Ist Medienkompetenz und Informatik in den Schulen sinnvoll?

  • Sind wir doch mal ehrlich, die gesamten Stundentafeln sind nicht mehr zeitgemäß. Die Schüler müssten viel mehr Stunden in Technik, Medien und Informatik unterrichtet werden. Die Bedeutung dieser Fächer ist für den Alltag und für nahezu jeden (!) Beruf wichtig.
    Woher diese Stunden nehmen? Vermutlich trete ich einen shitstorm los, aber es wäre absolut sinnvoll und angebracht die Stundentafeln zu kürzen bei Fächern wie Religion, Geschichte, Latein oder Deutsch, die überproportional (im Verhältnis zu ihrer Bedeutung) in den Stundentafeln vertreten sind, was sicherlich historisch bedingt ist. Aber dies ist eben nicht mehr zeitgemäß. Man sollte an höherer Stelle mal arg darüber nachdenken, ob man sich gesamtwirtschaftlich gesehen noch leisten kann so viele Stunden Literatur und, etwas flappsig ausgedrückt, tote oder zum Teil für internationale Forschung und Wirtschaft relativ unwichtige (Französisch?!) Sprachen zu unterrichten.
    Mir ist klar, dass dies auch zur Allgemeinbildung gehört und man es nicht ganz streichen sollte, aber der prozentuale Anteil an der Stundentafel ist einfach viel, viel zu hoch. Es werden an der Schule in zig Sprachen Gedichte interpretiert, aber für Dinge, mit denen man später den Wohlstand Deutschlands sicher könnte, nämlich durch Innovation im MINT-Bereich, bleiben oft nur wenige Stunden.
    Wenn ich das bei uns sehe, da wird Deutsch als Hauptfach auf die frühen produktiven Morgenstunden gelegt, damit die SuS ausgeschlafen einen gallery walk zu Gedichten machen können, aber Chemie, Physik und Informatik findet am Nachmittag statt, wo sich keiner mehr konzentrieren kann. Ist ja klar, denn es sind ja keine Hauptfächer. Dass diese Fächer es aber sind, ohne die wir nicht ein technisches Gerät hätten, und die uns international eventuell konkurrenzfähig machen könnten, ist ja egal.

  • Man sollte an höherer Stelle mal arg darüber nachdenken, ob man sich gesamtwirtschaftlich gesehen noch leisten kann so viele Stunden Literatur und, etwas flappsig ausgedrückt, tote oder zum Teil für internationale Forschung und Wirtschaft relativ unwichtige (Französisch?!) Sprachen zu unterrichten.


    Ich halte es für falsch, schulische Inhalte rein nach 'wirtschaftlicher Nutzbarkeit' auszuwählen. Die Schule ist meines Erachtens kein Zulieferbetrieb für die Wirtschaft. Geisteswissenschaftliche Fächer sind von großer Wichtigkeit auch für die moralisch-ethische Bildung; wenn wir hier 'der Wirtschaft' die Deutungshoheit überlassen, möchte ich nicht sehen, wo wir ankommen werden... Ganz abgesehen davon, dass dir auch in 'der Wirtschaft' jeder sagen wird, wie wichtig gute sprachliche Kenntnisse und Fähigkeiten (in Deutsch wie Fremdsprachen) sind.


  • Solange ich Schüler aus der Grundschule übernehme, die weder in lesbarer Schrift noch in entzifferbarer Rechtschreibung schreiben, denke ich, dass die Grundschulen andere Baustellen bearbeiten sollten.


    Wenn sie Word (mit Rechtschreibkontrolle) verwenden, erübrigen sich die beiden Probleme ja relativ schnell. :_o_)

  • Ich halte es für falsch, schulische Inhalte rein nach 'wirtschaftlicher Nutzbarkeit' auszuwählen. Die Schule ist meines Erachtens kein Zulieferbetrieb für die Wirtschaft. Geisteswissenschaftliche Fächer sind von großer Wichtigkeit auch für die moralisch-ethische Bildung; wenn wir hier 'der Wirtschaft' die Deutungshoheit überlassen, möchte ich nicht sehen, wo wir ankommen werden... Ganz abgesehen davon, dass dir auch in 'der Wirtschaft' jeder sagen wird, wie wichtig gute sprachliche Kenntnisse und Fähigkeiten (in Deutsch wie Fremdsprachen) sind.

