Arbeitslos mit kleinem Kind... wie reagieren?


  • Redet ihr von Brutto oder netto?
    HIer sind es ca. 1000 Euro Brutto, wenn man keine Kinder hat und unverheiratet ist. DAs ist deutlich weniger als ich jetzt mit meinem PKB Vertrag bekomme bzw. bekommen würde, wenn ich Vollzeit arbeiten würde. Hinterhger bekomme ich dann aber auch nicht mehr, sondern das, was ich jetzt auch bekomme.


    Also ich (unverheiratet, keine Kinder) habe während meines Refs ca. 1000 EUR netto bekommen und kam ehrlich gesagt nie auf die Idee mich darüber zu beschweren. Im Gegenteil, für mich war das sehr viel Geld.
    Mein Freund hatte während seiner Ausbildung einer eine Ausbildungsvergütung zwischen 700 und 800 EUR netto gehabt (und damit einer der besser Verdienenden, ein Mitauszubildender von ihm (aber in einer anderen Firma) hat z.B. nur 400 EUR netto bekommen).

  • Mein Freund hatte während seiner Ausbildung einer eine Ausbildungsvergütung zwischen 700 und 800 EUR netto gehabt (und damit einer der besser Verdienenden, ein Mitauszubildender von ihm (aber in einer anderen Firma) hat z.B. nur 400 EUR netto bekommen).


    Und schon wieder werden studierte Akademiker mit Auszubildenden direkt nach der mittleren Reife bzw. Abitur gleichgesetzt... Kein Wunder, dass das "Volk" nicht verstehen kann, dass Lehrer mehr verdienen als Verkäuferinnen oder KFZ-Mechatroniker.


    Vergleichsmaßstab sollte ein Trainee-Gehalt in der "freien" Wirtschaft sein. Da lässt sich keiner nach dem Studium mit 1000€ brutto (oder meinetwegen auch netto) abspeisen.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Und schon wieder werden studierte Akademiker mit Auszubildenden direkt nach der mittleren Reife bzw. Abitur gleichgesetzt... Kein Wunder, dass das "Volk" nicht verstehen kann, dass Lehrer mehr verdienen als Verkäuferinnen oder KFZ-Mechatroniker.


    Ich habe mich darauf bezogen:

    Zitat von Silicium

    Der Witz am Referendariat ist ja, dass man wie ein Auszubildender bezahlt (und oftmals so behandelt wird), aber nicht dieselben Vorteile einer Ausbildung hat.


    Muss man ja nicht gleich so pampig werden...

  • Also ich (unverheiratet, keine Kinder) habe während meines Refs ca. 1000 EUR netto bekommen und kam ehrlich gesagt nie auf die Idee mich darüber zu beschweren. Im Gegenteil, für mich war das sehr viel Geld.

