Horrorgeschichten zum Referendariat.

  • Ich weiß nicht, wie es in SH ist, aber in NRW, ist das A10 zu A13, also ein gewaltiger Unterschied.

    Der Unterschied ist netto noch krasser, denn E10 (bzw. E11) zu A13 ist nochmal eine Spur härter!

  • Daten aus meinem Ex-Seminar:


    regelmäßige Nicht-Bestehensquote 7% (u.a. UPP das erste mal nicht bestanden, Abbruch des Referendariats auf eigenen Antrag)

    Bestehensquote nach Wiedereinstieg ins Ref / Wiederholungsprüfung: 75%


    In meiner Seminarzeit lag die Nicht-Bestehensquote bei ca. 10%. Von 10 Leuten ist einer nicht (sofort) durchgekommen. Ob das viel oder wenig ist, mag jeder selber entscheiden.

  • Aha. Wo soll das so sein. Bundesland? Dann bekommt man aber auch nicht die volle Asche (keine Verbeamtung, keine Erfüllerzulage als Abgestellter).

    Ich hoffe du meintest Angestellter ;)

  • Falls die Frage an mich gerichtet war:

    Wenn ich mir deine Forumsbeiträge anschaue, dann kann es sein, dass wir im gleichen Seminar saßen. Bist du mit deinen Schülern in einen Escape-Room gegangen und hast deinen Unterricht entsprechend aufgezogen?

    Nein, das ist mir unbekannt. In unserem Seminar sollten wir nur unser pädagogisches Selbstbild als Collage basteln und anderen grenzdebilen Unfug veranstalten. Meine Frage nach dem Bundesland zielte auf den TE ab, um den Seiteneinsteigerbegriff besser verstehen zu können. In NRW machen Seiteneinsteiger über OBAS z. B. ein ganz normales 2. StEx. "Seiteneinsteiger" scheint im BL des TE aber anders definiert zu sein.

  • Es bekommt nicht jeder Lehrer A13, sondern es gibt auch genügend mit A12, die übrigens als Angestellte in E11 eingruppiert sind.

    Ich glaube, dass man das so nicht allgemein sagen kann. Das hängt wahrscheinlich vom Bundesland, der Stellenausschreibung/Schulform und den eigenen Qualifikationen ab.

  • Es bekommt nicht jeder Lehrer A13, sondern es gibt auch genügend mit A12, die übrigens als Angestellte in E11 eingruppiert sind.

    Sorry, hab mich ungenau ausgedrückt.

    Beispiel BK in NRW:
    Seiteneinsteiger als Fachlehrer, E10
    Planstelle mit 2. Staatsexamen A13 (oder eben E13)

  • Land, Schleswig Holstein.

    Ich habe, "mir ist zu den Ohren gekommen" geschrieben, weil es in der Tat keine zuverlässigen Quellen sind. Teils Berichte aus dem Internet, Teils Behauptungen von Bekannten und Verwandten.

    Klar wird man als Seiteneinsteiger nicht verbeamtet

    Hi,


    ich weiß nicht woher deine Infos kommen...


    In SH werden Seiteneinsteiger verbeamtet sofern sie die Bedingungen z. B. Alter erfüllen. Seiteneinsteiger machen eine sehr ähnliche Ausbildung wie die Referendare und ebenso ein fast identisches Examen. Sie müssen jedoch keine Hausarbeit mehr schreiben. Sie sind absolut gleichwertig.


    Quereinsteiger haben nicht auf Lehramt studiert und auch keine Berufserfahrung ( wird für Seiteneinstieg vorausgesetzt) bei ihnen wird nur das Studium anerkannt und sie gehen ins normale Ref.


    Der große Unterschied ist, dass Seiteneinsteiger von Anfang an auf ihrer Planstelle sitzen und sich nicht nach der Ausbildung um eine Stelle kümmern müssen. Dafür sind sie ja im Mangelfach.


    Ich fand die Ausbildung nicht so wild, bin aber auch schon älter und mit zwei Kindern gestartet. Da wird man gelassener. Ausbilder/ Mentoren nett und hilfsbereit, die meisten Module okay, Examen gut machbar.


    Nur Mut!

