Gehören Lehrer/innen zu den reichsten 10% in Deutschland?

  • . die man als Grundschullehrkraft nur gehen kann, nachdem man eine A13-Stelle, also Schulleitung, inne hatte, die Einstellung allein reicht nicht aus.


    An anderen Schulformen gibt es Stellen, die mit Stellenbeschreibung öffentlich einzusehen sind. Tatsächlich werden die dort aufgelisteten Tätigkeiten auch in Grund- und Hauptschulen übernommen, aber nicht dotiert oder entlastet.

    Sorry, aber das stimmt schlicht nicht. Alternative Karrieremöglichkeiten für Grundschullehrkräfte führen nicht zwingend über eine SL-Stelle. Alleine im Schulverwaltungsblatt 09/2020 waren folgende Nicht-SL-Stellen für GS-Lehrkräfte offen:


    4. Bearbeiter/in Referat 53 (Inklusion im Bildungswesen) ---> Abordnung

    5. 2x Dezernent/in Dezernat 2 ---> A15 Stelle

    9. Koordinator/in für Sprachbildung und Interkulturelle Bildung --> A13 Stelle

    10. Bildungskoordinator/in Bildungsregion Lüchow-Dannenberg ---> Abordnung

    14. Bearbeiter/in Abteilung 3 NLQ (Lehrerbildung ....) --> Teilabordnung


    Nur die beiden Stellen in 5. erfordern dabei explizit mehrjährige Leitungstätigkeit, die auch innerhalb der Behörde erlangt werden kann. Dafür sind die anderen Stellen, von denen 9. sogar mit einer Beförderung einhergeht, Sprungbretter. Weitere Optionen, die mir persönlich aus dem Bekanntenkreis bekannt sind, führten z.B. über die Schulentwicklungsberatung oder das Studienseminar.

  • Sorry, aber das stimmt schlicht nicht.

    Ich hatte an solche Stellen gedacht:

    https://www.landesschulbehoerd…0Gesamt%C3%BCbersicht.pdf

    Öffentlichkeitsarbeit, Homepage, Projekte, Qualifizierung der KollegInnen im Bereich digitale Medien, Datenschutz, inklusive Bildungsangebote

    Das findet an Grund- und Hauptschulen auch statt, aber Stellen oder Entlastung gibt es dafür nicht.


    Die Aufgaben auf den von dir, Seph , zitierten Abordnungsstellen erledigt die Grund- und Hauptschullehrkraft dann mit A12, von A13 keine Rede, danach braucht man dann trotzdem für den Aufstieg eine SL-Stelle o.a..

    Das ist zum einen gerade im Bereich Inklusion immer wieder ein Schlag ins Gesicht, weil man täglich diese Kinder beschult und fast alle Aufgaben der FöS-LuL (A13) in ganz unterschiedlichen Schwerpunkten übernimmt,

    zum anderen eine Benachteiligung, weil es nur sehr wenige A13-Funktionsstellen gibt und weil man ein Bewerbungsverfahren und mehrere Jahre Bewährung länger benötigt.


    Bleibt allein die Sprachbildungsstelle aus deiner Liste, um zumindest A13 erreichen zu können.

    Es gibt also Wege, ja, diese sind für GS- und HS-Lehrkräfte aber sehr steinig, für RS-LuL durch die nun geschaffenen Funktionsstellen etwas einfacher geworden.


    Dass vor allem die SL-Posten zum Aufstieg genutzt werden müssen, macht sich in ständig wechselnden SL bemerkbar, die sich nach 3 Jahren auf den nächsten Posten bewerben. Die A12-Lehrkräfte müssen dann die vakante Stelle immer aufs Neue kommissarisch auffangen, eingearbeitete StellvertreterInnen gibt es nicht.

  • Also ich finde nicht, dass ich zu den Reichsten gehöre, obwohl ich mit meiner Frau zusammen theoretisch zu den 10% gehöre.


    Nach Abzug von Krankenkasse sollte ich aber gleich wieder drunter sein.


