Ministerin Gebauer plant den Regelbetrieb

  • Lehrer als Verfügungsmasse für wilde Profilierungsexzesse der Politik

    Wie immer. Bei allen anderen Experimneten machen sie sich ja auch nie einen Kopp, wie die anfallende Arbeit gemacht wird und was das für die Menschen am Ende der Befehlskette bedeutet.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Bei uns ist ebenfalls kein durchgängiger Klassenlehrerunterricht möglich. Wir schaffen es aber knapp mit zwei festen Lehrern pro Klasse. Ein anderes Problem ist die Nachmittagsbetreuung. Die wird aufgrund fehlender Betreuer nicht im Klassenverband stattfinden können. Interessierte auf Nachfrage aber niemanden ...

    Ein Niederrheiner ist einer, der nix weiß und alles erklären kann.
    Hanns Dieter Hüsch

  • Irgendwie habe ich auch bei dieser Thematik gerade das Gefühl: wie man's macht, ist es verkehrt. Elternsicht vs. Lehrersicht.

    Auf der einen Seite gibt es gerade hier im Forum viele User'innen, die sich als "Versuchskaninchen" fühlen, wenn nun alle Schüler*innen wieder in die Schule kommen. Auf der anderen Seite habe ich viele Bekannte - besonders auch unter meinen KuK -, die schon seit Wochen fordern, dass ihre Kinder baldmöglichst wieder zur Schule gehen sollen, weil sie zuhause langsam vereinsamen usw.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Das Problem ist, dass es hier keiner von uns die universelle Lösung kennt. Es ist tatsächlich alles irgendwie dämlich. Aber: Das ist auch gar nicht unsere Aufgabe. Wir haben in unserem System die Entscheidungsgewalt dafür an demokratisch gewählte Menschen abgegeben, die für den Interessenausgleich zuständig sind (genauso übrigens, wie ich nicht wissen muss, wie mein Abwasser gereinigt wird - dafür habe ich zwar niemanden gewählt, aber es sitzen Profis da, die sich darum kümmern.) Die Politik muss sich aus meiner Sicht gefallen lassen, dass sie momentan Dinge macht, die keiner toll findet und offenbar nicht in der Lage ist, eine bessere Lösung zu finden. Vielleicht gibt es sie auch nicht. Das wäre dann aber Aufgabe der Politik (nochmal: den Menschen, denen wir die Entscheidung darüber übertragen haben), dies klar zu vermitteln.


    Was im Moment zusätzlich stattfindet ist, dass der Organisationsaufwand vor Ort vollkommen ignoriert wird. Die Politik entscheidet irgendetwas, kommuniziert das schlecht und erzeugt vor Ort riesige Arbeitsmengen für einen geringen Ertrag. Statt 3x geht meine Tochter jetzt noch 9x in die Schule. Der Gewinn wird wohl eher überschaubar sein, die Grundschule rotiert aber gerade gewaltig, um den Ganztag zu organisieren. Es gibt knapp 160 SuS mit Betreuungsbedarf aus allen acht Klassen, die in der Betreuung nicht durchmischt werden dürfen. Die Lösung ist jetzt, dass die SuS (6-10 Jahre alte Kinder) im Klassenraum bleiben müssen. Hofgang gibts nach Zeitplan - ein bißchen wie im Knast. Die Klassenräume sind nicht mit Spielzeug oder ähnlichem ausgestattet, da Freistunden immer in der Betreuung stattgefunden haben. Keine Ahnung, was man dann da so macht - vielleicht die Wand angucken. Dafür muss aber das halbe Kollegium Aufsicht führen, weil die BetreuerInnen des OG natürlich zahlenmäßig zu klein sind.


    All das für zwei Wochen. Nach den Ferien planen die Kultusminister ja eh den Regelbetrieb ohne Abstand. Die Politik erzeugt also Arbeit und Aufwand ohne Ende. Und das ist aus meiner Sicht mehr das Problem als ein "Richtig oder Falsch".

  • Das ist nicht Elternsicht vs. Lehrersicht. Ich kenne etliche Eltern, die das Vorgehen der Kultusministerien total unverantwortlich finden. Und ich habe heute gesehen, dass mehrere Kollegen, die seit Wochen auf "locker" machen und betonen, dass das doch alles übertrieben ist, ganz schnell ihre Meinung änderten, nachdem bekannt wurde, dass im Kindergarten ihres Wohnortes Corona aufgetreten ist und ihre eigenen Kinder nun daheim in Quarantäne hocken.

  • Ich stimme Eugenia zu: das ist nicht "Elternsicht vs. Lehrersicht". Kollegium bei uns hat zwar Bauchschmerzen, sagt aber (mit einer Ausnahme), dass es notwendig ist. Und selbst der Kollege, der anderer Ansicht ist, sagte ganz klar: "Ich finde die Entscheidung nicht gut, aber es ist trotzdem selbstverständlich, dass ich in der Schule bin." (Okay, so viele andere Möglichkeiten hätte er auch nicht.)


    kl. gr. frosch

  • Kollegium bei uns hat zwar Bauchschmerzen, sagt aber (mit einer Ausnahme), dass es notwendig ist.

