Medizin, Lehramt Gym in NRW (M/Geschichte oder M/D) oder Informatik - Entscheidung treffen

  • Aber Lehramtsstudenten gibt es wie Sand am Meer. Auch Mathe (Gym) ist kein absolutes Mangelfach. Zur Not holt man Seiteneinsteiger.


    Im Bereich Medizin sieht die Auswahl an geeigneten Kandidaten schon knapper aus und da ist auch nix mit Seiteneinstieg.

    Erstens sind 1er-Kandidaten weiß Gott keine Garantie dafür, "geeignete" Ärzte zu werden. Es sei denn, der TE sieht sich in der Forschung, dazu lese ich jedoch nichts. Zweitens geht es nicht um die reine Anzahl an interessierten Leuten, du sprachst von "Perlen vor die Säue werfen". Heißt, wer eine sehr gute Abi-Note hat (nichts anderes qualifiziert für einen Studiengang und mehr weißt du auch nicht über den/die Fragesteller*in), der sollte deiner Meinung nach nicht Lehrer werden, weil das Unterrichten Zeitverschwendung ist und gleichzeitig, Schüler hätten keinen Anspruch darauf, Lehrer zu haben, die auch ein Medizinstudium hätten machen können, es wird abstrus:sterne:

    Oben rätst du ihm indirekt dazu, über eine Ausbildung als Fachinformatiker nachzudenken. Jemandem, der eine Zusage für ein Medizinstudium hat.

    Und? Wieso sollte man nicht mit einer Ausbildung ins Berufsleben starten?


    Lies dir nochmal die Interessen des TE durch. Interessen und Fähigkeiten sollte man bei der Berufswahl gleichermaßen berücksichtigen und komm dabei von der Idee runter, dass Medizin nur was für Menschen ist, deren Intellekt du dich nicht gewachsen fühlst. Für Medizin braucht man beispielsweise Bock aufs Auswendiglernen und wenn man Arzt werden will, Bock, täglich Patienten durchs Zimmer zu schleusen. Ich überspitze etwas, um zu verdeutlichen: lernt euch selbst kennen und studiert nicht nach dem, was die Gesellschaft eurer Eltern für ein diffuses Bild an euch vermittelt hat, was für Berufe erlernt werden sollten und von wem genau.

  • (...) und komm dabei von der Idee runter, dass Medizin nur was für Menschen ist, deren Intellekt du dich nicht gewachsen fühlst.

    Na, wir wollen doch nicht unhöflich werden, oder?



    Das hat auch nichts mit Intellekt zu tun, sondern eher mit einer bestimmten Einstellung zum Lernen bzw. hoher Selbstdisziplin.


    Klar macht ein sehr guter Abi-Schnitt noch keinen guten Arzt, ABER:


    Das Medizinstudium ist eben so konzipiert, dass man einen sehr guten Abi-Schnitt braucht, um zugelassen zu werden. Diesen bekommt man nur zustande, wenn man wirklich in allen Fächern sehr gute bis exzellente Leistungen erbringt.


    Diese Zulassungsvoraussetzung ist wiederum darin begründet, dass man für ein Medizinstudium extrem viel Disziplin und Lernbereitschaft benötigt, welche man idR eben mitbringt, wenn man einen solch guten Abi-Schnitt hat.


    Der OP interessiert sich doch für den Bereich Medizin und hat bereits positive Erfahrungen im FSJ in diesem Bereich gesammelt.

    Außerdem hat er bereits eine Zulassung. Viele würden von sowas träumen. Selbst, wenn er nach ein oder zwei Semestern feststellt, dass das doch nicht sein Ding ist, ist das auch kein Beinbruch.

    Für Lehramt Gymnasium würde er jederzeit und von jeder Uni angenommen werden. Deshalb sollte man sich mMn schon gut überlegen, ob man so eine Chance wahrnehmen möchte oder nicht.


    Schüler hätten keinen Anspruch darauf, Lehrer zu haben, die auch ein Medizinstudium hätten machen können, es wird abstrus:sterne:

    Nein, haben sie auch nicht!


