Umgang mit radikalen Schülern

  • Hallo,


    mir macht es zurzeit Sorgen, dass insbesondere ein Junge an meiner Schule Islam-radikal in Erscheinung tritt.
    Zunächst spielten die Kinder über längere Zeit ein seltsames Spiel: er bildete gemeinsam mit ein paar anderen älteren Schüler die muslimischen Jungen aus Klasse 1 aus. Themen waren Kampf und Verteidigung. Das ganze kam dann nach einer Zeit raus, weil sie anfingen andere (nicht muslimische Kinder) zu schlagen.
    Nachdem wir die entsprechenden Eltern in die Schule gebeten haben und gemeinsame Gespräche auch mit Schulleitung stattfanden, haben diese Spiele (zumindest scheinbar) aufgehört.


    Jetzt haben wir uns jedoch die Bildermappe des Grundschülers angeschaut. Darin sind lauter Bilder, auf welchem Moslems gegen Christen kämpfen. Team gut sind Moslems. Christen werden als Team böse bezeichnet. Auf anderen Bildern ist zusehen, wie namentlich beschriftete Mitschülerinnen und Mitschüler tot auf dem Boden liegen und er sowie andere muslimische Mitschüler mit Maschinengewehren rumschießen.


    Zu unserer Situation: die Schule liegt in einem sozialen Brennpunkt. Unsere Sozialarbeiterin verließ uns Anfang des Schuljahres und es wurde niemand neues eingestellt (trotz dringlicher Nachfrage und hohem Bedarf). Die personelle Situation ist natürlich auch dürftig.


    Wie können wir jetzt kompetent handeln? Denke eine einfache Unterrichtseinheit zu diesem Thema ist auf keinen Fall ausreichend. Kennt ihr außerschulische Adressen, an die man sich jetzt wenden könnte? Was können wir IN der Schule tun, außer Thematisierung, Gespräche mit dem Schüler, Eltern etc.? Hoffe, ihr könnt mir ein paar Tipps und Hinweise geben, die uns weiterhelfen :)

  • Frühzeitig Kontakt zum Staatsschutz oder Verfassungsschutz aufnehmen. Meine ich ernst. Die haben auch Ansprechpartner dafür und wissen eventuell, ob die örtliche Moschee bzw die Eltern eventuell "verdächtig" sind.

  • habt ihr kontakte zu den lokalen moscheen, z.b. über den ethikunterricht? (falls es sowas bei euch gibt?)

  • Leider nicht, muss dann aber wohl nachgeholt werden (Ethikunterricht haben wir auch nicht)! Seitdem unsere Sozialarbeiterin weg ist, kommt genau so etwas zu kurz.

  • Ich würde auch auf jeden Fall Unterrichtseinheiten zu Gewaltprävention, Verständnis für andere Kulturen/Religionen etc. schulweit planen. Das wird aber wahrscheinlich bei diesem Kind schon nur noch wenig nützen. Zusätzlich würde ich daher auch Behörden zu Rate ziehen. Vielleicht nicht gerade den Verfassungsschutz, aber mich bei der Polizei an entsprechende Abteilungen wenden und evtl. auch das Jugendamt zu Rate ziehen. Wenn bereits ein Erstklässler offensichtlich so indoktriniert wird, könnte man fragen, ob es sich da nicht um Kindeswohlgefährdung handelt, die zumindest beobachtet werden sollte.

  • kann auch sehr günstig sein, wenn man nämlich jährlich mit den ethik- und religruppen, die das thema im lehrplan haben, da hin marschiert, und die kinder, die die moschee aus ihrem alltag kennen, die anderen dann herumführen und das gebetshaus erkunden. nennt man neben kultureller bildung und allgemeinwissen auch prävention ;).


    radikalisierungen vollziehen sich im übrigen eher dann, wenn die moschee zu einem raum wird, der von der mehrheitsgesellschaft konsequent abgekapselt ist. das klappt eher schlecht, wenn selbst die schulen ab und an unterrichtsgänge dorthin machen.


    angstangstangst und aggression und abkapselung, statt reden, aufeinander zugehen, sich kennenlernen, miteinander leben, klar machen, was demokratie heißt und was religion in einer säkularen gesellschaft für eine rolle spielen kanndarfmuss. you choose.


    für die wirklich radikalen hat meike was gepostet. ich denke, die lehrer vor ort werden ihre klientel schon kennen.

