Lehrer des eigenen Kindes kritisieren?

  • Ich hab jetzt alles gelesen und bin platt. Jetzt werd ich vermutlich gesteinigt, aber sei es drum. Ich mische mich nicht nur in der Grundschule ein, wenn das geschieht, was Anja 82 schrieb, ich misch mich auch in der weiterführenden Schule ein, wenn mein Kind trotz eigenem Gesprächsversuch und selbständig angeregten Lösungsversuchen bei seinen Lehrern auf machtgeile Betonköpfe stößt.
    Gibts unter Lehrern tatsächlich und zwar in allen Schulformen und leider nicht mal wenige.
    Warum zum Teufel sollte es da Unterschiede zwischen Lehrereltern und Nichtlehrereltern geben? In dem Fall bin Mutter, die ein bissel weiß, was hinter den Kulissen abgeht. Von wegen "eine Krähe hackt einer anderen kein Auge aus". Ich bestärke meine Kinder auch sehr darin, es selbst zu versuchen, rückzufragen und für sein Recht einzustehen.
    Pausenbrot, setz dich für dein Kind ein, das ist das Beste,was du tun kannst, sonst fühlt es sich nicht nur dauernd herabgesetzt durch überfordernde Aufgaben sondern, weil es mitbekommt, dass du nicht hilfst ... deine Unzufriedenheit spürt es sowieso. Was sagst du deinem Kind denn, wenn es mit solchen Aufgaben um Rat fragt? Ich hab auch momentan eine zweite Klasse und solche Aufgaben stell ich fitten Kinder aber keinem als Muss.

  • cubanita, ich finde, dass hast du schön gesagt. Es geht mir genauso. Und natürlich sage ich auch etwas, wenn mein Kind über- oder hier unterfordert wird. Ich habe dann sogar auf Bitte der Kollegin ihr in der ersten Zeit die Unterrichtsmaterialien mitgegeben bzw. zusammengestellt.

  • Pausenbrot, setz dich für dein Kind ein, das ist das Beste,was du tun kannst, sonst fühlt es sich nicht nur dauernd herabgesetzt durch überfordernde Aufgaben sondern, weil es mitbekommt, dass du nicht hilfst ... deine Unzufriedenheit spürt es sowieso. Was sagst du deinem Kind denn, wenn es mit solchen Aufgaben um Rat fragt? Ich hab auch momentan eine zweite Klasse und solche Aufgaben stell ich fitten Kinder aber keinem als Muss.

    Ich erkläre dem Kinde solche Aufgaben, es versteht sie ja auch. Inhaltlich. Es reicht aber nicht, dass der Lehrer mal vorgemacht hat und sich dann alle Kids alle einzelnen Arbeitsschritte daraufhin merken. Und die Feinmotorik, die man für solche Geometrieaufgaben braucht, muss sich ja auch erst mal rausbilden...


    Recht haste, ich ärgere mich. Und natürlich merken Kinder sowas, selbst wenn man ihnen das nicht unter die Nase reibt. Also frag ich halt in der Schule freundlich nach und bitte höflich, aber wie gesagt, als permanenter Querulant macht man sich och nich gerade beliebt, :P geschweige denn, dass man etwas erreichen würde.

  • Du sollst ja auch nicht "ständig querulieren", aber man muss auch Stellung beziehen. Ich überleg mir auch seeeehr gut, wann es soweit ist bzw. wo es sinnvoll ist. Aber genau das ist für ein Kind eben auch wichtig als Signal der Eltern.

  • Wenn der Lehrer meiner Kinder ein Vollpfosten ist und sie nicht korrekt behandelt, gibt es natürlich Ärger. Ob ich nun selbst Lehrer, Feuerwehrmann oder Elektriker bin macht da eigentlich keinen Unterschied.

  • Schule würde viel besser laufen, wenn die Eltern sich nicht einmischen würden !


    Und sowieso kann ich mich mit den Ansichten der heutigen Müttergeneration nicht verbinden. Die verhätschelt viel zu sehr ihre Kinder. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Schule würde viel besser laufen, wenn die Eltern sich nicht einmischen würden !


    Das sehe ich anders. Zwischen Lehrer und Schüler besteht ein enormes Machtgefälle. Kinder können sich nicht alleine gegen ungerechte Behandlungen in der Schule wehren. Wenn die Eltern gegenüber Lehrern als Anwälte ihrer Kinder auftreten, finde ich das nur vernünftig. Für manche betreffenden Kollegen mag es natürlich "unbequemer" sein einer resoluten Mutter gegenüber zu sitzen als ihrem hilflosen Kind. Allerdings sollte es doch eine Selbstverständlichkeit sein, sich mit Erwachsenen auf Augenhöhe vernünftig auseinanderzusetzen.