    Es kann von keinem Menschen verlangt werden, sich rein oder überhaupt altruistisch bei seiner Berufswahl zu verhalten. Jeder muss seinen persönlichen Weg finden und das machen, womit er glücklich ist (Arbeit an sich, Gehalt, Arbeitsbedingungen, Vereinbarkeit mit Lebensplanung, Herausforderung, Anspruch etc.).


    Wenn es einen glücklich macht, Lehrer zu sein, dann soll man das machen. Aber für sich und nicht für andere. Das heißt nicht, dass man ein egoistisches Arschloch sein soll und sich nicht für andere interessieren soll. Trotzdem ist es immer noch das eigene Leben und das gehört niemand anderem.


    Die traurige Realität ist auch, dass die SuS eben solche Lehrer (die auch ein Medizinstudium hätten schaffen können) tatsächlich (abgesehen von ein paar Idealisten) nicht haben! Viele Lehramtsstudenten hätten bestimmt auch gerne was anderes studiert, hätten sie einen besseren Schnitt gehabt oder wären sie in Fächern begabt, die in der freien Wirtschaft gefragt sind. So landen viele eben notgedrungen beim Lehramt und JA, die SuS hätten oft was Besseres verdient, da stimme ich mir Dir völlig überein. Wenn ich mir angucke, was für Leute teilweise Lehramt studieren, kann ich mir nur an den Kopf fassen; und je nach Uni ist es gefühlt jeder/jede Zweite. Da geht die Qualität in der Masse natürlich schnell unter und passt sich schlimmstenfalls dem allgemeinen Niveau an.


    Die Annahme, Lehramt sei für viele der Studenten nicht eine Notlösung oder die einzige Perspektive auf einen so gut bezahlten Job mit diesen Sicherheiten, halte ich dann doch für sehr blauäugig.


    Naja, an der Förderschule bei Dir gibt es da bestimmt noch mehr Idealisten als sonst.


    Und? Wieso sollte man nicht mit einer Ausbildung ins Berufsleben starten?

    Weil ihn (als einen der Besten seines Jahrgangs) meiner Einschätzung nach die Ausbildung zum Fachinformatiker massiv unterfordern wird. Mit stärker praktischem Bezug wäre es dann der FISI (der FIAE ist genau das, was er gerade nicht möchte: Nur vor dem Rechner sitzen und programmieren und administrieren).

    Ich persönlich beschäftige mich hobbymäßig auch sehr gerne mit PCs und besonders Computerhardware. Einen PC zusammenzubauen und einzurichten oder ein Netzwerk aufzubauen und in Betrieb nehmen, ist sehr interessant und macht Spaß. Aber möchte ich das jeden Tag machen? Nein!


    Wir reden hier schließlich über eine Ausbildung, die theoretisch fachlich von einem Realschüler geschafft werden können muss. Der praktische Teil beschränkt sich idR auf PC-Komponenten oder Netzwerkkomponenten zusammenstecken und Windows bzw. andere Software massenhaft zu installieren (man ist schließlich kein Elektroniker). Der theoretische Teil reicht vom fachlichen Niveau nicht annähernd an ein Informatikstudium ran. Hinzu kommen die allgemeinbildenen Fächer in der BS, die höchstens am Oberstufen-Niveau kratzen.


    Man darf sich da nichts vormachen. Die meisten Ausbildungen werden für jemanden mit einer höheren Schulbildung stinklangweilig sein. Je praktischer die Tätigkeit, desto besser, würde ich sagen. Da die praktische Fähigkeit nicht in unmittelbarer Korrelation zur Schulbildung steht.

    Ein 1er-Abi-Schüler wird sich als Bäcker wahrscheinlich weniger langweilen als als einfache Bürokraft.

  • Dass man für ein Medizinstudium viel Lernbereitschaft und Disziplin braucht, mag stimmen. Dass man dafür besonders intelligent sein müsste (in Relation zu anderen Studiengängen), würde ich dann mal doch eher in Frage stellen. Ebenso, dass eine Zulassung zum Medizinstudium eine besondere Leistung sei.

