Praxisschock in Vertretungsstunde

  • Hallo zusammen,


    ich bin momentan noch im Masterstudium, mache aber zur Zeit ein Praktikum an einem Gymnasium.
    Letzte Woche habe ich das erste Mal unterrichtet und es war eine ganz tolle Stunde, dir mir viel Spas gemacht hat.
    Heute nun der Schock. Ich habe einen Lehrer in einer 8. Klasse vertreten. Er hatte den Schülern Arbeitsblätter gegeben,
    die ich mit der Klasse zusammen machen sollte.
    Soweit so gut.
    Ich habe diese Klasse leider absolut nicht in den Griff bekommen. Sie waren so extrem laut, unkonzentriert, haben mich überhaupt nicht
    respektiert. Ich war echt überfordert und frage mich nun, wie man sich bei solchen Situationen Respekt verschafft?
    Am Ende der Stunde gab es dann sogar noch die Situation, dass einige Schüler vor Schulende aus dem Raum
    gelaufen sind, obwohl ich deutlich gesagt habe, dass sie erst mit dem Gong den Raum verlassen dürfen.


    Ich habe mich nach der Stunde noch mit ein paar Schülern unterhalten. Sie meinten, dass sie eh eine
    sehr laute Klasse sind und es immer zu Unterrichtstörungen kommt. Eine Lehrerin wäre wohl auch schon
    mal aus dem Raum gelaufen...


    Wie verhält man sich bei Unterrichtstörung und wo kann man lernen, wie man sich zu verhalten hat?
    In der Uni gibt es dazu leider gar keine Seminare oder sonstiges...
    Ich bin froh, diese Erfahrung jetzt im Praktikum gesammelt zu haben. So kann ich versuchen, mich auf so etwas vorzubereiten.
    Allerdings bin ich jetzt echt fix und fertig und habe Angst, mir zukünftig nicht genug Respekt verschaffen zu können.


    ich würde mich über Rückmeldungen, Tipps, Erfahrungswerte und ähnliches freuen!

  • Zitat

    llerdings bin ich jetzt echt fix und fertig und habe Angst, mir zukünftig nicht genug Respekt verschaffen zu können.


    Bevor hier viele Detailtipps kommen - die alle natürlich wichtig sind - solltest Du Dir klar machen, dass fehlender Respekt genauso wenig mit Dir zu tun haben muss wie vorhandener Respekt. Die SuS wissen sehr genau, wer in der Schule welchen Status hat und der Status von Praktikanten ist - extrem niedrig. Das können schon Viertklässler reflektieren und ihr Verhalten entsprechend anpassen. Tatsächlich kann das noch im Referendariat ein Problem sein, wenn SuS z. B. im typischen "ist doch nur ein Referendar"-Modus fahren und der Ausbildungslehrer daraus schließt, der Referendar sei unfähig (weil der Ausbildungslehrer natürlich immer alles so toll im Griff hat, was nur an ihm und seiner Persönlichkeit liegt und mit seinem Status gar nichts zu tun hat ;-)). Hinzu kommt, dass Du für die SuS vermutlich fremd bist, was Deinen Status nicht erhöht.


    Meiner Meinung nach haben Praktikanten aus genau diesem Grund auch in Klassenzimmern alleine gar nichts (!!!) verloren oder wenn, dann nur nach genauer Abwägung. Die Chance, dass sie mit dem Gefühl des Scheiterns und der Angst raus gehen - wie es Dir jetzt passiert ist - ist eben relativ groß.


    Was kannst Du konkret tun: Kontakt zum Klassenlehrer aufnehmen und wenigstens dafür sorgen, dass die Schüler, die zu früh gegangen sind, Konsequenzen erfahren (wenn Du sie wieder erkennst oder ihre Namen weißt). Eventuell dafür sorgen, dass die Klasse verpflichtet wird, die nicht gemachte Arbeit nachzuholen.


    Für die Zukunft: Ich bin immer relativ gut mit der offenen Thematisierung der Problemlage gefahren. Also von Anfang an klare Ansage: Vertretungsstunde, Praktikant, aber: Arbeit wird erwartet. Sonst Stundenwiederholung am Nachmittag. Allerdings geht das nur, wenn Du Dir selbst sicher bist, dass Du das, was Du sagst, umsetzen WILLST und KANNST.