  • ...dies einstellung ist genau das problem. das ist hier noch ganz anders (wenn auch die tendenz seit jahren in diese richtung geht, im gym spätestens seit g8 ) - hier zählt eine gute ausbildung noch was, viele gute leute gehen auf die mittel- oder realschule und machen dann eine lehre. wer sich gerade so durchs abi rettet, der wird kaum erfolg im studium haben. hätte ich kinder, würde ich versuchen, das zu tun, was ihnen ein glückliches und vor allem erfülltes leben ermöglicht. dazu gehört imo nur das abitur, wenn das kind gan klar eine größere kognitive begabung zeigt *und* das nötige bemühen und die entsprechende arbeitshaltung vorhanden ist. für viele kinder ist es genau das richtige, mit spätestens 15 die vollzeitschule schule sein zu lassen und erstmal was zu lernen. das ziel muss doch sein, das so richtig gut zu machen, was ich mache. ob das nun das abi ist oder eine maurerlehrer ist latte wie hose. ein hingewürgtes abi ist für mich schlechter als ein sehr guter mittelschulabschluss (ehemals hauptschule in bayern), und das sehen durchaus einige lehrbetriebe hier auch so. es gibt im raum münchen mittelschulen in glasscherbenvierteln, die über 3/4 ihrer abschlussklassen unmittel in lehrstellen (nicht in maßnahmen!) bringen. hauptschule ist nicht aussichtlos, sondern eine ganz tolle schulform!

  • Das sehe ich anders. Zwischen Lehrer und Schüler besteht ein enormes Machtgefälle. Kinder können sich nicht alleine gegen ungerechte Behandlungen in der Schule wehren. Wenn die Eltern gegenüber Lehrern als Anwälte ihrer Kinder auftreten, finde ich das nur vernünftig. Für manche betreffenden Kollegen mag es natürlich "unbequemer" sein einer resoluten Mutter gegenüber zu sitzen als ihrem hilflosen Kind. Allerdings sollte es doch eine Selbstverständlichkeit sein, sich mit Erwachsenen auf Augenhöhe vernünftig auseinanderzusetzen.

    wenn die eltern ein "vernünftiges" anliegen haben, das nicht darin besteht, auf dem rücken ihres zumindest momentan heillos überforderten und unglücklichen kindes einen schulabschluss in ferner zukunft anzustreben, der zumindest aktuell so gar nicht dem vermögen des kindes entspricht, dann redet man freilich gern mit ihnen und arbeitet zusammen. kennst du "frau müller muss weg?" das ist sicherlich alles überspitzt im film, aber im prinzip treten sehr viele eltern, die sich selbst als "anwalt meines kindes" und "resolut" beschreiben würden, genau *so* den lehrern ihrer kinder gegenüber. ich rede gern mit jedem auf augenhöhe (auch und gerade mit den kindern... was nicht heißt, dass wir basisdemokratie spielen), aber das setzt zumindest bei erwachsenen gesprächspartnern voraus, dass sie das auch tun (bei kindern nicht unbedingt, die lernen ja noch).

  • in bayern mag das so sein.
    für nrw gilt das nicht.
    hier ist die hauptschule keine tolle schulform.. nicht umsonst ist sie hier auslaufmodell, da sich kaum freiwillig jemand dort anmeldet
    und der hauptschulabschluss zählt hier quasi nichts..

  • Um mal zum Eingangsthema zurückzukommen.
    Es ist doch die Aufgabe der Eltern sich um ihre Kinder zu kümmern. Wenn in der Schule Mist gemacht wird, sollte man das natürlich kritisieren.
    Allerdings sollte man auch tatsächlich Ahnung haben wovon man redet...
    Schwierig wird es halt immer dann, wenn Vollpfosten auf Nichtvollpfosten trifft, egal auf welcher Seite.

  • sind gestiegen.
    Zumindest im Vergleich zu meiner Schulzeit ab Ende der 70er. Und ich kann es verifizieren - meine Familie hat meine alten Schulsachen aufbewahrt.
    Und natürlich gabs bei mir damals auch keine Hilfe der Eltern. Dafür konnte ich am Ender der ersten Klasse Sätze lesen wie "Fu ruft Uta. Hallo Fu."
    Meine Kinder haben am Ende von Klasse 1 die erste Klassenlektüre gelesen.