    Stimme Dir zu, rein nach wirtschaftlicher Nutzbarkeit sollte man nicht auswählen. Und auch der Nutzen moralisch-ethischer Bildung erschließt sich mir. Aber muss es denn Literaturunterricht in zig Sprachen sein und wirklich so viel Religions- und Geschichtsunterricht in der Stundentafel?
    Mal ganz abgesehen davon, dass Geschichts- und Religionsunterricht nicht per se moralisch gut handelnde Menschen erzeugt, sondern da noch ganz andere Einflüsse eine Rolle spielen.
    Ich behaupte einfach, es wäre heute sinnvoller mehr Informatik und moderne Kompetenzen zu unterrichten und die von mir genannten Fächer ein wenig in den Hintergrund treten zu lassen. Das Verhältnis ist einfach nicht zeitgemäß.

  • Sind wir doch mal ehrlich, die gesamten Stundentafeln sind nicht mehr zeitgemäß. Die Schüler müssten viel mehr Stunden in Technik, Medien und Informatik unterrichtet werden. Die Bedeutung dieser Fächer ist für den Alltag und für nahezu jeden (!) Beruf wichtig.
    Woher diese Stunden nehmen? Vermutlich trete ich einen shitstorm los, aber es wäre absolut sinnvoll und angebracht die Stundentafeln zu kürzen bei Fächern wie Religion, Geschichte, Latein oder Deutsch, die überproportional (im Verhältnis zu ihrer Bedeutung) in den Stundentafeln vertreten sind, was sicherlich historisch bedingt ist. Aber dies ist eben nicht mehr zeitgemäß. Man sollte an höherer Stelle mal arg darüber nachdenken, ob man sich gesamtwirtschaftlich gesehen noch leisten kann so viele Stunden Literatur und, etwas flappsig ausgedrückt, tote oder zum Teil für internationale Forschung und Wirtschaft relativ unwichtige (Französisch?!) Sprachen zu unterrichten.
    Mir ist klar, dass dies auch zur Allgemeinbildung gehört und man es nicht ganz streichen sollte, aber der prozentuale Anteil an der Stundentafel ist einfach viel, viel zu hoch. Es werden an der Schule in zig Sprachen Gedichte interpretiert, aber für Dinge, mit denen man später den Wohlstand Deutschlands sicher könnte, nämlich durch Innovation im MINT-Bereich, bleiben oft nur wenige Stunden.
    Wenn ich das bei uns sehe, da wird Deutsch als Hauptfach auf die frühen produktiven Morgenstunden gelegt, damit die SuS ausgeschlafen einen gallery walk zu Gedichten machen können, aber Chemie, Physik und Informatik findet am Nachmittag statt, wo sich keiner mehr konzentrieren kann. Ist ja klar, denn es sind ja keine Hauptfächer. Dass diese Fächer es aber sind, ohne die wir nicht ein technisches Gerät hätten, und die uns international eventuell konkurrenzfähig machen könnten, ist ja egal.


    Genau. Was die Wirtschaft wirklich braucht, sind Technokraten und Fabriksoldaten, die fabrizieren und entwickeln. Kompetenzen wie kritisches Denken, Argumentationsfähigkeit, Lesekompetenz sind dabei nur hinderlich. Wo kämen wir auch dahin, wenn jeder den Inhalt seines Arbeitsvertrages verstehen oder - schlimmer noch - kritisch hinterfragen, oder die ethisch-gesellschaftliche Tragweite seiner Erfindungen erkennen könnte?
    Sie bestellen - wir liefern. Mitarbeiter aus dem Katalog. Brave new world.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Genau. Was die Wirtschaft wirklich braucht, sind Technokraten und Fabriksoldaten, die fabrizieren und entwickeln. Kompetenzen wie kritisches Denken, Argumentationsfähigkeit, Lesekompetenz sind dabei nur hinderlich. Wo kämen wir auch dahin, wenn jeder den Inhalt seines Arbeitsvertrages verstehen oder - schlimmer noch - kritisch hinterfragen, oder die ethisch-gesellschaftliche Tragweite seiner Erfindungen erkennen könnte?
    Sie bestellen - wir liefern. Mitarbeiter aus dem Katalog. Brave new world.