    Woher kommt ihr denn, wenn ihr 1000 Euro Netto für sehr viel Geld haltet? Die Armutsgrenze in Deutschland liegt bei irgendwas über 900 Euro Netto.
    Meine Miete für eine Zweizimmerwohnung (unter 70 m²) beträgt warm knapp 900 Euro! Das ist ganz normal für Stuttgart, nicht einmal eine besondere Lage.
    Wovon soll man dann noch Auto zahlen, Einkäufe, Essen gehen, Kino?
    Ich kann halt nur vergleichen, was bei uns die Uni Absolventen, die bei Bosch oder Porsche, ja selbst die, die bei Mittelständlern unterkommen, bei ihrer ersten Stelle bekommen.
    Für knapp 1000 Euro Netto würde von denen niemand arbeiten (können), davon kann man seinen Lebensunterhalt kaum bestreiten.
    Anders wäre es, wenn das Referendariat ein Halbtagsjob wäre, dann könnte man zumindest noch neben der Ausbildung arbeiten.
    Aber zu verlangen Vollzeit zu arbeiten ist einfach eine bodenlose Frechheit für das Geld.
    Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie viele das einfach so abnicken oder sogar gerechtfertigt finden. Die dann das Gehalt auch noch mit dem Ausbildungsgehalt eines 16 Jährigen (!) Hauptschulabgängers vergleichen und feststellen, dass man marginal mehr bekommt und sich ja freuen sollte.
    (Wobei man in der Ausbildung sehr fein noch beim Amt Zusatzleistungen zur Miete usw. beantragen kann, was einem als Ref wieder nicht zusteht, und, was den Auszubildenden dann noch mehr dem Ref gehaltsmässig annähert).
    Wie gut, dass ich eine Alternative ausgehandelt habe, denn mit einem Ref käme ich nicht über die Runden. Promotion bei vollem TVöD 13 Gehalt + zusätzlich 3 Jahre Stipendium ist einfach ein gaaaanz anderer, angemessenerer Lebensstandard, da kann das Ref einfach vorne und hinten nicht mithalten. Nach Abschluss hat man als Bonus sogar noch einen schicken Dr. Titel und kann im Zweifel immer noch den Seiteneinstieg an der Schule machen, so man möchte. Auch wird man bei der Promotion nicht ständig auf lächerliche Weise geprüft und unter künstlichen Druck gesetzt, muss nicht über banale Dinge wie Tafelanschrieb Rechenschaft ablegen und steht auch nicht so unter ständiger, missgünstiger Beobachtung.
    Mein erster Eindruck (allerdings nur durch Besichtigung und Gespräche mit Mitarbeitern) ist, dass man dort auch ganz anders wahrgenommen wird, da man als junger Doktorand durchaus bei den technischen Assistenten Aufgaben delegieren kann und soll. (Man probiere mal als Ref eine Sekretärin freundlich zu bitten, ob sie einem nicht für eine wichtige Stunde etwas kopieren könnte).
    Eigenes (wenn auch recht überschaubares ;) Büro mit Computer und Drucker wurde einem auch gleich gezeigt.
    Für mich nach wie vor nicht nachvollziehbar, wie man die Verhältnisse des Referendariats auch nur irgendwie halbwegs schön reden kann.

  • Was ist daran denn pampig? Es stimmt doch, dass man als Referendar nur ALG II bekommt nach dem Referendariat, keine Vergünstigungen im öffentlichen Nahverkehr bekommt, beim Amt keinen Anspruch auf Mietzuschuss hat usw.
    Das sind doch einfach Fakten.
    Unter pampig verstehe ich, dass man jemanden persönlich anmotzt. Ich habe mich ja nur gegenüber dem Referendariat als Institution geäußert, wie kann man dem gegenüber pampig sein?

    • Offizieller Beitrag

    Ich hatte oben von 1100 - 1200 € gesprochen. Du hattest gefragt netto oder Brutto. Ich habe hinzugefügt : brutto. Von 1000 € habe ich gar nicht gesprochen.


    Kl. Gr. Frosch


    P. S. : Frohe Weihnachten

  • Woher kommt ihr denn, wenn ihr 1000 Euro Netto für sehr viel Geld haltet?


    Woher kommst du denn, dass du das für so bemitleidenswert wenig hältst, dass du sämtliche Threads, die auch nur halbwegs zu dem Thema passen, damit zuspammen musst?!


    Wohl die meisten mussten im Studium davor von deutlich weniger leben und da auch noch nebenher für arbeiten. Und im direkten Vergleich gesehen macht das das Leben dann doch deutlich komfortabler.


    Und ob es dir passt oder nicht: Das Ref. ist nun einmal noch ein Teil der Ausbildung.
    Frag mal Psychologen o.ä., die ein Psychotherapeut werden wollen, und auch noch wie blöd für ihre Ausbildung selbst zahlen müssen ... Oder Mediziner im praktischen Jahr ... etc.


    Und wenn man sich informiert, dann weiß man vor dem Studiumsbeginn, wie das hier ablaufen wird, und kann sich damit arrangieren.


    Wenn du jetzt etwas anderes gefunden hast und nicht ins Lehramt gehen wirst, ist doch super: für dich, für die Schüler, für uns hier im Forum - oder gibt es dann noch einen Anlass, hier weiter unentwegt provokative Beiträge zu posten?


