Umgang mit Mobbing

  • Ich glaube, unsere Gesellschaft verlangt nicht mehr, dass Menschen einem bestimmten Ideal (Menschenbild) entsprechen, sondern lässt jedem den Freiraum, im Rahmen der Gesetze so zu sein und so zu leben, wie es ihm/ihr gefällt. Ich finde das gut.


    Irgendwo habe ich mal diesen Spruch gelesen:


    Sei besonders! Sei einzigartig! Sei du!

    ;)

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Hättet ihr mir doch einfach mal gesagt, dass ich nerve anstatt mich zu dissen.

    Was hätten sie denn deiner Meinung nach sagen sollen? Nimm ab, dann finden wir dich cool? Rauch mal eine, dann gehörst du dazu?


    Ich bin sehr für Ehrlichkeit und manchmal sage ich auch Kindern, dass sie duschen müssen oder wie man ein Gespräch führt, dass nicht nur von sich selbst handelt. Gebracht hat's aber nie was. Wer ein Problem mit sich und de Welt hat, der braucht doch keine Verhaltens- oder Schönheitstips :weissnicht:

  • Was hätten sie denn deiner Meinung nach sagen sollen? Nimm ab, dann finden wir dich cool? Rauch mal eine, dann gehörst du dazu?
    Ich bin sehr für Ehrlichkeit und manchmal sage ich auch Kindern, dass sie duschen müssen oder wie man ein Gespräch führt, dass nicht nur von sich selbst handelt. Gebracht hat's aber nie was. Wer ein Problem mit sich und de Welt hat, der braucht doch keine Verhaltens- oder Schönheitstips :weissnicht:


    Ich habe das auch schon gemacht und es hat was gebracht.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • @kleiner gruener frosch Du schreibst es ja selbst, das Opfer muss in seinem Selbstbewusstsein gestärkt werde. Also gibt es natürlich immer Ansatzpunkte auf beiden Seiten. Es reicht überhaupt nicht, den Bösen zu sagen "geht weg und lasst das arme Kind in Ruhe", wenn der Gemobbte unverändert aus der einen Situation im schlimmsten Fall direkt in die nächste Falle rennt.

  • Wenn jemand nervt - spielt mit wem anderes. Aber macht ihn nicht auch noch runter.


    kl. gr. frosch

    Joah, sagt Frau lamaison auch immer.


    @ Krabappel: Ich habe ja nicht gesagt, dass die Kinder was dafür können oder was ändern können. Wahrscheinlich ist es einfach "mieses Karma" (hab so ein Buch), das sie da hineingeboren hat. Nee Spaß, kein Karma. Arschkarte.

  • Krapapple: „ Es muss doch möglich sein, absurde Mützen zu tragen oder dick oder doof zu sein, ohne dass andere gezielt auf whatsapp beschimpfen oder unvorteilhafte Bilder rumschicken, um sich lustig zu machen, nur mit dem Ziel, dass sich einer scheiße fühlt.“
    Den Tätern geht es aber gar nicht darum, dass sich jemand scheiße fühlt, sondern darum, dass sie sich besser fühlen!


    Nein, das halte ich nur für die halbe Miete. Manchen Tätern geht es auch darum, dass andere sich schlecht fühlen.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

    • Offizieller Beitrag

    Wollsocken: mit "Stärkung des Selbstbewusstseins" meine ich aber nicht "Pass dich den Mobbern an oder überzeuge sie mit irgendwas" - damit meine ich "Stör dich nicht an den Idioten (sorry) und nimm dich so an, wie du selbst sein willst". Ich sage ihm also nicht, dass er "unverändert in die nächste Falle rennt."


    kl. gr. frosch

  • Ich hab ein Mädchen in meiner Klasse, die wird nicht gemobbt (dafür ist die Klasse viel zu lieb), aber sie hat es schwer. Sie weiss nicht, worüber mit den anderen reden. Ich hab mich mit ihr hingesetzt und sie gefragt, was sie denn interessiert. Politik und so. Also hab ich ihr gesagt, es gibt da Organisationen für junge Leute, da kann sie mal hingehen. Das hatte sie gar nicht aufm Schirm. Ähnlich war das bei mir auch. Ich hatte spezielle Interessen und keine Ahnung, was tun. Es hätte sehr geholfen, das wäre mal jemanden aufgefallen. Manche Kinder muss man an der Hand nehmen und ihnen zeigen, was es alles Cooles für sie gibt.