  • Vielen Dank für die Rückmeldungen,


    werde die Optionen nächste Woche mit der Klassenlehrerin und Schulleitung näher beleuchten.
    Mit den Moscheen stimmt, aber genauere Informationen zu diesen sind wohl sehr sinnvoll. Ich weiß nicht, inwieweit die Schule diese schon hat. Vermute jedoch, dass wir dahingehend einiges nachzuholen haben!

  • Da würde ich ebenfalls dafür plädieren, die Polizei zu kontaktieren!
    Kinder im Grundschulalter kommen keinesfalls von selbst auf so etwas!

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Also: bevor man sich irgendwelche weitere Optionen überlegt, muss man natürlich mit dem Schüler (und auch Eltern) sprechen, da klärt sich vll. schon sehr vieles (so wars ja bei dir auch mit den Grundschülern)


    Staatsschutz oder die Polizei sollten nicht bessere pädagogische Arbeit leisten als die Lehrer (...und dieses Jammern wegen der Sozialarbeiterin finde ich, vor allem dann noch bei einer Sonderpädagogin, schon ein bißchen bedenklich)


    Wenn man mit zu großen 'Hammern' ankommt, besteht auch die Gefahr, dass der Schüler in eine Trotzhaltung verfällt - vll. war das Ganze ja auch eher ein 'schlechter Scherz' des älteren Schüler (in der Pubertätsphase?); da müssten dann deutlich Grenzen aufgezeigt werden (vor allem, weil Erstklässer betroffen sind) - durch Lehrer (einschalten von Staatsschutz und so wäre ja nun wirklich letzte Möglichkeit)


    Beim Gespräch mit dem Schüler könnte man dann so vorgehen, dass man ihnen 'umgekehrte Bilder' vorlegt - 'Christen schlachten Moslems' ab, was er denn davon halten würde...Aufpassen muss man, dass man nicht in eine generell religionsfeindliche Haltung im Gespräch mit dem Schüler verfällt

  • Sozialarbeiter haben einen ganz anderen Job als Sonderpädagogen.
    Außerdem bin ich persönlich für 6 Klassen an 2 Schulen mitverantwortlich (Förderbereiche geistige Entwicklung, Lernen, Sprache, Sehen und emotionale und soziale Entwicklung). Berufserfahrung von einem halben Jahr und vorher Ref an einer Förderschule im Bereich der geistigen Entwicklung. Ich versuche momentan wirklich einiges aus anderen Breichen nachzuarbeiten, damit ich meinem Job gerecht werden kann und bilde mich auch entsprechend fort. Trotzdem finde ich es ok zuzugeben, wenn man in manchen Bereichen noch keine Expertise besitzt und sich wünscht, mehr Unterstützung zu haben. Schließlich sind wir keine Einzelkämpfer sondern sollten in multiprofessionellen Teams arbeiten. Nicht umsonst gibt es einfach die Stelle des Sozialarbeiters, die nur leider nicht besetzt werden kann. Darüber darf sich auch eine Sonderpädagogin ärgern. Außerdem könnte mir der Junge auch ganz egal sein, er hat nämlich gar keinen Förderbedarf.Ich vermute, dass du leider nicht die genaue Aufgabengebiete von SonderpädagogInnen in NRW kennst.


    Mit Schüler und Eltern haben wir (wie oben geschrieben) schon geredet.