  • Das Medizinstudium ist eben so konzipiert, dass man einen sehr guten Abi-Schnitt braucht, um zugelassen zu werden. Diesen bekommt man nur zustande, wenn man wirklich in allen Fächern sehr gute bis exzellente Leistungen erbringt.


    Diese Zulassungsvoraussetzung ist wiederum darin begründet, dass man für ein Medizinstudium extrem viel Disziplin und Lernbereitschaft benötigt, welche man idR eben mitbringt, wenn man einen solch guten Abi-Schnitt hat.

    Da sitzt du einem Irrtum auf.


    Ein hoher NC bedeutet nicht, dass das Studium schwer ist, sondern einzig, dass die Zahl der Bewerber die der Studienplätze deutlich übersteigt.


    Studiengänge wie Mathematik, Physik, Altphilologie o. ä. haben oftmals keinen NC und keine Zulassungsbeschränkungen, dabei benötigt man hier sicherlich höhere kognitive Kompetenzen als für ein Medizinstudium, das im Endeffekt hauptsächlich auf Auswendiglernen beruht und weniger auf Verstehen höherer Zusammenhänge oder wissenschaftlichem Arbeiten.


    Ich kenne übrigens auch viele, die mit einem Abiturschnitt von 1,5 o. ä. einen Medizin-Studienplatz erhalten haben. Ein solcher Abiturschnitt ist heutzutage auch lang kein Indikator mehr für "extrem viel Disziplin und Lernbereitschaft".


    Bitte höre mal mit dieser Verklärung der Medizin, der Mediziner und des Medizin-Studiums auf.

  • Na, wir wollen doch nicht unhöflich werden, oder?

    Wieso unhöflich? Das ist nur eine Schlussfolgerung. Da du Lehrer*in geworden bist oder gerade wirst aber hier eben schreibst, was du geschrieben hast, musst du einen Heidenrespekt vor der intellektuellen Leistung von Medizinstudenten haben.


    Das hat auch nichts mit Intellekt zu tun, sondern eher mit einer bestimmten Einstellung zum Lernen bzw. hoher Selbstdisziplin.

    Achso, na dann wird es ja immer besser, wer diszipliniert ist, sollte nicht Lehrer werden, weil Perlen vor die Säue?


    Klar macht ein sehr guter Abi-Schnitt noch keinen guten Arzt, ABER:


    Das Medizinstudium ist eben so konzipiert, dass man einen sehr guten Abi-Schnitt braucht, um zugelassen zu werden.

    Ich glaube, du verwechselst einiges, ein NC entsteht durch Nachfrage, wenn viele Leute wenig vorhandene Plätze haben wollen, wird die Zulassung beschränkt. Oder meinst du, Ägyptologie oder Physikalische Technologie und Lasertechnik sei auch nur was für undisziplinierte Lerner*innen, weil kein NC?


    Edit: Plattenspieler war schneller.

  • iirc hat den extremsten NC immer noch Psychologie...

    warum?

    Wenig Plätze, viele Bewerber, weil extrem gefragte und hoch bezahlte Jobs damit möglich.

    Sonst nix.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Das stimmt mit dem NC, da habt ihr rein formal absolut recht.


    Trotzdem wird sich jemand, der es bereits aus der Oberstufe gewohnt ist, sehr viel Zeit und Engagement ins Lernen zu stecken, im Medizinstudium (ebenso wie in Jura und Psychologie - also Fächer, in denen man sehr viel auswendig lernen muss) sehr wahrscheinlich leichter tun als jemand, der nur in seinen LKs gut war, nur in einigen Fächern gute Leistungen erzielen konnte und evtl. nur in einem Bereich besonders begabt ist, und sonst eher Durchschnitt oder darunter, evtl. auch, weil man eben nicht die nötige Disziplin aufbringen konnte.



    @samu:


    Wieso kommst du jetzt wieder mit Intellekt an? Ich habe es doch gerade erklärt.