    Schöne Weihnachten.

    • Offizieller Beitrag

    Silicium:


    Du hattest angefangen, einen Referendaren mit einem Auszubildenen zu vergleichen.


    Zitat


    (Man probiere mal als Ref eine Sekretärin freundlich zu bitten, ob sie einem nicht für eine wichtige Stunde etwas kopieren könnte).


    Sorry, aber du hast dafür scheinbar zu wenig Ahnung von schulpraktischen Hierarchien.
    Lehrer sind Landesbedienstete, die Sekretärinnen sind Bedienstete, die dem städtischen Schulamt unterstehen.
    Die Sekretärinnen sind explizit NUR für schulamtliche Verwaltungsarbeiten zuständig. Sie sind dezidiert NICHT Sekretärinnen, die für die Zuarbeit der Lehrer anwesend und bezahlt werden.
    Allein der Gedanke, dass die Sekretärinnen für einen Lehrer die Kopien machen, ist arrogant bis ahnungslos bis anmaßend.
    Sorry, informier doch lieber, bevor du etwas unfair findest.


    Kl. Gr. Frosch

  • Allein der Gedanke, dass die Sekretärinnen für einen Lehrer die Kopien machen, ist arrogant bis ahnungslos bis anmaßend.

    Es ist nicht üblich im Lehrerberuf, klar, aber wenn es so wäre, wäre daran nichts arrogant oder anmaßend. Überhaupt nicht.
    Es ist durchaus üblich, dass es Angestellte gibt, die solche Aufgaben übernehmen.
    Bei uns in den Abteilungen ist es z.B. üblich, dass Akademikern (oder allein höher gestellten, leitenden Personen) manche Dinge wie selbstverständlich abgenommen werden.
    Ein paar Beispiele:


    Wenn ein Doktorand in der Abteilung für seine Diss verschiedene Messungen benötigt (sei es spektroskopische Daten etc.), dann führen durchaus technische Angestellte diese Messreihen für ihn durch.
    Natürlich befiehlt man das nicht arrogant, nein, man fragt man freundlich: "Herr X, hätten Sie eventuell Zeit für mich eine Meßreihe durchzuführen? Vielen Dank"


    Oder unser Abteilungschef zu Sekretärin:


    "Frau G., könnten Sie uns bitte noch einen Kaffee kochen? Der Herr Dr. X kommt nachher zur Sitzung. Schicken Sie ihn dann bitte einfach in mein Büro."


    Ich weiß, dass es im Lehrerberuf sehr üblich ist als Akademiker jegliche kleine Tätigkeit selber zu verrichten. (Selbst zum Tische und Stühle rücken laufen da einige persönlich auf).
    Als unser Junior Cheffe die Abteilung übernahm und sein Büro einrichtete, hat er lediglich delegiert: "Das Bild bitte dort hinhängen. Der Schreibtisch muss raus, da wird bald ein neuer geliefert."


    Schaut Euch einfach mal in größeren Unternehmen um, es ist keinesfall arrogant oder eine Frechheit, dass Sekretärinnen zum Kopieren oder ähnlichen Dingen herangezogen werden.
    Dass Sekretärinnen im Lehrerberuf dafür keine Kapazität haben liegt daran, dass an den Lehrern natürlich so stark gespart wird, dass man gerade so viel Sekretärinnen einsetzt, dass von denen nur das Allerwichtigste an Verwaltung gemacht wird. Für Lehrer entlastende Tätigkeiten sind sie dadurch natürlich nicht einsetzbar.
    Ist auch eine Frage des Ansehens, wenn ein Abteilungsleiter in der Firma die Sekretärin um das Kopieren bittet ist das eine Selbstverständlichkeit, ist man hingegen nur Lehrer wirkt es komisch, denn man ist ja dort ja eher mit allen auf Augenhöhe in der Branche.




    -> Das Problem ist also die dünner Personaldecke, nicht etwa, dass es arrogant oder anmaßend wäre, wenn Sekretärinnen das Kopieren übernehmen würden.
    Das ist in der Wirtschaft Usus, da es viel zu teuer für ein Unternehmen wäre, einen Akademiker für das stundenlange Stehen am Kopierer zu bezahlen.


