Tatsächliche Inklusion...


  • Da hast du die deutsche Variante der Inklusion noch nicht verstanden (nach der Rhetorik deutscher Inklusions-Ideologen wäre das Verlassen des Raumes für Fördermaßnahmen schon "Exklusion").


    Wen dem so ist, warum verlassen sie denn dann bei Fuchsi den Raum? Bei mir kommen und gehen Schueler fuer alle moeglichen Sachen waehrend dem Unterricht. Das mag sich um Foerder- oder Forderunterricht, extra Musikunterricht oder Kurzfristige Fremdbeschulung an unserer hiesigen Franzoesischschule handeln. Das dauert dann vielleicht ne Stunde, oder 20 Minuten oder den gesamten Nachmittag.
    Wenn es bei euch gar keinen Foerderunterricht gibt, hat sich aber einiges geaendert. Wir hatten damals sowohl in der Grundschule als auch in der Gesamtschule Foerder- und Forderunterricht.


    Die deutsche Version der Inklusion sieht kurz gefasst so aus: ALLE in demselben Raum (keine Möglichkeit der räumlichen Differenzierung: Die meisten Sekundarschulen haben solche Räume rein baulich überhaupt nicht), keine spezielen Förderlehrkräfte im Unterricht (Förderdiagnostik wird in einigen Bundesländern gerade abgeschafft, damit kein Kind durch so etwas "diskriminiert" wird), nur eine Lehrkraft mit 30 Kindern alleine, egal welche Lern-, Sozial, oder medizinischen Probleme vorliegen, speziell ausgebildete Förderlehrer kommen nur für wenige Stunden die Woche zum "Beraten". Kein sonstiges Unterstützungspersonal an den Schulen: An deuschen Schulen gibt es außer Lehrkräften nur den Hausmeister (der manchmal sogar mehrere Schulen gleichzeitig betreuen muss), eventuell einen (technischen) Assistenten und eine halbe bis eine ganze Sekräterinnenstelle (je nach Schulgröße). Daran wird auch die Inklusion nichts ändern, weil keiner mehr Personal bezahlen will.


    Spezielle Foerderschullehrer oder Doppelbesetzung haben wir auch nicht. Meine bleiben mehrheitlich im Unterricht und wenn ich jemanden mit unserem LSA (learning support assistant - hab ich ganze fuenf Stunden pro Woche, ist keineswegs eine ausgebildete Lehrkraft) rausschicke, dann ist das von mir geplant und mit Arbeitsmaterial versorgt. Es gehen auch nicht nur meine Schwaechsten raus. Wir haben etwas Platz in der Buecherei, aber besonders gross ist unsere Schule nun wirklich nicht.

  • Sie schreiben andere Klassenarbeiten und müsse natürlich für die gleiche Note nicht die gleichen Voraussetzungen erfüllen.
    Aber welchen Sinn hat das?? Dann hat das Kind in Mathe zum Beispiel eine 3. Und alle wissen, dass das keine "echte" 3 ist. Aber die berechtigte "echte" 1 in Sport kann ich nicht geben.

    ist die Frage jetzt ernst gemeint? 3 bedeutet, dass das Kind die Ziele seines Lehrplans, die du im Unterricht umsetzt "befriedigend" erfüllt. Das sind bei einem Kind mit Lernbehindertenlehrplan natürlich andere, als bei einem Kind mit Gymnasiallehrplan und hat rein gar nichts mit der Leistung des Sitznachbarn zu tun.


    In Freien Schulen gibts deswegen auch Berichtzeugnisse, damit man weiß, wo sein Kind steht, bzw. das Kind das selbst erfährt. Die 3 sagt eben ohne Bezugsnorm nüscht. So wenig, wie die 1 in Sport, wenn man die Tabelle nicht zur Hand hat, auf der steht für wieviele Weitsprungmeter man die 1 bekommt 8_o_)

  • Hier wurden am Do per KuMist-Erlass die Stunden für die GU-Schüler geändert. Bisher zählten unsere GU-Schüler 2x. Dies machte sich auf die Klassengröße und die Zuweisung der Förderstunden bemerkbar. Seit Do zählen die GU-Schüler nur noch 1x. Damit gilt wieder der normale Klassenteiler, die Anzahl der Zuweisung der Förderstunden, damit die Anzahl der vorhandenen Lehrer und und und.


    Und das Ganze einfach mal kurz vor den Ferien über einen Erlass. Damit ist es nicht mal in einem Gesetz diskutiert, das im Landtag besprochen wurde, sondern einfach per Erlass durch das Ministerium. :sauer:

  • Es lebe der real existierende Sozialismus Inklusion!



