Schwanger und auf Jobsuche...

  • Hallo!

    Ich habe sehr mit mit gerungen, diesen Post zu verfassen. Zu meiner Situation:

    Ich bin noch ziemlich frisch im Lehrerberuf, habe mein Ref im Frühjahr beendet und seitdem befristet als TVH Kraft an einer Gesamtschule unterrichtet. Der Vertrag läuft zu den Ferien aus und die Schule würde mich gerne weiter beschäftigen, sie können mir aber nur stückelige TVH Verträge nach den Ferien anbieten.

    Ich habe auch ein Angebot von einem Beruflichen Gymnasium (bin Gymnasiallehrerin), die mich längerfristig beschäftigen wollen, mit Aussicht auf Planstelle, die aber auch klar kommuniziert haben, dass sie jemand verlässliches brauchen (unter anderem für einen LK).


    Jetzt ist es aber schneller passiert, als mein Mann und ich dachten, und ich bin schwanger geworden. Ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll. Meine aktuelle Schule wird mir nach den Ferien keine weiteren Verträge anbieten, wenn sie es erfahren und für das BG wäre ich damit auch kein großer Gewinn, wenn ich im Dezember schon wieder raus wäre.


    Gibt es hier Kolleginnen, die ähnliche Erfahrungen machen mussten? Wie seid ihr damit umgegangen?

    Gibt es Tipps, wie ich in meiner Situation Hilfe und Beratung erhalten kann?


    Danke und bleibt gesund!

  • Moin und Glückwunsch!


    Du musst es niemandem sagen und dich darf auch niemand fragen. Die neue Schule darf sich jemand "Verlässlichen" wünschen, ob man das nicht mehr ist, weil man schwanger ist, sei dahingestellt. Ich würde mir die sichere Stelle auf jeden Fall holen.


    Bei uns hat sich mal eine Kollegin offen schwanger beworben und die Stelle bekommen. Ich weiß allerdings nicht, ob ich das allgemein empfehlen würde.

  • Denk daran, dass auch werdende Väter nichts davon sagen müssen. Die sind doch auch „unsichere“ Bewerber - es soll welche geben, die in Elternzeit gehen.
    Es ist von Schulseite aus verständlich, dass man jemanden haben möchte, der/die längere Zeit da ist, den man nicht vertreten muss usw. Aber die Problematik ist der schlechten Situation an den Schulen geschuldet und sollte nicht auf dem Rücken von potenziell oder aktuell Schwangeren ausgetragen werden.
    man weiß nie, ob jemand in Bälde schwanger wird, ein anderer Bewerber könnte auch krank werden, einen Skiunfall haben usw.usw.

    Bewirb dich ohne schlechtes Gewissen.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Das sollte dann aber mMn bei einem Einstellungsgespräch auch klar kommuniziert werden. Damit wirst du eher Pluspunkte kriegen als anders.

    Jemandem, der eine Schwangerschaft verschweigt (lässt sich doch idR ziemlich genau nachrechnen), wird man bestimmt nicht den Vertrag verlängern oder eine Planstelle anbieten. Da ist das Vertrauensverhältnis dann einfach zerstört.

    man weiß nie, ob jemand in Bälde schwanger wird, ein anderer Bewerber könnte auch krank werden, einen Skiunfall haben usw.usw.

    Bewirb dich ohne schlechtes Gewissen.

    Der wesentliche Unterschied ist aber, dass sie es weiß.

  • DasS man jemandem der schwanger ist aber keine Vertretungsstelle anbietet, wenn es eine Alternative gibt, ist dir aber auch klar?!

    Ich würde auch sagen: wenn du dort eine Perspektive siehst mit offenen Karten spielen, wenn das eh nur eine Station ist, dann kann dir das herzlich egal sein was die sich denken.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Je nachdem, wie lange die Zeugung her ist und wann die Einstellung stattfindet, könnte es auch so theoretisch passen. Es lässt sich schließlich nicht genau auf Wochen/Tage berechnen, wann ein Kind tatsächlich zur Welt kommen wird. ;)


    Nehmen wir an, du unterschreibst den Vertrag und wirst zwei Tage später schwanger.

  • Ich habe nachher auch bevorzugt es zu verschweigen und bin damit gut gefahren und da die Schulleitungen die Art und Weise vieler Schulleitungen kennen, hat da eine gute Schulleitung keinerlei Probleme mit, wenn du es verschwiegen hast.

  • hat da eine gute Schulleitung keinerlei Probleme mit, wenn du es verschwiegen hast.

    Du meinst "gute" in deinem Sinne.


    Ich würde nie jemanden fest einstellen, der so etwas nachweisbar verschwiegen hat. Langfristig wird sich so ein Verhalten auch eher nachteilig auf die Chancengleichheit von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt auswirken. Irgendwann wird sich jeder Chef, Direktor etc. denken "Vielleicht ist sie schwanger und sagt nix; nehme ich lieber den Mann.".

  • Du meinst "gute" in deinem Sinne.