    Die Arbeit eines Lehrers ist einfach nicht so wertvoll, dass es sich finanziell lohnen würde diesen durch Hilfskräfte von einfachen Tätigkeiten zu entlasten, damit er mehr Zeit hat seine hochqualifizierte (und damit für Unternehmen teure) Arbeit zu leisten.

    3 Mal editiert, zuletzt von Silicium ()

  • Ich finde es schon anmaßend, denn unsere Sekretärin hat einfach andere Dinge zu tun, als mir irgendwelche Arbeitsblätter zu kopieren. Das ist mein Job, nicht ihrer.
    Dafür heftet sie ungefragt Aktennotizen ab und druckt mir meine Schülerlisten, verschickt meine Briefe undundund... und das ist auch ihr Job.
    Weisst Du, es ist die Frage, ob man sein "ich-bin-Akademiker" permanent raushängen lassen muss... Und sich von jemanden "untergeordneten" Kaffe kochen zu lassen finde ich generell sehr daneben. Mein Vater ist in leitender Position in einer Bank und auch er würde NIE auf die Idee kommen sich Kaffee kochen zu lassen, gleiches gilt für meinen Mann, der auch eine leitende Position in einem "höheren" Beruf bekleidet.


    Zum Thema Gehalt: Als Trainee verdient man zwar ein paar Euro fünfzig mehr, ABER bekomme erstmal eine vernünftige Anstellung... ich habe eine Freundin, die hat sich dort kaputt gemacht (und tatsächlich kaputt...das was man dem Ref doch immer so gerne nachsagt).
    Ärzte: Das AIP ist glücklicherweise abgeschafft worden. Vor ein paar Jahren lag dort das Gehalt UNTER RefGehalt bei keinerlei Ausbildungsleistung, bei voller Stundenzahl plus Bereitschaft. Vielleicht sollte man sich mal eher Gedanken machen, ob es nicht Jobs gibt, die einfac zu gut bezahlt sind...


    Liebe Starterin: ich wünsche Dir, dass sich die Situation bald für Dich klärt!

  • Man probiere mal als Ref eine Sekretärin freundlich zu bitten, ob sie einem nicht für eine wichtige Stunde etwas kopieren könnte


    Der Ton macht die Musik, dass macht unserr Sekretärin auf die Bitte hin genauso ab und an, wie das auch Kollegen mal machen. Wenn ich aber Anweisungen geben würde, würde sie mir natürlich einen Vogel zeigen.


    Und sich von jemanden "untergeordneten" Kaffe kochen zu lassen finde ich generell sehr daneben.


    Ich sehe die Sekretärin nciht als untergeordnet an, sondern als ein Person mit anderem Aufgabengebiet. Und sie kocht für Unterrichtsbesuche bei uns natürlich auch den Kaffee mit (ungefragt), aber mindestens ein Danke und das man den selber in den entsprechenden Raum trägt, wird schon erwartet.

  • @ Silencium: An manchen Schulen gibt es einen schulverwaltungstechnischen Assistenten, der einem Kopien für den Folgetag anfertigt, wenn man die zu kopierenden Sachen in sein Fach legt.
    An einer weiterführenden Schule mit 40 oder mehr Lehrkräften, wäre es für die Sekretärin eine Zumutung neben ihrer normalen Tätigkeit noch Kopien für jeden Kollegen anzufertigen. Sie nimmt uns Lehrern schon genügend Arbeit ab (Verschicken von Elternbriefen etc).

  • Weisst Du, es ist die Frage, ob man sein "ich-bin-Akademiker" permanent raushängen lassen muss...


    Nein, ist es nicht! Sondern es ist die Frage, ob es jemand gibt, der mich (als Lehrer) bei meiner Tätigkeit so unterstützt, dass ich mich hauptsächlich um meinen Unterricht kümmern kann.
    Dass das derzeit an Schulen so nicht vorgesehen ist, ist eine Sache, dass es evtl. wünschenswert wäre, eine andere. Und genau darum diskutiert Silicium.


