Tut es nicht !

  • Seiteneinstieg in den Fächern Chemie, Physik an Schulen der Sek I in NRW:


    Tut es nicht !


    Es gab eine Zeit, da war der Seiteneinstieg an Gymnasien möglich (2008 mit sehr vielen Stellen für OBAS)

    Heute gibt es den SE nur noch an Gesamtschulen, Sekundarschulen, Haupt- u. Realschulen.


    Meine Erfahrungen stammen aus diversen Vertretungen an allen Schulformen.

    Ich denke, man muß von Anfang an als Pädagoge an Schulen arbeiten, schon in jungen Jahren,

    um in den Schulformen außerhalb des Gymnasiums (u. evtl einer ruhigen RS) klar zu kommen.

    Wer noch nie als Vertreter oder in anderer Form mit Jugendgruppen gearbeitet hat, kann sich nicht

    vorstellen, was hier "abgehen" kann.


    Schüler holen nicht mehr selbständig ihre Hefte hervor,

    sie haben Probleme kurze Texte zu schreiben, vergessen selbst Inhalte,

    die kurz vorher besprochen wurden und in der letzten Arbeit ganz oft wiederholt wurden.

    Es ist aber immer der Lehrer schuld, der zB. zu viel, zu schnell und mit zu vielen Fremdwörtern arbeitet.

    (Selbst 2 Fachbegriffe in Optik, 7. Klasse sind ihnen zuviel.)

    es gibt immer wieder in allen Klassen aggressive und lernunwillige SuS,

    sie laufen durch die Klasse, an die Tür, werfen ihren Müll hinter sich und schlagen auch Mitschüler.


    Ich habe mehrfach mit den Kollegen gesprochen (echte Lehramtsabsolventen, schon lange im Schuldienst),

    die mir bestätigen, dass auch Sie : in solchen Klassen mit "Chaos u. Gewusel" keine Schülerversuche mehr machen,

    in Physik nicht verdunkeln können, weil ihnen Sechstklässler über Tische und Bänke gehen und anfangen zu

    schreien.


    Wenn ihr also einen MSc. oder Diplomabschluß habt, versucht auf dem freien Markt eine Arbeitsstelle zu finden,

    die euch zufrieden macht. Bei allen Vorteilen, die ihr euch vom Lehrerberuf erhofft, denkt an die viele Arbeit,

    den Lärmpegel und eure Gesundheit. Es macht unter diesen Bedingungen keine Freude und krank.


    Rieke20, NRW

    Physik, Chemie

    M.Sc. Absolvent

    in Vertretungen

  • Völliger Blödsinn! Wie kannst du derart pauschalisieren und behaupten, dass unser Beruf generell "keine Freude und krank" macht?!? Zum einen sind mir solche Bedingungen, wie du sie schilderst ("Chaos und Gewusel"), so gut wie noch nie untergekommen, zumindest nicht dahingehend, dass ich Schüler*innen als total aggressiv und lernunwillig empfinde.

    Zum anderen kenne ich viele Kolleg*innen, die als Seiteneinsteiger*innen erst mit über 40 an - in diesem Fall berufsbildenden - Schulen gelandet und dort sehr zufrieden sind! Ich selbst und viele meiner KuK, die auf Lehramt studiert haben, sind auch nicht "in jungen Jahren" in den Schuldienst eingetreten (ich selbst war zum Start meines Referendariats bereits 30) und wir kommen gut klar.

    Just my two cents!!!

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Für den Scheiss hättest Du Dich nicht extra hier anmelden müssen.


    Schöne Grüsse von Frau Dr. rer. nat. Dipl. Chem.

  • Schade, dass es bei dir so schief lief. Sich durchsetzen zu können gehört als Lehrer*in dazu und muss in schwierigen Schulen besonders gelernt werden, dazu gehört auch, dass man erst das Zimmer verdunkelt, wenn man die Bande im Griff hat oder die Aufgaben so erklärt, dass sie jeder versteht. Sonst spitzt sich alles zu, wie offenbar in deinem Fall, denn Kinder merken in einer Zehntelsekunde, ob du Bock auf sie hast oder nicht und reagieren entsprechend. Ist aber alles erlernbar, wenn man mag und Spaß am Unterrichten hat.


    Viel Erfolg in deinem alten Beruf und erhol dich gut!

