassenlehrer, Koordinator und mir einbestellt, kurz kommt auch der Sohn dazu. Obwohl wir ihnen eröffnen, dass diese Sache einen Verweis nach sich zieht, scheint weder die hilflose Mutter noch der gleichgültige Sohn beeindruckt, der schon nach zwei Tagen genauso taub gegen meine Ermahnungen im Unterricht ist wie immer. Ich drohe ihm, ihn vom Unterricht auszuschließen und JEDE Woche nacharbeiten zu lassen und merke, dass mir allmählich die Mittel zu disziplinieren ausgehen. Das einzige, was schließlich hilft, ist eine Art Deal: ich bin nur noch zwei Wochen deine Vertretungs-LK, sage ich - reiß dich in dieser Zeit zusammen und du bekommst nicht NOCH mehr Ärger mit mir. Das begreift er und meldet sich sogar hin und wieder. Jetzt habe ich endlich Zeit, mich um die 10 anderen Verhaltensauffälligen zu kümmern.


    Gegen den Verweis haben die Eltern Widerspruch eingelegt. SIe glauben ihrem Sohn, der sagt, ich hätte ihm ausdrücklich die 8. Stunde erlassen. Der schriftliche Beleg seiner Verfälschung scheint sie nicht zu stören. (Als Beleg meiner "Vergesslichkeit" gilt wohl die Tatsache, dass ich mich in einer Stunde nicht an eine Auskunft erinnern konnte, die ich in der Woche zuvor wohl einem Schüler erteilt hatte - nicht Ungewöhnliches in einer lauten Klasse, in der man manche Fragen am Ende der Stunde halbbewusst abnickt. Für meine SuS, die sich ihrerseits nicht allzu viel merken können, war das ein Quell maßloser Verwunderung.)


    Inzwischen hat der erkrankte Kollege die Klasse übernommen. Er gilt als sehr lax, und die SuS hatten ihn schon herbeigesehnt... Bis zum Halbjahresende unterrichte ich noch einen Grundkurs und dann war es das für mich mit der Schulform Gymnasium. Ich habe immerhin gemerkt, dass ich jahrzehntelang weder pubertierende SuS noch postpubertäre Eltern würde ertragen können.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Bateau,


    was den Verweis angeht, so hast Du ja offenbar seitens der Schulleitung Unterstützung erfahren, denn ein Verweis kann ja nur durch die Schulleitung erteilt werden.


    Was den Schüler und sein Eltern angeht, so kommt das sicherlich ab und an einmal vor, jedoch sind solche Eltern und solche Schüler in meiner bisherigen "Karriere" am Gymnasium deutlich die Ausnahme gewesen. In sieben Jahren seit Ende des Refs. habe ich erst einen Verweis mit erwirkt - und das erst neulich. Viele Kollegen haben noch nie einer Ordnungsmaßnahmenkonferenz beiwohnen müssen, weil es bei uns kaum Vorfälle gibt, die so etwas nach sich ziehen. Wenn es jedoch einmal zu Vorfällen kommt, dann greift die Schulleitung auch rigoros durch.


    Ich würde mich von dieser Erfahrung nicht verunsichern lassen. Es gibt natürlich solche Schüler und auch solche Eltern, jedoch kann es durchaus sein, dass die Bezirksregierung den Eltern den Widerspruch um die Ohren haut. Beim Widerspruch wird die formale Korrektheit und die Verhältnismäßigkeit überprüft - Deine Glaubwürdigkeit durch solche pauschalen Schlussfolgerungen wie "vergisst er einmal was, vergisst er häufiger etwas" zeigen ja, dass die Eltern nichts gegen Dich bzw. gegen den Verweis in der Hand haben.
    Ich gehe davon aus, dass die Schulleitung dem Widerspruch nicht abhelfen kann und so das Ganze eine Etage höher landet. Berichts doch mal, wie das ausgegangen ist.


    Gruß
    Bolzbold

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