    Edit: deinen Beiträgen nach, scheinst du dich gut mit Sonderpädagogik auszukennen, verstehe dann aber nicht die Vermischung von Sozialarbeiter und Sonderpädadogen. Beide Jobs sind wichtig!

    • Offizieller Beitrag

    Wenn man mit zu großen 'Hammern' ankommt, besteht auch die Gefahr, dass der Schüler in eine Trotzhaltung verfällt - vll. war das Ganze ja auch eher ein 'schlechter Scherz' des älteren Schüler (in der Pubertätsphase?); da müssten dann deutlich Grenzen aufgezeigt werden (vor allem, weil Erstklässer betroffen sind) - durch Lehrer (einschalten von Staatsschutz und so wäre ja nun wirklich letzte Möglichkeit)

    Der Hammer ist doch wohl das, was auf dem Schulhof abgeht. Hier muss m.M. nach ganz entschieden gegengesteuert werden. Als "Scherz" kann mnan das wohl wirklich nicht mehr sich verkaufen lassen.
    Erstklässler kommen nicht von selbst auf solche Ideen, auch 4t Klässler sicherlich nicht.
    Und ich persönlich würde mich völlig überfordert fühlen und würde mich unbedingt an professionelle Helfer wenden. Wenn die Polizei dafür Spezialisten hat -- warum nicht? Für Lehrer und Schulsozialarbeiter ist das in meinen Augen bereits eine Nummer zu groß

  • Das Eingangsposting legt nahe, dass jemand mit den Eltern der Grundschüler gesprochen hat...Aber da Du uns ja nicht mit ner Skizze des dann doch erfolgten Gesprächs mit dem älteren Schüler vertraut machst, ist es fast müßig zu diskutieren..


    Okay, Studium und Ref in GE relativiert deine formale 'Kompetenz' in der Angelegenheit - aber, nuja, wir sind ja alle Pädagogen...(und Sonderpädagoen vll. noch ein bissel mehr als primär fachwissenschaftlich ausgebildete Lehrer)


    Stimmt schon, Zuständigkeit liegt beim Klassenlehrer und der Schulleitung (wenn die einen hinzuziehen, weil man dort 'Kompetenz' vermutet, sollte man das natürlich tunlichst nicht ablehnen). Aber da kann man jetzt wirklich nichts zu sagen, ohne den Standpunkt des Jungen zu kennen - nur vll. meine generelle Einstellung: Staatsschutz und Polizei wären für mich die letzte Lösung (die auch nur durch die Schulleitung veranlasst werden könnte)


    Eine Unterrichtseinheit für die ganze Klasse wegen eines Schülers? Hm, würde die Wirkung von so etwas auch nicht überschätzen (der Schüler fühlt sich bevormundet, kommt in eine Oppositionshaltung usw.)

  • Ich hatte auf Hinweise wie zum Beispiel Meikes Post gehofft (danke dafür noch mal). Deswegen wollte ich auch nicht den kompletten Fall ausführlich beschreiben. Eine Diskussion über den Jungen im Internet halte ich nicht für sinnvoll - aber Adressen zur weiteren Beratung (daher auch das "Jammern" über die Sozialarbeiterin, diese kennen oftmals gute Adressen und haben schon ein gewisses Netzwerk zu diesen aufgebaut). In der Schule greifen wir es natürlich auch schon auf.


    Vllt sollte ich die Überschrift ändern: Adressen zum Umgang mit Extremismus. Kann sein, dass meine Intention missverstanden werden konnte. Ich wollte nicht jammern o.ä. einfach nur nach Adressen fragen und mit dem Hinweis auf die fehlende SozialarbeiterInnen veranschaulichen, dass unser Netzwerk zu solchen außerschulischen Organisationen leider eingeschlafen ist, weil sich bisher niemand zuständig fühlte.

