Korrekturfach und Sozialleben

  • Hallo Zusammen,


    momentan sitze ich wieder am Schreibtisch. Es ist wieder Klausurenphase. Gestern 20 Vorabiklausuren mit nach Hause genommen, Montag werden 24 GK-Klausuren geschrieben und Donnerstag 23 LK-Klausuren. Dazu noch 5 Facharbeiten. Vielleicht schaffe ich dieses Wochenende 10 oder 12 Vorabiklausuren plus Erwartungshorizont. Dann kommen nächste Woche aber wieder 47 Klausuren dazu. Wie soll man das bitte schaffen? Ich brauche für einen Klausur 1-1,5h, GK 45min. Die nächsten Wochenenden sind ausschließlich für Korrekturen von morgens bis spät Abends verplant, ich werde dennoch Klausuren mit in die Osterferien nehmen müssen. Wie kann so etwas sein, wie kann das noch die nächsten Jahre/Jahrzehnte bis zur Pension funktionieren?

    Da ich quasi kein Sozialleben habe, versuche ich derzeit über Tinder eine Frau kennenzulernen. Heute Abend war ursprünglich das Date geplant, welches ich aber wegen der Klausuren absagen musste. Ein regelrechter Teufelskreis. Was macht man da? (Ich habe allerdings schon alle Möglichkeiten der Korrektureffizienz ausgeschöpft). Ich sehe die einzige Möglichkeit ein "normales" Leben führen zu können nur noch in der Kündigung. Aber ob es dann mit Hartz 4 besser wird??

  • Hallo watweisich,


    klingt, als ob du sehr stark in der Sek II eingeteilt wärst. Vlt. wäre es als Entlastung möglich, dich stärker in der Sek I einzuteilen, in der zwar auch Arbeiten geschrieben werden, aber mit überschaubererem Umfang bzw. mit korrekturfreundlicheren Aufgabenformaten. Ansonsten könnte es vlt. helfen, die Unterrichtsvorbereitung zeitlich noch stärker runterzufahren, sodass deine außerunterrichtliche Zeit primär für die Korrektur der Klausuren drauf geht. Habe ich dich richtig verstanden, dass du für eine Klausur 1h Korrekturzeit benötigst? Das musst du stark reduzieren, notfalls mit einem Timer. Viertelstunde pro Klausur langt: 5 min. schnell überfliegen, 5 min. Inhaltsbewertung, 5 min. Rechtschreibung und Stil. Das ist zwar oberflächlich, aber bei einem Vollzeitdeputat nicht anders zu machen. Ich hatte mal einen Lehrer, der unter jede Oberstufenklausur eine halbe Seite Kommentar schrieb. Ist lieb gemeint, aber kostet zu viel Zeit... Bei besonders guten Arbeiten reicht ein "Super!" und dann kommt die nächste Arbeit.


    Mit freundlichen Grüßen

  • Hallo Lehramtsstudent,


    nein, die Korrekturzeit ist nicht weiter optimierbar. Ich habe einen Erwartungshorizont neben mir liegen, wo ich nur noch abhake und die Diskussionsaufgabe muss qualitativ bewertet werden. Jede Klausur besteht aus 15-25 Seiten, es gibt also viel zu lesen/korrigieren. Die erfahrenen Kollegen berichten immer über mindestens 1,5h Korrekturzeit pro Klausur.


    Unterrichtsvorbereitung mache ich schon lange nicht mehr. Das kann ich mir nicht auch noch zumuten.

  • Habe ich dich richtig verstanden, dass du für eine Klausur 1h Korrekturzeit benötigst? Das musst du stark reduzieren, notfalls mit einem Timer. Viertelstunde pro Klausur langt: 5 min. schnell überfliegen, 5 min. Inhaltsbewertung, 5 min. Rechtschreibung und Stil.

    Wenn du Abiturklausuren in einem Korrekturfach korrigierst, reicht doch keine Viertelstunde!

    Über welche Fächer reden wir denn hier watweisich ?

  • 15-25 Seiten? Von welchem Fach sprechen wir denn da? Du scheinst echte Vielschreiber in deinen Kursen sitzen zu haben. Ich erinnere mich da in den Sprachen an 6-8 Seiten. Die Korrekturzeit muss weiter optimierbar sein - es gibt Lehrer, die mehrere Oberstufenkurse haben und die müssen es auch in 40h schaffen. Im Abitur hast du klare Korrekturregeln, aber bist du in der Vorabiphase wirklich dazu gezwungen, derart detailliert mit Erwartungshorizont und co. arbeiten zu müssen? Gibt es bei euch einen Fachsprecher oder sowas, den du fragen könntest, wie die Korrekturzeit noch stärker eingeschränkt werden kann?