    In HUS hat mein Drittklässler kürzlich eine 4(!)-seitige Arbeit geschrieben (zum Stoff des gesamten Halbjahres, z.B. sollte er kennzeichnen, wo sich die Hypophyse befindet - für Insider, unterm Hypothalamus, ich weiß es jetzt, ich hab ja mit ihm gelernt), in Musik war es ein doppelseitiges Blatt mit Hörbeispielen, bei denen man die Notenlängen der gehörten Töne (ganze halbe viertel) bestimmen sollte und Ergänzungen von fehlenden Noten (Länge, nicht Höhe) in einem Lied. Das ist auch alles durchgenommen worden, aber in jeder Stunde kommt etwas Neues - zum Üben scheint keine Zeit zu sein. So baue ich meinen Stoffverteilungsplan in der Oberstufe auf.


    In der zweiten Klasse war die erste Buchvorstellung gefragt (laut Lehrplan) - mit Inhaltszusammenfassung und Infos zum Autor + Plakat. Wie hätten meine 7-jährigen an Infos zum Autor kommen sollen (außer über das Buch selbst)?


    Ohne Hilfe geht das nicht. Und wer das behauptet, lügt. Kein kind im Alter von 7-8 Jahren kann das mit Mitarbeiten und Zuhören einfach so umsetzen.
    Die Techniken (auch das Lernen des gesamten Stoffes eines Halbjahres) will erst einmal erlernt werden.


    Die Themen, die meine Jungs da absolvieren, habe ich in Klasse 5 und 6 am Gymnasium durchgenommen - wo sie auch hingehören.


    Noch kurz zur Wertigkeit des Bildungsabschlusses:
    Ich habe den Eindruck, dass die stärksten Realschulabsolventen in die Ausbildung gehen. In diesem Jahr fällt das besonders auf - ich habe in der Berufsschule (in anspruchsvollen kaufmännischen Berufen) teilweise SuS, die weit besser schreiben können als einige meiner beruflichen Gymnasiasten mit gleicher Qualifikation.


    Im Prinzip werden es unsere Kinder leichter haben, eine Arbeit zu finden: Die jetzige Kindergeneration ist so klein, dass jeder gebraucht wird. Das kommt so langsam auch auf dem Ausbildungsmarkt an. Auch SuS mit schwächeren Abschlüssen bekommen von Unternehmen eine Ausbildungschance, mittlerweile z.T mit Lehrzeitverlängerung von vornherein, teilweise mit Einstellung zum Januar und betrieblichem Unterricht bis zum Herbst, bis die BS los geht.
    Manche Unternhemen erkennen auch langsam, dass sie ausgebildeteAbiturienten recht schnell an das Studium oder die Konkurrenz verlieren, ein Hauptschüler, der sich durch die Ausbildung gebissen hat, wird eher nicht ins Studium gehen und eventuell "treuer" sein.


    da tut sich eine Menge.


    Per se hätte ich gar nicht gegen einen Installateur, Zimmermann oder Elektriker in der Familie. Können wir gut brauchen. Das Haus ist alt!

  • Stille Mitleserin:


    Ich empfinde es genauso: Was meine Tochter in der Q1 leisten muss, hat zT universitäres Niveau wissenschaftlicher Arbeiten. Sie untersucht in ihrer Facharbeit derzeit eine Sprachwandeltheorie und soll diese anhand eigens untersuchten Beispielen belegen oder widerlegen. Ich hätte das mit 17 nicht auf die Reihe bekommen. Schon diese Theorie zu verstehen ist mir (jetzt!) schwergefallen, da ich als Technikerin nun mal nicht geübt bin, wissenschaftliche Texte von Linguistikern zu lesen. Genauso wie meine Tochter.


    Gleichermassen habe ich aber am BK in der dualen Ausbildung Leute sitzen, die die Grundrechenarten nur mittelmässig beherrschen. Noch vor ein paar Jahren wären diese Jungs maximal in einer 2-jährigen Ausbildung gelandet (früher oft Hilfsarbeiterjobs mit kurzer Anlernphase, heute regulärer Ausbildungsberuf). Nun sitzen sie aber in zT anspruchsvollen Klassen der Werkzeugmechaniker. Und schaffen die Ausbildung gar nicht oder mit einer gerade ausreichenden Leistung.


    Wie kommt das, wenn doch das Niveau so angezogen hat? Findet man dieses Niveau nur an einigen Gymnasien wieder, die dann nur von starken SuS schaffbar sind, während die anderen so niedriges Niveau fahren müssen, um den Großteil der SuS zu erreichen? Ist der Mittelteil weggebrochen, der sich mit mittelmäßigen Leistungen durchs Leben schlägt? Gibt es nur noch die SuS, die entweder durch eigene Intelligenz/Kompetenzen oder durch Hilfe der Eltern/Nachhilfelehrer durchkommen? Und der Rest versucht eben irgendwas zu schaffen und bekommt dank des fehlenden Mittelniveaus eine Lehrstelle?

