Bewertung einer nicht erbrachten freiwilligen Leistung

  • Hallo allerseits,


    ich habe eine eventuell 'blöde' Frage, zu der Kolleginnen und Kollegen unsicher reagiert haben.


    Im Fach Geschichte haben zwei Schüler den Fachlehrer gefragt, ob sie ein freiwilliges Referat halten dürften. Dieser hat dies bejaht und mit den beiden Schülern das Thema, die zu erwartenden Inhalte und den Termin besprochen. Der Termin war heute. Die Schüler haben dieses Referat aber nicht gehalten mit der Aussage, sie hätten das noch nicht vorbereitet und würden es halt nächste Woche machen. Der Fachlehrer sagte den beiden nun aber, dass er das so nicht akzeptieren würde und die nicht erbrachte Leistung mit 'ungenügend' bewertet. Sie dürfen aber das Referat gerne nächste Woche halten, sodass sie die Chance haben, die Note 'Ungenügend' auszugleichen (wenn sie ein 'Gut' schaffen, wäre es also ein 'Ausreichend').


    Manche Kolleginnen und Kollegen sagen, das wäre okay, andere sagen, er könne eine freiwillige Leistung doch nicht mit 'Ungenügend' bewerten. Ich habe nirgendwo etwas offizielles finden können, wie man mit so einer Situation umgeht, bin aber der Meinung, dass der Fokus nicht auf die freiwillige Leistung gesetzt werden darf, sondern auf den nicht erbrachten fachlichen Inhalt.


    Ist seine Vorgehensweise gerechtfertigt?

    Wer sich selbst zum Schüler hat, hat einen Esel als Lehrer.

  • Die Sachlage ist doch klar: Du gibst die Noten! Einzelnoten sind kein Verwaltungsakt, es gibt keine Rechtsmittel. Leistung nicht erbracht --> ungenügend.


    Sie haben es doch angeregt, das macht das ganze ja noch schlimmer. Ich wäre da hart. Dein Angebot ist doch sehr gütlich. Könnte nur ein bisschen Gejammer bei den Eltern geben. Wenn deine Schulleitung tendenziell nicht hinter dir steht, würd ich eventuell von der schlechten Note absehen (meiner Freizeit und meiner Ruhe wegen), ansonsten ist die Sache doch aber absolut transparent und eindeutig, lass dich nicht verunsichern.

  • Wenn man freiwillig mit dem Auto fährt und dabei einen Unfall baut, ist der Wagen auch kaputt.


    Ich würde da ohne zu zögern eine schlechte Note für geben. Eine für einen bestimmten Zeitpunkt abgesprochene Leistung war nicht da. Damit ist alles gesagt, damit ist das nämlich nicht mehr freiwillig. Wir haben auch einen Erziehungsauftrag. Und ohne in Jammerei verfallen zu wollen: Die Unverbindlichkeit, die manche Schüler an den Tag legen, schreit zum Himmel.


    Ich habe Schüler mal gefragt, was sie von folgender Aussage halten würden: "Habe ich gesagt, wir schreiben die Arbeit morgen in einer Woche? Ach so. ich meinte eigentlich heute."


    Den Ausgleich würde ich anbieten, damit die Schüler nicht ohne Arbeit aus der Sache rauskommen.

  • So ganz allgemein habe ich übrigens so meine Probleme mit freiwilligen Referaten. In der Oberstufe meinen SuS nämlich oft, dass sie mit einem Referat (egal wie gut oder schlecht) eine schlechte Klausur ausgleichen können. Wenn jemand nach einem Referat fragt, ist immer das erste, was ich erkläre, dass genau das eben nicht geht. Ungefähr zwei Drittel der SuS verlieren dann die Motivation.

  • Dieser hat dies bejaht und mit den beiden Schülern das Thema, die zu erwartenden Inhalte und den Termin besprochen.