  • Hallo kleiner grüner Frosch,


    es hat sich nichts geändert ;)


    Die Klausurzeit in Geographie beträgt in der Q2 5 Stunden. Das nutzen die SuS aus, um entsprechend viel zu schreiben.


    Ich bin Fachvorsitzender, konnte aber meine Vorschläge zur Korrekturentlastung ggü. der Schulleitung/Fachkollegen nicht durchsetzen. Alle sind der Meinung, dass man die SuS vernünftig auf die Anforderungen der Abiturprüfung vorbereiten muss.


    Zum Thema Erwartungshorizont bin ich froh, dass wir einen solchen überhaupt nutzen dürfen. Ansonsten müssten wir einen ausführlichen Kommentar schreiben, der ja noch viel mehr Zeit binden würde.

  • Natürlich muss man mit Erwartungshorizont arbeiten. Man muss detaillierte Rückmeldung geben und die SuS sollen ja auch sehen, warum sie welche Note haben.

    Wie kommst du auf die Viertelstunde pro Klausur? Selbst in Mathe (das korrekturärmste der Korrekturfächer) brauche ich für eine Vorabiklausur zwischen 30 und 45 Minuten. Ich gucke mir doch die Rechenwege genau an und überlege dann, welche richtigen(?) Ideen da vielleicht hinterstecken. Es gibt ja nicht nur richtig oder falsch.

    In Englisch brauche ich im LK für eine Vorabiklausur auch locker 1,5 Stunden, bei schwachen Klausuren auch schon mal 2,5 Stunden.

    watweisich : In dem anderen Thread schreibst du, dass du in der Woche Abends nicht korrigierst. Ist das immer noch so?
    Ich plane immer am WE meinen gesamte Unterricht (wenn ich das nicht schon in den Ferien gemacht habe), drucke auch schon alle Arbeitsblätter aus, lege sie in die entsprechenden Hefter (hab für jeden Kurs einen) und muss dann nur noch meine Sachen für den nächsten Tag passend packen.
    Korrigieren mache ich dann, wenn es geht. Am WE morgens bevor das Kind aufsteht und abends. Auch in der Woche abends. Ich rechne mir auch immer aus, wie viele Klausuren ich pro Tag schaffen muss. Das hilft mir persönlich echt viel.
    Mach doch, wo es irgendwie geht, in solchen Phasen Unterricht nach Buch oder nimm alte Stunden. Und ich fürchte in den Ferien korrigieren gehört zum Lehrerleben wohl dazu.

  • Wie wird denn die Unterrichtsverteilung bei euch gemacht?

    Da könnte man in Zukunft vielleicht auf mehr Gleihverteilung der Oberstufenkurse in Geo achten.


    Abgesehen davon: Die Aussge, dass 15 Minuten reichen müssen, ist weltfremd und hat mit Oberstufenklausuren nichts zu tun.

  • @Lehramtsstudent Eine Maturprüfung im Schwerpunktfach Chemie hat 15 Seiten. Da sitze ich, sofern alle Aufgaben bearbeitet wurden (die Ausfallrate ist da leider ... zum Glück? ... relativ hoch), auch 30 - 45 min pro Exemplar. Korrekturen in der Sek II sind jetzt echt nicht Dein Thema.

  • Abgesehen davon: Die Aussge, dass 15 Minuten reichen müssen, ist weltfremd und hat mit Oberstufenklausuren nichts zu tun.

    War ja nur aus dem Bauch heraus geschätzt. Aber 15 min. * 25 Schüler ~ 6 Stunden. Für einen Kurs... Dass das zeitlich knapp bemessen ist, ist mir klar, aber bei der Masse an Klausuren muss man zeitlich ökonomisch handeln. Ist in der Grundschule ja genauso, nur dass da der problematische Faktor eher die Unterrichtsvorbereitung ist.


    So oder so, ihr habt Recht, Leute, bin nicht der Sek II-Experte und klinke mich hier mal aus ;) . Manchmal muss man auch ehrlich sein und zugeben, dass man von etwas keine Ahnung hat :rotwerd:.

  • Ich sehe ein, dass ich auch in der Woche abends korrigieren könnte. Dahingehend habe ich meine Strategie noch nicht geändert.

    Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich nach einem Unterrichtstag i.d.R. wirklich sehr platt bin, da wir ja nicht einen lauen Bürojob haben. Sich dann abends nochmal hinzusetzen ist sportlich, aber scheinbar unvermeidbar?