    Mit Verlaub, aber gerade Deutsch ist doch bekannt für Laberei ohne Ziel! ;) Die MINTler verstehen es, kurz, knapp und prägnant und logisch strukturiert zu argumentieren und nicht jede Betriebsanleitungsformulierung auf 20 verschiedene Arten zu interpretieren, sondern das herauszupicken, was sie jetzt gerade weiterführt.


    Ohne jetzt hier aber Fächerbashing zu betreiben:
    Drei der vier Hauptfächer am Gymnasium sind Sprachen (Deutsch, Englisch, 2. Fremdsprache), auch Mathe zählt teilweise zu den Sprachen. Das sind mindestens 12 bzw. 16 Stunden von 30! Als Hauptfächer sind diese noch dazu in besonderem Maße versetzungsrelevant (ich weiß, dass es nicht in alle Bundesländern so ist). Das Heißt, mit Sprachen kann man sich prima zum Abitur durchdiskutieren. Daneben sind die Naturwissenschaften mit 6-8 Stunden ein Witz, teilweise werden diese sogar nur einstündig oder fächerverbindend unterrichtet. Dass man diese aufwerten sollte, um einfach mal auf einem besseren technischen Stand zu sein und nicht alles als Wunderwerk zu betrachten, ist denke ich unabdingbar! Dann kann man auch mit echtem Hintergrundwissen über Moral und Ethik von Algorithmen und Überwachung diskutieren, mit Leuten, die davon Ahnung haben und die nicht gleich bei jeder Mikrowelle und jedem Handy wegen des Strahlungsverdachts aufkreischen.


    À+

  • @ Firelilly, Avantasia et al.:


    http://www.washingtonpost.com/…ostshare=2631427647328427


    Das hier ist im Kontext eurer Argumentation sehr lesenwert!
    Kernaussage:

    Zitat

    As a chemist, I agree that remaining competitive in the sciences is a
    critical issue. But as an instructor, I also think that if American STEM
    grads are going lead the world in innovation, then their science
    education cannot be divorced from the liberal arts.

  • Wie gesagt, es will ja auch niemand diese Fächer ganz herauswerfen. Dieser Artikel sagt doch im Endeffekt, dass es als Naturwissenschaftler befruchtend sein kann, wenn man auch in anderen Bereichen Kompetenzen erwirbt. Das ist per se ja auch richtig.
    Mit diesem Argument könnte man aber auch 1 Stunde pro Woche MINT auf den Plan schreiben und 29 Stunden andere Fächer.
    Ich denke aber eben, dass der Anteil an Nicht-Mint-Fächern einfach zu groß ist. Bei Sprachen ist es ja in der Regel auch so, dass man Englisch als sehr wichtig gegenüber anderen Sprachen einschätzt in der Stundentafel, weil man da die Bedeutung für Berufe hochhängt.
    (Ich weiß, es gibt auch vereinzelt Gymnasien, wo man nicht mit Englisch als 1. Fremdsprache anfängt)
    Man muss aus meiner Sicht mal überlegen, was am Wichtigsten ist und dies dann in der Stundentafel berücksichtigen. Da spielen natürlich unzählige Faktoren eine Rolle (da ist wirtschaftliche Wichtigkeit nur ein Punkt unter vielen, aber ich denke ein sehr zentraler).
    Aber ich denke eben, dass man sich da Gedanken machen muss. Welche Argumente sind es denn, die rechtfertigen so viel Geschichte, Literatur, darstellendes Spiel etc. anzubieten, und dazu im Vergleich verhältnismäßig wenig z.B. Informatik.
    Ich höre immer als erstes Argumente wie "Sonst gäbe es wieder Krieg" oder "Die SuS werden unmoralisch handeln". Ich denke diese Gefahr ist sehr übertrieben und es geht eher um kleinere Dinge. Ich glaube einfach, dass man mit 4 Stunden Informatik und 1 Stunde Religion mehr Positive Effekte erreicht als anders herum.


