• Liebe Kolleginnen und Kollegen,


    es scheint gerade unter den Schülern ein Video rumzugehen, in dem ein Mann Selbstmord begeht. (Gibt dazu ja auch schon nen Thread wegen der Schulaufgabe).

    Anscheinend kann man das Video an seinem Vorschaubild erkennen. Das zeigt wohl einen Mann mit Bart am Telefon. (Dieser schießt sich anscheinend in den Kopf).


    Ich überlege gerade, ob ich meine Schüler warnen sollte. In meiner einen Klassleitungsklasse sind ziemlich viele zartbesaitete Mädels, die manchmal echt etwas naiv sind, aber eigentlich sehr vernünftig. Ich tendiere dazu sie zu warnen. Allerdings sehe ich sie erst am Donnerstag wieder, darum überlege ich, ob ich sogar ne E-Mail schreibe.

    In den anderen beiden Klassen überlege ich noch.


    Was würdet ihr machen?

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

    • Offizieller Beitrag

    ich überlege auch gerade, das morgen in meiner KL-Stunde anzusprechen. Denke, ich werde das machen


    Aber wie gesagt, das ist schon morgen.


    Veronica Mars: entweder mail an die Eltern oder die Kollegin/den Kollegen in der morgigen ersten Stunde bitten, das Thema anzusprechen. Ginge bei uns problemlos, außer wenn eine Arbeit geschrieben wird. (trifft morgen auf BY bestimmt nicht zu ;) )

  • Von dem was ich bisher davon mitbekommen habe Geistern inzwischen von dem Video auch mehrere überarbeitete Versionen rum, die zuvor eine kurze Sequenz von Kinderfilmen und ähnliches zeigen, bevor der Klipp angespielt wird.

  • Ich überlege gerade, ob ich meine Schüler warnen sollte. In meiner einen Klassleitungsklasse sind ziemlich viele zartbesaitete Mädels, die manchmal echt etwas naiv sind, aber eigentlich sehr vernünftig. Ich tendiere dazu sie zu warnen.

    Ich würde das an deiner Stelle auch Donnerstag ansprechen. Evtl kannst du Selbstmord generell ansprechen und dann aufs Video kommen oder aber du sprichst mit einem Kollegen (Reli/PP, GL oder Englisch) vorher mit den Kindern eine Stunde lang sowas als Exkurs zu machen.

  • Die Wahrscheinlichkeit, dass die Schüler dann auf die Suche gehen ist recht hoch, oder?

    Man kann ja allgemein darüber aufklären. Also allgemein über selbstmord sprechen, aufklären, dass manchmal sowas auch explizit dargestellt wird (bei älteren Aufhänger: 13 Reasons Why, selbstmordszene wurde lange nach Veröffentlichung entfernt etc)

  • Die Wahrscheinlichkeit, dass die Schüler dann auf die Suche gehen ist recht hoch, oder?

    Das ist eben das Risiko. Darum überlege ich noch.

    Meine Schüler sind zwischen 18 und 28, aber eben etwas naiv und zart besaitet. Bei der einen Klasse bin ich sicher, dass die über eine Warnung froh wären.

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • Ist der Film out, kommt der nächste. Da käme man aus dem Warnen gar nicht heraus. Vermutlich macht man sich eher lächerlich, wenn man ausgerechnet jetzt reagiert. Gucken wir uns nicht dauernd irgendwas an, was wir besser nicht sehen sollten? Und ist nicht leider vieles davon noch nicht mal Fake? Ich schalte um, wenn ich Beiträge über Massentierhaltung sehe. Ich ertrage das nicht. Weil ich weiß, das geht so weiter, auch wenn diese Tiere nicht für mich leiden. Und natürlich gibt es Dutzende weitere Themen, die einen belasten, weil sie auch so nah und real sind. Man denke mal an das, was sich die Polizei so alles angucken muss, wenn sie Kinderpornographie aufdeckt etc.


    Auch und gerade zart besaitete Mädchen müssen so etwas wie Psychohygiene lernen: Also nicht alles anklicken und schauen, was einem so geteilt wird. Ich würde das eher mal als allgemeines Thema diskutieren: Was tut mir gut, was belastet mich? Worüber kann ich schweigen, worüber sollte ich sprechen? Wieso geht gerade dieses Video gerade rum und was sagt uns das? Mit einem "guckt euch das nicht an" ist nichts gewonnen.

  • Meine Schüler kannten das Video alle schon, bevor ich auch nur davon gehört habe :daumenrunter:

    Allerdings war ich über die Reaktionen gewissermaßen positiv überrascht - kein "booah geil ey, der ballert sich den Kopf weg" sondern durch die Bank weg Unverständnis, warum man das filmt und ins Netz stellt, das sei doch nicht normal. Am liebsten wäre mir natürlich gewesen, wenn sie es gar nicht erst angeschaut hätten :nein:

  • Stimmt, aber wenn ich wirklich so sensible Kids hätte, würde ich evtl so Themen wie selbstmord etc. Mal ansprechen. Quasi das tabu brechen

    Selbstmord ist ja nun keine neue Erscheinung. Außerdem: Wer soll das wann ansprechen? Der Klassenlehrer? Die Ethiklehrerin? Jeder in seinem Fach als mahnende, tabubrechende Worte zum Unterrichtsbeginn? Du darfst nicht deine Betroffenheit unreflektiert auf alle Teenies übertragen, denen du im Tageslauf dienstlich begegnest.