    Im übrigen kenne ich derartige Unterstützung aus meiner Zeit als technischer Trainer in der Industrie (das mag sich inzwischen auch geändert haben, da habe ich keine Einblick mehr).
    Es gab ein Schreibzimmer, die von mir erstellte Kursunterlagen in das Firmenlayout brachten und dann eine Kopiervorlage erstellten, es gab ein Kopierzimmer in dem ich den Auftrag abgab, wann ich wieviele Kopien für meinen Kurs brauchte und es gab eine IT-Abteilung, die u.a. die nach Anforderung die für den Kurs notwendige IT-Infrastruktur bereit stellte. Und das hat sehr gut funktioniert.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Mmmh, ich kann da ja jetzt ein absolut falsches Bild meiner Arbeitszeit haben. Aber ich unterrichte 28 Stunden und dies gilt bekannterweise als Vollzeit. Das heisst zur "normalen" Vollzeitstelle habe ich noch 12 Stunden (je nach vergleichbarem Beruf) Zeit, in denen ich vorbereite. Und dazu gehört auch kopieren... Es ist keine Frage, ich bitte auch mal Kollegen, Praktikanten oder sonst wen darum mal schnell ein Blatt für mich zu kopieren. Dies beruht dann aber auf Gegenseitigkeit. Ich finde durchaus, dass ich genug Zeit habe mich um meinem Beruf und meine eigentliche Tätigkeit zu kümmern...


    Zu der Kaffeekochgeschichte möchte ich mich nicht weiter äußern, ich glaube, ich habe da ein anderes Bild zu, vielleicht durch ein Kollegium bedingt, wo jeder, sogar der Chef, mal einen Kaffee macht und einem auf den Tisch stellt...


    Sorry, wir sind hier gerade vollkommen vom Thema abgekommen...


  • Da mir diese Ausbeutung dermaßen gegen den Strich geht bin ich gerade dabei eine viel lukrativere Alternative in der Wirtschaft auszuhandeln und dann meinen Ref Platz einfach wegzuwerfen.


    Das würde ich mir gut überlegen. "Richtiger" Lehrer bist du erst mit Abschluss des Referendariats. Falls es dir später in der glorreichen Wirtschaft stinkt, gibt es keinen Weg zurück. Ich schätze mal, dass du noch knapp ein Jahr durchhalten müsstest, damit du den Abschluss hast. Das ist überschaubar. Im Lebenslauf machen sich Abschlüsse immer besser als Abbrüche.


    Und falls du wissen möchtest, was WIRKLICHE Ausbeutung ist, frag mal einen Mediziner. Dort schließt sich das "Referendariat" als "Praktisches Jahr nahtlos ans Studium an. Mittlerweile werden dort 250 €/Monat "Stipendium" bezahlt - früher gab es gar nichts. Und das für 4 Tage à 10 Stunden Nonstop-Arbeit in der Klinik. Nun wird auch der Studientag zur Vorbereitung auf das Hammerexamen gestrichen - also 5 Tage "Arzt im Praktikum".
    Ihr jammert auf hohem Niveau.


    @Silicium
    Falls dir die Sekretärin deine Büro- und Kopierarbeit nicht abnimmt, mach' doch den Mentor für einen Referendar. Der soll dir dann die Tasche tragen :teufel:

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

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  • Mein Vater ist in leitender Position in einer Bank und auch er würde NIE auf die Idee kommen sich Kaffee kochen zu lassen, gleiches gilt für meinen Mann, der auch eine leitende Position in einem "höheren" Beruf bekleidet.

    Erstaunlicherweise ist auch mein Vater in leitender Position bei einer Bank und ist in der Regel mit so vielen wichtigen Dingen beschäftigt, dass er gerne darauf zurückgreift sich Kaffee kochen zu lassen.
    Auch bei mir bei meinem Ferienjob ist es so, dass die Abteilungsleiter in der Regel für so etwas keine Zeit haben, weil sie für wichtigere Tätigkeiten herangezogen werden. Hier ein Meeting, da telefonieren usw.
    Ich finde es überhaupt nicht schlimm, wenn zu den Aufgaben von Sekretärinnen, technischen Angestellten und so weiter die Übernahme von einfachen, zu erledigenden Arbeiten gehören.


