Lehrer und die Arbeitszeit

  • Hallo!


    Eigentlich bin ich schon sehr lang stille Mitleserin. Doch nun habe ich mir vorgenommen, mich mit einzubringen und mir ein Profil zu erstellen.
    Ich selbst bin Gymnasiallehrerin in Sachsen und das aber noch recht frisch. Mir macht der Job Spaß und ich will mich hier auch nicht beschweren oder vergleichen.


    Aber diese Frage wollte ich schon seit langem in diesem Forum stellen: Wie sieht eure Arbeitszeit innerhalb der meisten Schulwochen und Ferien aus? Also wie viel arbeitet ihr (ungefähr) tatsächlich für die Schule, also Korrekturen, Vor- und Nachbereitung, Konferenzen etc. alles einbezogen.


    Ich stelle diese Frage rein aus Interesse, da ich von vielen Kollegen ein völlig unterschiedliches Bild vermittelt bekomme. Vielleicht kann ja auch jemand berichten, wie sich die Zeiten mit der Erfahrung entwickelt haben. :)
    Der ein oder andere kann mir als Junglehrerin sicher etwas helfen, wie sich das ungefähr bemisst und wandelt ;)

  • Ich habe am Anfang auf jeden Fall mehr Zeit in die Vorbereitung gesteckt.


    Korrekturen gehen inzwischen auch schneller, dauern aber insgesamt länger,weil ich inzwischen höhere Klassen mit längeren Schulaufgaben habe.
    Obwohl ich zur Erstellung inzwischen auch schon einen Aufgabenfundus habe.
    Konferenzen ändern sich mit der Schulleitung und nicht mit der Erfahrung.


    Was mir geholfen hat, eine Exceltabelle in der ich lle Zeiten eingetragen habe. So habe ich für mich einen guten Überblick bekommen, wann ich zu viel arbeite und ob sich das wieder ausgleicht.


    Edit ich glaube hierzu gibt es schon mehrere Threads.
    Der hier fällt mir spontan ein Trapitos Arbeitszeit - endlich lückenlos dargelegt - n=1 ;-)

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

    Einmal editiert, zuletzt von Milk&Sugar () aus folgendem Grund: Link hinzugefügt

  • Dazu gibt es schon zig Threads, hier ist einer der mir spontan einfiel:
    Lehrerarbeitszeit - jetzt wird es vielleicht spannend



    Es wird auch nicht die eine Antwort geben! Generell gibt es solche und andere Wochen.
    Bin auch Berufsanfänger, beim Material kann ich vieles schon zum zweiten Mal nutzen - das entlastet. Dafür kommen immer mehr andere Aufgaben hinzu.
    Aktuell arbeite ich sicherlich zum Teil noch sehr viel, insbesondere bei neuen Themen. Aber ich habe größtenteils auch eine tolle Unterstützung von einzelnen Kollegen und einige Parallelklassen.
    Dann kommt es natürlich auf die Fächer und schriftlichen Arbeiten an.

  • Um nicht gleich wieder die hier bereits oft diskutierte Schiene der zu hohen Arbeitszeit aufzumachen, greife ich lieber deine Frage nach der Entwicklung der eigenen Arbeitszeitverteilung im Laufe der Zeit auf.


    Bei mir war es so, dass zu Beginn der Berufstätigkeit der Schwerpunkt tatsächlich im Bereich Unterricht und Unterrichtsvorbereitung lag. Auch für Korrekturen habe ich anfangs noch etwas mehr Zeit als heute benötigt. Die wachsende Erfahrung im Lauf einiger Jahre hat sich dann in einer Verkürzung von Vorbereitungs- und Korrekturzeiten niedergeschlagen, sodass ich die frei werdende Zeit in den Bereich Schulentwicklung und in Funktionsaufgaben stecken kann. Durch (inzwischen) konsequentes Erfassen der eigenen Arbeitszeit kann ich diese so steuern, dass ich im Mittel über das Schuljahr hinweg ganz gut damit klar komme. Spitzenbelastungen, z.B. in Prüfungszeiträumen, stehen dann ruhigeren Wochen in den Ferien (außerhalb der Urlaubszeit) und oft in den ersten Wochen der neuen Halbjahre gegenüber.