    Meine Hypothese ist, dass es "einfach so gewachsen ist" aus historischen Gründen, aber, dass man diese Gewichtung überdenken sollte. Ich kann mir kaum vorstellen, dass man sich an einen Tisch gesetzt hat und gesagt hat:
    "Es ist heutzutage sinnvoller, dass die SuS im Laufe ihres Schullebens deutlich mehr Religions- als Informatikunterricht bekommen, denn durch diese Gewichtung erreichen wir XY"

  • @ Firelilly, Avantasia et al.:


    http://www.washingtonpost.com/…ostshare=2631427647328427


    Das hier ist im Kontext eurer Argumentation sehr lesenwert!
    Kernaussage:


    Danke für den Link. Solange aber Naturwissenschaften als weniger wichtig gelten, was sich in den Stundentafeln und in der Versetzungsrelevanz ausdrückt, geht besagte Trennung in Freie Künste und Naturwissenschaften immer noch zu Lasten der Naturwissenschaften. Was hier in D (in den USA kenn ich mich nicht so gut aus) also erst recht dazu führen müsste, die Naturwissenschaften zu fördern.


    À+

  • @ Firelilly, Avantasia et al.:


    http://www.washingtonpost.com/…ostshare=2631427647328427


    Das hier ist im Kontext eurer Argumentation sehr lesenwert!
    Kernaussage:



    Aus dem Artikel finde ich übrigens auf Folgendes interessant:

    Zitat

    “many of us never received the education in the humanities or social sciences that would allow us to explain to nonscientists what we do and why it is important.”


    Im Prinzip steht dort, dass ein (Natur-)Wissenschaftler sich so ausdrücken sollte, dass ein Nicht-Naturwissenschaftler versteht, was man gerade erforscht oder arbeitet [, um neue Forschungsgelder einheimsen zu können oder dem Chef verklickern zu können, warum der eigene Job schon wichtig für die Firma ist und nicht nur Rumgetippse auf der Tastatur]. NAtürlich bin ich dafür, dass man so schreibt, dass man verstanden wird. Wenn aber umgekehrt auch Nicht-Naturwissenschaftler sich auf ein höheres Niveau begäben, um den Naturwissenschaftler zu verstehen...


    A`+

  • Ich finde gar nicht, dass die Naturwissenschaften in unserem Schulsystem benachteiligt werden; ich sehe eher das Gegenteil.
    Als ich vor einigen Jahren Abitur in Baden-Württemberg gemacht habe, musste ich beispielsweise 2 Naturwissenschaften bis zum Abitur belegen, während diejenigen, die es wollten, mit nur einer Fremdsprache ausgekommen sind.
    Neben den drei Kernkompetenzfächern Deutsch, Mathematik und eine Fremdsprache musste verpflichtend entweder eine weitere Fremdsprache oder eine Naturwissenschaft vierstündig gewählt werden (neben einem gänzlich freigewählten Fach). Hier sehe ich die Gesellschaftswissenschaften deutlich benachteiligt.
    Diejenigen, die in der Mittelstufe keine dritte Fremdsprache gewählt hatten (also der naturwissenschaftliche Zug, der Großteil meiner Mitschüler), hatten in der 10. (oder 11. oder beide?) Klasse Physik als Hauptfach und zusätzlich zu den drei Naturwissenschaften auch noch den Fächerverbund Natur und Technik.
    Auch sonst wurde für die Naturwissenschaften immer sehr viel Werbung gemacht, Projekte, Wettbewerbe angeboten etc. In den Geisteswissenschaften sah es meiner Erinnerung nach eher mau aus.

  • Kollegen, diese Kernkompetenzen nicht auf die Reihe kriegen, die dann staunend in den Präsentationsprüfungen im Abi rumsitzen, wo Medieneinsatz Pflicht ist, und das gar nicht beurteilen können, nehme ich nicht ernst.