    Klar hat es sich etabliert, dass ein Lehrer alles komplett selber erledigt. Das ist in anderen Branchen aber durchaus unüblich. Der Rechtsanwalt hat eine Rechtsanwaltfachangestellte usw.
    Man kann natürlich sagen, dass das stundenlange Stehen am Kopierer und diverse andere zeitraubende Tätigkeiten einfach zum Lehrerberuf dazu gehören.
    Dann könnte man allerdings auch zu einem Chirugen sagen, dass es eben auch dazu gehört, dass man einen Patienten, den man aufschneidet und der danach kaum laufen kann, stützend zur Toilette begleitet sofern dieser klingelt. Auch könnte man sagen, gehört es zum Arztberuf, dass man die Laken seines Patienten wechselt und so weiter. Erstaunlicherweise werden solche Tätigkeiten allerdings delegiert an Krankenschwestern und -pfleger. Liegt auch hier eine arrogante Delegierung an "vermeintlich untergeordnete Kräfte" vor?
    Ich denke nicht.
    Es hat sich einfach als sinnvoll erwiesen, dass das höher qualifizierte Personal so weit entlastet werden soll von (ja ich drücke es so aus) niedrigeren, einfacheren Tätigkeiten, dass es sich möglichst ungestört auf die anspruchsvollen Aufgaben konzentrieren kann. Denn für das Kopieren von Zetteln muss ich mir als Unternehmen keinen Akademiker (sagen wir als Versicherung einen studierten Mathematiker mit SChwerpunkt Stochastik) ins Haus holen. Da wäre das Kopieren ein sehr teuerer Zeitvertreib, denn zu dem Stundensatz, den der Mathematiker dort verlangt, wird der Personalchef ihn ganz sicher lieber für andere Tätigkeiten einsetzen!


    So lässt man auch einen Chirurgen lieber einen Großteil seiner Arbeitszeit operieren anstatt, dass er selber seine Instrumente reinigt oder den OP selbstständig danach aufräumt.
    Ein Rechtsanwalt lässt seine Akten schreddern anstatt selber stundenlang vor der Maschine zu stehen, da seine Qualifikation gewinnbringender eingebracht werden kann als stundenlang Tätigkeiten auzuführen, die auch jemand anderes ohne Studium erledigen könnte. Einfach auch eine Frage der Effizienz.


    Bei einem Lehrer hingegen scheinen die sein Studium erforderlich machenden Tätigkeiten eine nicht so wichtige Arbeit darzustellen, dass man für ihn eine Entlastung schaffen müsste. Damit sich der Lehrer hauptsächlich auf das (inhaltliche) Vorbereiten des Unterrichts, das Korrigieren von Klausuren, sich immer aktuell fort zu bilden konzentrieren kann, nimmt man ihm nichts ab. So wichtig ist die Tätigkeit anscheinend nicht!
    Prinzipiell stört es mich nicht am Kopierer zu stehen, die Tätigkeit ist ja nicht die schlimmste und wofür ich bezahlt werde ist mir prinzipiell egal, solange das Geld stimmt (stimmen würde). Es sagt nur finde ich viel darüber aus, wie (un)wichtig das Unterrichten ist.