    Viele meiner Freunde (in der Nähe von Stuttgart) sind Ingenieure in der Automobil-Industrie und lachen sich über mein Gehalt schlapp. Verglichen mit denen wäre ich Teamleiter, mein Gehalt läge aber weit drunter. Leider sind die Mieten in Stuttgart (bzw. jeder beliebigen Großstadt) sehr hoch, ein Großteil meiner Freunde hingegen hat kein Problem 2000 Eur kalt für 4 Zimmer zu zahlen. Ich schon.


    Daher muss es einen echt großen Teil an Familien geben, die zusammen weit unter 2000 Eur Netto verdienen, damit man im Median dann bei 5000+ auf die 10% kommt.

  • Die Aufgaben auf den von dir, Seph , zitierten Abordnungsstellen erledigt die Grund- und Hauptschullehrkraft dann mit A12, von A13 keine Rede, danach braucht man dann trotzdem für den Aufstieg eine SL-Stelle o.a..

    Nein, die braucht es eben nicht zwingend. Man darf sich durchaus auch direkt auf Posten, die mehr als eine Besoldungsstufe über der eigenen liegen, bewerben. Die Erfolgsaussichten mögen zunächst schlechter sein bei "höherrangigen" Mitbewerbern, bei Passung des eigenen Profils auf die ausgeschriebene Stelle wird das öfter in der Beurteilung wieder wett gemacht. Weiterbildung etc. kann sich da durchaus lohnen.

    Dass vor allem die SL-Posten zum Aufstieg genutzt werden müssen, macht sich in ständig wechselnden SL bemerkbar, die sich nach 3 Jahren auf den nächsten Posten bewerben. Die A12-Lehrkräfte müssen dann die vakante Stelle immer aufs Neue kommissarisch auffangen, eingearbeitete StellvertreterInnen gibt es nicht.

    Dass SL-Posten als klassischer Weg zugängiger sind als oben genannte Optionen und auch entsprechend genutzt (missbraucht?) werden, ist unbestritten und fördert nicht gerade das Arbeitsklima an den Schulen vor Ort. Leider sind mir diesbezüglich auch mehrere Fälle bekannt :daumenrunter:


    Ich fände es auch begrüßenswert, wenn für GS-Lehrkräfte etwas mehr Funktionsstellen im 1. Beförderungsamt oder wenigstens mit Amtszulage zur Verfügung stünden, wovon mit Blick auf die häufig sehr kleinen Schulen bisher eher Abstand genommen wird. Vorstellbar wären irgendwie koordinierende Tätigkeiten für mehrere Schulen in einer Region, die mit entsprechender Stellen ausgeschrieben werden.

  • Daher muss es einen echt großen Teil an Familien geben, die zusammen weit unter 2000 Eur Netto verdienen, damit man im Median dann bei 5000+ auf die 10% kommt.

    Ich glaube eher, der Anteil an Ingenieuren in der Automobilindustrie ist signifikant kleiner, als es Dir scheint :aufgepasst:... ach ja, und à propos Automobilindustrie/Traumjobs/Spitzengehälter: Lass uns da in zehn Jahren nochmal drüber reden, ok?

  • Automobilindustrie/Traumjobs/Spitzengehälter: Lass uns da in zehn Jahren nochmal drüber reden, ok?

    Kann man doch jetzt schon. Die ganzen Zulieferer sind bereits fleißig dabei zu schrumpfen. Das wird bei den Herstellern auch noch kommen. Durch Elektro- und Wasserstoffautos sinkt die Komplexität erheblich und Bedarf nicht mehr so viele Ingenieure.


    Im Moment sind wahrscheinlich auch viele in Kurzarbeit...

  • Wir haben hier am Ort auch Autoindustrie und so viele Führungspositionen sind darin jetzt auch nicht involviert. Ein nicht unerheblicher Teil sind einfache Arbeiter, bei denen das Gehalt für die Mietwohnung und der jährliche Urlaub ins Heimatland reicht. So eine Führungsposition wächst hingegen auch nicht auf Bäumen, da muss man erst einmal hinkommen.