  • Ja, meinte ich. Aber toll, dass du da gefunden hast. Irgendwie ein schöner Vertipper

    Fand ich auch :D deswegen wollte ich ihn hervorheben. Er beschreibt leider die Realität nur all zu gut :(

  • Ich habe mein Ref an einer BBS gemacht. Ich fand's damals schon nicht stressig und rückblickend beurteilt muss ich fast sagen, es war locker-flockig. Aber vielleicht habe ich da auch eine andere Wahrnehmung. Ich finde unseren Beruf generell eher weniger stressig (auch nicht jetzt während Corona, Stichwort Fernunterricht). Vielleicht lasse ich mich auch einfach nur sehr schwer stressen oder habe einen besonders krassen Vergleich. Mein Mann ist in der Geschäftsführung eines großen, regionalen Unternehmens...


    Ich würde den Beruf auf jeden Fall weiterempfehlen!

  • Ich würde mal behaupten, dass der entscheidende Faktor die Unterrichtsvorbereitung ist: Wenn man im Referendariat durch die Betreuung (Mentor, Schulleitung, Seminar) "gezwungen" ist, bei jeder Stunde das Rad neu zu erfinden, ist das durchaus zeitintensiv. Gewissermaßen trifft das auch auf Berufsanfänger zu. Gerade im Grundschulbereich kann man sich bei Differenzierung, Fachfremdheit, Handlungsorientierung und Sprachförderung schnell in den Vorbereitungen verlieren - wenn man sehr pragmatisch und organisiert ist, kann das durchaus anders aussehen. Bist du denn pragmatisch und gut organisiert, MrsPace?

  • Man ist halt Azubi und sollte sich dessen bewusst sein. Auch wenn man keine 16 mehr ist. Natürlich sind Mentor*innen keine Kollegen sondern Ausbilder. Wie belastend du Prüfungen erlebst und ob du dir als Erwachsener noch von anderen Erwachsenen was sagen lassen kannst, weißt nur du selbst. Du brauchst Reflexiobsvermögen und solltest nicht das Leben anzweifeln, wenn dir jemand sagt, dass du Ziele festlegen musst, bevor du an Methoden feilst. Wenn du psychisch gesund bist, sollte ein oder 1,5 Jahre Ref zu verkraften sein, auch als Quer- oder Sonstwieeinsteiger.

    Nein. Jemand mit einem abgeschlossenem Hochschulstudium ist kein Azubi! Dieser Aussage möchte ich wehement widersprechen.


    Ja, man ist Anfänger, Berufseinteiger und lange noch kein Profi, aber ein Azubi hat per Definition keine Ahnung, jemand mit abgeschlossem Studium hat perfekte theoretische Kenntnisse und muss nur noch praktische Erfahrungen sammeln.


    Ausbilder, Mentoren und Seminarleiter sollten daher auf Augenhöhe mit den Kollegen sprechen, nicht überheblich von oben herab.


    Während meiner Berufsausbildung direkt nach dem Abi bin ich von Kollegen und Vorgesetzten niemals so unverschämt behandelt worden, wie im Referendariat. Das hat was mit persönlicher Haltung und Respekt zu tun.

    Genau wie beim Feminismus, bei dem vielen die sprachlichen Feinheiten wichtig sind, sollten uns auch was das Referendariat angeht die sprachlichen Feinheiten wichtig sein.


    Wir sollten nicht von Azubis, Anfängern o.ä. reden. Besser wären Analogien zu Traineeprogrammen der Wirtschaft. Von mir aus „Berufseinsteiger“ oder „Berufsneulinge“ aber eben keine abwertenden Begriffe. Von der Uni bringen die jungen Kollegen neues Wissen mit, haben vielleicht moderne Methoden erlernt und bringen frischen Wind in vielleicht auch mal eingefahrene Systeme. Sie sollten sich ausprobieren dürfen, auch mal auf die Nase fallen dürfen. Sollten Hilfestellung angeboten bekommen, aber auch nichts aufgedrängt, denn häufig gibt es in unserer Profession kein klares richtig oder falsch, sondern eben nur anders.

    Fun Fact: nach einem halben Jahr im Referendariat habe ich die Schule gewechselt (planmäßig). Vorher habe ich 6 Jahre in der Erwachsenenbildung gearbeitet und habe auch an der VHS-Kurse gehalten. Die neue Schulleitung stellte mich der Klasse mit den Worten „Das ist die Frau Mars, die ist Referendarin, das heißt sie ist noch kein richtiger Lehrer und muss das erst noch lernen“ vor.:autsch:

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • Ausbilder, Mentoren und Seminarleiter sollten daher auf Augenhöhe mit den Kollegen sprechen, nicht überheblich von oben herab.