    Auch hier liegt ein Grund für die schlechte Bezahlung des Lehrerberufs: Würde ein Lehrer einen sehr hohen Stundenlohn haben, würde es sich gar nicht mehr rentieren ihn solche Aufgaben wie Kopieren selber übernehmen zu lassen. Dann würde man ihn (was vllt ja auch gar nicht so wünschenswert ist?) lieber zu einer höheren Unterrichtsverpflichtung heranziehen und ihm bezahlbareres Personal für banalere Aufgaben zur Seite stellen. Es möchte aber niemand Geld ausgeben um für die Lehre optimale Bedingungen herzustellen.
    Das macht man um wirtschaftliche Produktionsprozesse zu optimieren und sein Unternehmen ganz vorne zu platzieren, aber an optimalen Bildungsmöglichkeiten hat niemand ein Interesse.
    Deshalb wird es natürlich nicht passsieren, dass der Lehrer ein hochbezahlter Spezialist wird, nein, er wird weiterhin Elemente hoher Qualfikation und Elemente Hilfsarbeitertätigkeit in seinem Berufsbild integrieren, weil es den Staat einfach am billigsten kommt. Leider geil!

  • Silicium, arbeite an unserer Schule 1 Woche mit Deiner Haltung zur Sekrertärin - du wirst danach freiwillig gehen.


    Unsere Sek. (für gut 1000 SuS und 120 Kollegen zuständig) ist grandios und unterscheidet sehr feinsinnig, welcher Lehrer sie und ihre Arbeit respektiert oder nicht. Letztere laufen bei ihr komplett auf. Erstere dürfen auch ruhig mal um Kopien bitten, bekommen Kaffee und Kekse und so viel Hilfe, wie sie wollen. Der Ton und die Einstellung zum Miteinander machts halt.....


    Grüße
    Raket-O-Katz

  • Unsere Sek. (für gut 1000 SuS und 120 Kollegen zuständig) ist grandios und unterscheidet sehr feinsinnig, welcher Lehrer sie und ihre Arbeit respektiert oder nicht. Letztere laufen bei ihr komplett auf. Erstere dürfen auch ruhig mal um Kopien bitten, bekommen Kaffee und Kekse und so viel Hilfe, wie sie wollen. Der Ton und die Einstellung zum Miteinander machts halt.....

    Dass eine Sekretärin für 1000 SuS und 120 Kollegen zuständig ist sagt doch auch viel über die Wichtigkeit und Wertschätzung des Lehrerberufs aus, oder nicht?
    Ich hatte bereits geschrieben, natürlich geht es auch um Umgangsformen. Bei uns bitten die Abteilungsleiter uns auch freundlich, wenn wir einen Auftrag ausführen sollen. Dahinter steht natürlich die klare Anweisung.
    Ich denke auch Euer Schulleiter wird freundlich zu Euch sein, wenn er um eine Vertretungsstunde bittet? ("Frau X., Sie sitzen hier im Lehrerzimmer, könnten Sie Klasse 8a vertreten, seien Sie doch so gut"). Oder raunzt er Euch Dienstanweisungen entgegen? Ich denke nicht.
    Genauso würde man, wenn es denn üblich wäre, dass Lehrer auch Personal haben um ihnen einfache Tätigkeiten abzunehmen, dieses auch freundlich bitten.
    Auch Ärzte bitten Krankenschwestern freundlich, doch nochmal die Krankenakte herzuholen oder eine neue Spritze zu bringen, da diese trüb erscheint.
    Ganz üblich. Und alles freundlich. Nur entsprechendes Personal muss vorhanden sein. Dass eine einzelne Sekretärin mit dem Kopieren für 120 Kollegen überfordert ist, ist mir klar. Problem ist hier einfach der Personalschlüssel, der wie gesagt mit der Einschätzung der Wichtigkeit der Lehrertätigkeit zusammenhängt. Es ist anscheinend nötig Ärzten Krankenschwestern zur Seite zu stellen oder Rechtsanwälten Fachangestellte. Lehrern hingegen niemanden beziehngsweise eine Hilfskraft für 120 Leute, naja vllt 2 pro 120, wenn man den Hausmeister mitzählt.


    Die Schule ist ein Ballungsraum mit extremer Akademikerdichte und ganz wenig Nichtakademikern. Komplett anders herum als in der Wirtschaft, wo ein Akademiker auf einen Haufen Nichtakademiker kommt. Kein Unternehmen könnte sich eine Betriebsstruktur aus so vielen Akademiker bei gleichzeitig so wenig Nichtakademikern leisten. Da ist die Schule ihre eigene Parallelwelt.

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