    Ich würde nie jemanden fest einstellen, der so etwas nachweisbar verschwiegen hat. Langfristig wird sich so ein Verhalten auch eher nachteilig auf die Chancengleichheit von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt auswirken. Irgendwann wird sich jeder Chef, Direktor etc. denken "Vielleicht ist sie schwanger und sagt nix; nehme ich lieber den Mann.".

    Naja, dann wärst du für mich keine gute Schulleitung, denn diese hat Verständnis für so etwas, weil sie eben weiß, dass man mit offenen Karten selten eine Chance hat und es deswegen eigentlich verschweigen "muss", wenn man die haben will! Und nein, deine übrigen Sachen halte ich für ziemlichen Unfug, denn so ein Verhalten ist genau deshalb erlaubt, weil man nur so eine Chance auf dem Arbeitsmarkt hat und nachweislich verschwiegen willst du wie genau feststellen?!? Das ist und bleibt immer nur eine Mutmaßung, denn alles, was es nachweisen könnte, geht dich als Schulleitung nichts an. Genau einer der Punkte, um solche Schulleitungen und Personalabteilungen den Wind aus den Segeln zu nehmen, warum ich nie jemandem den Mutterpass gezeigt habe, meine Sache und muss ich nicht.

  • Und wo ist der Unterschied zu: "Oh, sie ist schwanger - nehme ich lieber den Mann"


    oder


    "Oh, vielleicht ist seine Frau schwanger und er nimmt Elternzeit - nehmen wir lieber nur Kollegen ab 50" ?

  • Übrigens haben wir gerade den Punkt, wo der Kollege nun 1,5 Jahre ausgefallen ist, ab dem Moment, wo bei seiner Freundin Probleme in der Schwangerschaft auftraten bis eben jetzt zum nächsten Schuljahr und nein, überhaupt nicht geplant, vorhersehbar usw.


    Aber bei uns nimmt ihm das keiner übel und es hat keinerlei Auswirkungen, genauso wenig wie die Schwangerschaften der Frauen, die aus der 1. Elternzeit gar nicht wieder gekommen sind und nun erst nach Kind 2 oder 3 kommen usw.

  • und nachweislich verschwiegen willst du wie genau feststellen?!?

    Wenn eine Frau dann kurz nach Anstellung ein Bäuchlein bekommt und sagt, dass sie schwanger ist bzw. deswegen ausscheidet, ist es ziemlich offensichtlich, dass es bewusst verschwiegen wurde.


    Ich könnte nie Verständnis für jemanden aufbringen, der mir bewusst Sachen verschweigt, die zu seinem/ihrem Vorteil sind und zu meinem Nachteil, wenn er doch von mir eine Anstellung möchte.

    Woher will ich denn dann wissen, dass sich diese Person nicht auch in anderen Situationen so verhalten wird. Nach dem Motto: Nach mir die Sintflut.


    Wie gesagt: Vertrauensverhältnis unreparierbar zerstört.

  • Würdest du die Frau denn einstellen, wenn du es wüsstest und du durchgehende LK-Lehrer für die 2-jährige Q-Stufe suchst und es noch weitere Bewerber gibt???

  • Ich könnte nie Verständnis für jemanden aufbringen, der mir bewusst Sachen verschweigt, die zu seinem/ihrem Vorteil sind und zu meinem Nachteil, wenn er doch von mir eine Anstellung möchte.

    Leider muss sie es dir aber wohl verschweigen, wenn du sie ansonsten nicht einstellen würdest. Da ihr ja noch kein Vertrauensverhältnis habt, gibt’s da auch nichts zu zerstören. Die Bewerberin soll auf Risiko gehen, du aber nicht? Das würde mein Vertrauensverhältnis als Kollegin in die Schulleitung zerstören.

    Außerdem: Nicht „Du“ stellst sie ein, sie verschweigt auch nicht „dir“ persönlich etwas und es ist nicht „dein“ Nachteil. Man sollte sich als Schulleitung vielmehr vehement für eine Verbesserung der Arbeitssituation für entsprechende Fälle und verbesserte Vertretungssituationen einsetzen.
    Ein LehrerInnenmangel führt dann eben zu Stundenausfällen, bis es die Bildungspolitiker begreifen.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Leider muss sie es dir aber wohl verschweigen, wenn du sie ansonsten nicht einstellen würdest. Da ihr ja noch kein Vertrauensverhältnis habt, gibt’s da auch nichts zu zerstören. Die Bewerberin soll auf Risiko gehen, du aber nicht? Das würde mein Vertrauensverhältnis als Kollegin in die Schulleitung zerstören.

    Außerdem: Nicht „Du“ stellst sie ein, sie verschweigt auch nicht „dir“ persönlich etwas und es ist nicht „dein“ Nachteil. Man sollte sich als Schulleitung vielmehr vehement für eine Verbesserung der Arbeitssituation für entsprechende Fälle und verbesserte Vertretungssituationen einsetzen.
    Ein LehrerInnenmangel führt dann eben zu Stundenausfällen, bis es die Bildungspolitiker begreifen.

