Euer Korrigiermodus...

  • ... würde mich mal interessieren, liebe KollegInnen, vor allem in den Sprachen und in Deutsch. Meine Frau ist - wie viele von uns - ein Verfechter der "Aufgabe-1-bei-jedem-Schüler-dann-Aufgabe-2-bei-jedem-Schüler-undsoweiter-bis-zum-Hirninfarkt"-Methode. Ich selbst (im Alltag ja nicht mehr mit Korrekturen konfrontiert, aber gelegentlich als Lohnkorrektor tätig) hasse das und habe es immer gehasst, eine Arbeit mehr als ein- oder zweimal in die Hand zu nehmen. Bei Deutschklausuren in der Oberstufe ist zweimaliges Lesen ja fast unvermeidbar, aber ich trachte dennoch danach, je eine Arbeit von A bis Z durchzukorrigieren. Ich habe auch nicht das Gefühl (und war auch nie mit dementsprechenden Anwürfen konfrontiert), dadurch zu unterschiedlichen Ergebnissen oder Bewertungsmaßstäben zu kommen.


    Würde mich mal interessieren, wie Ihr das so handhabt.



    Viele Grüße
    Fossi


    PS. Wers braucht, mag sich gerne vorstellen, dass das eine Umfrage für meine Bachelorarbeit ist :D

  • Ich mach's wie deine Frau. Ich muss Klassenarbeiten häppchenweise korrigieren sonst bekommen ich nämlich nen Hirninfarkt. Für mich geht das auch zügiger, da ich mich nicht jedesmal in die Aufgaben wieder eindenken muss. Ist aber insgesamt wohl auch eh Geschmackssache.

  • Ich hab zwar ganz andere Fächer, aber ich finde es auch angenehmer erst eine Aufgabe bei allen zu Korrigieren. Da kann ich viel besser Pausen machen ohne mich wieder eindenken zu müssen. Außerdem hab ich so beim 27. Schüler noch im Kopf, wie ich den selben Fehler beim 3. Schüler korrigiert habe (z.b. minus ein oder halber Punkt).

    „Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.“ (Johann Wolfgang von Goethe)

  • Ich korrigiere auch aufgabenweise. Insbesondere bei Aufgabenstellungen des Anforderungsbereichs III war es schon öfter notwendig, verschiedene Antworten vergleichend zu lesen. Ich empfinde das für mich auch als entlastend, da ich mich immer nur mit einer Aufgabenstellung gleichzeitig bechäftigen muss und nicht jeweils neu eindenken muss.

  • Ich habe einen vernünftigen Erwartungshorizont - den benutze ich, um jede Schülerklausur von vorne bis hinten durchzukorrigieren. Konzentriert aber zügig mit wohlüberlegter aber entschlossener Bewertung. Ich lese Klausuren nur einmal, das muss reichen; und es reicht auch.


    Man muss sorgfältig überlegen, wieviel Arbeit man in welche Aspekte seiner Lehrertätigkeit investiert. Klausuren sind gesetzlich vorgeschrieben, haben aber keinerlei didaktischen Wert und wenig Mehrwert für die Bewertung. Was den Bildungswert angeht, halte ich sie für eine komplette Zeitverschwendung. Jahrelange Erfahrung hat mir zumindest gezeigt, dass die Befürchtungen um Diskussionen und "Ungerechtigkeiten" bei einem guten Erwartungshorizont kaum bis garnicht auftreten.

    • Offizieller Beitrag

    aufgabenweise.
    1. das Eindenken geht gezielter vonstatten
    2. die Übersichtlichkeit. Ich muss nicht jedes mal wieder neu kramen: "Wie hatte ich Fehler AB/ Antwort CD/ Formulierung XY bei anderen Schülern noch mal bewertet, kommentiert?"
    3. hab ich dann eher das subjektive Gefühl, gut voranzukommen und das Erledigte abhaken zu können. Wie gesagt, rein subjektiv :D

  • Ich schliesse mich nele an. Das Hauptargument für das aufgabenweise korrigieren wäre für mich eine eventuell höhere Fairness gegenüber den SuS (gleicher Fehler wird überall gleich korrigiert). Da ich aber den Korrekturschlüssel vor mir liegen habe, habe ich damit wenig bis gar keine Probleme. In Ausnahmefällen kommt es mal vor, dass ich während der Korrektur das "Gefühl" habe, die und die Antwort wäre jetzt aber eigentlich auch nicht schlecht, dann kann ich ja immer noch für diese spezielle Antwort alle Exemplare noch mal kurz in die Hand nehmen.