    Womit ich auch gut gefahren bin: Sich im Zweifelsfall weigern als Praktikant fremde Klassen, die man nicht kennt, in Vertretungsstunden zu übernehmen.


    Was auch immer Du tust: Mach Dir klar, dass das alles noch nichts über Deine Persönlichkeit aussagt und auch nicht über Deine Fähigkeit, im Beruf zu arbeiten.

  • Vielen lieben Dank für deine Antwort!!! Ich fühle mich nun schon etwas besser ...
    In der Tat beziehe ich das Geschehene extrem auf meine Persönlichkeit und mein Auftreten. Komme ich zu unsicher rüber, wie ein Mäuschen, strahle ich keine Kompetenz oder Autorität aus? Sicherlich hat das Verhalten der Schüler viel mit meinem "Status" als Praktikant und Vertretungslehrer zu tun... Aber es gibt doch auch sicher Menschen, die in solchen Situationen besser Ruhe in die Klasse bringen hätten können.



    Ich habe mir die Namen der SuS, die rausgelaufen sind, (mehr aus der Wut heraus als mit irgendeinem Plan für Konsequenzen) aufgeschrieben.
    Dann werde ich die Liste auf jeden Fall der Klassenlehrerin geben!


    Ursprünglich war geplant, dass ich nächste Woche wieder bei dieser Klasse die Vertretung übernehme.
    Im Verlauf der ersten Stunde (es war eine Doppelstunde) als ich merkte, das die Klasse extrem unruhig ist, habe ich deshalb angekündigt,
    dass es Konsequenzen für die Unterrichtsstunde in der nächsten Woche geben wird, sollte diese Unruhe anhalten.
    Leider haben mich die SuS dann ausgelacht und meinten, nächste Woche wären sie eh auf Exkursion... Also war die Androhung von Konsequenzen
    wieder hinfällig...
    Manche Schüler waren echt provokant, haben mir ins Gesicht gelacht und dabei irgendein Mist verzapft.
    Zwischendurch hätte ich mich echt kaputtlachen können über die Situation. Die perfekte Horror-Vorstellung von Unterricht und ich mittendrin wie ein Volldepp.
    So etwas möchte ich nicht noch mal erleben oder zumindet möchte ich wissen, wie ich besser damit umgehen kann...
    Gibt es vielleicht gute Bücher zu dem Thema, die mir helfen könnten?

  • Erst einmal: Eigentlich darfst du im Praktikum nicht alleine vertreten, auch wenn die Erfahrung vielleicht wichtig war! Zwar kannst du dann (trotzdem) den Unterricht übernehmen, aber es sollte jemand mit im Raum sein.


    Und ansonsten kann ich dir nach langjähriger Vertretungstätigkeit während des Studiums und nun als Anwärterin nur sagen, dass es leider recht normal ist, dass die Schülerinnen und Schüler sich in einer Vertretungsstunde teils sehr daneben benehmen, selbst wenn sie dich schon etwas kennen sollten. Die Routine kommt erst mit der Zeit, das dauert einige Stunden/Wochen, bis sie tatsächlich kapiert haben, wo der Hase bei dir lang läuft und auch nach vielen Jahren kommt es immer wieder zu Störungen. Da müsst ihr euch gegenseitig kennen lernen und Regeln und Konsequenzen müssen klar sein und immer wieder geklärt werden, wenn es erforderlich ist. Dafür musst du aber langfristig und regelmäßig vor der Klasse stehen und es muss klar sein, dass alle Regeln, die sonst gelten, auch bei dir gelten.


    Aber um es noch einmal zu betonen: du darfst im Praktikum eigentlich keine Vertretungsstunden alleine übernehmen, ganz klar nicht in Klassen, die du nicht kennst, aber auch nicht in Klassen, die du kennst - außer es geht gar nicht anders und du selbst fühlst dich sicher. Ein(ig)e Stunde(n) selbst unterrichtet zu haben, ist da keine vernünftige Vorbereitung! Zwar solltest du so viele Erfahrungen wie möglich sammeln, aber alles zu seiner Zeit. Zu vertreten ist immer etwas anderes, als in einer Klasse betreut zu unterrichten / Stunden zu übernehmen, weil da eine Person hinten drin ist, die die Kinder kennen und bei der sie schon wissen, wo der Hase lang läuft. Wenn sie bei dir dann in der betreuten Situation genauso ruhig sind, als wäre der Lehrer vorne, hat es trotzdem meist etwas mit der Präsenz der Fachlehrkraft zu tun... Bist du dann plötzlich alleine in der Klasse, kann das mit der Ruhe schon wieder ganz anders aussehen ;)


    Ansonsten: nur Mut! Du hast dort nun eine Stunde vertreten. Wenn du längerfristig eine Klasse mit allem Drumherum (in einem Fach) übernimmst, werden sie dich anders wahrnehmen und wenn du dann richtig (konsequent, fair, freundlich, ...) auftrittst, wird das schon werden.