    @kleiner gruener frosch Dieses "sei so wie Du bist" ist echt nutzloses Gerede. Zeig den Kindern *konkret* was toll an ihnen ist und was sie mit sich anfangen können. Genau das ist nämlich häufig das Problem von solchen "Opfern", dass sie das selber gar nicht wissen.

  • @ Krabappel: Ich habe ja nicht gesagt, dass die Kinder was dafür können oder was ändern können. Wahrscheinlich ist es einfach "mieses Karma" (hab so ein Buch), das sie da hineingeboren hat. Nee Spaß, kein Karma. Arschkarte.

    Das weiß ich, dass du das nicht meintest. Ich wollte sagen, dass man selbst unter Opfern Opfer findet, das ist doch furchtbar. Einer ist immer anders, das macht ja gerade Normalos zu Normalos.


    Die Art von Mobbing, die unter 11-17-Jährigen stattfindet die gibt's m.E. auch nur da. Nach der Schule ist man seine Klasse bei Bedarf endlich los und trifft sich mit gleichgesinnten Nerds oder Cheerleadern.



    (und was aus den "Coolen" geworden ist, sieht man ja beim 20-jährigen Klassentreffen :D )

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    @kleiner gruener frosch Dieses "sei so wie Du bist" ist echt nutzloses Gerede. Zeig den Kindern *konkret* was toll an ihnen ist und was sie mit sich anfangen können. Genau das ist nämlich häufig das Problem von solchen "Opfern", dass sie das selber gar nicht wissen.

    Ja - aber das heißt nicht, dass sie sich irgendwem anpassen sollen um anderen zu gefallen.

  • Das hab ich auch nie behauptet. Ich sag nur, man kann und muss den Opfern sehr konkret helfen und zwar auch dabei an sich selbst zu arbeiten!

    • Offizieller Beitrag

    Dann stimmen wir ja überein. Sicherlich sollte man denen helfen - aber nicht damit sie sich Mobber-konform entwickeln, sondern damit sie an Selbstbewusstsein gewinnen. Das Mobbing muss man von der anderen Seite her angehen.


    kl. gr. frosch

  • Dann stimmen wir ja überein. Sicherlich sollte man denen helfen - aber nicht damit sie sich Mobber-konform entwickeln, sondern damit sie an Selbstbewusstsein gewinnen. Das Mobbing muss man von der anderen Seite her angehen.

    Jaaaa, sacht´ich doch!



    Wisst ihr, ihr Lieben, ich habe gerade über diesen Thread nochmal drübergelesen und im Grunde haben alle Recht und verfolgen die gleichen Ziele. Es hat nur zwei Seiten der Diskussion bedurft, um die Kommunikation aneinander anzupassen. Hach, schön! Ich mag euch! :rose:

  • An den Schulen wo ich bereits gearbeitet habe gab es eher weniger bis gar keine Konzepte für Mobbingfälle.
    An einigen Bereichen waren dann sogar Lehrer am Mobbing gegen Schüler (teils sich gegen Kollegen) beteiligt. Wenn man dies ansprach würde es klein geredet oder negiert.


    Wenn ein Fall von Mobbing in meinen Klassen vorkommt und ich das mitbekomme, spreche ich das mit den Kollegen an, die damit auch ein Problem haben. Gemeinsam dann eine Lösung finden, die das Problem löst ist dann ja das Schwierige.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • @Kleiner gruener frosch:


    Natürlich nicht. Aber zur Erregung öffentlichen Ärgernisses hat es vor Jahrzehnten doch schon gereicht und nur, weil der Mini diese Latte schleichend höher gelegt hat ist dies kein absolutes Argument. Wo willst du denn die Grenze ziehen? Bei der Unterwäsche? Bei Sternchenaufklebern über den Brustwarzen und Stringtanga?


    Etwas schuldig sein oder Verantwortung für etwas tragen sind unterschiedliche Dinge.

