Wie geht ihr dem Corona-Virus entgegen?

  • Man hat die Kriterien auch geändert, weil das massenhafte Durchtesten von Leuten ohne Symptome weitaus weniger Fälle ermittelt, als das Testen von Leuten mit Symptomen. Wenn die Gesamtzahl der Tests gleich bleibt und man eher Leute mit Symptome testet, müsste die Positivquote weiter steigen. Faktisch ist insgesamt die Positivquote in unseren großen Nachbarländern immer noch weitaus höher, Frankreich hat zB drei mal so viele Fälle bei deutlich weniger Tests.

  • Man hat die Kriterien auch geändert, weil das massenhafte Durchtesten von Leuten ohne Symptome weitaus weniger Fälle ermittelt, als das Testen von Leuten mit Symptomen.

    Tatsächlich habe ich weiterhin die Vorstellung, dass man asymptomatische Verläufe nur mit Test erkennt, diese Personen unerkannt aber das Virus munter verbreiten können.


    Ich bin mir nicht so sicher, ob die Infektionen im Schulumfeld, die derzeit bei Eltern entdeckt werden, nicht ursprünglich aus den Schulen nach Hause geschleppt wurden.

    Solange es Familien sind, die tüchtig feiern und Leute treffen, ist man da wenig skeptisch, aber bei denen, die sich sehr zurücknehmen...

  • Ja finde ich auch süß, in NRW sind auch massig Kreise und Städte über 200.

    "Süß"??? Na ja, das ist wohl Ansichtssache. Der Wechsel in das Szenario B findet ja auch nur an einzelnen Schulen statt, wenn dort wirklich komplette Klassen o. ä. in Quarantäne müssen/mussten. Landkreisweit wird im Wechselmodell gerade im Landkreis Cloppenburg (Inzidenz über 300) unterrichtet.

    Der Landkreis, in dem meine Schule liegt, war auch schon einige Tage bei über 100, aber an unserer Schule gibt es derzeit keine Corona-positiv getesteten SuS.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Tatsächlich habe ich weiterhin die Vorstellung, dass man asymptomatische Verläufe nur mit Test erkennt

    Faktisch ist es aber so, dass eine asymptomatische Person nicht einfach so zum Test geht, denn sie denkt ja nicht, dass sie infiziert ist. Das sind also immer nur Zufallstreffer bei irgendwelchen Massentestungen und da findet man eben so wenige von solchen Leuten, dass der Aufwand nicht gerechtfertigt ist. Hat man in Deutschland ja sehr schön gesehen mit der Massentestung der Reiserückkehrer. Zu Beginn der Pandemie hiess es mal, möglichst viele Tests seien der Schlüssel zum Erfolg. Südkorea hat es vorgemacht und auch bei uns in der Schweiz wurde phasenweise pro Kopf deutlich mehr getestet als z. B. in Deutschland und die Inzidenz sank im Mai sehr schnell. Schaut man sich jetzt aber z. B. Luxemburg oder Slowenien an, scheinen doch noch andere Faktoren eine Rolle zu spielen, irgendwie bekommen die das Problem mit immer nur noch mehr Tests auch nicht in den Griff. Drosten meinte dazu einmal in einem Podcast, dass seiner Meinung nach das Contact Tracing viel wichtiger ist. Die Leute müssen wissen, dass sie positiv getestet sind und es müssen schnellst möglich alle Kontaktpersonen angerufen werden. Offenbar ist das etwas, was z. B. in Spanien besonders schlecht funktioniert. Bei uns in der Schweiz funktionierte das lange sehr gut, besonders gut in der Region Nordwestschweiz, weil die Stadt Basel offenbar ein besonders brauchbares digitales System entwickelt hatte. Ich schätze, dass wir hier in der Region vielleicht auch deshalb immer noch vergleichsweise gut dastehen.


    Das Problem, das wir in der Schweiz eher haben, ist, dass das BAG nicht genügend Werbung dafür gemacht hat überhaupt mal zum Test zu gehen. Die Anzahl Tests, die pro Tag gemacht werden, ist in den vergangenen Wochen erheblich gestiegen, die Kapazitäten sind also offenbar da. In der Region Basel bekommt man auch bei einer 7-Tage-Inzidien von etwa 300 noch innerhalb von 24 h das Resultat zurück. Wiederum aus Neuchâtel weiss ich, dass das dort nicht mehr so ist. Aber deren Inzidenz beträgt auch über 1000 und es ist halt ein kleiner Kanton mit einer schlechteren Infrastruktur als Basel. Schlussendlich ist es wohl so, dass viel zu wenige Leute zum Test gehen und sich denken "wird schon nichts sein". Mir ist das unverständlich, denn in den grösseren Städten gibt es sogar Testzentren, wo man ohne Voranmeldung hingehen kann. In Basel ist es am UKBB, da stellt man sich einfach in die Reihe und wartet.