    Wer redet von oben herab?

    Von mir aus „Berufseinsteiger“ oder „Berufsneulinge“ aber eben keine abwertenden Begriffe.

    Azubi ist ein abwertender Begriff? Das wusste ich nicht. Ein Azubi ist ein Lernender. Der Beruf des Lehrers ist fur mich ähnlich dem des Handwerkers, man erlernt im Ref das Handwerkszeug. So wie man keinen Tisch schreinern kann, allein vom in der Berufsschule auf den Bauplan gucken, kann man keine Kinderunterrichten allein durch die Theorie an der Uni. Die beiden Staatsexamina sind gleichwertig, mit dem ersten bist du nicht fertig und das ist gut so.


    Seltsam, dass der Status dessen, der in der Ausbildung steckt, bei einigen mit Herabwürdigung gleichgesetzt wird. Ich bin nie herablassend behandelt worden im Ref und tue das auch nicht bei Referendar*innen.


    (Die einzigen, die sich für unfehlbar halten sind übrigens oft Referendare selbst, die Art, wie sie über den Unterricht von Kollegen sprechen, in dem sie hospitiert haben oder über Fachleiter, die kotzt mich an. Das kann ich aber gut vom Unterricht des zu Beurteilenden trennen.)


    Woran liegt dieses Problem mit den Studienseminar en eigentlich? Auch hier im Forum ist das immer wieder Thema? Vielleicht sollte man die Notengebung abschaffen, ein "(nicht) bestanden" würde reichen und möglicherweise Reffis eher für Beratung öffnen.

  • Ich habe vor zwei Jahren die OBAS in NRW am BK abgeschlossen und kann diese Horrorgeschichten nicht bestätigen. Von Seiten der Schule wurde ich immer fair und auf Augenhöhe behandelt, was man leider vom Seminar nicht sagen kann. Noch nie habe ich so etwas unprofessionelles und unnützes erleben müssen. Keinerlei Notentransparenz, fachlich unfähige Fachleiter und wenige wirklich sinnvolles für die Praxis. Vor allem die allgemeine Organisation und Kommunikation war absolut unterirdisch. Die Dinge, die ich wirklich mitgenommen habe, hätten an einem Wochenende vermittelt werden können.


    Allerdings haben wir die ganze Situation mit einer gehörigen Portion Galgenhumor genommen und an den richtigen Stellen gelernt die Klappe zu halten. So sind alle durchgekommen und ich hab auf diese Art und Weise sogar ein 1er Examen hinbekommen.


    Was für so ein abgebrühtes Verhalten natürlich von Vorteil ist: Als Seiteneinsteiger hat man die Planstelle sicher und auch durch seine (Mangel)Fächer das Gefühl, wirklich absolut gebraucht zu werden und vielleicht eher durchzukommen als andere. Allerdings muss ich sagen, dass bei uns äußerst viel in den Nachbesprechungen kritisiert wurde und auch die Noten größtenteils sehr schlecht waren. Niemand hatte je das Gefühl was geschenkt zu bekommen, eher das Gegenteil. In den Seminarveranstaltungen immer alles "wischi waschi" in bester Türschwellenpädagogikmanier hingeschlampt, aber in der Nachbesprechung in Anwesenheit des Schulleiters und des Ausbildungslehrers sowas von kleinlich auf wirklich unwichtigen Dingen minutenlang rumreiten..


    Alles in allem ist es stellenweise schon viel Arbeit, aber inhaltlich (sofern man die fachlichen Sachen drauf hat) sowas von flach und trivial..

  • Nur mal so nebenbei: auch die niedersächsische Landesschulbehörde spricht von einer (zweiphasigen) "Lehrerausbildung", wobei das Studium die erste Phase, der Vorbereitungsdienst (ehemals "Referendariat") die zweite Phase darstellt (s. a. https://www.landesschulbehoerd…ienst/allgemeine-hinweise). Es wird in diesem Zusammenhang ja auch von "Ausbildungsplätzen" an den Schulen und "Ausbildungsschulen" gesprochen.

    Von daher denke ich, dass man bei einer Referendarin/einem Referendaren schon im gewissen Sinne von einer/einem "Auszubildenden" sprechen kann.