    Selbst wenn ich splitterfasernackt durch die Straßen rennen würde hätte kein Mensch das Recht mein Recht auf sexuelle Selbstbestimmung zu verletzen. Die Verantwortung dafür müsste der Täter tragen, der an seinem Fehlverhalten schuld wäre. Das Opfer trägt die Folgen. Das das umstritten ist ist mir bekannt, gesellschaftlicher Konsens ist es dennoch zumindest insoweit, als heutzutage zumindest für die Bundesrepublik Deutschland klar ist, dass man auch Prostituierte vergewaltigen kann.
    Opfern sexueller Gewalt Mitverantwortung (und damit letztlich auch einen Teil der Schuld) zuschreiben zu wollen ist leider sehr verbreitet. Ist ja auch einfacher, als sich damit auseinanderzusetzen, was vor allem männliche Täter vor allem innerhalb der eigenen Familie an Machtmissbrauch, Übergriffigkeit und Gewalt ausleben zum Schaden ihrer meist weiblichen Opfer. Wüsstest du aus eigener Erfahrung welches Leid das für die Opfer mit sich bringt, würdest du sicherlich nicht so nonchalant den Opfern eine Verantwortung zuschieben, die diese viel zu oft sowieso schon tragen, weil die Täter nicht bereit sind sich dieser zu stellen.

    Ich glaube, unsere Gesellschaft verlangt nicht mehr, dass Menschen einem bestimmten Ideal (Menschenbild) entsprechen, sondern lässt jedem den Freiraum, im Rahmen der Gesetze so zu sein und so zu leben, wie es ihm/ihr gefällt. (...)

    Würde das so einfach stimmen, wäre Sozialisation kein so mächtiges Instrument über das gerade auch wir Lehrer die Entwicklung von Kindern ganz unmissverständlich steuern und lenken (ist eine der ganz zetralen Funktionen von Leisungsbewertungen) hin zu einem gesellschaftlich erwünschten Verhalten und damit hin zu unserer Vorstellung eines Menschen, der ein vollwertiges Mitglied unserer Gesellschaft sein kann. Freiräume gibt es, ja, und damit auch Möglichkeiten individueller Entwicklung hin zum eigenen Selbst; das Ganze soll aber "idealiter" in einem gesellschaftlich vorgegebenem Rahmen stattfinden.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Natürlich hat immer der das Problem, der gemobbt wird. Das Gerede von wegen "die anderen sind doof" kommt doch echt nur von Leuten, die das Problem selber nie hatten.

    Die ganze Diskussion hier erinnert mich gerade an einen Zeitungsartikel von vor wenigen Tagen.
    --> https://www.augsburger-allgeme…eschlecht-id53327101.html
    Da geht es darum, daß auch an Schulen Toiletten für das dritte Geschlecht eingeführt werden sollen. Wie immer jetzt dieses dritte Geschlecht auch definiert ist.


    Da hoffe ich doch mal, daß sie in der Grundschule einfach 15 einzelne Toilettenräume mit Waschbecken einbauen und dann auf das Geschlechts-Schild komplett verzichten, wie ich es an manchen Autobahnraststätten schon gesehen habe. Sollten sie da nämlich im deutschen Spar-Wahn auf die Idee kommen einfach drei Sammel-Toiletten (mit diesen Trennwänden aus Spanplatte, die 2m hoch sind und unter denen man unten drunterdurch gucken kann) einzubauen, hätten wir doch gleich wieder das nächste Mobbing-Problem.


    Was meint ihr, was mit den Kindern passiert, die diese dritte Toilette benutzen? :uebel:


    Tja, da plant dann die Politik mal wieder komplett an der Lebensrealität vorbei und wundert sich, daß das gemeine Volk nichts mehr versteht und sich nur noch abwendet.

  • Meiner Meinung reicht es nicht aus, als Opfer mehr Selbstbewusstsein zu entwickeln.


    Ich selbst hatte z.B. immer ein gutes Selbstbewusstsein. Ich habe Eltern, die sich um mich gekümmert haben, nicht komischer ausgesehen als die anderen und auch sonst war ich wie die anderen. Der einzige Unterschied war, dass ich stark sehbehindert war. Das war aber eigentlich nie wirklich ein Problem.