  • Zirkel ist bei uns in Hamburg erst in Klasse 4 Thema, zumindest in unserem aktuellen Lehrwerk. Ich finde die Aufgabe zu schwer für eine 2. Klasse (habe gerade selbst eine 2. als Klassenleitung und eine 4. als Fachlehrerin)

    "Bei uns" (mitte der 80er) wurde der erste Zirkel in der 6. Klasse angeschafft...


    Ich habe auch mein altes Mathebuch gefunden. Denken und Rechnen, Ausgabe 1982.
    Wenn ich das mit Sputnik, etc. vergleiche... Und trotzdem ist was aus mir/uns geworden.

    Viele Grüße,
    Annie

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  • Wie kommt das, wenn doch das Niveau so angezogen hat? Findet man dieses Niveau nur an einigen Gymnasien wieder, die dann nur von starken SuS schaffbar sind, während die anderen so niedriges Niveau fahren müssen, um den Großteil der SuS zu erreichen? Ist der Mittelteil weggebrochen, der sich mit mittelmäßigen Leistungen durchs Leben schlägt? Gibt es nur noch die SuS, die entweder durch eigene Intelligenz/Kompetenzen oder durch Hilfe der Eltern/Nachhilfelehrer durchkommen? Und der Rest versucht eben irgendwas zu schaffen und bekommt dank des fehlenden Mittelniveaus eine Lehrstelle?

    Unsere Gymnasiasten kriegen ständig spitzen Leistungen im Ländervergleich verschiedener Studien attestiert. Und gleichzeitig gibts hier viel zu wenig Azubis. (Also solche, die in der Lage sind, morgens um 8 dazusein und auch mal bei einem Konflikt durchzuhalten).


    Was wäre eigentlich, wenn die Primarstufe bis Klasse 8 ginge und sich die Kinder dann entschieden, ob sie die gymnasiale Oberstufe ableisten wollen? Finnland und so. Dann nämlich könnte sich herauskristallisieren, wem welche Arbeitsweise und ggf. sogar welche berufliche Richtung entgegenkommt. Und der Primarabschluss hätte wieder eine Bedeutung, weil ihn auch Jugendliche aus Eigeninitiative leisten könnten, die nicht vorher schon demotiviert rausgesiebt wurden.

  • Verglichen mit meiner Schulzeit (ca. 1994-2002) hat das Niveau dann aber wieder extrem (!!!) nachgelassen. Wir durften in Mathematik noch sehr viel beweisen, haben uns mit komplexen Zahlen beschäftigt, in Chemie Orbitalmodelle gehabt, in Biologie die Lotka-Volterra Regeln mit Differentialgleichungen beschrieben und so weiter. Auch die Mendelgenetik wird heute viel oberflächlicher gestriffen. Tausende Beispiele.
    Wenn ich meine alten Hefte durchschaue kann ich einen Bruchteil der Aufgaben nehmen, da die meisten einfach zu komplex für das heutige Niveau sind.

    Die Ansprüche an die Kinder sind gestiegen.
    Zumindest im Vergleich zu meiner Schulzeit ab Ende der 70er. Und ich kann es verifizieren - meine Familie hat meine alten Schulsachen aufbewahrt.
    Und natürlich gabs bei mir damals auch keine Hilfe der Eltern. Dafür konnte ich am Ender der ersten Klasse Sätze lesen wie "Fu ruft Uta. Hallo Fu."
    Meine Kinder haben am Ende von Klasse 1 die erste Klassenlektüre gelesen.

  • jetzt werde ich mal etwas hämisch: Kein Wunder!


    ich habe mein (bayerisches) Abi Anfang der 90er absolviert und danach öfter eine Freundin besucht, die in Kiel Biologie studiert hat (war auch in der Uni dabei) Wír haben uns mit Staunen gefragt, was die
    S-holsteinischen Erstsemester in der Kollgestufe so getrieben haben .... (biologisch).
    War peinlich, als der Prof fragte, wer den Zitronensäurezyklus erklärt.


    Mich wundert es also nicht, dass die lehrpläne in s-H angezogen haben - war auch dringend nötig. "Häme aus".


    Liebe Grüße von einer gebürtigen Kielerin


  • Als wenn Einzelerfahrungen valide wären ...
    Ich habe in S.-H. in einer Kleinstadt mein Abi absolviert und den Zitronensäurezyklus in 11 im Unterricht gehabt. Und nun?

    • Offizieller Beitrag

    Same here. Und hab nachher problemlos Bio studieren können.

    Bolzbold #5

    Gutmensch und Spaß dabei (= das GG und der Diensteid sind schon 'ne gute Sache 😉)

    "Und hast du die Ausrufezeichen bemerkt? Es sind fünf. Ein sicheres Zeichen dafür, dass jemand die Unterhose auf dem Kopf trägt." (T. Pratchett)

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