  • Und es kommt auch darauf an, ob man eine Klassenleitung hat oder nicht! Das ist für mich schon immer ein ziemliches "Zeitfresserchen" gewesen (ich habe vor über 16 Jahren mein Referendariat beendet und habe seitdem jedes Schuljahr eine Klassenlehrerschaft).

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Und es kommt auch darauf an, ob man eine Klassenleitung hat oder nicht! Das ist für mich schon immer ein ziemliches "Zeitfresserchen" gewesen (ich habe vor über 16 Jahren mein Referendariat beendet und habe seitdem jedes Schuljahr eine Klassenlehrerschaft).

    Das stimmt.
    Der Aufwand hängt hierbei stark von der Klassenstufe und der Klassenzusammensetzung ab.
    Es gibt pflegeleichte und sehr arbeitsintensive Klassen (die bekommen entweder die Neuen, die sich nicht wehren können oder die Erfahrenen, die damit umgehen können.)

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

  • Ich brauche weniger Zeit für die Unterrichtsvorbereitung. Das hätte/wäre/könnte habe ich dabei in ein SO ISSES umgewandelt.


    Dafür brauche ich mehr Zeit für Schriftkram. Dokumentationen, Elternarbeit, irgendwelche Entwicklungen in der Schule, die niedergeschrieben werden müssen. Klassenlehrer ist man in der GS so gut wie immer und diese Aufgaben fressen viel Zeit.


    Aber in Summe ist es weniger geworden. Trotzdem mache ich immer noch Überstunden, aber nicht mehr so viele.


    Sollte so was wie in BY kommen, sprich Deputatserhöhung, keine Sabbatjahre usw. gibt es nur noch Dienst nach Vorschrift.

  • Bei mir ist es extrem schwankend. Während der Klausurphasen und während der Abschlussprüfungen sind es definitiv ü 50 Std, zu Beginn des Schuljahres und am Ende ist es wesentlich weniger.
    Es kommt aber auch extrem auf das Schuljahr an und welche Kurse ich habe. Habe ich viele Deutschkurse, ist es mehr. Als Klassenlehrer hatte ich schon pflegeleichte Jahrgänge, aber auch Extremfälle mit x Gesprächen und Dokumentationen. Die Entfernung von Praktikumsbetrieben ist ebenso relevant. Wenn ich erst 30km fahren muss und sich Termine nicht koordinieren lassen, dauert es demzufolge länger.
    Ich bin dieses Jahr in 4 Schulformen eingesetzt und muss daher auch zu vielen Konferenzen. In zwei Wochen sind z.B. Zeugniskonferenzen an vier verschiedenen Tagen. Nur am Freitag werde ich vor 4 Uhr zu Hause sein.

  • Sollte so was wie in BY kommen, sprich Deputatserhöhung, keine Sabbatjahre usw. gibt es nur noch Dienst nach Vorschrift.

    Ich habe mich ja schon immer gefragt, warum "Dienst nach Vorschrift" die schärfste Waffe des Beamten im Arbeitskampf ist. SInd Dienstvorschriften nicht dazu da, dem Beamten zu sagen, was er tun muss? Wenn bei "Dienst nach Vorschrift" der Betrieb zusammenbricht, stimmt offensichtlich mit den Vorschriften etwas nicht.

  • Dienst nach Vorschrift heißt für mich in erster Linie, den Stift nach meiner amtlichen Arbeitszeit fallen zu lassen. Der Betrieb fällt nicht zusammen, aber es gibt nichts mehr extra. Kein Schullandheim, keine ausgetüftelten Projektwochen, keine ellenlangen Elterngespräche, keine Differenzierung. Viel mehr: "So isses. Und wer das nicht verstanden hat, hat jetzt eine Problem" - dabei zitiere ich nur den Mathelehrer meines Sohnes im Gymnasium. Man sollte sich einfach was abgucken.
    Und das alles ohne schlechtes Gewissen.