    Der Kollege könnte die Frage an die Klasse zurück geben: Liebe Kinder, zwei Schüler haben sich gewünscht, ein Referat zu machen. Ich habe mir Zeit genommen, um mit ihnen Thema, Inhalte und Termin zu besprechen. Jetzt haben sie keinen Bock mehr drauf und ihr erfahrt nichts über Vulkane/Wagenrennen im alten Rom. Soll ich jetzt nächste Woche abwarten, ob sie dann vielleicht Bock drauf haben? Und wenn nicht, warte ich dann jede Woche, ob oder ob nicht, wie in einer Lotterie? Und wenn 10 Leute freiwillig was machen wollen, warte ich dann jede Stunde, ob 5 oder kein Referat stattfindet? Und darf ich dann nur eine Note geben, wenn die Leistung 1a ist, oder darf ich bei grottiger Leistung auch eine 5 erteilen? Oder höchstens bis zur 3+? Und was ist mit der Zeit, die ich schon in die Referateplanung mit den beiden investiert habe? Was meint ihr, wie wollen wir in Zukunft mit freiwilligen Zusatzaufgaben verfahren...?

  • So ganz allgemein habe ich übrigens so meine Probleme mit freiwilligen Referaten. In der Oberstufe meinen SuS nämlich oft, dass sie mit einem Referat (egal wie gut oder schlecht) eine schlechte Klausur ausgleichen können. Wenn jemand nach einem Referat fragt, ist immer das erste, was ich erkläre, dass genau das eben nicht geht. Ungefähr zwei Drittel der SuS verlieren dann die Motivation.

    Auch ich höre das regelmäßig vor allem kurz vor den Zeugnissen. Meine Antwort darauf ist, wir hatten 40 bzw. 80 Stunden. Die Note des Referats zählt also ca. 2 Prozent, eine Klausur umfasst viel mehr Stoff. Nach kurzem Staunen wird die Antwort akzeptiert.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Auch ich höre das regelmäßig vor allem kurz vor den Zeugnissen. Meine Antwort darauf ist, wir hatten 40 bzw. 80 Stunden. Die Note des Referats zählt also ca. 2 Prozent, eine Klausur umfasst viel mehr Stoff. Nach kurzem Staunen wird die Antwort akzeptiert.

    Ich habe Ähnliches erlebt, daher hoffe ich, es ist in Ordnung, wenn ich mich anschließe.


    Das Problem ist, dass es im Kollegium meist unterschiedlich gehandhabt wird und sich daraus zwangsläufig Diskussionen ergeben wie "Warum geht das nicht bei Ihnen?"


    Gibt es bei euch einheitliche Regelungen "freiwillige Schülerleistungen ja oder nein" nach Fach, Stufe/Klasse oder sogar im gesamten Kollegium?

  • Schüler, die mich fragen, ob sie mit einem Referat oder mit einer sonstigen freiwilligen Zusatzarbeit ihre Note verbessern können, müssen sich spontan einer mündlichen Überprüfung über das aktuelle Thema und die grundlegenden Kenntnisse unterziehen - selbstverständlich an der Tafel auf dem Präsentierteller.

    So treten solche Anfragen deutlich seltener auf.

  • "Warum geht das nicht bei Ihnen?"

    Gleiche Antwort wie immer, wenn diese Frage kommt, egal in welchem Zusammenhang: "Weil ich meine eigenen Entscheidungen treffe, die aus dem Kontext meiner gesamten Unterrichtsweise hervorgehen." Auf solche Diskussionen lasse ich mich überhaupt nicht ein.

    Wenn man da konsequent ist, muss man auch nich den harten Hund spielen und Schüler an der Tafel vorführen, um sich durchzusetzen. Konsequenz reicht dann, um eine natürliche Autorität auszustrahlen, die trotzdem ein positives Menschenbild transportiert.

  • Gleiche Antwort wie immer, wenn diese Frage kommt, egal in welchem Zusammenhang: "Weil ich meine eigenen Entscheidungen treffe, die aus dem Kontext meiner gesamten Unterrichtsweise hervorgehen." Auf solche Diskussionen lasse ich mich überhaupt nicht ein.