    Und ja, ich wäre meiner Einschätzung nach nicht dazu im Stande gewesen, die DISZIPLIN für ein Medizin- oder Jura-Studium aufzubringen, und wäre auch nicht in allen Fächern die dafür nötig sind auf dem nötigen Niveau gewesen. Das sage ich ganz ehrlich. Diese Studiengänge entsprechen vom Lernumfang quasi einem Vollzeitjob.



    Wenn hier jemand ernsthaft glaubt, man müsse in ein Lehramtsstudium auch nur annähernd so viel Zeit investieren wie in ein Medizin- oder Jura-Studium, der lebt leider in einer Traumwelt.


    Lehrkräfte mit übertrieben aufgeblasenem Ego gibt es schon genug. ;)




    PS: Ich würde den NC, auch wenn formal anders definiert, nicht komplett von einer latenten Eignungsfeststellung abkoppeln; zumindest in Fächern, wo eben hohe Lerndisziplin gefragt ist. Manche Unis sind mittlerweile soweit, dass es in BWL und sogar Jura keinen NC mehr gibt. Diese Studiengänge werden dann so überrannt, sodass für viele das Studieren zur Tortur wird: Bib voll, Hörsäle voll, Seminare voll, kaum noch individuelle Betreuung möglich. Die Konsequenz daraus ist dann, dass dort massiv aussortiert wird; also die Klausuren so konzipiert werden, dass knapp die Hälfte innerhalb der ersten Semester das Studium beenden muss, weil sie durchfallen oder aufgeben. Das ist war im Prinzip fairer als ein NC, aber ob man sich und den Studierenden damit wirklich einen Gefallen tut?

    11 Mal editiert, zuletzt von MrJules ()

  • So ganz allgemein finde ich die Vorstellung, dass die meisten Lehrer ja eigentlich lieber etwas anderes gemacht hätten, wenn sie den gekonnt hätten und nur Lehrer sind, weil es zu was anderem nicht gereicht hätte und dann ihren Job auch noch schlecht machen, einfach nur anmaßend.


    Das mag bei einigen so sein, aber sicher nicht bei allen. Es git auch Ärzte, die haben Medizin studiert, weil Papa und Opa auch schon Ärzte waren und die machen einen schlechten Job. Das heißt aber nicht, dass gleich alle Ärzte einen schlechten Job machen.

  • So ganz allgemein finde ich die Vorstellung, dass die meisten Lehrer ja eigentlich lieber etwas anderes gemacht hätten, wenn sie den gekonnt hätten und nur Lehrer sind, weil es zu was anderem nicht gereicht hätte und dann ihren Job auch noch schlecht machen, einfach nur anmaßend.

    Das kriege ich ab und an zu hören: "Nur Realschule? Für richtige Physik hat es wohl nicht gereicht."

    Dabei stand ein Lehramtsstudium schon lange fest. Die Fächerentscheidung kam erst viel später.

    Ich mache meinen Job sehr gern.


    Lehramt ist keine Notlösung sondern sollte wohlüberlegt sein.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Ich habe es doch gerade erklärt.

    Du redest dich vor allem um Kopf und Kragen. Hier geht es darum, dass jemand herausfinden möchte, was ihm liegt, nicht was du für Probleme mit Lehrern hast.

  • Naja, dann hast du ein gutes Arbeitsumfeld. ;)


    Ich schätze, du unterrichtest mit deinen Fächern auch hauptsächlich eher Berufliches Gym, FOS oder Auszubildende in Berufen, in denen man schon eine gewisse Grundqualifikation braucht, um eingestellt zu werden, oder? Außerdem halt alles Sek 2.


    Aber je nachdem, wo man landet, kann der Beruf schon eine ziemliche Belastung darstellen. Ich denke einfach, dieses Risiko ist in der wesentlich IT geringer.

    Ich glaube, du weißt nicht, was in der IT abgeht. Insbesondere, wenn es in Projekten brennt, was aber eigentlich fast immer der Fall ist. Das ist allerdings IMHO OT und wäre einen eigenen Thread wert. Der Lehrerjob bietet so viele Möglichkeiten, seine Zeit frei einzuteilen. Ich genieße das richtig und nutze das z. B. gezielt zur Belastungssteuerung.

