Korrekturfach und Sozialleben

  • Also ich komme mit Fremdsprache, Deutsch, Zusatzaufgaben, KL und vollem Deputat und so weiter über das Stundensoll.

    Deswegen rege ich mich nicht auf, es ist aber Fakt, und Zeiten der Ermüdung kenne ich auch.

    Und es ist erlaubt, darüber auch zu reden und den Kollegen, der hier den Post deswegen eröffnet hat, auch zu verstehen. Besser können und Ratschläge geben, wenn jemand offensichtlich müde ist, hilft nichts.


    „Inszenierung als Opfer“ - ich finde diese Formulierung hart und empathielos. Da kann man nur hoffen, dass da eigene Kollegium anders tickt (meins tut‘s).

  • Touché.

    Wieso kommt mir das spanisch vor, dass du da einen unfairen "Heimvorteil" hattest, chilipaprika ? :lach:

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Besser können und Ratschläge geben, wenn jemand offensichtlich müde ist, hilft nichts

    Was hat der TE davon wenn alle schreiben "ach Du arme Wurst, hier hast nen Keks!"? Ja offensichtlich ist mein Zeitmanagement besser und offensichtlich fühle ich mich insgesamt weniger gestresst im Beruf. Es wäre für den TE doch günstiger herauszufinden wo genau sein Problem liegt. Vielleicht versuchen die Schulform zu wechseln? Oder liegt es nur an genau *dieser* Schule? Vielleicht fühlt der TE sich dort generell unwohl und empfindet daher seine objektiv betrachtet gar nicht so hohe Belastung subjektiv eben doch sehr erdrückend? Irgendwie sowas muss es ja sein.

    • Offizieller Beitrag

    Fraggles,


    Es ist erlaubt, darüber zur reden und ihn zu verstehen.

    Das hilft ihm nur nicht weiter. Ratschläge von jemandem, bei dem es nicht so ist, helfen da natürlich weiter.

    Wenn man sich nicht dagegen sperrt und wirklich Hilfe will.


    Wenn man natürlich nur hören möchte, wie schwer man es hat - okay, dann helfen Ratschläge natürlich nicht.


    Kl.gr.Frosch

  • Darum geht es eigentlich nicht.

    Schon gar nicht sollte man jemanden als „arme Wurst“ bemitleiden.

    Wie aber jeder, der z. B. in Supervisionsgruppen zuhört, weiß, hilft es nichts, zu vergleichen und von sich zu reden.

    Der Arbeitsaufwand ist unterschiedlich hoch offenbar.

    Bei uns am Gym in BW ist er hoch - über das Soll (waren das 45 oder 46 oder 43 Stunden? Ferien müssen einberechnet werden) kommt man locker - wenn das Deputat usw. entsprechend ist. Die Entlastungsstunden bei A14 verpulvert man ja dann anderweitig bei anderen Aufgaben.


    Bei Teilzeit muss man die Sollstunden natürlich umrechnen.


    Nicht umsonst gibt es die Arbeitszeitstudie der GEW. Nicht umsonst ist der Beruf als anstrengend bekannt, dazu muss man nur die Burnout-Fälle im Beruf betrachten.


    Schließlich geht es nicht darum, dass jemand etwas besser oder schlechter macht.

    Wer lange korrigiert, tut dies z. B., weil er gründlich liest, weil er die Schülerbeiträge durchdenkt. Oder weil der Tag lang war (19.30, ich sitze gerade an Aufsätzen, der Schultag begann 8.15).


    In jedem GEW-Heft steht etwas zu dem Thema, in fast jedem.


    Und ja, manchmal hilft Empathie mehr als diese ganzen Aussagen von Lehrern, die alles besser hinkriegen.


    Ich bin froh, cooles empathisches Kollegium, Solidarität ist kein Fremdwort, Mitgefühl ebenfalls nicht. So möchte ich arbeiten. Jemanden, der mir jeden Tag ungewollt Schulrechts“Fortbildungen“ gibt, obwohl ich nicht drum gebeten habe, empfinde ich als anstrengend.


    Die Freiburger Studie zur Lehrergesundheit ist recht interessant. Das Lehrercoaching nach dem Freiburger Modell in BW ein Traum - sehr empfehlenswert. Diese Gruppen bieten konkrete Praxishilfe zur Resilienzausbildung.

    Und trotzdem ist es erlaubt zu sagen, dass die Korrekturberge den Rahmen sprengen.


    Meine liegen zum Teil in den Ferien (in den Weihnachtsferien: 5 Stapel).

    Und ja, es war ermüdend, das durchzuklopfen.


    Generell täte mehr Zeit allen gut. Gründlichkeit und Zeit ohne Hetze machen nämlich auch zufrieden.

  • Wenn man keine Tips hören möchte, würde es helfen, dies zumindest klar zu benennen, dann wüssten alle, woran sie sind. Allerdings existiert bereits ein Thread des TE zum Thema, mir erschließt sich jetzt nicht der Sinn eines Forums, wenn man sich nicht unterhalten oder Hinweise geben darf. Supervision endet m.W. auch nicht mit einem "ohje, das ist ja wirklich übel!".