    Wenn man da konsequent ist, muss man auch nich den harten Hund spielen und Schüler an der Tafel vorführen, um sich durchzusetzen. Konsequenz reicht dann, um eine natürliche Autorität auszustrahlen, die trotzdem ein positives Menschenbild transportiert.

    Uneingeschränkt ja! Aber wäre es nicht viel transparenter, wenn hier wie bei der Notengewichtung eine einheitliche Linie verfolgt würde? Ich kann bei der Notengewichtung ja auch nicht selbst entscheiden sondern muss mich an Fachschaftsbeschlüsse halten. Die Frage, ob durch freiwillige Leistungen die Note verbessert werden kann, ist doch nicht anders als die Notengewichtung eine Frage der Leistungsmessung und -bewertugn.

  • Das Problem ist, dass es im Kollegium meist unterschiedlich gehandhabt wird und sich daraus zwangsläufig Diskussionen ergeben wie "Warum geht das nicht bei Ihnen?"


    Gibt es bei euch einheitliche Regelungen "freiwillige Schülerleistungen ja oder nein" nach Fach, Stufe/Klasse oder sogar im gesamten Kollegium?

    Es gibt bei uns den konkreten Hinweis der Schulleitung solche "kurz vor knapp Referate" oder ähnliches zu unterlassen oder allen Schülern anzubieten.

    Ob das alle machen, weiß ich natürlich nicht aber es werden gefühlt weniger.


    So ähnlich sage ich das dann auch den Schülern. "Wenn ich dir das erlaube, müsste ich es auch allen anderen erlauben. Wie soll das in 1 Woche noch funktionieren?"

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

  • Es gibt bei uns den konkreten Hinweis der Schulleitung solche "kurz vor knapp Referate" oder ähnliches zu unterlassen oder allen Schülern anzubieten.

    Ob das alle machen, weiß ich natürlich nicht aber es werden gefühlt weniger.

    Das hatte ich leider bisher noch nicht und das wäre genau das, was ich mir wünschen würde. Aktuell sogar eher das Gegenteil: Die Mehrzahl der KuK bietet das Referat zwischendurch an, wenn Schüler zwischen zwei Noten stehen.

  • Warum tangiert das dich und deinen Unterricht, wie KuK das handhaben? Klare Ansage für deinen Unterricht wie von WillG dargestellt und gut. :)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Weil der Kontext meiner Unterrichtsweise auch unerheblich ist, wenn ich an internen Regelungen der Notengewichtung gebunden bin. Diese Referate werden aber unterschiedlich gehandhabt, obwohl sie sich notentechnisch niederschlagen können und sollen.

  • Weil der Kontext meiner Unterrichtsweise auch unerheblich ist, wenn ich an internen Regelungen der Notengewichtung gebunden bin. Diese Referate werden aber unterschiedlich gehandhabt, obwohl sie sich notentechnisch niederschlagen können und sollen.

    Sprecht doch mal in einer entsprechenden Konferenz darüber. Ansonsten: schlag in der Leistungsbewertungsverordnung deines Landes nach. Eigentlich hat man genug pädagogische Freiheiten für solche Fragen. So ein Referat könnte ja "sonstige Leistung" sein oder wie immer das bei euch heißt und je Kolleg*in unterschiedlich sein.


    Das Problem ist immer mangelnde Transparenz bei solchen Sachen, wenn man erst im Nachhinein überlegt, welche Kriterien gelten. Passiert aber doch jedem mal, das nächste mal weiß man's und macht das vorher deutlich.

  • Weil der Kontext meiner Unterrichtsweise auch unerheblich ist, wenn ich an internen Regelungen der Notengewichtung gebunden bin. Diese Referate werden aber unterschiedlich gehandhabt, obwohl sie sich notentechnisch niederschlagen können und sollen.

    Schließe mich @samu an, bitte darum, dass das Thema bei einer der nächsten Konferenzen besprochen wird oder wenigstens intern in der Fachschaft geklärt wird.

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

Werbung