    Nichtsdestotrotz sollten die LiVs aber natürlich nicht von anderen Lehrkräften etc. von oben herab oder wie ein "kleiner Lehrling" behandelt werden, denn sie haben schließlich die erste Phase ihrer Lehrerausbildung schon erfolgreich absolviert. Und ich finde, bei den Mentor*innen/Ausblidungslehrkräfte/... (oder wie auch immer man sie nennen mag) handelt es sich durchaus auch im Referendariat um "Kolleg*innen".

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Alles in allem ist es stellenweise schon viel Arbeit, aber inhaltlich (sofern man die fachlichen Sachen drauf hat) sowas von flach und trivial..

    Hm, das, was du als "Kleinigkeiten" ansiehst sind sie vielleicht nur aus deinem jetzigen Blickwinkel? Wenn du in 5 Jahren einem Anfänger zusieht wirst du sehr wichtige "Kleinigkeiten" entdecken, die darüber entscheiden, ob die Schüler verstehen, was vorne gesagt wird und ob die Kids überhaupt auf ihren Plätzen bleiben.


    Daher kommt eben diese Überheblichkeit vieler Referendare, sie meinen, schon alles zu können. Ähnlich vieler Kollegen in Fortbildungen, nur weil ich etwas gehört oder gelesen habe, kann ich es noch lange nicht umsetzen.

  • Hm, das, was du als "Kleinigkeiten" ansiehst sind sie vielleicht nur aus deinem jetzigen Blickwinkel?

    Ich meinte das eher in Bezug und im Vergleich dazu, was ich vorher im fachwissenschaftlichen Studium können und leisten musste. Dazu ist die Pädagogik und Didaktik (zumindest den Ausschnitt, den ich davon während der OBAS kennengelernt habe) ein ziemlich dünnes Brett oder fast schon ein Furnier. (Es Graphen zu nennen wäre vielleicht etwas gehässig :pfeifen:)

    Daher kommt eben diese Überheblichkeit vieler Referendare, sie meinen, schon alles zu können. Ähnlich vieler Kollegen in Fortbildungen, nur weil ich etwas gehört oder gelesen habe, kann ich es noch lange nicht umsetzen.

    :pfeifen:

    Ich war nie so, ich bin anfangs wirklich offen und mit voller Erwartung an die Sache gegangen, aber als Seiteneinsteiger bekommt man durch die hohe Unterrichtsverpflichtung auch sehr viel vom Alltag mit und merkt eben recht schnell, was überhaupt leistbar ist und was nicht. Nicht, weil man besser als ein Referendar ist sondern einfach, weil man viel mehr selbst unterrichtet. Und das ist meiner Meinung nach der Schlüssel dazu besser zu werden.

  • Bist du denn pragmatisch und gut organisiert, MrsPace?

    Ich glaube, es kommt nicht nur darauf an, pragmatisch und organisiert zu sein. Das mag auf mich wohl zutreffen, aber hauptsächlich sollte man sehr gut überlegen worin man seine Zeit investiert und sich immer vor Augen führen, dass diese Zeit im Schnitt auf 41,5 Stunden pro Woche begrenzt ist.


    Klassisches Beispiel jetzt während des Fernunterrichts während Corona: Zoom-Meetings. Eine bessere Möglichkeit, seine Zeit zu vergeuden, gibt es eigentlich kaum... Ich habe kein einziges Zoom-Meeting abgehalten. Trotzdem sind meine Ergebnisse des Fernunterrichts sehr zufriedenstellend. Meine 12er haben sich zum Beispiel das Thema Integralrechnung komplett selbst erarbeitet. Am (freiwilligen!) Online-Test haben zwei Drittel der Schüler teilgenommen und einen Notendurchschnitt von 7,8NP erzielt. (Was für Mathematik in der Oberstufe am BG echt vorzeigbar ist!)


    Weiteres Beispiel: Korrekturen. Für eine Abitur-Klausur Englisch (1 LV-Aufgabe, 2 Aufsätze) habe ich dieses Jahr im Schnitt ca. 22 Minuten benötigt, d.h. für den gesamten Satz von 14 Klausuren fünf Zeitstunden. Plus ein bisschen Verwaltung. Da sind wir dann aber immer noch bei unter 6 Stunden. Ob es jetzt zu einem besseren/genaueren Ergebnis geführt hätte, wenn ich mir die doppelte Zeit genommen hätte? Eher nicht. Zumindest kommen die Abi-Korrekturen meist immer so zurück wie ich sie weggegeben habe... Im Schnitt vielleicht ein bis drei Zehntel Abweichung, das war's aber.

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