  • Das gute System ist bei uns auch da, die Abläufe scheinen mir aber optimierungsbedürftig. Kleine Anekdote:


    Ich habe vor zwei Wochen auch einen Test gemacht. Mein Arzt macht selber keine Abstriche, er hat mich zu einem Abstricharzt hier in der Stadt geschickt. im Anschluss an den Test hat die Arzthelferin mir erklärt, dass das Ergebnis in zwei Tagen per Fax vom Labor kommen würde und sie das dann umgehend an meinen Hausarzt weiter faxen, der sich dann telefonisch bei mir melden würde. Schön, ein Ausflug in die Vergangenheit. Ich habe dann um den QR-Code gebeten, um mir das Ergebnis über die App anzeigen zu lassen und den auch bekommen. Während ich meinen Mantel anzog, kam der nächste Patient aus dem Behandlungszimmer und fragte ebenfalls nach dem QR-Code. Antwort der Arzthelferin: "Machen wir nicht." - während ich daneben stand und selbigen deutlich sichtbar in der Hand hielt. Vermutung: der andere war kein Privatpatient.

    Über die App habe ich das Ergebnis dann schon am nächsten Tag bekommen, als recht schnell. Auf den Anruf vom Hausarzt warte ich immer noch, schätze mal, da hat jemand ein Blatt falsch rum ins Faxgerät gelegt.

  • Also hier ist es so, dass man direkt vom Testlabor eine Nachricht aufs Handy bekommt. Und dann wartet man auf den Anruf vom Kantonsarzt, sofern es positiv ist.

  • bei meinem Test Mitte vor 2 Wochen wurde das Ergebnis auch innerhalb von 20 Stunden in der Corona-App angezeigt und am nächsten Tag (Samstagmittag) kam zusätzlich ein Anruf vom Abstrichzentrum. Den Termin konnte ich per Anruf machen, ich hätte aber auch ohne Termin gehen können, hätte dann aber warten müssen (ca. 30 Minuten an dem Tag). Aber das war bevor in unserem Landkreis die Zahlen explodierten. Und jetzt müsste ich auch selber zahlen, wir Lehrer in Baden-Württemberg haben keine Gutscheine mehr.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Hach, wisst ihr noch? Das war im Februar diesen Jahres. Vorräte anlegen ja oder nein, analoge Waschbecken, Wetten zur Schulschließung und "ich bin nicht so der Typ für Desinfektionsmittel"...

    Mir erscheinen die Berichterstattung und Regierungserklärungen irgendwie schizophren.

    Einerseits wird die Gefährlichkeit stark relativiert, nach dem Motto die Grippe sei viel gefährlicher, beträfe eh nur Menschen mit Vorerkrankunge usw. deshalb sollte man die Ärzte nicht abziehen um jedem Corona-Fall Verdacht nachzugehen usw.
    Andererseits erfolgen drastische Maßnahmen, die für sich selbst sprechen: wochenlange Quarantäne, Bundesbürger werden aus eingeflogen, Grenzübergänge kurzzeitig geschlossen, Schulen bis auf weiteres dicht gemacht usw.

    Nach jedem Medienbericht muss man sich fragen: Ist es jetzt gefährlich oder nicht?

    Dafür gab es 3 Lachsmileys:

    japan schließt seine schulen bis ende märz. - muss ich jetzt die letzten klausuren für rausgabe dienstag korrigieren (wir haben ferien) oder kann ich gleich aufhören?

    oder

    Wir bekamen auch ein Schreiben. Wenn es einen Fall gibt, müssen die Senatsverwaltung, die Bezirksverwaltung, das Gesundheitsamt, die Referatsleiterin, die Pressestelle und die Außenstelle angerufen werden...

    Irgendwie nostalgisch, wenn man sich da festliest. Und ein Gefühl, dass nichts mehr wird, wie es mal war. Selbst mit Impfung und Mutation zum freundlichen Schnupfen- ich glaube, diesen kollektiven Schock wird man noch lange spüren.

  • Auch ohne nachzuschauen wüsste ich wann ich meinen ersten Beitrag geschrieben habe und was sinngemäss drinstand: Am 28. Februar wurde die Basler Fasnacht abgesagt. Soweit ich mich erinnere hatten wir da etwas in der Grössenordnung von 15 Infizierten im Land. Hahahaha. Offiziell haben wir jetzt 211913 registrierte Infektionen, es würde mich nicht wundern, wenn die wahre Zahl einen Faktor 10 grösser wäre. Ich traue mich auch fast zu wetten, falls es sowas wie Herdenimmunität gibt, sind wir in Europa mit die ersten, die diese erreichen.