    Unglaublich, dass einige Lehrerverbände - die Arbeitnehmervertretung der Lehrer - die Einführung der Inklusion jahrelang aktiv und energisch voran getrieben haben.

  • Ich gebe es zu, dass ich selbst GEW-Mitglied bin und ein paar Mal beim Lesen der deutschlandweiten GEW-Zeitschrift gedacht habe und ständig "linken Sozial-Utopismus" ertragen muss, dass ich aus dieser Organisation austreten muss.

  • Ich gebe es zu, dass ich selbst GEW-Mitglied bin und ein paar Mal beim Lesen der deutschlandweiten GEW-Zeitschrift gedacht habe und ständig "linken Sozial-Utopismus" ertragen muss, dass ich aus dieser Organisation austreten muss.


    Spielst du damit auf ihre Unterstützung der "Akzeptanz sexueller Vielfalt" (um es neutral auszudrücken) an?

    • Offizieller Beitrag

    Es lebe der real existierende Sozialismus Inklusion!



    Unglaublich, dass einige Lehrerverbände - die Arbeitnehmervertretung der Lehrer - die Einführung der Inklusion jahrelang aktiv und energisch voran getrieben haben.


    Weil die meisten Lehrer für (gut gemachte, sonnvoll und finanziell gut ausgestattete) Inklusion sind, wenn man die vielen threads hier liest, stellt man dasselbe fest. Ich kann mir gerne bei Gelegenheit mal die Zeit nehmen zu zitieren... :)


    Wofür weder die GEW noch die meisten Lehrer sind, ist die Sparmodell und Heiße-Nadel-Inklusion, die derzeit real stattfindet. Und die GEW gehört da nicht nur zu den schärfsten Kritikern,
    http://www.deutschlandfunk.de/…ml?dram:article_id=287121
    http://bildungsklick.de/pm/866…-des-inklusionsprozesses/
    http://celleheute.de/gew-kritisiert-inklusionsgesetz/
    https://www.gew-hamburg.de/the…skonzept-von-senator-rabe
    usw usf usw
    sondern auch zu den aktivsten, was den tatsächlichen Kampf gegen diese pervertierte Variante der Inklusion angeht: von Veweigerung der Zustimmung von Abordnungen / Versetzungen von Förderschullehrern gegen ihren Willen über kritische Teilnahme an alle Gremien, die in den Städten und Bezirken Inklusion sachlich und räumlich planen bis hin zu Rechtsberatung und Unterstüzung der eizelnen betroffenen Kollegen usw...


    Die Forderungen der GEW entsprechen dabei zu hundert Prozent denen der Kollegen, die von Inklusion betroffen sind, und die sie ja auch vertreten.


    Von daher hilft das repetitive Wiederholen derselben dämlichen Pauschal-Vorwürfe eher nix. Stattdessen kann man sich ja mal aktiv selber einbringen.


    (zusatz: die GEW Zeitungen bringen allerdings wirklich die meisten GEW Mitglieder immer wieder zum stöhnen. Sie sind a) kein Spiegel der tatsächlichen Arbeit in der Basis und b) leider fest in der Hand von einer bestimmten Art GEWler... das Problem, behaupte ich mal, erledigt sich demnächst biologisch...;) ).

  • (zusatz: die GEW Zeitungen bringen allerdings wirklich die meisten GEW Mitglieder immer wieder zum stöhnen. Sie sind a) kein Spiegel der tatsächlichen Arbeit in der Basis und b) leider fest in der Hand von einer bestimmten Art GEWler... das Problem, behaupte ich mal, erledigt sich demnächst biologisch...;) ).


    Da ich in den letzten 10 Jahren tatsächlich die wohltuende Wirkung der biologischen Lösung auf den Abbau von ideologischen Traumlandschaften und die Professionalisierung von Schularbeit beobachten konnte, höre ich diese Aussage mit vorsichtigem Optimismus.


    Vielleicht werde ich noch bis zum Ende meiner Dienstzeit in 20 Jahren erleben, dass sich Lehrer als Arbeitnehmer verstehen! :)


    Nele

  • meike:


    da du gerade von selbst :whistling: die GEW ansprichst - ja, diese ist mittlerweile aufgewacht. In deinen Links klingt es ja z.T. auch bereits so, als ob die Inklusion den Lehrern gegen den Willen der Verbände aufgedrückt wurde.