  • Aber es gibt doch auch sicher Menschen, die in solchen Situationen besser Ruhe in die Klasse bringen hätten können.


    Die haben aber auch mehr Erfahrung und in der Regel sind sie den Schülerinnen und Schülern auch besser bekannt. Respekt gibt es heutzutage wirklich nicht geschenkt.



    Mit der Zeit habe ich gelernt, auch selbst alles nicht mehr ganz so ernst, also persönlich zu nehmen, wenn stark ausgetestet wird. Dann wirst du automatisch ruhiger und wirkst selbstsicherer. Rückhalt durch die KL ist dabei auch immer wichtig, klärt von vornherein, was bei Störungen, Respektlosigkeit etc. geschehen soll, dann kannst du klare Ansagen machen. Im Praktikum wirst du selbst keine Kultur an Regeln und Konsequenzen aufbauen können, aber du solltest auf das zurückgreifen (können), was da ist. Da wäre ich dann auch deutlich: Entweder, dir wird der Rücken gestärkt oder du machst keine Vertretung. Bei uns im Ref heißt es ganz deutlich, dass wir nur in einem Maße vertreten sollen, dass unserer Ausbildung nicht schadet, also wenn überhaupt nur in Klassen, in denen wir ohnehin unterrichten, Routine haben und anknüpfen können. Warum sollte es im Praktikum anders sein?

  • UnterDenBirken
    Scheißsituation, da konntest du nur verlieren. Unruhige, vollpubertierende, völlig unbekannte Klasse, keinerlei durch Erfahrung gewonnenes Selbstbewusstsein, keinerlei formales Standing. Um ehrlich zu sein, hätte ich es für eine dramatisch beeindruckende Leistung gehalten, wenn du in der Lerngruppe eine ruhige Arbeitsatmosphäre hättest herstellen können!


    Meiner professionellen Meinung nach ist es übrigens eine ziemliche Frechheit - und besten Falle Folge völliger Gedankenlosigkeit - einen Praktikanten in eine solche Situation zu bringen; von den rechtlichen Implikationen, z.B. Aufsichtspflicht, mal ganz abgesehen.


    Nele

    • Offizieller Beitrag

    @ UnterDenBirken: Vertretungsstunden sind sowieso oft problematisch, wenn man dann auch noch "nur" Praktikant ist und die Klasse kaum oder gar nicht kennt, dann ist das alles keine große Überraschung. Selbst ich als Abteilungsleiter muss in solchen Situation oft erst mal den einen oder anderen Brüll loslassen (zum Glück habe ich das als ehemaliger Oberfeldwebel mal gelernt ;) ), um für Ruhe zu sorgen. Also mach dir keinen Kopf!

  • Zitat

    Aber es gibt doch auch sicher Menschen, die in solchen Situationen besser Ruhe in die Klasse bringen hätten können.


    Es wird Dir nicht viel nützen, aber wenn ich Dir EINEN Faktor nennen soll, der mir beim Umgang mit schwierigen Schülern geholfen hat, ist das dieser: Älter werden.


    Man muss manchen Dingen auch ihren Lauf lassen und darf sich nicht selbst überfordern. Natürlich KANN es sein, dass Du von Deiner Persönlichkeit her für den Lehrerberuf ungeeignet bist (wenn Du aber diesen Gedanken schon selbst hast, ist das oft ein gutes Zeichen FÜR die eigene Eignung.) Aber das kann man aufgrund von wenigen Stunden im Praktikum nicht sagen.


    Wie Lucy schon schrieb: Alles zu seiner Zeit. Unterrichten ist ein multifaktorielles Geschäft und funktioniert nicht so einfach, wie sich das der Laie vorstellt ("ich geh da rein, dann spuren die aber blablablablabla").