  • Staatsschutz und Polizei wären für mich die letzte Lösung (die auch nur durch die Schulleitung veranlasst werden könnte)

    Das sehe ich komplett anders. Mal unabhängig davon, wie man mit diesem Schüler jetzt konkret verfährt, muss dieses Gedankengut ja irgendwo herkommen. Ich finde es absolut wichtig, dass Polizei und Staatsschutz über solche Fälle informiert sind und die Familie evtl. auch mal genauer in den Blick nehmen oder zumindest als potentiell radikalisiert auf der Liste haben. Behörden sind auf genau solche Hinweise angewiesen.

  • Ich würde ebenfalls unverzüglich den Staats- bzw. Verfassungsschutz verständigen, damit der mal das Umfeld des Kindes unter die Lupe nimmt. Sowas kommt ja nicht von ungefähr.

  • Staatsschutz und Polizei wären für mich die letzte Lösung (die auch nur durch die Schulleitung veranlasst werden könnte)

    Wenn ihr jetzt nicht entschlossen und konsequent reagiert, dann tun es andere. Dann lauft ihr Gefahr, dass sich die geschlagenen Schüler radikalisieren und Rechtspopulisten in die Arme laufen.
    Das alleding halte ich für ein gesundes Schulklima nicht für förderlich.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    • Offizieller Beitrag

    Habt ihr praktische Erfahrung mit dem Verfassungsschutz und der Polizei in solchen Sachen? Was denkt ihr denn, was die genau in einer Schule oder Familie machen?


    Ich kann's ja mal verraten, ich hab die Erfahrung nämlich: nix.
    Familie kommt beim VFS auf ne Liste. Es wird geguckt ob, da schon jemand online aktiv ist, oder offline, falls nachweisbar.
    Wenn nicht, also meistens, wird "weiter beobachtet", wie aktiv das getan wird, hängt von der Personalsituation ab. Mal guckt ein Beamter nach, mal nicht.
    Wenn doch was vorliegt - ja dann ...wird auch weiter beobachtet. Was halt der VFS so macht...
    Der Verfassungsschutz wird aktiv, wenn jemand bei euch 5-50 Schüler mit ner Kalaschnikov umgemäht hat. Und keinen Tag früher.


    Ein guter Jugendkoordninator bei der Polizei (in vielen Ländern den Stellenstreichungen anheim gefallen) macht vielleicht, also im Falle der Nachweisbarkeit von irgendwas, eine Gefährdungsansprache. Aber bestimmt nicht zwei. Oder drei, oder tägliche.
    Im besten Fall hat dann die Familie nen kleinen Schock und guckt genauer hin, kann es aber vermutlich auch nicht so leicht ändern, im schlimmeren und wahrscheinlicheren Fall ist sie stinkesauer und vertraut keinem in der Schule mehr.


    Verfassungsschutz und Polizei als Blitz-Heilmittel für's Schulklima zu erhofften ist entweder leicht naiv, deutlich uninformiert oder man hat halt keine Lust sich selber mit dem Thema zu beschäftigen...


    Ich wiederhole nochmal:
    Wer wirklich helfen kann sind solche oder ähnliche: violence-prevention-network.de/de/
    Nehmt Kontakt auf.
    Und danach steht extensive und intensive Zusammenarbeit an...


    PS: den lokalen Imam würd ich auch eher nicht um Hilfe bitten.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.


  • Auf anderen Bildern ist zusehen, wie namentlich beschriftete Mitschülerinnen und Mitschüler tot auf dem Boden liegen und er sowie andere muslimische Mitschüler mit Maschinengewehren rumschießen.

    Wenn man den religiösen Hintergrund nicht in den Mittelpunkt rückt, ist an eurer Schule ein 8-10 jähriger Junge, der andere bedroht, schlägt und Tötungsdelikte ankündigt.


    Abgesehen davon, dass das ein Fall für die Schulleitung ist und nicht für den Sozialpädagogen, würde ich wegen akuter Fremdgefährdung neben der Polizei und den Eltern der Kinder auf der Zeichnung das Jugendamt und ggf. die Kinder- und Jugendpsychiatrie einschalten.

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