  • Naja, ich kann mir vorstellen, Zauberwald meint so etwas wie:


    Aufwändig neu erstellte Lerntheke vs bewährtes Arbeitsblatt


    Unterrichtsgang zur Mülldeponie vs Film über Mülltrennung


    Schulhausübernachtung zum Abschied der Viertklässler vs kürzeres Abschiedsfest nachmittags


    Vieles ist entweder zeitintensiv und evtl dadurch ein bisschen besser / spaßiger möglich; oder aber zeitsparender und dennoch immer noch gut genug - eben Dienst nach Vorschrift.


    So habe ich sie zumindest verstanden.

  • Und das alles ohne schlechtes Gewissen.

    Eben - Vorschrift erfüllt! Ich seh da ganz unironisch kein Problem drin.


    edit: Bei Straßenbahnfahrern, Feuerwehrleuten, Sanitätern und anderen wünsche ich mir aber ganz sehr, dass sie Dienst nach Vorschrift machen.

  • Eben - Vorschrift erfüllt! Ich seh da ganz unironisch kein Problem drin.
    edit: Bei Straßenbahnfahrern, Feuerwehrleuten, Sanitätern und anderen wünsche ich mir aber ganz sehr, dass sie Dienst nach Vorschrift machen.

    ja nun, die Hebamme hat unter der Geburt mitten in den Presswehen die Kollegin abgeklatscht. Da wäre es nett gewesen, sie hätte die halbe Stunde überzogen, verlangen kann ich es natürlich nicht. Der Arzt hat mich angeschnauzt, dass es keine Physiotherapie gibt wegen eines Bandscheibenvorfalls, bloß weil die Zehen einschlafen. Zwingen kann ich ihn natürlich nicht. Aber wenigstens den Arzt wechseln. Der Lehrer eines hochbegabten Kindes weigert sich, ihm eine Zusatzaufgabe hinzulegen, selbst wenn die Eltern sich um alles kümmern: zu stressig. Zwingen können die Eltern natürlich niemanden aber wechseln 4 Jahre lang auch nicht.


    Also jein, man muss sich nicht den Allerwertesten aufreißen aber wenn man mit Menschen arbeitet gibts schon so ne Menschlichkeitsgrenze des Vorschriftsdienstes finde ich.

  • Gerne übersehen und gelegentlich auch Thema von Verfahren vor (Ober-)Verwaltungsgerichten ist, dass der "Dienst nach Vorschrift" bei Lehrkräften dann eben doch etwas mehr umfasst, als Anwesenheit während der zugewiesenen Deputatsstunden. Dazu gehören dann u.U. doch Dinge wie Durchführung von Schulfahrten, Elterngespräche, Fortbildung, Mitwirkung bei der Schulentwicklung usw.


    Dem Verständnis von Kathie hingegen möchte ich mich explizit anschließen:


    Aufwändig neu erstellte Lerntheke vs bewährtes Arbeitsblatt
    Unterrichtsgang zur Mülldeponie vs Film über Mülltrennung
    Schulhausübernachtung zum Abschied der Viertklässler vs kürzeres Abschiedsfest nachmittags


    Vieles ist entweder zeitintensiv und evtl dadurch ein bisschen besser / spaßiger möglich; oder aber zeitsparender und dennoch immer noch gut genug - eben Dienst nach Vorschrift.

    Das ist m.E. aber keine Drohung mit Dienst nach Vorschrift, sondern professionelles Lehrerhandeln. Die Dienstpflichten werden hier nach wie vor gewissenhaft erledigt, aber in einem Ausmaß, welches die zur Verfügung stehende Zeit gebietet.

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