  • Ich lese Klausuren auch am Stück, das aufgabenweise habe ich mal ausprobiert, war für mich überhaupt nicht praktikabel, da ich dann alle ein zweites Mal lesen musste, als es um die Bewertung der Darstellungsleistung ging (habe immer deutlich mehr Englisch als Deutsch unterrichtet). Ich lese eine Klausur im Allgemeinen auch nur einmal, vergebe direkt nach der Aufgabe Punkte im Erwartungshorizont, ggf. mit Bleistift Stichworte im Bereich Darstellungsleistung (damit ich das nachher nicht wieder vergesse, das meinetwegen in Aufgabe 1 zitiert wurde o.ä.), ggf. lese ich vor der Darstellungsleistung noch mal quer.
    Ich muss Klausuren auch am Stück korrigieren können, also nicht am Montag mal zwei und dann erst wieder Sonntag weiter, dann bin ich raus. Ich mache das dann, wenn ich zwei, drei Nachmittag in Folge dafür Zeit habe (oder wenn der Zeitdruck groß genug wurde ;) :autsch: ). Ich mache mir 5er Stapel, die werden hintereinander weg bearbeitet und danach gibt es eine kleine Pause. Wenn ich sehr müde bin o.ä. gibt es evtl. auch mal nur 3er Stapel.
    Nur ganz schlechte Klausuren muss ich leider zwei Mal lesen, um Inhalt von Sprache trennen zu können. Und bei sehr langen Klausuren funktioniert das auch (noch) nicht immer - ich habe aber überwiegend nur Englisch (und häufig schlechte Kurse) gehabt, die maximal 6 Spalten geschrieben haben, da geht das. Wenn ich jetzt öfter auch die langen Klausuren meines sehr guten Los lesen werde, komme ich da bestimmt auch besser rein.


    In diesem Sinne: weiter geht's (arbeite gerade an Stapel 3 von 4)

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Es kommt auf das Fach an. In Französisch gibt es (zumindest in den höheren Klassen und im Abitur) nur noch einen Text, auf den sich die Fragen beziehen. Da lese ich gern die Antworten als Fließtext in eins durch, weil sich mir dadurch erst die Argmentationskette erschließt, korrigiere also Schüler für Schüler.
    In Mathe hat Aufgabe 2 so überhaupt nichts mehr mit Aufgabe 1 zu tun, und auch Aufgabe 3 stellt wieder einen ganz neuen Kontext her. Allein deswegen muss ich da schon aufgabenweise korrigieren. Selbst bei den Kleinen fasse ich nur 2-3 Aufgaben zusammen, wenn diese auf einer Seite stehen und ich die Lösungen schnell abhaken kann.


    À+

  • Kommt darauf an, wieviel Zeit ich habe.
    Wenn ich es schaffe, den Stapel in einem Rutsch zu korrigieren, korrigiere ich jede Arbeit sofort ganz durch.
    Wenn ich weiß, dass ich die Korrektur auf mehrere Tage verteilen muss, korrigiere ich Aufgabenweise, weil ich am nächsten Tag nicht mehr weiß, wieviele Punkte ich wofür gegeben habe, so dass das ganze droht, unfair zu werden.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Oh je, das erinnert mich gerade an meine unfertigen Korrekturen, die da warten ...


    Ich fange meist aufgabenweise an, bis ich mit der jeweiligen Aufgabe und den typischen Fehlern, die gemacht wurden, warm bin. Dann beginne ich mich zu langweilen (Gähnerei, Schokoladensucht, erst-mal-die-Spülaschine-ausräumen) und beginne, wenn ich den Stapel noch nicht durch habe, die zweite Aufgabe mitzukorrigieren, und vielleicht auch noch die dritte, wenn die kurz und einfach ist. Also, ich mache da so einen Mix.


    Ich lege mir die Arbeiten übrigens immer in Fünferpäckchen hin. Das hilft, die Ödnis überschaubar zu halten und die Pausen zu bestimmen ("noch zwei Päckchen, dann mache ich mir erst mal einen Tee").


    Was ich öfter höre von Kollegen: Dass sie sich erst eine (voraussichtlich) gute und eine besonders schlechte Arbeit vornehmen. Das steckt den Rahmen ab.

  • Ich lege mir die Arbeiten übrigens immer in Fünferpäckchen hin. Das hilft, die Ödnis überschaubar zu halten und die Pausen zu bestimmen ("noch zwei Päckchen, dann mache ich mir erst mal einen Tee").

    Das mache ich auch. Finde ich enorm hilfreich.



    Was ich öfter höre von Kollegen: Dass sie sich erst eine (voraussichtlich) gute und eine besonders schlechte Arbeit vornehmen. Das steckt den Rahmen ab.

    Hm... und die Kollegen sind sich sicher, dass dann keine self-fulfilling prophecy draus wird? Wobei man ja seine Kandidaten kennt, also wohl halb so wild.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Hm... und die Kollegen sind sich sicher, dass dann keine self-fulfilling prophecy draus wird? Wobei man ja seine Kandidaten kennt, also wohl halb so wild.

