"freiwillige" Sommerschule

  • Ich kenne diese Sommerschulen schon aus meiner Zeit als Studentin. Wir haben in Köln damals zwei Blöcke a 14 Tage DaZ-Unterricht für VKs (Vorbereitungsklassen) angeboten. Als Studenten mussten wir dafür ein Seminar in der Uni im Rahmen des DaZ-Studiums und einen Blocktag als Vorbereitung besuchen, an dem wir eine Reihenplanung und Unterrichtsinhalte erarbeiten und präsentieren mussten.

    Anschließend haben wir in den 14 Tagen so viele Stunden in der Sommerschule unterrichtet, dass wir anschließend ein Zertifikat als Sprachförderkraft von der Uni bekamen und damit dann an Hauptschulen im Umkreis in den VKs kleine Fördergruppen unterstützt haben. Das hab ich danach ungefähr ein halbes Jahr gemacht. Für ein bisschen Geld. Die Erfahrung war allerdings wichtiger für mich.

    Man müsste sich mal an den Unis umhören, was für Konzepte dort für und während der Coronamaßnahmen entwickelt wurden. kann mir vorstelle, dass da ganz gute Sachen auf dem Weg sind.

    Die Angebote waren für Schüler und Studenten echt ganz gut. Angemeldet wurden die Schüler über ihre Schulen.

  • Konzepte

    Ich wage daran zu zweifeln, dass sowas existiert.

    Einmal editiert, zuletzt von UrlaubVomUrlaub () aus folgendem Grund: Und schon wieder weiß ich nicht, welche Kommata angemessen wären...

  • Ja, manchmal werden tatsächlich in diesen Büros da draußen Konzepte entwickelt ;)

    Ich verstehe deinen Zynismus, aber ich glaube, dass man sich das von außen schnell zu leicht macht, indem man sagt, dass in den Hochschulen nie was Vernünftiges auf die Beine kommt. Es gibt oft viele Ideen, die in einem so kleinem Rahmen umgesetzt werden, dass man das außen gar nicht unbedingt mitbekommt. Und da stecken tatsächlich sogar manchmal Konzepte hinter :)

    Die kölner Sommerschule, bei der ich damals mitgemacht habe, kannten viele Kölner zum Beispiel gar nicht.

  • Nicht, dass ich der Uni das nicht zutrauen würde. Allein dass der Freistaat die Unis beauftragt hat hat, sich um Konzepte zu kümmern würde mich wundern. Weil unkompliziert, schnell und unbürokratisch passt eher nicht so zu unserem Schulsystem.

  • Ich war ja erst ganz optimistisch, was die Sommerschule bei uns betrifft, aber nach den letzten Tagen...das ist eine derartige Posse, die hier aufgeführt wird, man sollte einen Sketch daraus machen. Grob zusammengefasst etwa so:


    Land S-H, mit großem Pressebrimborium:

    "Wir machen Sommerschule, jawoll! Wichtiger Beitrag! Investieren! Zukunft blablabla kümmern uns blubdiblub! *trommel auf Brust*."

    Stadt: "Wir machen da mit! Kultur in unserer Stadt! Niemanden zurücklassen! Kommt auch gut in der Zeitung! Mach ma Foto!"

    Stadt an VHS: "Macht mal Sommerschule."

    VHS: "Wie? Wer macht mit? Kontakt zu den Schulen? Umfang? Geld? Räume? Versicherungen? Reinigung?"

    Stadt: "Mirdochegal. Keine Ahnung."

    VHS: "Hallo?"

    Stadt: im Urlaub.

    VHS an alle weiterführenden Schulen: "Sommerschule für die 5.-7- Klasse? Bedarf? Wieviele Schüler? Was für eine Art von Unterricht?"

    Gemeinschaftsschule: "Hmja, schaun mer mal...kann schon sein, dass...Konferenzen...Schulleiter leider nicht da...aber son paar Schüler sollten."

    Gesamtschule: schweigt.

    Gymnasium: "Kein Bedarf." *naserümpf*

    Stadt, am letzten Mittwoch: "Montag um 9 geht es los. In der Gesamtschule"

    Gesamtschule: "Was geht los?"

    Gymnasium, Donnerstag: meldet 10 Schüler der 9. Klasse an.

    Gemeinschaftsschule weiß nichts und stellt sich tot.

    VHS an Gym: "Das Angebot richtet sich an Schüler der 5. und 6. Klassen".


    Raumbegehung am Freitag. Es gibt zwei Räume zu je 12 Plätzen in einem eher abgelegenen Teil der Gesamtschule. Keine PC, keine Beamer, keinen DVD-Player, keinen lausigen CD-Player, es gibt nicht mal eine Tafel. Das wird ein irrer Sprung nach vorne.

    Als dann das Gym am Freitag gegen 17:00 (!) 25 Schüler der 5.-8. Klasse anmeldete, wollte unsere Koordinatorin gerne sterben. Angemeldet sind jetzt insgesamt 35 Kinder.