    Einmal editiert, zuletzt von UrlaubVomUrlaub ()

  • Mein Beileid!

    Ich finde so eine Warnung durchaus mal angebracht. Es lesen hier immerhin bestimm auch welche mit, die denken, dass der Beruf total chillig ist.

    Kann verstehen, dass man als Naturwissenschaftler/in lieber woanders unterkommt, wo man sich ggf. die Nerven nicht so ruiniert.

    Vielleicht lesen es ja noch ein paar, die schwanken Naturwissenschaft auf Lehramt oder pur zu studieren.

    Circa eine von zehn Klassen ist meiner Erfahrung nach genauso, wie du es beschreibst. Komischerweise bei den neun anderen empfinde ich den Unterricht als gut machbar. Ich sage es ganz ehrlich, wenn die Quote dieser ******kinder deutlich höher wäre (ich schätze das ist an vielen Schulen und Schulformen der Fall) würde ich mir das auch nicht antun.

    Zum Glück ist der Großteil der SuS aber so respektvoll / interessiert / diszipliniert, dass Unterricht ganz gut möglich ist.

    Wenn ich mir aber vorstelle fast jede Klasse wäre so ein Haufen verhaltensgestörter, unerzogener Kinder, dann würde ich auch das Handtuch werfen.

    Viel Erfolg und weniger Streß wünsche ich dir auf deinem neuen Weg!

  • Ich bereue den Schritt des Quereinstiegs keinen Tag! Trotz Anfangsschwierigkeiten, die man aber auch in anderen Berufen hat. Und trotz Widrigkeiten, die man aber auch bei anderen Arbeitgebern vorfindet.


    Sissymaus (Dipl-Ing Maschinenbau)


    PS: S. merken meist sehr schnell, wenn man keinen Respekt vor Ihnen hat und insgeheim denkt, sie wären die letzten Vollidioten. Das spiegeln sie Dir dann auch direkt und passend zurück!

  • Klar gibt es dysfunktionale Klassen. Haben wir auch schon mal. (Wie so etwas zustande kommt, nachdem SL und Schulpsychologe mit viel Umsicht die Klassen zusammengestellt haben, ist mir ein Rätsel.) In denen haben auch die fähigen, erfahrenen KollegInnen richtig Arbeit.

    Aber es gibt leider auch KollegInnen, bei denen regelmäßig auch normalerweise gut laufende Klassen freidrehen. Ich weiß ehrlich nicht, wie die das jahrelang aushalten.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Vertretungen sind kein guter Start. Die Schüler nehmen einen nicht ernst, weil sie merken, dass man keine Ahnung hat. Das heißt nicht, dass der Seiteneinstieg nicht gelingen kann. Am BK sind sehr viele Quereinsteiger, die einen exzellenten Job machen.


    Primarstufe oder Sek I hätte ich mir als Seiteneinsteigerin auch nicht vorstellen können.

  • Und inwiefern ist das anders als an Sek2-Schulen? ;)


    Mal im Ernst: Ja, Unterricht kann schwierig sein. Aber bitte nie vergessen: Classroom Managment will gelernt sein und da ist noch nichtmal das Referendariat alleine ausreichend. Ich lerne immer noch, das Jahr seit der UPP hat mir weiterhin nur aufgezeigt, wieviel ich noch lernen kann/muss. Ein M.Sc. hilf da alleine gar nicht.


    (Wobei: In den Fächern des Threaderstellers finde ich die Probleme ja überschaubar. Man kann ja durchaus spannenden Experimental-/Projektunterricht machen.)

  • Hi Forum,


    Interessante Antworten,


    Man kann guten Unterricht machen und interessante Experimente:

    in Gymnasialklassen, ruhigen Realschulklassen und kleinen Klassen in anderen Schulformen.

    Ich habe das nebenher seit vielen Jahren in Teilzeit gemacht und bin kein Anfänger mehr.


    In Hauptschulklassen und zT. Gesamt/Sekundarschulen fliegt einem das tolle "classroom managment"

    um die Ohren ! Niemand fühlt sich verantwortlich für die 3 SuS aus solchen Klassen, die regelmäßig stören, rumlaufen und gar nicht ansprechbar sind.

    Ein Raum und Auszeit-Betreuer für solche Fälle könnte nicht nur dem Lehrer, sondern auch den SuS,

    die lernen wollen helfen, es gibt es aber nicht !