  • Ich habe über den MedAT, also den Medizinertest an den staatlichen Universitäten in Österreich, einen Studienplatz für Medizin in Graz bekommen und bin unentschlossen, ob ich jetzt mit Medizin in Graz beginne. I

    Warum hast du dich denn überhaupt für Medizin beworben? Du musst ja irgendeine Motivation haben. Die ist erst einmal das Wichtigste.


    2 Freundinnen von mir mit Einserabi waren da sehr schnell raus, als es im 2. Semester mit Leichensezieren losging. Meine Schwester ist Ärztin und ich kann nur sagen, dass es ein harter Job ist. Heutzutage auf alle Fälle keine Garantie mehr, mal reich zu werden. Bist du im Krankenhaus, gibt es 36Stunden Schichten (ich meine sogar, das Jahr im AiP verdient man genau gar nichts, aber ist schon eine Weile her), hast du eine eigene Praxis, brauchst du Privatpatienten und musst schuften, damit es sich rechnet, denn es gibt eine Menge monatliche Ausgaben. Viel Privatleben ist nicht, also bei ihr zumindest.

  • Du redest dich vor allem um Kopf und Kragen. Hier geht es darum, dass jemand herausfinden möchte, was ihm liegt, nicht was du für Probleme mit Lehrern hast.

    Ja, und da gibst du z.B. Ratschläge (Ausbildung als Fachinformatiker), die einfach völlig daneben sind, weil es erstens großteils genau das sein wird, was der OP nicht machen möchte laut seiner Beschreibung (es gibt sehr große Überschneidungen zwischen FIAE und FISI), und zweitens es ihn komplett unterfordern wird, weil drittens du kein Plan von dem hast, was du da rätst.


    Ist ja nicht dein Leben, ne? Hauptsache mal was vorgeschlagen.



    Ich glaube, du weißt nicht, was in der IT abgeht. Insbesondere, wenn es in Projekten brennt, was aber eigentlich fast immer der Fall ist.

    Ah ja. In der ganzen IT wird also nur Projektarbeit gemacht?


    Was ist mit den ganzen Admins? Machen die auch alle Projektarbeit? Ich kenne zumindest einige Leute, die in der IT arbeiten. Die sind jetzt nicht gerade akut von Burnout bedroht. Besonders, wenn man eben administrativ arbeitet oder eben je nach Level im Support.


    Dass es sehr schwierige Kollegien, Eltern und SuS gibt, und dass daraus eine Menge Stress entstehen kann, möchtest du aber nicht vollkommen abstreiten, oder?


    Hinzu kommt, dass du zwei nicht besonders korrekturaufwendige Fächer hast. Mit Deutsch/Englisch auf Gymnasium sieht das schon ganz anders aus.


    Geh mal an ne Brennpunktschule und versuch da SuS, die kaum nen geraden Satz bilden können, deutsche Grammatik beizubringen. Oder an ne Grundschule, wo einem ständig nervige Eltern auf den Pelz rücken, weil ihr Kind doch ihrem Empfinden nach so mega intelligent ist und unbedingt auf's Gymnasium soll, obwohl es objektiv bei Weitem nicht dafür geeignet ist. Aber was soll's? Zur Not wird halt die Schulleitung eingeschaltet und der Lehrer denunziert.

    Oder wenn die Sporthalle einer Schule so heruntergekommen ist, dass man ständig Angst haben muss, da fällt irgendwas auseinander oder jemand verletzt sich. Oder die Schultoiletten in erbärmlichem Zustand sind. Beides, weil die Kommune einfach kein Geld hat.


    Hier so zu tun, als sei Lehrer stets ein lockerer und angenehmer Job, wird dem Ganzen sicher nicht gerecht. Das mag bei dir zutreffen, dann hast du Glück.


    Kannst dir ja mal Statistiken zur Berufsunfähigkeit infolge psychischer Erkrankungen bzw. Burnout nach Berufsgruppen anschauen. Ich kann dir verraten, Berufe in der Pädagogik bzw. Erziehungswissenschaft bzw. Lehrer sind da immer vorne mit dabei. Informatiker bzw. Büroangestellte findet man da nicht auf den vorderen Rängen oder überhaupt.