    Ich erinnere aber z.B. an den offiziellen Beschluß des Gewerkschaftstages 2009 in Nürnberg (da geht es auch nicht um Einzelmeinungen von Zeitungsredakteuren, sondern die durch die Funktionäre propagierte offizielle Position der GEW - auch wenn die Basis das anders sieht):


    http://www.gew.de/Binaries/Bin…W_Beschluss_BRK_FLyer.pdf



    Ohne große Not hat die GEW (zur Fairnis - auch andere Lehrerorganisationen) unter dem Titel "Die GEW fordert die Umsetzung der UN-Konvention für die Rechte behinderter Menschen in allen Bildungseinrichtungen." offensiv Druck auf die Politik ausgeübt, um möglichst schnell die Inklusion einzuführen. Und nein, das man in Unterpunkt 3 auch mal ganz allgemein die Ressourcen anspricht ist kein Ausdruck von Opposition oder einer skeptischen Position gegenüber der Umsetzung gegenüber der Politik.


    Ich kritisiere nicht das Ziel der Inklusion, so es gut umgesetzt ist.


    Ich kritisiere aber die Naivität und Gottvertrauen vieler LehrerInnen gegenüber der Politik, die offenbar herrschte als man letztere unter Druck setzte die Inklusion schnell einzuführen - gerade in den Verbandsspitzen (das im Bedarfsfall praktisch jeder Sozialkunde/politische Weltkunde fachfremd unterrichten darf ist da fast erschreckend). Entweder das, oder die Verbandsspitzen haben billigend auch eine klar unter ausgestattete Inklusion akzeptiert, um das heere ideologische Ziel umzusetzen - zu Lasten der eigenen Mitglieder, bei denen jetzt das große Erwachen erfolgt.


    Auch die Lernfähigkeit scheint ausgerechnet bei Lehrern nicht gerade ausgeprägt zu sein, da sich gerade das alles bei der Ganztagsschule wiederholt ("Ach, die werden doch nicht einfach Deputate erhöhen/Lohnanpassungen aussetzen um die pädagogisch wertvolle Ganztagsschule umzusetzen. Und so schlimm kann es doch gar nicht sein".) . Und am Ende haben wir dänische Verhältnisse. X(

  • In Sachsen-Anhalt haben jahrelang die GU-Kinder doppelt gezählt. D.h. jedes GU-Kind hatte einen Faktor 2,0. Dies war gut für den Klassenschlüssel (z.B. 10 normale Kinder + 3 GU-Kinder = 10x 1,0 + 3 x 2,0 = 16) Damit waren rein rechnerisch statt 13 Kinder 16 Kinder in den Klassen und bei der zunehmenden Anzahl von GU-Kindern war dies positiv auf den Klassenteiler und die Anzahl der Schüler innerhalb einer Klasse. Dies wurde über Jahre praktiziert und viele waren froh, dass es diese Regelung gab.


    Letzte Woche wurde sie per Erlass abgeschafft. Vier Wochen vor Ferienbeginn. Viele neue Klassen wurden bereits gebildet und der tatsächliche Lehrerbedarf ermittelt und die Einsatzplanung durchgeführt. Jetzt haben wir statt 2 kleiner HS-Klassen nur noch eine große HS-Klasse in der Schule. Dabei ist es pädagogisch erwiesen, dass gerade die schwierigeren Schüler in kleineren Klassen besser aufgehoben sind. Aber warum ist das wohl passiert? Das Land muss wieder mal sparen!!!! :sauer:

    • Offizieller Beitrag

    Ich kritisiere aber die Naivität und Gottvertrauen vieler LehrerInnen gegenüber der Politik, die offenbar herrschte als man letztere unter Druck setzte die Inklusion schnell einzuführen - gerade in den Verbandsspitzen (das im Bedarfsfall praktisch jeder Sozialkunde/politische Weltkunde fachfremd unterrichten darf ist da fast erschreckend). Entweder das, oder die Verbandsspitzen haben billigend auch eine klar unter ausgestattete Inklusion akzeptiert, um das heere ideologische Ziel umzusetzen - zu Lasten der eigenen Mitglieder, bei denen jetzt das große Erwachen erfolgt.


    Nun sind die Verbandsspitzen aber mitnichten DIE GEW. In den Verbandsspitzen wird nicht mal die Hauptarbeit gemacht. Die machen gerade wir, die wir in den diversen Gremien versuchen, die Hauptbelastungsfaktoren für die Kollegen abzuwenden. Das ist genauso wie mit den Vollpfosten an jeder Schule, die auch nicht DIE LEHRER sind. Und ja, theoretisch werden die Verbandsspitzen gewählt... aber auch nur sehr theoretisch. Mir kommt es manchmal schon eher wie ein heräditäres Amt vor. Sich nicht zu organisieren/engagieren oder gar in einen reinen Lobbyistenverein zu gehen käme für mich aber zumindest nicht in Frage. Und was noch weniger für mich in Frage käme, wäre, sich nicht zu organisieren und engagieren und DANN anden herumzumeckern und die Schuld dort zu suchen. Die liget nämlich weiß Gott woanders.