  • Supervisionsgruppen

    Wir haben an der Schule drei aktive solcher Gruppen mit je etwa 10 - 15 KuK. Sinn der Gespräche ist es rauszufinden wo die Probleme sind und wie man sie lösen kann. Dazu hört man sich auch an, was andere KuK so machen. Dabei geht's nicht um "ich bin toller" aber selbstverständlich gibt es das, dass jemand einen Aspekt des Jobs besser kann als ich. Dann höre ich mir das an und überlege, ob ich das umsetzen kann.

  • Ja, das ist genau das, wo ich ansetzen könnte. Leider hatte ich in den letzten Jahren die Klausuren immer mehr vereinfacht, damit sie auch schneller zu korrigieren sind. Das spricht sich dann ja auch rum.

    Anspruchsvollere Klausuren müssen ja nicht zwingend korrekturunfreundlicher sein. Ich nehme in Erdkunde gerne wenige Materialien, aber dafür z.B. möglichst komplexe Karten oder Materialien, bei denen nicht alles direkt plakativ ins Auge springt, sondern wo man auch mal um die Ecke denken und selbst Zusammenhänge herstellen muss. Wenn jemand das schön differenziert herausarbeitet/auswertet und verknüft, ist das eigentlich sehr korrekturfreundlich. Und wenn jemand nur oberflächlich Informationen rauspickt, ist das ebenfalls korrekturfreundlich, weil eben ziemlich kurz und ziemlich defizitär.

  • ... ja. Bei uns heißen die Supervision, weil jemand von außen dazukommt.


    Dass die Korrekturbelastungen jetzt am individuellen Handling der Kollegen liegen, ist allerdings ein Novum. Ich denke das auch nicht.


    Beispielhaft gesagt: Ein Leistungskurs-Aufsatz zu E.T.A Hoffmann dauert eben - und wenn es noch einen wertschätzenden Kommentar gibt, kriteriengestützt, dann noch länger. Dann hat man viel korrigiert, es ist Abend und noch kein Strich für den Unterricht vorbereitet. Das muss bei mir immer ganz schnell gehen. Material aus dem Archiv sichten, neu anordnen, an Lerngruppe und Ziel anpassen und das war’s.


    Trotzdem: Respekt an alle, die 2 Korrekturfächer und volles Deputat usw. in eine 43-Stundenwoche pressen können. Pro Tag 8,6h für all das (neben dem Unterricht) joah ... ich brauche mehr Zeit.


    Daher wollte ich dies dem Thread-Ersteller signalisieren - dass ich ihn verstehen kann.

  • es ist Abend und noch kein Strich für den Unterricht vorbereitet

    Ja schau, das mache ich z. B. für 2 Jahrgänge fast gar nicht mehr. Da gibt es je nach Fach wirklich Möglichkeiten zu optimieren. Ich hab mein Skript und ergänze das nur noch mit aktuellen Beispielen wenn es sich wirklich lohnt.

  • Zeig mir den Arzt, der bei Vollzeit nach 39.5 h das Stethoskop fallen lässt.

    Ärzte und Akademiker in der Wirtschaft mit AT-Vergütung verdienen wesentlich mehr als ein A 13-Lehrer. Natürlich sind damit dann auch Überstunden abgegolten. Man darf nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Von meinem Gehalt kann ich mir in meiner Stadt im Rheinland gerade so eine Wohnung mieten, von Eigentum darf ich nur träumen. Für diesen bescheidenen Lebensstandard möchte ich mich nicht kaputtarbeiten. Sollte man noch Kinder haben, sieht es nicht nur zeitlich, sondern auch finanziell übel aus. Ich gehöre hier keinesfalls zu den Besserverdienenden, nichtmal Durchschnitt. Darum macht man sich hin und wieder mal seine Gedanken, ob der Lehrerberuf unter diesen Umständen die richtige Entscheidung war.

  • Von meinem Gehalt kann ich mir in meiner Stadt im Rheinland gerade so eine Wohnung mieten, von Eigentum darf ich nur träumen.

    Ich habe durchaus eine gute Vorstellung davon, was ein deutscher Lehrer mit A13 verdient. Eine Eigentumswohnung im Speckgürtel Frankfurt ist da z. B. locker drin.

  • Nee. Ganz sicher ist das nicht ausgeschlossen. Ich kenne ja Lehrer, die dort Wohneigentum besitzen.

  • Ich habe gerade nachgesehen. Hattersheim oder Sossenheim ginge evtl. noch in einer Großwohnanlage. Fragt sich nur, ob man da unbedingt wohnen möchte. Naja, bei Eigenheimwunsch ist die Standortfrage mittlerweile ja Luxusdenken.


    Das geht hier aber so langsam offtopic....

  • Königstein. Ja, doch, da würde ich schon wohnen wollen. Ein Eigenheim ist nota bene bei uns in der Stadt wirklich unbezahlbar. Irgendwo im hintersten Baselland hat ein Freund eine Hütte mit 90 qm Wohnfläche für 1.3 Millionen CHF gekauft. So what, ich finde unsere Wohnung am Kleinbasler Stadtrand geil. Das Gras auf der anderen Seite vom Zaun interessiert mich nicht.

Werbung