    Und welche Konsequenzen hat das, wenn du Kollegen "nicht ernst" nimmst, außer, dass du dich mit deinen Kompetenzen dabei irgendwie gut und überlegen fühlst? Dienstrechtliche ja wohl kaum!


    Ich bin schon auch manchmal entsetzt, wie altertümlich manche Leute noch arbeiten, aber deshalb haben sie durchaus ihre Fähigkeiten und natürlich nehme ich sie ernst. Ich kenne meine eigenen Grenzen schließlich auch. Ich glaube nicht, dass ein "ich erwarte einfach ... dies und das ..." irgendwem weiterhilft.

  • Ich höre immer als erstes Argumente wie "Sonst gäbe es wieder Krieg" oder "Die SuS werden unmoralisch handeln". Ich denke diese Gefahr ist sehr übertrieben und es geht eher um kleinere Dinge. Ich glaube einfach, dass man mit 4 Stunden Informatik und 1 Stunde Religion mehr Positive Effekte erreicht als anders herum.

    Das finde ich interessant, den solche Gründe habe ich noch nie gehört. Ich finde diese Gründe auch ehrlich gesagt ziemlich schwachsinnig und würde selbst niemals so argumentieren.
    Ich finde wesentlich wichtiger, wie diese Fächer bei den SuS Fertigkeiten und Fähigkeiten herausbilden, die in allen Lebensbereichen eines (mündigen?) Menschen relevant sind. In DS geht es natürlich darum, wie man sich selbst präsentiert, wie man vor einem großen Publikum spricht, sich bewegt, sich verhält. Und wie man mit Gestik, Mimik, Artikulation und Intonation die Inhalte und den eigenen Standpunkt unterstreicht. Das sind für jeden wichtige Fertigkeiten, der später mit anderen Menschen arbeiten muss und diese vielleicht sogar anleitet.
    Die viel zitierten Gedichtsinterpretationen funktionieren ganz ähnlich: Wir sind von Texten umgeben, sowohl im Berufsleben als auch im privaten Alltag. Und Texte manipulieren ihren Leser. Immer und ohne Ausnahme. Das fängt bei der Werbung an, geht über politische Ansprachen und Zeitungartikel bis hin zu wisschenschaftlichen Aufsätzen, die ihre Forschungsergebnisse vertreten wollen.
    Die Techniken dieser Manipulation (sprachlich, strukturell, durch Anspielungen und Verweise, Motive) sind ebenfalls immer vergleichbar. Für einen (mündigen?) Menschen ist es absolut erforderlich, diese Techniken zu durchschauen. Im Deutschunterricht analysiert man deswegen eben auch Sachtexte, Reden etc. Und man analysiert auch literarische Texe: Erzählungen, Romane, Dramen und natürlich auch Lyrik. Man macht das einerseits sicherlich aus einem gewissen Bildungsanspruch heraus, andererseits eignen sich solche Texte besonder gut, um diese Techniken einzustudieren und zu üben, da sie in besonderem Maße strukturiert und geplant sind. Dadurch können die SuS an die "Manipulationstechniken" herangeführt werden, die sie dann eben auch in sachlichen bzw. fachlichen Texte nachweisen können. Und schließlich sollen sie auch selbt lernen, gezielt Sprache einzusetzen, um ihre Aussageintention zu verdeutlichen.
    Wenn ich will, dass jemand das in anderen Sprachen auch lernt, muss ich das in diesen Sprachen eben auch vermitteln und üben.


    Ich habe aufgrund eines bestimmten Hobbys sehr viel Kontakt mit Naturwissenschaftlern. Und mir fällt durchaus auf, dass viele von ihnen (pauschal gesagt) mehr Schwierigkeiten haben, sich vor einer Gruppe zu bewegen und mündlich wie schriftlich deutlich, knapp und verständlich zu formulieren, als ich das von meinen Mit-Geisteswissenschaftlern gewohnt bin.

    NAtürlich bin ich dafür, dass man so schreibt, dass man verstanden wird. Wenn aber umgekehrt auch Nicht-Naturwissenschaftler sich auf ein höheres Niveau begäben, um den Naturwissenschaftler zu verstehen...