    Ich bleibe dabei, dass man als studierter ITler weniger ins Klo greifen kann als mit so mancher Schule.


    Die Wahrheit liegt sicher irgendwo dazwischen. ;)

    So ganz allgemein finde ich die Vorstellung, dass die meisten Lehrer ja eigentlich lieber etwas anderes gemacht hätten, wenn sie den gekonnt hätten und nur Lehrer sind, weil es zu was anderem nicht gereicht hätte und dann ihren Job auch noch schlecht machen, einfach nur anmaßend.

    Ich schrieb "viele Lehramtsstudenten", weder die meisten noch alle.


    Die Mehrheit der Lehrer macht meiner Erfahrung nach einen guten Job. Schwarze Schafe gibt es natürlich.


    Trotzdem gibt es viele, die gerne Psychologie oder was anderes studiert hätten, aber der Schnitt hat nicht gereicht. Das ist aber auch nicht schlimm und ändert auch nichts daran, dass sie trotzdem gute Lehrer werden.


    Anders als viele andere Studiengänge sind Lehramtsstudiengänge eben meist nicht zulassungsbeschränkt, sodass es logisch ist, dass sich dort auch viele Personen finden, für die es nicht erste Wahl war. Das bringt das Ganze einfach mit sich.





    Ich würde Tommyy dazu raten, ein Praktikum an einer Schule zu machen und dann ausgehend von seinen Eindrücken die Entscheidung zu treffen.


    Genug Anregungen hat es hier ja gegeben. Beides können sehr stressige Jobs sein, die Vor- und Nachteile haben. Viele wurden hier genannt.


    Dass man in einem Lehrerforum natürlich eher in die eine Richtung gedrängt wird, sollte klar sein. Deshalb habe ich eigentlich bewusst versucht, hier eine Gegenposition einzunehmen. So wie sich manche hier scheinbar in ihrem Ego angegriffen fühlen, hat es wohl geklappt.

  • Dass man in einem Lehrerforum natürlich eher in die eine Richtung gedrängt wird, sollte klar sein.

    Danke, dass du das Leben des TE retten möchtest, aber vielleicht liest du erst noch mal alle Beiträge, bevor du dich umsonst aufregst.

  • Erstens sind 1er-Kandidaten weiß Gott keine Garantie dafür, "geeignete" Ärzte zu werden. Es sei denn, der TE sieht sich in der Forschung, dazu lese ich jedoch nichts. Zweitens geht es nicht um die reine Anzahl an interessierten Leuten, du sprachst von "Perlen vor die Säue werfen". Heißt, wer eine sehr gute Abi-Note hat (nichts anderes qualifiziert für einen Studiengang und mehr weißt du auch nicht über den/die Fragesteller*in), der sollte deiner Meinung nach nicht Lehrer werden, weil das Unterrichten Zeitverschwendung ist und gleichzeitig, Schüler hätten keinen Anspruch darauf, Lehrer zu haben, die auch ein Medizinstudium hätten machen können, es wird abstrus

    Ich habe auch ein Abitur, mit dem ich den NC für Medizin geschafft hätte. Ich kann den Gedanken mit "Perlen vor die Säue" mittlerweile schon sehr gut verstehen. Man kommt sich fachlich sehr unterfordert vor im Lehramt. Damit meine ich nicht das Studium, da hatte man durchaus anspruchsvolle Kurse (oft mit Diplomern damals zusammen), sondern den tatsächlichen Beruf.

    Da bekommt man den totalen Praxisschock, dass man eigentlich eher Erzieherin ist und selbst am Gymnasium das Vorbereiten von Unterricht trivial, aber trotzdem verdammt anstrengend, ist. Das Vorbereiten von Unterrichtseinheiten ist eine sehr anstrengende Sisyphusarbeit und kann mit Sicherheit auch zufriedenstellend von jemandem gelöst werden, der kein 1er Abitur oder ein Diplom mit summa cum laude hat.