    In der Grundschule war ich immer sehr beliebt, habe mich mit allen gut verstanden und war sogar Klassensprecherin. Dann haben sich meine Eltern scheiden lassen, wir sind umgezogen und ich musste auf eine andere Schule gehen. Das war dann eigentlich der Grund, weshalb ich gemobbt wurde. Ich war "die Neue". Ich habe die ganzen Beleidigungen an mir vorbeigehen lassen und mich bei Bedrohungen gewehrt. Die Klasse war allgemein sehr schlimm. Direkt am ersten TAg, als ich in die Klasse kam, habe ich gesehen wie ein Mitschüler eine Mitschülerin auf den Boden gedrückt und geschlagen hat bis ich ihn von ihr runtergezogen habe. In dieser Klasse wurden sogar die Lehrer von den Schülern gemobbt und eine Lehrerin ist daraufhin sogar mal heulend aus der Klasse gelaufen. Es handelte sich hier übrigens nicht um eine Brennpunktschule, sondern um eine ganz normale Grundschule und ausgerechnet die Klasse, in die ich kam, war wohl für ihr schlechtes Sozialverhalten auch schon bekannt... Das ganze ging über Monate hinweg weiter, irgendwann beleidigte ich die Mobber zurück, was aber nichts brachte, also ignorierte ich sie wieder. Ich war immer eine sehr gute Schülerin und hatte Spaß an der Schule, mit der Zeit wollte ich dort aber gar nicht mehr hin.


    Als Kind wurde ich auch sehr oft operiert und zu meinem Missfallen fast jedes Jahr zu Fasching, was mein Lieblingstag in der Grundschule war. IN diesem einen Jahr, in dem ich in dieser Grundschule war, kan es zum ersten Mal vor, dass ich zu Fasching nicht im Krankenhaus war. Aber ich wollte nicht mehr hingehen. Ich habe es früher als KInd geliebt mich zu verkleiden, aber egal, was ich angezogen hätte, die anderen hätten sich über mich lustig gemacht. Zuhause bleiben durfte ich nicht, also bin ich zur Schule gegangen, ohne mich zu verkleiden. Von den Lehrern wurde ich dann dazu gezwungen, mir etwas aus der Fundkiste anzuziehen, was natürlich erst recht bescheuert aussah. Die Beleidiungen haben natürlich nicht lange auf sich warten lassen...


    Vermutlich wäre das ewig so weitergegangen, hätten die Mobber (übrigens ausschließlich Jungs, die selbst entweder dick oder nicht sonderlich intelligent oder beides waren) mich nicht zufällig auf einem Schützenfest getroffen und dabei erfahren, dass meinem Onkel mehrere Karussells gehören. Da war ich dann auf einmal "cool", weil man daraus ja Nutzen für sich selbst ziehen konnte.


    Danach wurde ich auch nie wieder gemobbt (und ich war danach noch auf drei verschiedenen Schulen). Meiner Meinung nach hilft eine reine Stärkung des Selbstbewusstseins nicht aus, denn wirkliche Mobbingopfer, die nicht das Klischee erfüllen, können machen was sie wollen. Egal, ob sie sich anpassen oder nicht, egal was sie anziehen, welche Frisur sie haben, ob sie Eltern haben die sich gut um sie kümmern, die Mobber werden immer einen Grund finden, um sie zu mobben - sei er noch so banal.


    Kurz gesagt: Jeder kann zum Mobbingopfer werden. Dazu muss man nicht stinken, ne komische Frisur und Klamotten haben, wenig Selbstbewusstsein haben oder aus ärmlichen Verhältnissen sein.

  • ...und im Grunde haben alle Recht und verfolgen die gleichen Ziele.

    Das denke ich auch. Und das Coole an Schule ist doch, dass sich die Schüler aussuchen können, ob sie sich an Herrn Müller oder Frau Meier wenden möchten, wenn es ein Problem gibt.
    Auch wenn es Schulen geben mag, wo alles egal ist und die Kollegen wegsehen. Aber solch verzweifelte Orte gibt es hoffentlich nur sehr vereinzelt!

  • ...
    Den Tätern geht es aber gar nicht darum, dass sich jemand scheiße fühlt, sondern darum, dass sie sich besser fühlen!

    Das weiß ich ehrlich gesagt nicht. Vielleicht kann uns das mal jemand erklären, der selbst als Jugendlicher gemobbt hat.

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