    Derzeit arbeitet alles, was nicht Verbandsposaune ist, daran, das Schlimmste für die Kollegen zu verhindern. Und mal von der GEW ab: Inklusion AN SICH fanden hier eigentlch immer alle ganz toll. Nur nicht, wenn es mich selber trifft ;) - und - ZU RECHT nicht, wenn es scheiße gemacht ist.


    Dasselbe gilt für alle anderen Verbände. Ich kenne keinen, der da laut sagte "auf Menscherechte hab ich jetzt nicht so 'n Bock..." ;) - vielleicht denkens viele heimlich. Keine Ahnung.


    Und ja, Lehrer sind, was die aktive Verteidigung ihrer Arbeitnehmerrechte angeht, ein sehr spezielles und extrem ängstliches Volk.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Ich gebe mal zu bedenken, dass eine kritische Stimme mehr Gewicht hat, wenn sie aus den Reihen grundsätzlicher Befürworter kommt. Meckert der Philologenverband über Inklusionsbedingungen, nimmt das doch keiner ernst, weil jeder ahnt, dass die das Haar in der Suppe auch mit der Lupe suchen würden.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Ich denke am Ende läuft es auf die einfache Entscheidung hinaus:


    Pro Inklusion, auch wenn sie ganz klar deutlich unter ausgestattet ist - oder in dem Fall lieber gar keine Inklusion?


    (ausgenommen Rollstuhlfahrer u.ä., die dem Unterricht folgen können und nicht "stören")



    Falls man lieber keine Inklusion gehabt hätte, als eine schlechte, hätte man das von Anfang an genau so kommunizieren müssen:


    "Wir wollen die Inklusion und sie WIRD viel kosten! Liebe Bildungsminister, wir werden euch hier nicht davon kommen lassen. Wir fordern die Inklusion und wir fordern bereits jetzt (2009/2010) Zusagen, dass die Länder die Ressourcen äquivalent zu den bereits existierenden erfolgreichen Schulversuchen bereit stellen."



    So liest es sich eher, dass man auch lieber eine schlecht ausgestattete als keine Inklusion wollte (zumindest die Traumtänzer in den Verbandsvorständen).


    Und die hat man jetzt.



    Also war es entweder Vorsatz - billigende Inkaufnahme der jetzigen Lage - oder Unfähigkeit. In beiden Fällen haben die Funktionäre nichts auf ihren Posten verloren.



    Ich bin im übrigen, falls das nicht klar sein sollte, ein Fan der gewerkschaftlichen Idee. Nur sollen die sich aber gerade auch auf der Führungsebene zu förderst mit Verstand für die Belange der Arbeiter einsetzen. Die Aufrechterhaltung der Arbeitskraft und Gewährleistung von Arbeitsbedingungen die einen erfolgreichen Arbeitseinsatz ermöglichen hat hier klare Priorität vor anderweitigen politischen Interessen (insbesondere sofern letztere geeignet sind diesen beiden Punkten direkt zu Schaden).

  • Ich gebe mal zu bedenken, dass eine kritische Stimme mehr Gewicht hat, wenn sie aus den Reihen grundsätzlicher Befürworter kommt. Meckert der Philologenverband über Inklusionsbedingungen, nimmt das doch keiner ernst, weil jeder ahnt, dass die das Haar in der Suppe auch mit der Lupe suchen würden.


    Nur hat der Philologenverband die besseren Ergebnisse in der Lobbyarbeit, weil er die Elitenprotektion betreibt, die die gesellschaftliche Gruppe der Entscheidungsträger für ihre eigenen Kinder wünscht. Und insgeheim wohl auch viele der ostentativ Gesellschaftsgerechten, die dann, wenn die Kinder kommen, doch lieber im Vorort-Einfamilienhäuschen leben und die Gören auf die Grundschule ohne die ganzen Ausländer schicken...


    Nele

  • Aktuell musste ich bei der Ausgabe der Zeugnisse feststellen, dass zwei der ehemaligen Förderkinder aus unserer Förderklasse die besten Zeugnisse der Klasse haben. Beide - 14 und 15 Jahre, also schon mit einer gewissen Urteilsfähigkeit ausgestattet - sehen die Zeit in der Förderklasse sehr positiv. Ob das auch so gut gelaufen wäre, hätte man den beiden diese Förderung nicht geben können und sie weiter am unteren Ende der Regelklasse mitlaufen lassen, sei dahingestellt.

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