    Ja, Fazit: mein Kollege und ich gehen da morgen früh hin, wissen nicht, wieviele und welche Art von Schülern uns erwartet, was die von uns brauchen, wir haben kein Konzept bekommen, es gibt keinen Plan und keinen Ansprechpartner, es gibt keine Hilfe von den Schulen. Wir haben jetzt einfach jede Menge Kram zusammengepackt und gucken uns das erstmal an. Und klar werden wir das hinbekommen, da haben wir schon ganz andere Sachen gestemmt, aber es ist schon ein bissel albern.:sauer:

  • Wie sieht eigentlich das Sommerprogramm in NRW aus? Ich meine... wir haben jetzt schon Ferien... und ich habe vorher nicht wirklich etwas davon gehört. Hätte man mich gefragt, hätte ich durchaus Schüler meiner Klasse dafür empfehlen können und wollen. Aber niemand hat mich gefragt. Ob diese Schüler da nun freiwillig hingehen? Das wage ich ja mal zu bezweifeln... da deren Eltern sich bis jetzt ja auch durch übermäßigen Einsatz für den Bildungserfolg ihres Kindes hervorgetan haben. Aber gerade für diese Schüler sollten diese Programme doch sein?

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Ja, Fazit: mein Kollege und ich gehen da morgen früh hin, wissen nicht, wieviele und welche Art von Schülern uns erwartet, was die von uns brauchen, wir haben kein Konzept bekommen, es gibt keinen Plan und keinen Ansprechpartner,

    Und was ist da jetzt anders als sonst? Jetzt stell Dich mal nicht so an! :pfeifen:

  • Wie sieht eigentlich das Sommerprogramm in NRW aus? Ich meine... wir haben jetzt schon Ferien... und ich habe vorher nicht wirklich etwas davon gehört. Hätte man mich gefragt, hätte ich durchaus Schüler meiner Klasse dafür empfehlen können und wollen. Aber niemand hat mich gefragt. Ob diese Schüler da nun freiwillig hingehen? Das wage ich ja mal zu bezweifeln... da deren Eltern sich bis jetzt ja auch durch übermäßigen Einsatz für den Bildungserfolg ihres Kindes hervorgetan haben. Aber gerade für diese Schüler sollten diese Programme doch sein?

    Das habe ich mich auch schon gefragt. Es gab an meiner Schule (NRW) keine Infos, keine Abfragen. Das Ganze sieht nach einer Mogelpackung bzw. einem PR-Gag aus. Oder gibt es hier tatsächlich jemand aus NRW, der Schüler dorthin schickt?

  • Eine Woche ist rum...und es passierte genau das, was wir uns schon gedacht hatten: die Kinder, die es wirklich bräuchten, sind nicht dabei. Wir unterrichten luxuriöse 9 (!) Schüler, allesamt vom Gym oder von der Gesamtschule. Da wir ja sonst eher mit der Gangstafront zu tun haben, ist das für uns ungeheuer entspannt: wir hatten schon fast vergessen, dass es Schüler gibt, die alles machen, was man ihnen sagt!:staun:


    Ich habe von mehreren Lehrkräften hier gehört, dass sie erst am Freitag vor den Ferien über die Sommerschule informiert wurden. Da war es natürlich zu spät für alles. Was für eine peinliche Geschichte, offensichtlich hakte die Kommunikation noch viel mehr als in meinem letzten Beitrag beschrieben.

  • Mein Tipp: Berichte davon nicht nur uns, sondern auch der Presse. Die interessiert sich durchaus für solche Geschichten.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Dass solche freiwilligen Angebote in erster Linie von leistungsstärkeren Schülern genutzt werden, ist aber doch bekannt, oder?

  • Dass solche freiwilligen Angebote in erster Linie von leistungsstärkeren Schülern genutzt werden, ist aber doch bekannt, oder?

    Die TE schrieb ja, dass sie damit gerechnet hat ... meine Frage implizierte auch, dass es mir klar war ... :pfeifen:

  • Genau. Sie haben schon Lücken, aber sie sind willig und schlau.

    Dann genieße es doch, Willige und Schlaue haben es auch verdient, mal unterstützt zu werden und nicht nur mitzulaufen.

  • Hm, ich hätte das glattweg gemacht. Ob nun ehrenamtlich im Gesundheitsamt helfen oder in der "Sommerschule" Englischnachhilfe geben. Aber es besteht wohl insgesamt recht wenig Interesse an dem Angebot, wie ich von Bekannten an den allgemeinbildenden Schulen (wo es im Übrigen auch "Freiwillige" gibt!) gehört habe.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich habe schon in den Osterferien freiwillig Notbetreuung gemacht. Ich brauche Erholung. Außerdem möchte ich die unterrichtsfreie Zeit lieber dafür nutzen, mich in Sachen Fernunterricht selbst fortzubilden. Bin überzeugt, er wird (zeitweise) wieder nötig sein und bin ebenso überzeugt, dass dazu von oben nix weiter kommen wird, was mir nützt. Also werde ich mich selbst weiter durchwurschteln, aber ich seh da noch Verbesserungsmöglichkeiten.

    In meiner eigenen Klasse fahren übrigens fast alle Kinder in den Urlaub....

    Woher weißt du denn, dass wenig Interesse besteht? Die Mail kam doch erst Freitag und es ist bisher wenig konkret, außer vielleicht bei den schon bestehenden LernRäumen, die schon vor Monaten von den Kirchen ins Leben gerufen worden sind und die teilweise an schon bestehende Strukturen anknüpfen konnten? Oder ist das alles vielleicht regional total unterschiedlich weit??

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