    Sagen wir es so, für jemanden, der sich sehr für die Fachinhalte seines Studiums interessiert und für seine Fächer brennt, ist der Lehrerberuf definitiv nichts. Da ist die Enttäuschung darüber, dass fachwissenschaftliche Beschäfigung vielleicht maximal 2% der Tätigkeit ausmachen zu groß.

    Wer aber gerne Erzieher, Reiseveranstalter, Animateur, Listenführer (oder wie auch immer man es nennt tausende Listen für Anwesenheit, Fehlzeiten usw. zu führen), korrigierende Hilfskraft und/oder Schmalspurwissenschaftler geworden wäre, das Ganze aber eben bei etwas höheren Gehalt machen möchte, der sollte den Lehrerberuf ergreifen. Der Lehrerberuf ist quasi die Summation all dieser eher prekären Berufe in ein gemeinsames Berufsbild. Da Akademiker solche Tätigkeiten tendentiell ungern machen lockt der Staat immerhin mit einer Pension und einem sicheren finanzielles Auskommen, bei dem man sich zwar keine großen Sprünge erlauben kann, aber sein Auskommen hat.

    Aufgrund dieser Beschreibung würde ich sagen, dass sich der Lehrerberuf also tendentiell eher für die Leute mit schwachem Abitur "lohnt".

    Es lohnt sich nicht fachlich sehr gut zu sein (und übrigens auch nicht, ein guter Lehrer zu sei, was deutlich mehr umfasst, als nur das Fachwissen).

    Insofern finde ich, sollte man gerade mit sehr gutem Abitur dreimal überlegen, welchen Weg man einschlägt. Das Problem ist, dass der Lehrerberuf eine Einbahnstraße bzw. Sackgasse ist. Niemand möchte in der Wirtschaft jemanden zu akademischen Gehältern einstellen, der eben längere Zeit als Animateur, Erzieher, Listenführer usw., also als Lehrer, gearbeitet hat. Da stinkt man in jedem Bewerbungsgespräch ab gegen Leute, die etwas Ordentliches (im Sinne von etwas Fachlichem) gemacht haben, anstatt Kinder betreut / beschult.

    Anders herum, ein Einstieg aus der Wirtschaft ins Lehramt, ist hingegen (gerade in Mangelfächern) besser möglich.

    Also mein klarer Rat, aufpassen bei der Berufswahl, wenn man in der Situation ist, dass man sehr gute Noten hat.

  • Ich wäre auch für Medizin und Psychologie zugelassen worden. Ja und? Da kann ich mir auch richtig was für kaufen.

    Nur weil man ein sehr gutes Abi hat, muss man doch nicht als Lehrer zwangsläufig versauern. Klar ist das manchmal langeweilig, aber glaubst du, dein Hausarzt hat keine Routine in seinem Job?

    Jeder Job hat seine Routinen und langweiligen Aspekte. Ich wollte einfach gerne mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, aber nicht nur mit kranken Kindern und Jugendlichen, was dann für mich sowohl Medizin, als auch Psychologie ausgeschlossen hat.

    Ja, ich hätte mir auch eine akademische Karriere vorstellen können und ich hatte auch ein Promotionsangebot, bin aber ins Ref gegangen. Ganz einfach, weil mir das 1) deutlich sicherer erschien, was die Jobaussichenten anging, 2) der Verdienst als Lehrerin nicht deutlich geringer ist, als der als Akademischer Rat oder Akademischer Oberrat 3) ich wusste, dass ich keinen Bock auf eine Professur habe (mich würden Drittmittelanträge viel mehr nerven, als abzuhaken, wer die Lektüre schon bezahlt hat) und 4) man auch fachwissenschaftl. nicht gefordert ist, wenn man Einführungsvorlesungen und 35 Hausarbeiten zum gleichen Thema liest. Ja, man kann nebenbei forschen, aber man kann sich auch in der Schule etwas suchen, was nicht nur Unterrichten ist, wenn man möchte. Ich habe sehr viel Spaß an der Stundenplanarbeit, jemand anderes schreibt an Lehrbüchern mit, wieder jemand anderes entwickelt Curricula (bei Qualis in Soes) etc.