    Die Unterrichtsverteilung macht die Schulleitung und die Oberstufenkoordination. Da habe ich leider keine Handhabe. Natürlich schaue ich neidisch auf die Nebenfachkollegen, welche nur 5 Klausuren im Abi haben. Geographie wird bei uns immer derart stark nachgefragt, dass regelmäßig 2 LK´s mit jeweils um die 20 SuS zustande kommen.

  • Ich sehe ein, dass ich auch in der Woche abends korrigieren könnte. Dahingehend habe ich meine Strategie noch nicht geändert.

    Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich nach einem Unterrichtstag i.d.R. wirklich sehr platt bin, da wir ja nicht einen lauen Bürojob haben. Sich dann abends nochmal hinzusetzen ist sportlich, aber scheinbar unvermeidbar?

    Ich finde es auch eine absolute Zumutung, wenn man meint, dass man unter der Woche abends noch anspruchsvolle Oberstufenklausuren korrigieren soll, nachdem man platt von der Arbeit ist. Tests in der Mittelstufe gehen halbwegs, aber auch da, er Akku ist abends leer.

    Wir sind eben nicht auf einem Amt, bei dem man Pässe ausstellt. Trotzdem sollen wir 41 Stunden arbeiten. Für mich unverständlich.

    Das ist so, als würde man einem Marathonläufer sagen, er müsse wöchentlich 41 Stunden laufen.

    Da ist auch jedem klar, dass der weniger Zeitstunden laufen muss, damit es effizient ist.

    So ist es auch im Lehrerberuf. Die Arbeit ist viel anstrengender als in den meisten Berufen.

    Wir hatten ja mal das Thema Fluglotsen. Bei denen hat man ja auch realisiert, dass die Arbeit so viel Konzentration erfordert, dass so viele Arbeitsstunden nicht sinnvoll sind.

    Wenn man den halben Tag unterrichtet hat, dann Unterricht für den nächsten Tag vorbereitet hat, dann hat man schon so einen Anstrengungslevel, dass ein Oberstufenkorrekturstapel eine Zumutung ist.

    Es macht viel mehr Sinn sich am frühen Nachmittag frei zu nehmen und die Zeit dann am Samstag, frisch ausgeruht, nachzuarbeiten.

    So kommt man ja auch auch auf seine Arbeitstunden (die eigentlich auch genannten Gründen deutlich UNTER denen anderer Beamte liegen müssten!).

    Der Nachmittag muss zur Regeneration vom Vormittag zur Verfügung stehen.

    Deshalb empfinde ich lange Konferenzen, Schulfeste und all diesen Nachmittagskram als Zumutung.

    Das ist, als würde man einem Marathonläufer sagen, dass er nach einem Trainingslauf...einfach noch einen dranhängen soll, er könne sich ja wann anders dafür erholen. Nicht sinnvoll!!!

  • Geographie wird bei uns immer derart stark nachgefragt, dass regelmäßig 2 LK´s mit jeweils um die 20 SuS zustande kommen.

    Pro Jahrgang?


    So oder so: Dass jemand in einem Fach 2 LKs hat, ist schon ungewöhnlich bei einer normal großen Fachschaft. Das wäre insbesodnere erstmal fachintern ein Ansatzpunkt. Wenn die Fachschaft sich einig ist, die Belastung möglichst gleichmäßig zu verteilen und das der SL so weiterzugeben, müsste sich etwas machen lassen. Außer, wenn man Leute in der Fachschaft hat, die keine LK bekommen, weil sie als unfähig gelten.

  • Schade, dass du schon das Date abgesagt hast. Ich finde, für so etwas muss immer Zeit sein. Es würde dir gut tun (hoffentlich, wer weiß?) und du könntest wieder mit mehr Elan ans Werk gehen. Die paar Stunden müssten drin sein.

  • Firelilly : Wie gesagt, ich plane auch in der Woche grundsätzlich keinen Unterricht. Vielleicht mach das die Sache mit dem Korrigieren einfacher. Aber das muss ja auch jeder so gestalten, wie es ihm passt. Für mich passt es so. Unterricht planen am WE und in den Ferien, Korrigieren hauptsächlich in der Woche Abends. Ist ja auch kein Dauerzustand. Man hat ja auch mal Phasen ohne Korrektur. Aber das Korrigieren kann so richtig nerven. Das ist wohl wahr.

  • Da ich quasi kein Sozialleben habe, versuche ich derzeit über Tinder eine Frau kennenzulernen.

    Du bist nicht der einzige Single, der seinen Samstag mit Korrekturen von Vor-Abi-Klausuren verbringt. Der Lichtblick meiner einsamen Stunden am Schreibtisch mit mein kleiner Kater :(


    P.S. Wie ist dein Nick auf Tinder??

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