    Ich würde das Problem nicht auf MINT vs. Geisteswissenschaftler beziehen. Generell gilt, dass man halt in vielen Berufzweigen Vorgesetzte haben kann, die selbst nicht vom Fach sind. Für die muss ich dann halt so formulieren (können), dass sie es auch verstehen. Ob es sich jetzt dabei um naturwissenschaftliche oder geisteswissenschaftliche Themen handelt, spielt dabei keine Rolle.
    Woher kommt denn eigentlich immer der Drang so vieler Naturwissenschaftler, ihr Gebiet als so viele anspruchsvoller und schwieriger darzustellen. Jetzt mal ganz unabhängig davon, ob es vielleicht stimmt. Aber wieso muss das denn immer so betont werden?



    Abgesehen davon: In Bayern sind Chemie und Physik ebenfalls Hauptfächer.

    • Offizieller Beitrag

    Und welche Konsequenzen hat das, wenn du Kollegen "nicht ernst" nimmst, außer, dass du dich mit deinen Kompetenzen dabei irgendwie gut und überlegen fühlst? Dienstrechtliche ja wohl kaum!


    Ich bin schon auch manchmal entsetzt, wie altertümlich manche Leute noch arbeiten, aber deshalb haben sie durchaus ihre Fähigkeiten und natürlich nehme ich sie ernst. Ich kenne meine eigenen Grenzen schließlich auch. Ich glaube nicht, dass ein "ich erwarte einfach ... dies und das ..." irgendwem weiterhilft.


    Das hat leider keine Konsequenzen, schön wär's ;)
    Und ich werde dem Problem auch nicht abhelfen können, leider.
    Allerdings habe ich sehr wohl das Recht, Kollegen, die sich weigern, Kompetenzen zu erwerben, die Anfang des 21. Jahrhunderts einfach zum Standard gehören, weniger ernst zu nehmen, vor allem dann, wenn sie das mit großen Getue und Gedöns als quasi-Religion vertreten, wobei es sich schlicht um Desinteresse, Faulheit oder einen atavistischen Reflex des Ablehnens alles Neuen handelt, den sie gerne und langatmig in krumme Bildungsdefinitionen kleiden.


    Wer Schüler danach bewertet und dazu anhält, sich alles anzueignen, was der eigene Unterricht so Neues bietet, wer erwartet, dass ein ständiger Lernfortschritt zu beoabchten ist, wer möchte, dass sich die SuS politisch und gesellschaftlich und technisch auf dem Laufenden halten - und selbst nicht bereit ist, das Minimalprogramm in gleicher Richtung zu bedienen, der verliert bei mir an Respekt. Und bei den Schülern natürlich erst Recht. Die Witzchen über "Doktor Tegeslichtprojektor" oder "Herr/Frau Matritze" kennt man ja.


    Natürlich gibt es Kollegen, die technisch nicht sehr gut aufgestellt sind und das bedauern und selber nicht gut finden - die kriegen bei mir Hilfe und Anleitungen, so oft und viel sie wollen. Von denen rede ich aber auch nicht unbedingt, die werden - langsam aber sicher - das irgendwie lernen. Ich meine die, die aus der Inkomepetenz eine Attitüde gemacht haben, die sie gerne und oft zum Besten geben.


    Übrigens blockieren solche Leute dann gerne auch mal die Arbeit anderer oder machen sie zäher und langwieriger, das nehme ich in Zeiten genereller Arbeitsüberlastung besonders übel. Wir schreiben zB. koordinierte Klausuren, die Abstimmung über Text / Fragen erfolgt schnell, unkompliziert und elektronisch. Nur Herr Kollege X kommt, nachdem alles fertig ist und die Kopiervorlage im Fach liegt, an: "Ihr wisst doch, ich logge mich da nicht ein! Und mir gefällt auch die Frage B nicht, den Operator "relate" habe ich mit meiner Gruppe noch nicht geübt." :/ Unser Materialpool, der immer auf dem aktuellsten Stand ist, und gerne von allen Kollegen genutzt wird, wird ausschließlich von denen gepflegt und aktualisiert, die sich technisch auskennen (zum Glück die meisten). Dann kommen aber immer wieder gerne Herr X und Frau Y um die Ecke und fragen "Habt ihr da in dem Pool auch was aktuelles zu XY? Weißt du nicht auswendig? Kannst du mal für mich nachgucken und mir das ausdrucken?" Bei Aufforderung, doch selber reinzugucken: "Ach du weißt doch, wie ich zu diesen Dingen stehe" ( & langer Vortrag dazu). So arbeitet man für diese Herschaften mit, während die sich über die mittlerweile 30 Jahre alten euen Medien beklagen. Und so weiter, und so fort. Ich könnte hunderte solcher Beispiele nennen.