  • Ich traue mich auch fast zu wetten, falls es sowas wie Herdenimmunität gibt, sind wir in Europa mit die ersten, die diese erreichen.

    Dann kommen wir alle zum Urlaub in die Schweiz... Man müsste eigentlich mal gucken, wie es in Bergamo aussieht. Eigentlich müssen sich die hohen Zahlen aus der ersten Welle da ja bemerkbar machen.

  • Man müsste eigentlich mal gucken, wie es in Bergamo aussieht.

    "Lustig" dass ich mir gerade heute genau diese Frage auch schon gestellt habe. Oder Ischgl. Weiss das zufällig jemand? Drosten sprach in einem sehr interessante PodCast zum Thema Corona in Afrika mal davon, dass man dort in den grossen Slums von Südafrika (überhaupt nur dort weiss man einigermassen, was eigentlich abgeht) wohl offenbar tatsächlich eine Verlangsamung beobachtet.


    Edit: Ich beantworte mir die Frage mal selbst. Die Lombardei hat ja rund 2 Millionen mehr Einwohner als die Schweiz und nur 30000 bestätigte Infektionen mehr. Gehen wir auch hier von einem Faktor 10 aus, stehen die im Punkto Herdenimmunität also auch nicht besser da - äh ... krass eigentlich. Bergamo ist eine nicht allzu grosse Stadt, selbst wenn es dort deutlich mehr positiv Getestete gibt, hilft das nicht wirklich was, dazu wird es zu viel Austausch mit der Umgebung geben. Fun Fact: Die Lombarden wollten vor einigen Jahren mal eine Volksinitiative zum Anschluss an die Schweiz lancieren. Das war aber insbesondere den Schweizern massiv unheimlich.


    Conni Ja, die Zahlen aus den Seroprävalenz-Studien sind mir bekannt. Meine (und auch Toms) Frage ist ja, wie bei denen die Fallzahlen in der 2. Welle sind, also ob man dort einen langsameren Anstieg hat wegen einer beginnenden Herdenimmunität.

    2 Mal editiert, zuletzt von Wollsocken80 ()

    • Offizieller Beitrag

    "Lustig" dass ich mir gerade heute genau diese Frage auch schon gestellt habe. t.

    Spontante Suche:


    https://www.mdr.de/nachrichten…ntag-achter-juni-100.html

    https://www.zdf.de/nachrichten…-antikoerpertest-100.html

    https://www.aerzteblatt.de/nac…r-Ischgls-waren-infiziert


    Vielleicht interessiert es ja jemand anderen, der die Frage nicht gestellt hat.

  • Also was senkt die Zahlen (möglichst schnell)?

    Das Contact Tracing muss wieder funktionieren, das vor allem. Meine Vermutung ist, dass bei uns die immer wiederkehrenden grösseren Fälle mit teils mehreren Hundert Kontaktpersonen schlussendlich das System geschrottet haben. Die Idee, das langfristig handeln zu können, sogar Grossveranstaltungen mit über 1000 Personen wieder freizugeben (ja, der FC Basel hat einmal noch vor vollem Publikum gespielt ...), war einfach grössenwahnsinnig. Die Inzidenz stieg langsam auf ein Mass an, dass es wahrscheinlich noch machbar aber mühsam war. Und dann - zack - 2 - 3 solcher Klopper hintereinander und irgendwie so mussten sie den Überblick verloren haben. Zumal ja bekannt ist, dass an wenigstens zwei grösseren Veranstaltungen erst massiv zu spät aufgefallen ist, dass infizierte Personen dort waren. Es ist so diffus geworden, dass man im Moment auch nur noch mit diffusen Massnahmen reagieren kann. Sprich tatsächlich verhindern, dass sich im privaten Bereich zu viele Leute auf einmal treffen. Frankreich und Spanien z. B. haben einfach viel zu spät reagiert, ich glaube nicht dass in Deutschland ein ähnliches Desaster bevorsteht. Auch nicht in der Schweiz, auch wenn wir hier sicher dichter an der Katastrophe vorbeischrabben werden. Die Zeit will diese nota bene schon für dieses Wochenende herbeischreiben - ultraschlecht recherchiert, wie leider so oft, wenn deutsche Medien über die Schweiz schreiben.

  • Ich fand ja Lauterbachs Idee zielführend. Zwei Wochen harter Shut down, um die Infektionsketten zu unterbrechen. Danach weiter mit der Nachverfolgung durch arbeitsfähige Gesundheitsämter.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Bis es wieder nicht mehr geht? Tatsächlich ist bei uns das bisschen, das landesweit beschlossen wurde, auf unbestimmt beschlossen. Halte ich grundsätzlich für die bessere Strategie. Jetzt muss sie nur noch aufgehen.

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