  • Selbstmord ist ja nun keine neue Erscheinung. Außerdem: Wer soll das wann ansprechen? Der Klassenlehrer? Die Ethiklehrerin? Jeder in seinem Fach als mahnende, tabubrechende Worte zum Unterrichtsbeginn? Du darfst nicht deine Betroffenheit unreflektiert auf alle Teenies übertragen, denen du im Tageslauf dienstlich begegnest.

    Das Thema Tod berührt mich tatsächlich überhaupt nicht mehr so, also keine Sorge. Da man als Klassenlehrer aber für seine Schüler verantwortlich ist und wenn man ganz genau weiß, dass sowas die Schüler triggeren könnte, sollte man evtl mal allgemein sowas ansprechen.

  • ... Da man als Klassenlehrer aber für seine Schüler verantwortlich ist und wenn man ganz genau weiß, dass sowas die Schüler triggeren könnte, sollte man evtl mal allgemein sowas ansprechen.

    Eben, wer spricht wann genau was genau an. Das muss man schon gut überlegen, wenn man Suizid zum Thema machen will, ohne dass ein Schüler danach fragte.

  • Ich finde an der ganzen Sache noch nicht mal den Suizid per se als das Skandalöse. Es ist eher die Art der "Inszenrierung", die ich problematisch finde. Dass es Suizide gibt weiß jeder, wie sowas aussehen kann, kann man sich in seiner Fantasie ausmalen. Aber andere ungefragt so radikal damit zu konfrontieren, indem man sich live in den Kopf schießt - das ist das Schockierende daran. Deshalb stellt sich mir nicht die Frage, ob ich das Thema Suizid ansprechen sollte, sondern eher ob nicht das Thema dran wäre, was man eigentlich zur Schau stellt und/oder man sich anschaut. Mit Suizid(versuchen) haben wir sehr oft zu tun, das ist kein neues Thema. Weder für die KuK, noch für die SuS. Das Thema Selbstverletzung und Suizidgedanken gehört so fest zum Alltag eines großen Teils der SuS, dass der Suizid eines Menschen per se für sie kein "Schocker" ist. Das ungefragte Mit-ansehen-müssen eines Kopfschusses dagegen schon.

  • Da das Thema hier im Forum seit ein paar Tagen besteht und ebenso lange diese Frage in meinem Kopf herumschwirrt, muss ich mal direkt diese stellen: Wie ist es denn technisch möglich, sich selbst beim Suizid zu filmen und das Video danach ins Internet zu stellen? Muss dabei nicht mindestens ein Zweiter involviert gewesen sein?

  • Ich finde, dass nicht die Schule für den Medienkonsum der Schüler verantwortlich ist und solche Dinge auffangen muss, sondern dass das in den elterlichen Verantwortungsbereich gehört. Wir haben in Klasse 6 eine Projektwoche zum Thema Soziale Medien, wo solche Dinge angesprochen werden - das muss dann aber auch nicht reichen. Ich kann ja nicht bei jedem kursierenden Video Ansprachen halten. Und letztlich, auch wenn es vielleicht etwas unsensibel klingt -> wenn man irgendwelche Sachen anklickt, muss man auch selbst Bewältigungsstrategien finden oder sich eben (falls das nicht gelingt) selbstständig Hilfe suchen. Das ständige in-Watte-packen empfinde ich eher als kontraproduktiv und würde es im schulischen Kontext ungerne noch auf privaten Medienkonsum ausdehnen wollen.

  • Eben, wer spricht wann genau was genau an. Das muss man schon gut überlegen, wenn man Suizid zum Thema machen will, ohne dass ein Schüler danach fragte.

    Wir haben damals mal in Klassenlehrerstunde darüber gesprochen. Im selben Atemzug wie Mobbing. Amanda Todd war damals ein Auslöser/Beispiel um das anzusprechen.

    Muss dabei nicht mindestens ein Zweiter involviert gewesen sein?

    Sollte es ein realer Selbstmord gewesen sein, dann ja eigentlich schon

  • Anders geht es wohl kaum...


    Diese Inszenierung kann auch durchaus im Sinne des Selbstmörders gewesen sein. Ich habe solch einen Fall selbst einmal im engeren Kollegenkreis miterlebt. Der Mensch hatte seinen Selbstmord derart öffentlich inszeniert, dass viele Unbeteiligte/Fremde selbst den Toten noch sehen mussten. Möchte das jetzt nicht weiter ausführen. Aber ja, so etwas gibt es. Aus Rache an die Hinterbliebenen? "Seht her, was ich (wegen Euch??) tu?"

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