    Was ist denn notwendig? Sicher nicht, dass die Grundschulen für zwei Wochen zum Versuchslabor werden. Notwendig ist sicher, dass man seine Dienstpflicht so erfüllt, dass der "Dienstherr" nicht abmahnen kann. Theoretisch dürften wir aber unsere Schule nicht ganz öffnen, da die Toilettensituation keinem "Hygieneplan" bezügl. Corona genügt. Aber wir Lehrerinnen müssen ja nicht dahin. :uebel:

  • Natürlich ist es auch "Lehrersicht" vs. "Lehrersicht", wenn es auf der einen Seite KuK gibt, die sich als Versuchskaninchen fühlen und andere, die dies nicht tun. Aber ich kenne wirklich kein Elternteil, dass sein Kind noch länger zuhause und nicht in der Schule haben möchte (eben auch nicht unter meinen KuK, die Eltern sind). Das mag aber bei dir anders sein Eugenia und hängt evtl. auch damit zusammen, dass es bei uns in Stadt und Landkreis seit über eine Woche (mittlerweile sogar seit fast zwei Wochen, meine ich) keine neuen Coronafälle aufgetreten sind.

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  • Natürlich ist es auch "Lehrersicht" vs. "Lehrersicht", wenn es auf der einen Seite KuK gibt, die sich als Versuchskaninchen fühlen und andere, die dies nicht tun. Aber ich kenne wirklich kein Elternteil, dass sein Kind noch länger zuhause und nicht in der Schule haben möchte (eben auch nicht unter meinen KuK, die Eltern sind). Das mag aber bei dir anders sein Eugenia und hängt evtl. auch damit zusammen, dass es bei uns in Stadt und Landkreis seit über eine Woche (mittlerweile sogar seit fast zwei Wochen, meine ich) keine neuen Coronafälle aufgetreten sind.

    DA wir Kinder haben, die auch im Präsenzunterricht nicht kommen und befreit sind, gibt es die Eltern also auch, die ihre Kinder lieber zuhause haben ;)

  • Ich kenne aus der Diskussion auch Eltern, die das Ganze durchaus kritisch sehen, v.a. so kurz vor den Sommerferien. In der aktuellen Stunde haben sie gerade ein Zitat eines offensicht Vaters gebracht: Es sei nur eine Alibiveranstaltung, wichtiger seien gescheite Konzepte für die Zeit nach den Sommerferien.

  • Diesen "Schnellschuss" so kurz vor den Sommerferien finde ich bei euch in NRW auch bedenklich. In Niedersachsen haben wir allerdings noch fünf Wochen bis zum Ferienstart.

    Und was "gescheite Konzepte" für die Zeit nach den Sommerferien angeht: auf die warte ich auch noch gespannt!

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  • Sehe ich ähnlich. Was nützt uns, dass Frau Scheres der Presse sagt, dass Berlin Konzepte für nach den Sommerferien hat, falls das mit Regelunterricht schief geht und die aber den Schulen nicht mitteilt?!?

  • Morgen geht's los. Zwar nicht ganz der Regelbetrieb, aber immerhin 4 Stunden am Tag. Bin hin- und hergerissen zwischen Freuen auf die Kids und Unverständnis über die Entscheidung.


    "Und die kleine Yvonne soll von ihren Eltern endlich aus dem Ministerium abgeholt werden."

  • hm. Bisher 18.000 Unterschriften bei 160.000 Lehrern in NRW?

    Die Petition wurde von der Gew übrigens Anfang der Woche an die Schulen verschickt.


    kl. Gr. Frosch

  • Vielleicht wollen aber auch viele in den Regelbetrieb und sind die "Panikmache" oder Infektionsgefahr leid, weil man ihnen bislang immer noch keine vernünftigen digitalen Lösungen angeboten hat?

    Mir persönlich geht es so.

    Nachdem ich für die letzten 4 Wochen selbst richtig gute Lösungen gefunden und genutzt habe, war auch das digitale unterrichten eine Freude.

  • Habe nicht unterzeichnet. Den Zustand wie jetzt beibehalten? Um Gottes willen. Das kann doch ernsthaft keiner wollen. Ich fände es gut, zu überlegen, wie man möglichst normalen Unterricht bei vertretbarem Infektionsrisiko durchführen könnte. Sicherheit gibt es nirgends. Daher hätte ich gerne ein paar Ideen und Vorschläge. Momentan reiße ich in der Schule immer ÜBERALL die Fenster auf und fühle mich dabei persönlich sicher. An den Winter mag ich allerdings nicht denken. Und hier würden mir einige Vorschläge außer „Wir halten die Schulen weitestgehend geschlossen, sollen die Eltern doch halt selbst schauen, wie sie das managen“ sehr gut gefallen. Ich erwarte von einer Gewerkschaft nicht, dass sie dafür Ideen haben. Aber zumindest die Diskussion in diese Richtung anstoßen wäre doch wohl nicht zu viel verlangt:autsch:

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