  • Danke für eure Worte! Das hat mich erleichtert mich total … Selber zu wissen, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist, ist eben noch etwas anderes als es von anderen zu lesen.



    Ich weiß, dass mir meine Unterrichtsstunde letzte Woche sehr viel Spass gemacht hat und die SuS mich auch respektiert haben. Habe von der Klasse auch nur positives Feedback bekommen und viel Bestätigung für mich als Person und als Lehrer. Nach der Stunde war ich mir 100% sicher den richtigen Beruf gefunden zu haben. Das Erlebnis von gestern hat mich dann natürlich erstmal runtergezogen, aber ich will mich dadurch nicht verunsichern lassen.


    Ich habe heute versucht mit einem älteren Lehrer darüber zu sprechen, aber ich hatte das Gefühl, dass er nicht wirklich darüber reden wollte… Es kam nur die Aussage: das lernst du schon noch. und dann war er weg. Hmmm, da hatte ich mir natürlich mehr erhofft.. Donnerstag begleite ich einen jüngeren Lehrer im Unterricht, da werde ich das Thema noch mal ansprechen.

  • Keine Bange, du wirst in den nächsten Jahren noch viele furchtbare Stunden erleben, die völlig aus dem Ruder laufen. Aber du wirst lernen, damit besser umzugehen :victory: Vertretung ist meistens Mist. Ich mach dann in der Regel Sportunterricht. Das läuft.

  • Zitat neleabels :

    Zitat

    Meiner professionellen Meinung nach ist es übrigens eine ziemliche Frechheit - und besten Falle Folge völliger Gedankenlosigkeit - einen Praktikanten in eine solche Situation zu bringen;

    Naja, man könnte ja auch mutmaßen, dass hinter solchen pädagogischen Himmelfahrtkommandos auch eine gewisse Absicht und Häme dahinter stehen könnte, um den Frischlingen zu zeigen, dass sie, im Gegensatz zu den altgedienten und ehrwürdigen Schulstubenmeistern, erstmal nichts draufhaben. Schadenfreude ist immer die beste Freude ! So kenn ich das zumindest aus meinen eigenen Lehrjahren.


    Das o.g. Beispiel lässt auch zweierlei vermuten : 1. Das Kollegium zieht erzieherisch nicht an einem Strang. 2. Es scheint keinen Klassenlehrer/Klassenlehrerin zu geben, der/die in dieser Klasse ordentlich aufräumt und klar Schiff macht. Würde man an diesen 2 Punkten ordentlich (genug) arbeiten, müssten eigentlich auch Berufsanfänger störungsfrei arbeiten können. Die o.g. Klasse ist immerhin eine Gymnasialklasse !


    Wie geht man nach so einer verunglückten Stunde im Kollegium um ? Natürlich, oh Ton Seminarausbildung, immer mit einer selbstverständlichen großen Offenheit und mit der (ehrfürchtigen) Geste, dass man hier bereit ist, etwas dazuzulernen !


    Nun ist das mit der Offenheit immer so eine Sache. Da würde ich vorher genau (!) das Kollegium beobachten, bevor ich mich für die (absolute) Offenheit entscheiden würde.
    Es gibt manche Kollegien mit einigen nicht zu unterschätzenden Profilneurotikern, die allzugerne Tipps wie "Bei mir (!) macht die Klasse aber sehr gut mit!" oder "Die erwarten halt eine starke Lehrerpersönlichkeit!" sowie "Die Klasse ist bei mir einen anspruchsvollen Unterricht gewohnt!" großzügig verteilen, um sich selbst auf die Schultern zu klopfen.


    Kurzum : Wenn das Kollegium erzieherisch an einem Strang zieht, dürfte o.g. Vorfall nicht die Regel sein. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • 1) Ich finde es nicht sehr verantwortungsvoll von der Schule oder dem entsprechenden Lehrer eine Praktikantin alleine in eine Klasse zu schicken (zudem noch in eine Klasse, die offensichtlich problematischer ist als andere).


    2) Ich unteruns widersprechen, denn ich finde sehr wohl, dass es personenabhängig ist wie die Schüler reagieren. Eine Klasse reagiert auf jeden Lehrer anders und auch auf jeden Praktikanten anders.