    Manchmal vermisse ich die Uni, ja. Und manchmal würde ich gerne forschen. Und dann gucke ich in meinen Garten, aus meinem Haus und weiß ganz genau, dass ich das nicht hätte, wenn ich eine akademische Karriere eingeschlagen hätten. Dann könnte ich mich freuen, wenn ich inzwischen eine feste Stelle hätte.

    Ich hätte mit meinem Studium auch in die Unternehmensberatung gehen können (habe in allen Fächern fachwissenschaftl. mehr gemacht, als nötig war). Und vielleicht hätte ich dann jetzt mehr Geld. Dann hätte ich aber einen Job, der im Normalfall dafür sorgt, dass große Unternehmen noch mehr Geld verdeinen, als sie es eh schon tun. Und das Unternehmen für das ich arbeite erst recht. Jetzt habe ich einen Job, der aus meiner Sicht wichtig ist für die Gesellschaft. Und wenn ich es schaffe, SuS zu zeigen, dass Frauen Informatik und Mathe können, dann finde ich, habe ich viel mit meinem Abi, mit dem ich auch Medizin hätte studieren können, erreicht.

    • Offizieller Beitrag

    Sagen wir es so, für jemanden, der sich sehr für die Fachinhalte seines Studiums interessiert und für seine Fächer brennt, ist der Lehrerberuf definitiv nichts. Da ist die Enttäuschung darüber, dass fachwissenschaftliche Beschäfigung vielleicht maximal 2% der Tätigkeit ausmachen zu groß.

    Wer aber gerne Erzieher, Reiseveranstalter, Animateur, Listenführer (oder wie auch immer man es nennt tausende Listen für Anwesenheit, Fehlzeiten usw. zu führen), korrigierende Hilfskraft und/oder Schmalspurwissenschaftler geworden wäre, das Ganze aber eben bei etwas höheren Gehalt machen möchte, der sollte den Lehrerberuf ergreifen.


    Wer für die Fachinhalte des Medizinsstudiums brennt, der wird als Hausarzt oder angestellter Arzt im Krankenhaus natürlich die totale Erfüllung bekommen. Husterei, laufende Nasen und Grippewellen jedes Jahr, mit regelmäßigen altersbedingten Wehwechen aufgeschmückt ..

    Wer aber gerne ärztliche Hilfskraft, Vertrauter, einziger menschlicher Kontakt, Google-Bestätigung, und gleichzeitig Abrechnender, Verwaltender, Werbender geworden wäre, das Ganze aber eben oft bei zwar etwas höherem aber durchaus unsicherem EInkommen machen möchte, der sollte den Arztberuf ergreifen...

  • Ich habe auch ein Abitur, mit dem ich den NC für Medizin geschafft hätte. Ich kann den Gedanken mit "Perlen vor die Säue" mittlerweile schon sehr gut verstehen. Man kommt sich fachlich sehr unterfordert vor im Lehramt.

    Man muss halt wissen, was einen in einem Beruf erwartet, daher "Stärken und Interessen" mit Berufsbild abgleichen. Und ich sagte weiter oben, dass man mit Lehramt viel festgelegter ist als mit Medizin. Aber wenn du beispielsweise den Kinderarzt mit dem Lehrer vergleichst: Zimmer 1 Impfung, Zimmer 2 U3, Zimmer 3 Krankschreibung ausstellen wegen Magen-Darm. Ich glaube, mancher hier hat vom Arztberuf so'n Shutterstockfoto im Kopf, gutaussehende, fröhliche Menschen mit Brille sitzen mit Stethoskop vorm Laptop und verdienen Millionen. Nee, alles hat Vor- und Nachteile.


    Wenn sich jemand in der Forschung sieht, dann ist Lehramt nicht das richtige Studium, das ist klar. Aber es geht hier ja um verschiedene Optionen, nicht darum, welche die bessere ist und schon gar nicht wissen wir, was für den Threadersteller die richtige Wahl ist.

  • Ich fände die Kombi Medizinpädagogik und Mathematik nach den Beschreibungen des Threaderstellers eigentlich ganz passend :) .

Werbung