    Hihi ... mach ich auch hin und wieder so. Manchmal ist man dann überrascht ... "oh ... der xy kann ja doch was!" ;)

  • Ich habe so viel zu korrigieren, dass ich mit den Jahren zwar einerseits Routine entwickelt habe, andererseits aber auch einen immer weiter steigenden Widerwillen verspüre. Ich kann es mir nicht antun, eine Heft / eine Klausur mehrmals zu lesen. Mit vorher festgelegtem Korrekturschlüssel korrigiere ich eine nach der anderen vom Anfang bis zum Schluss und lege sie dann auf den Stapel der Fertigen. Meine Psyche braucht es, dass ich den fertigen Stapel kontinuierlich wachsen sehe!


    Als ich mal 2 parallele Leistungskurse hatte (Schwangerschaftsvertretung), musste ich die Aufsätze der Abiturklausuren in 52facher Ausführung lesen - alle hatten dasselbe Thema gewählt. Bei soviel Immer-wieder-das-Gleiche-Lesen wird mir schlecht. Das kann ich nicht noch durch Mehrfachlesen verschlimmern.


    Ausnahmen machen ich allerdings bei Problemexemplaren, aber die sind doch sehr selten.


    Gruß,
    putzi

    "I think it would be a great idea." (Mohandas Karamchand Gandhi when asked what he thought of western civilization)

  • Ich habe bereits vor der Klausur / dem Test ein ausführliches Bewertungsschema erstellt, denn man spart sich viel Arbeit im Nachhinein. Ich kann dadurch auch auf dem Klausurbogen bereits Punkte angeben für jede (Teil-)aufgabe.
    Ich screene zu Beginn der Korrektur mal durch alle Klausuren / Tests durch und lege mir dann einen kleinen Stapel zurecht mit den besten Klausuren.
    Dann korrigiere ich ich Aufgabe für Aufgabe, wobei ich zunächst bei dem Stapel der Besten mein Bewertungsschema auf Herz und Nieren prüfe und auch sozusagen die Strenge der Auslegung meines Bewertungsrasters evaluiere.
    Meistens habe ich es gut erstellt und die sehr guten Schüler liefern auch genau das, was ich bepunkte. Vielleicht nicht alle, aber fast immer ist einer dabei, der (nahezu) alles bringt, was ich hören wollte. Manchmal muss aber ich die Gewichtung einzelner Bepunktungen ändern (Gesamtpunkzahl der Aufgabe bleibt natürlich gleich), dann aber meist zugunsten der SuS, weil ich dann merke, die haben das toll gelöst auf eine Art, die ich gar nicht so im Fokus hatte, wodurch mein Schema eigentlich ein bisschen andere Schwerpunkte erwartet.


    Dann gehe ich die anderen Schüler durch und habe quasi im Hinterkopf die sehr guten Schülerlösungen (nach dem Motto: Das ist also möglich gewesen, es so zu lösen) und kann daran, sowie anhand meines zuvor erstellten und an den sehr guten Schülern erprobten Bewertungsrasters, die anderen Klausuren korrigieren.
    Eine Klausur ganz durchzukorrigieren halte ich in Chemie und Biologie für schwierig. Bei Aufsätzen kann das natürlich ganz anders sein.

  • Das kommt auf die Länge an, bei Test korrigiere ich meist einen durch, wenn ich feststelle, dass ich bei manchen Aufgaben unklare Punktvergabe habe, dann steige ich auf aufgabenweise um. Bei längeren Arbeiten korrigiere ich aufgabenweise.

  • In der SekI korrigiere ich erst sämtliche geschlossenen/halboffenen Aufgaben durch (unbedingt alle am selben Tag!), dann muss ich bei geschlossenen Aufgaben nicht mehr überlegen, wo Häkchen stehen müssten und weiß bei halboffenen Aufgaben noch genau, was ich wie bepunktet habe. Danach kommen dann die freien Teile, davon lese ich jeden nur 1x und fülle dabei mein schon vorher überlegtes Bewertungsraster aus und verteile entsprechend Punkte. Dann kommt auch sofort die Note unter die Arbeit und ich sehe den "Fertig-Stapel" wachsen.


    SekII-Klausuren korrigiere ich aufgabenweise anhand meines Bewertungsbogens. Am Anfang lese ich, wenn ich mir trotz Bewertungsraster unsicher bin, schonmal 2-3 Aufgaben parallel um auszutarieren, wie streng ich bepunkte.


    Die Fünfer-Stapel werde ich demnächst auch mal ausprobieren! Ich nehme mir auch immer vor "noch soundsoviele, dann Pause/Ende", aber das durch Stapel noch visuell zu unterstützen ist eine gute Idee!

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

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