    3) Ebenfalls stimme ich neleabels nicht zu. Natürlich hat man es als Praktikant oder auch als Referandar schwieriger in einer Klasse als beispielsweise der Klassenlehrer. Ich habe schon Referendare erlebt, die eine Vertretungsklasse besser im Griff hatten als manch Klassenlehrer seine eigene Klasse.
    Status hin oder her, ich finde, wie schon unter Punkt 2 beschrieben, dass es sehr personenbezogen ist.


    4) Nun zu UnterdenBirken:
    Ich selbst habe noch nie Disziplinprobleme gehabt und glaube, dass es teilweise einfach eine Typfrage ist. Andererseits gibt es aber auch ein paar Dinge, die man unbedingt beachten sollte. Ich kann dir gerne Tipps geben, wie man mit schwierigen Klassen und Schülern umgeht. Das am liebsten aber per PN, da hier sehr schnell Neid bei einigen Usern aufkommt, die meinen einen persönlich angreifen zu müssen.
    Wenn du möchtest, schreib mich einfach an.

    • Offizieller Beitrag

    Andererseits gibt es aber auch ein paar Dinge, die man unbedingt beachten sollte. Ich kann dir gerne Tipps geben, wie man mit schwierigen Klassen und Schülern umgeht. Das am liebsten aber per PN, da hier sehr schnell Neid bei einigen Usern aufkommt, die meinen einen persönlich angreifen zu müssen.



    darf ich die Tipps auch per PN oder wie auch immer bekommen?
    Ich verspreche auch: kein Neid !! ;)

  • Zitat neleabels :

    Naja, man könnte ja auch mutmaßen, dass hinter solchen pädagogischen Himmelfahrtkommandos auch eine gewisse Absicht und Häme dahinter stehen könnte, um den Frischlingen zu zeigen, dass sie, im Gegensatz zu den altgedienten und ehrwürdigen Schulstubenmeistern, erstmal nichts draufhaben. Schadenfreude ist immer die beste Freude ! So kenn ich das zumindest aus meinen eigenen Lehrjahren.


    Ich hatte es noch ne Spur schärfer in meinem ersten Orientierungspraktikum: in der großen Pause meinte mein Praktikums-Lehrer beim Kaffee unvermittelt zu mir, ich könnte eigentlich die nächste Mathestunde in der 7c halten, irgendwas geometrisches wie gestern machen. Wenn was passiert, das Lehrerzimmer sei ja 3 Türen den Flur hoch, da würde er sitzen (und Hefte korrigieren).


    Wie ich im nachhinein erfahren hab, war das seine Methode rauszufinden, ob ich das dicke Fell für den Job habe und zu testen wie viele Minuten es braucht, bis ich den Kampf gegen die Klasse aufgebe und zu ihm gelaufen komme. Wie mich die pubertierenden Pickelgesichter auf dem Flur gesehen haben (so im Sinne von "Frischfleisch im Anmarsch") war natürlich an Unterricht nicht mehr zu denken. Genauso hat die Stunde dann auch ausgesehen. Keine Ahnung, wie laut es auf dem Flur war, aber ich hatte gegen Ende des Kampfes meinen ersten Indiana-Jones-Moment, als die Klasse mit einem Schlag ruhig war, ich mich selbstzufrieden rumgedreht habe, nur um meinen Mentor im Türrahmen zu entdecken. Der meinte lieb lächelnd, dass jetzt 45 Minuten vorbei seien (die ganze Klasse: "Ooooooooh!").

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Meiner professionellen Meinung nach ist es übrigens eine ziemliche Frechheit - und besten Falle Folge völliger Gedankenlosigkeit - einen Praktikanten in eine solche Situation zu bringen

    Meine professionelle Einstellung lautet: Unterstelle niemals böse Absicht, wo Dummheit als Erklärung ausreicht.




    Viele Grüße
    Fossi

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Wie verhält man sich bei Unterrichtstörung und wo kann man lernen, wie man sich zu verhalten hat?
    In der Uni gibt es dazu leider gar keine Seminare oder sonstiges...

    Seit Ewigkeiten verlangt man, dass die universitäre Ausbildung praxisnäher werden sollte. Diese Forderungen sind ungehört verhallt. Das ist die Realität im Jahr 2014: KEINE SEMINARE ZUM THEMA UNTERRICHTSSTÖRUNGEN!!!!

  • Wieso auch? in der Universitätswelt gibt es ja keine Unterrichtsstörungen. Alle Kinder wollen lernen. Der Unterricht muss nur interessant genug sein, dann stört auch keiner.

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