    Wenn ich die Wahrheit sage werde ich (vielleicht) nicht eingestellt, deshalb lüge ich? Komische Einstellung.

    Als Schulleitung will ich einen vernünftigen Schulbetrieb aufrechterhalten. Wenn ich zu diesem Zwecke jemanden einstelle, der mich belügt und so dafür sorgt, dass ich das gleiche bzw. ein noch nervigeres Problem (blockierte Stelle und Wegfall mitten im Schuljahr) habe, dann ist es sicher nicht unverständlich, dass ich mich verarscht fühle und zu dieser Person nur schlecht ein Vertrauensverhältnis aufbauen kann. Eine Planstelle würde diese Person an meiner Schule nicht bekommen. Wenn diese Person hingegen mit offenen Karten spielt und es ansonsten passt (was ja hier offenbar der Fall ist), würde ich versuchen, sie auf einer anderen Stelle, vielleicht erst mal als Vertretung, unterzubringen. Nur für die zu besetztende Stelle fehlt dann eben ein Qualifikationsmerkmal (die Verfügbarkeit).


    Es geht hier ja nicht um jemanden, der schon Teil des Kollegiums ist und eben überraschend schwanger wird (die man kennt, deren Zuverlässigkeit man einschätzen kann und die man als Teil des Kollegiums natürlich soweit wie möglich zu unterstützen versucht) oder jemanden, der drei Wochen nach Dienstbeginn eine Krebsdiagnose bekommt und für ein paar Monate ausfällt, sondern um eine Fremde, die sich ganz bewusst auf Kosten anderer selbst bereichern will.

  • Ich würde nie jemanden fest einstellen, der so etwas nachweisbar verschwiegen hat.

    Etwas verschwiegen, das er dir nicht mitteilen muss und nach dem du nicht mal fragen darfst.


    Es gibt diesbezüglich kein Auskunftsrecht und erst recht keine aktive Bringschuld es mit zu teilen. Ein Schulleiter, der daraus ein "Vertrauensverhältnis unreparierbar zerstört" stricken will, dokumentiert lediglich eine eigene Inkompetenz in Fragen Rechtskenntnis und Personalführung.

  • Etwas verschwiegen, das er dir nicht mitteilen muss und nach dem du nicht mal fragen darfst.


    Es gibt diesbezüglich kein Auskunftsrecht und erst recht keine aktive Bringschuld es mit zu teilen. Ein Schulleiter, der daraus ein "Vertrauensverhältnis unreparierbar zerstört" stricken will, dokumentiert lediglich eine eigene Inkompetenz in Fragen Rechtskenntnis und Personalführung.

    Ich wollte gerade etwas Ähnliches schreiben, aber ob es mir so gut gelungen wäre? Danke! Deswegen bist du bestimmt ein "Meister" ;)

  • Wahnsinnig interessant, dass hier nur Männer (aber natürlich nicht alle!) dafür plädieren, dass das Verschweigen ein Problem ist.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Erst einmal vielen Dank, für die ganzen Antworten! Es zeigt sehr gut, welche Gedanken auch gerade in meinem Kopf vor sich gehen.

    Ich will noch ein paar Details ergänzen, die es vielleicht noch verständlicher machen, in welcher Situation ich mich befinde.

    Ich habe nur die beiden Angebote und sonst wäre die Alternative Arbeitslosigkeit. Dadurch, dass ich noch kein Jahr am Stück gearbeitet habe, habe ich auch keinerlei Ansprüche auf Arbeitslosengeld, wenn ich das Arbeitsamt da richtig verstanden habe.

    Bei dem BG gibt es einen weiteren Bewerber, den sie noch kennenlernen wollen, ehe sie mir zusagen. Also vielleicht bekomme ich sowieso kein Angebot.

    Die Schule, an der ich aktuell bin, will mich sehr gerne und die Schulleiterin hat lange mit dem SA verhandelt, damit sie mir erst für vier Wochen einen Vertrag nach den Ferien anbieten kann (Schwangerschaftsvertretung, ich weiß, die Ironie...) und dann anschließend eine Elternzeitvertretung für den Rest des Schuljahres.

    Vielleicht übertreibe ich, aber dieses Dilemma nimmt mich sehr mit. Ich habe jetzt schon seit ein paar Tagen nicht mehr richtig geschlafen und bin sehr nah am Wasser gebaut. Ich habe Angst, mir meine beruflichen Chancen verbaut zu haben, freue mich aber riesig über dieses Kind! Ich wollte immer früh Mutter werden und bin jetzt 27.

    Mein Mann verdient zum Glück ganz gut, aber alleine mit seinem Gehalt wird es sehr schwer, zumal die Miete für unsere Wohnung auch nicht gerade niedrig ist...


    Ihr merkt, das Thema ist komplex und ich habe jetzt einen Beratungstermin bei Profamilia vereinbart, weil ich nicht mehr weiter weiß...

    Vielen Dank für eure Nachrichten und bleibt gesund!

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