    Als Lehrer hat man, wie ich finde, sich fortzubilden, so dass man fachlich auf dem neuesten Stand ist. Dazu gehören nicht nur die reinen Fachinhalte, sondern auch ein Standard, der eben zeitgemäß ist und zum Teil eben durch "neue" Medien transportiert wird. In unseren Oberstufen-Englischbüchern ist Bush noch Präsident. Und wird es auch die nächsten 10 Jahre sein, bevor wir neue bekommen. Laut Buch gibt es noch keine NSA Affäre, Snowden ist kein Begriff, ISIS kein Problem und in Boston ging keine Bombe hoch. Es gab kein Referendum in Schottland und Irland hat die gleichgeschlechtliche Ehe nicht eingeführt.
    Damit KANN man nicht angemessen arbeiten!


    Ich bin der Meinung, dass man es sich leisten kann, all das zu verweigern, wenn man ohne Verantwortung für andere in einem Häuschen am Waldrand wohnt und sich von seinem Gemüsegarten ernährt. Bitteschön. Aber nicht als Lehrer. Und ich persönlich muss die, die da mit herrlichem Doppelstandard das verweigern, was sie von ihren Schülern verlangen, nämlich dazu zu lernen, nicht respektieren.

  • Zitat von Meike.

    Übrigens blockieren solche Leute dann gerne auch mal die Arbeit anderer oder machen sie zäher und langwieriger, das nehme ich in Zeiten genereller Arbeitsüberlastung besonders übel.

    Die Leute sehen das erfahrungsgemäß aber genau anders herum: Man stellt Anforderungen an sie (z.B. dass ein Dokument tabellarisch aufgebaut und auch noch mit Seitennummern und Inhaltsverzeichnis versehen ist (und stellt ihnen eine Vorlage zur Verfügung)), die Kollegen beschweren sich ob der Arbeitsüberlastung... sie haben mehrere ganze Tage daran gesessen und das Ergebnis sieht trotzdem nicht so aus wie die Vorgabe. "Das ist völliger Mist, das geht nicht, man hat schon viel zu viel Zeit darauf verschwendet, ..." Und dann setzt man sich mit den Kollegen hin (falls die nicht schon komplett dicht gemacht haben...) und erledigt das Geforderte in max. 10 Minuten.
    Die Arbeitsüberlastung ist (an dieser Stelle) selbstgemacht... und wer hat Schuld? Natürlich die Kollegen, die den Umgang mit dem PC einfordern und mehr als nur unkomfortable "Schreibmaschinen-Texte" verlangen.

  • In dem Zusammenhang fällt mir das schulinterne Curriculum einer Fachschaft ein, das aus etwa 60 einzelnen Word-Dateien bestand - für jeden Abschnitt eine. Dabei wurde jeder Schriftgrad, jede Randeinstellung so gewählt, dass eben der Abschnitt genau eine Seite füllt und die Zeilenumbrüche wurden von Hand gesetzt...
    Das ganze fand sich aber in einer sehr durchdachten Ordner-Struktur. :weinen:

    • Offizieller Beitrag

    Die Leute sehen das erfahrungsgemäß aber genau anders herum: Man stellt Anforderungen an sie (z.B. dass ein Dokument tabellarisch aufgebaut und auch noch mit Seitennummern und Inhaltsverzeichnis versehen ist (und stellt ihnen eine Vorlage zur Verfügung)), die Kollegen beschweren sich ob der Arbeitsüberlastung... sie haben mehrere ganze Tage daran gesessen und das Ergebnis sieht trotzdem nicht so aus wie die Vorgabe. "Das ist völliger Mist, das geht nicht, man hat schon viel zu viel Zeit darauf verschwendet, ..." Und dann setzt man sich mit den Kollegen hin (falls die nicht schon komplett dicht gemacht haben...) und erledigt das Geforderte in max. 10 Minuten.
    Die Arbeitsüberlastung ist (an dieser Stelle) selbstgemacht... und wer hat Schuld? Natürlich die Kollegen, die den Umgang mit dem PC einfordern und mehr als nur unkomfortable "Schreibmaschinen-Texte" verlangen.


    Stimmt. Aber dass die Qualität solcher Unterrichtsmaterialien signifikant besser ist, als der kreuz und quer geschnippelte und geklebte und kaum leserliche Murks von anno Tobak, oder aufgehobene Zeitungsartikel über politische Themen, die sich schon läääängst weiter entwickelt haben, das erkennen sie ja schon an. Sie wollen es nur nicht selbst erarbeiten. Aber wenn ihre eigenen Schüler mit dem Argument kämen "das sei zu viel, zu neu, zu aufwändig, zu nervig" - da wär aber was los. Dieser Doppelstandard und dieser Mangel an Bereitschaft, sich zu entwickeln regt mich auf.

  • Und bei den Schülern natürlich erst Recht. Die Witzchen über "Doktor Tegeslichtprojektor" oder "Herr/Frau Matritze" kennt man ja.


    Zitat

    Redner, die bei ihrem Publikum nachhaltigen Eindruck hinterlassen möchten, sollten auf Power-Point-Präsentationen möglicherweise besser verzichten. Eine Untersuchung der Universität Rostock zeigt: Bei Vorträgen über komplexe Inhalte mit Power Point-Präsentationen bleibt bei den Zuhörern verhältnismäßig wenig im Gedächtnis. Besser schnitten Präsentationen mit Overhead-Projektor ab.


    An der Studie hatten rund 90 Schüler und Studenten teilgenommen. Die gezeigte Power Point-Präsentation hatte auf sie einen geringeren Effekt als eine mit Schwarzweiß-Folien und Overhead-Projektor. Durch überflüssige Elemente werde "die Aufmerksamkeit vom Inhalt auf die Form umgelenkt", so das Fazit von Wolfgang Nieke vom Institut für Allgemeine Pädagogik und Sozialpädagogik.


    http://www.n-tv.de/ratgeber/Fo…esser-article4202011.html


    Wie ich schon erwähnte, der Einsatz von "digitaler Technik" zur Präsentation ist meist nur oberflächliche Effekthascherei, um vom eigentlichen Inhalt abzulenken.


    Ein sehr gutes Beispiel dafür sind die Nachrichten im Fernsehen, wo inzwischen ganz auf visuelle Spezialeffekte und animinierte Studios gesetzt wird, während die inhaltliche, journalistische Qualität der Nachrichten permanent sinkt.

    • Offizieller Beitrag

    Och hör uff. Ich rede nicht von schlecht gemachten Power Point Einsätzen und das weißt du auch ganz genau. Auf dem Niveau diskutier ich erst gar nicht.

  • http://www.n-tv.de/ratgeber/Fo…esser-article4202011.html


    Wie ich schon erwähnte, der Einsatz von "digitaler Technik" zur Präsentation ist meist nur oberflächliche Effekthascherei, um vom eigentlichen Inhalt abzulenken.


    Power-Point-Präsentationen kann man aber auch ohne dieses ganze Effekt-Gedöns machen, auch das ist Medienkompetenz.


    Ein sehr gutes Beispiel dafür sind die Nachrichten im Fernsehen, wo inzwischen ganz auf visuelle Spezialeffekte und animinierte Studios gesetzt wird, während die inhaltliche, journalistische Qualität der Nachrichten permanent sinkt.


    Volle Zustimmung, und das betrifft nicht nur Nachrichten inzwischen sondern auch viele Reportagen und Wissens-Sendungen.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

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