    Und für die SuS, denen alles, aber auch wirklich alles zu schwer ist, auch wenn aus dem Buch,

    mehrmals wiederholt wird, ein Film dazu gezeigt wird, fällt mir nur eine gute Förderschule Lernen ein. Aber die werden ja reihenweise abgeschafft.


    Übrigens habe ich neben Hospitationen an Förderschulen, Fortbildungen in Didaktik,

    eigenen Schülerversuchen und mehreren Jahren im Schuldienst eine ganze Reihe von positiven

    Erfahrungen gemacht. Aber nicht an Schulen, an denen alle Schüler in einen Raum gesetzt werden

    und dann geglaubt wird, das ist jetzt das allerbeste.


    Übrigens auch ein Ratschlag aus einer dieser Hospitationen:

    Diese Schülergruppen brauchen sehr lange, bis sie Vertrauen zu jemandem haben.

    Sie müssen "ihre" Lehrer gut kennen, um ruhig zu sein.

    Ähnliche Beobachtungen, wie meine habe ich von mehreren Sonderpädagogen gehört und

    gebe sie an die Seiteneinsteiger weiter, die glauben es liegt alles an ihnen.


    Ihr seid als QE nicht das Problem und verursacht es auch nicht, aber es ist einfach zu schwer !

  • Und noch an Wollsocke und Calmac,

    Kennt ihr solche Begriffe wie Meinungsfreiheit, Respekt und Toleranz überhaupt ?

    Wollsocke: Ist das hier dein privates Forum und muß ich mich vorher bei dir anmelden ?


    Ich habe bei einem Elternsprechtag am Gymnasium 23 Eltern erlebt, die mir (alle !!)

    dafür gedankt haben, dass ich ihre Kinder unterrichtet habe.

    Der gesamt Unterricht der Stufe 7 und 9 in Ph/Ch wäre ansonsten ausgefallen !

    Die SuS fanden das Halbjahr gut und die Experimentalstunden interessant.


    Ich habe hier genausogut ein Recht mitzuschreiben wie Ihr beiden Nasen.


    Servus ,

    Rieke20

  • Noch einmal bitte ich dich nicht zu pauschalisieren! Mindestens die Hälfte der SuS, die ich unterrichte, kommen von der Hauptschule und bei mir geht sehr selten jemand über Tische und Bänke. Und wenn es doch mal soweit kommen sollte, dass ein SoS nicht zu bändigen ist, wird derjenige zur Schulleitung geschickt, die sich dann kümmert, und anschließend weiter zu den Schulsozialarbeitern. Also darfst du bitte auch da nicht pauschalisieren, dass sich niemand verantwortlich fühlen würde, nur weil du andere Erfahrungen gemacht hast!

    Ich bin jetzt seit über 15 Jahren Klassenlehrerin in einer Schulform an BBS, die bis vor 10 Jahren nur und mittlerweile zu ca. 80% aus ehemaligen Hauptschüler*innen, und bei mir klappt das "classroom mangagement" merkwürdigerweise...

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Die Situation, dass sich niemand für flippende SuS und dysfunktionale Klassen verantwortlich fühlt und man als Anfänger extrem alleine gelassen wird (und blöde Sprüche kassiert, wenn man es anspricht) habe ich nur einmal erlebt: an einem Gymnasium.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Ich finde den Tipp durchaus angebracht.

    Ich habe auch an verschiedenen Schulformen als Seiteneinsteiger unterichtet, dabei sehr positive aber auch extrem schwierige Situationen erlebt.

    Quereinsteiger bringen oft eine hohe Motivation mit, wenn diese auf ein "normales" Level an Motivation seitens der SuS trifft (z.B. am Gym) dann kann es wunderbar funktionieren (mit den üblichen Hürden und Anfängerfehlern natürlich..).

    Der zentrale Punkt ist die Altersklasse und Schulform. Den spricht Rieke ja hier an.

    Pflichtunterricht für Pubertierende in heterogenen Klassen kann so fordernd sein, dass es kaum zu schaffen ist. Liest man hier ja auch öfters..

    Sind die Kinder mal aus dem Alter raus bzw. merken, dass sie am Ende doch Verantwortung für sich selbst haben (BK, BBS etc.) dann kann das schon wieder ganz anders aussehen (muss aber nicht).

    Wenn schon Quereinsteiger für Sek I an den von Rieke genannten Schulformen genommen werden, dann müssen Classroom Management und alles was hilft eben massiv durch Fortbildungen, Hospitationen etc. gefördert werden (am Besten auch für Interessierte aus dem bestehenden Kollegium).


    Ich unterrichte eine 9. Klasse Realschule Mathe auf Hauptschulniveau, da sonst permanente Überforderung herrscht. 3-4 Verhaltensauffällige, regelmäßig schlechte Stimmung. Nach 1,5 Jahren kommen wir langsam näher zusammen und sie zeigen mehr Vertrauen und Einsatz, auch Freude. Seit 1,5 Jahren komme ich in jede Stunde mit einer positiven Einstellung und einer unermüdlichen Geduld. Trotzdem war ich ohne diese Klasse ein zufriedenerer Mensch.

  • I

    Quereinsteiger bringen oft eine hohe Motivation mit, wenn diese auf ein "normales" Level an Motivation seitens der SuS trifft (z.B. am Gym) dann kann es wunderbar funktionieren (mit den üblichen Hürden und Anfängerfehlern natürlich..).

    Hervorhebung durch mich.

    Nein, sie kommen manchmal mit falschen Vorstellungen an eine Schule. Und dann werden sie mit der Realität konfrontiert. Nämlich, dass auch auf dem Gymnasium Schüler sind, die auf Ihr Fach keine Lust haben. Schule ist nicht deren erste Priorität. Diese Einsicht kommt oft spät und manchmal gar nicht. Das war aber auch in meiner Kindheit schon so.


    Das gleiche gilt allerdings auch manchmal für grundständige Refs. Auch hier kommt oft der Praxisschock.

  • Ich glaub der Tipp sollte eher heißen:

    Geht nicht in Quereinstiegsprogramme, die keine dem Ref vergleichbare Betreuungs-/Lernphase haben.


    Ein Positivbeispiel ist da meiner Ansicht nach OBAS in NRW. Das ist quasi Referendariat für Quereinsteiger. (Auch das kann man natürlich besser machen.)


    Letztendlich ist das Classroom-Management eine der entscheidenden Fähigkeiten als Lehrer. Das kann und muss man Lernen. Es gibt Techniken, wie man schwierige Situation antipiziert, sie vermeidet/nicht aufkommen läßt und wie man mit ihnen umgeht und sie löst. Das können nur die wenigsten intuitiv von alleine. Leider wird dieser Teil unsereres Jobs von Schulexternen meist nicht als "Lehrerfachwissen" anerkannt und von viele Nichtlehrern völlig unterschätzt.

    Entsprechend ist es ziemlich fahrlässig Berufseinsteiger oder Quereinsteiger ohne eine entsprechende gründliche Weiterbildungsmaßnahme in dem Bereich im Schuldienst arbeiten zu lassen.


    Übrigens ist so eine Daumenregel, dass du nach dem Ref/Vorbereitungsdienst noch ca. 10 Jahre benötigst um alle lehrerrelevanten Kompetenzen voll zu entwickeln.

  • Hallo hier mal meine Erfahrungen. War bis vor kurzem auch noch als Seiteneinsteiger tätig. Sowohl Gymnasium als auch Regionalklassen. Die Gym-Klassen waren sooo viel angenehmer. Zu einem waren die vom Wissensstand einfach weiter, wussten mehr und hatten mehr Allgemeinbildung sodass es fachlich interessanter war. Zum anderen benahmen die sich einfach reifer. Klar auch da gab es Störenfriede aber Herumspringen etc. gabs eigendlich kaum. Und selbst wenn mal Leute keine Lust hatten (na wer hat das nicht) zeigten die einen höflichen Ton und einen zivilisierten Wortschatz dem Lehrer gegenüber. Bei Regionalschülern hörte man doch recht häufig eine vulgäre/beleidigende Sprache.


    Also wenn ich nochmal als Lehrer arbeiten sollte.

    -auf keinen Fall Hauptschule/Förderschule/Regionalschule

    -nach Möglichkeit SUS die schon etwas älter sind. Berufsschule oder Schüler die auf den 2. Bildungsweg Abitur machen wollen.

    -AUF GAR KEINEN FALL Schüler in den Klassen <8, musste da mal Vertretung machen.

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