  • Generell verdienen Lehrer meines Erachtens angemessen bzw. teils relativ gut. Als reich würde ich mich (mit A13) niemals bezeichnen. Wer sich z. B. mit Immobilien befasst, sieht schnell, wer reich ist und wer einfach zur (gehobenen) Mittelschicht gehört. Es gibt unzähliche Bereiche in der freien Wirtschaft, da werden ganz andere Gehälter bezahlt - natürlich dann aber ohne die Sicherheit, die z. B. eine Verbeamtung mit sich bringt. V. a. muss man die lange Ausbildung mit mittlerweile 5 Jahre Studium + Ref. sehen (betrifft doch nun alle Lehrämter, oder?). Unattraktiv werden dadurch v. a. Studiengänge im Bereich Grundschule, die später in A12 führen. Das steht nicht in Relation und wir den Mangel hier weiter vorantreiben. Auch im Bereich Erzieher stimmt die Wertschätzung für die Arbeit im Übrigen schon lange nicht mehr.

  • Mein Mann ist auch Lehrer, er A14, ich (noch) A13, zwei Kinder. A14 ist hier Regelbeförderung, wir haben beide bewusst keine Funktionsstelle. Wir haben netto ein Monatseinkommen von 6200 Euro. Da ist das Kindergeld dabei. PKV ist schon abgerechnet. Wir arbeiten beide nicht voll, ich 2/3-Stelle, mein Mann 85 Prozent. Über 6000 Euro netto als Familie im Monat zur Verfügung zu haben, empfinde ich als sehr viel Geld und damit stehe ich im Vergleich mit anderen befreundeten Familien auch richtig gut da.

    Damit stehst du auch im Vergleich zu vielen Lehrkräften richtig gut da. Mit Regelbeförderung auf A14 würde sich hier niemand beschweren.

  • @MeisterLaempel: Ich würde mal behaupten, dass das Gehalt nicht der ausschlaggebende Punkt ist, warum sich Lehramtsstudenten für die Grundschule entscheiden. Bzw. andersherum gesagt: Bevor Leute das Gehalt als Argument gegen den Beruf Grundschullehrer nennen, kommen noch gaaaaaanz andere Gründe.

  • Wenn ich mich entscheiden müsste, ob ich im Kindergarten oder in der Grundschule arbeiten müsste, würde ich den Kindergarten nehmen. Ich kann mir sehr viele Berufe vorstellen, die ich lieber hätte als Grundschullehrerin. Es gibt aber bestimmt auch GrundschullehrerInnen, die sagen "auf gar keinen Fall diese pubertierenden 14 jährigen, die auf nichts Bock haben, da arbeite ich lieber ganz woanders". Jeder hat so seine Gründe, seinen Beruf ergriffen zu haben.

  • Es gibt unzähliche Bereiche in der freien Wirtschaft, da werden ganz andere Gehälter bezahlt

    Es ist irgendwie auffällig, dass solche Aussagen immer nur von Lehrkräften von Regelschulen kommen.


    Es bekommt nirgendwo irgendjemand etwas geschenkt. Sicher gibt es ein paar Leute, die richtig gut verdienen. Für jeden der mehr als 100k€ im Jahr (Brutto) nach Hause trägt, gibt es 100 die unter 40k€ bleiben. Da gehören auch einige Akademiker dazu.

  • Ich wollte nicht unzufrieden klingen, sondern nur anmerken, dass ein Lehrergehalt immer noch ein recht "bodenständiges" Gehalt ist. Je nach Perspektive ist es entweder üppig oder eher mau. Kommt auf den Standpunkt an. Mein Bekannter als Facharbeiter in der freien Wirtschaft im Schichtdienst verdient nicht sehr viel schlechter als ich. Kein Studium, 3 Jahre Berufsausbildung. Bereits in der Ausbildung bekamt er quasi schon Refi-Gehalt. Das müsste doch auch Ihrer Erfahrung als Berufsschullehrer entsprechen?


    Natürlich muss man überall seine Leistung bringen, keine Frage.

  • Das kommt darauf an ;)

    Als ich damals eine Stelle in Rosenheim angeboten bekommen habe, habe ich mich ebenfalls nach einem Mietobjekt umgesehen. Die Antwort eines Maklers werde ich nie vergessen:

    "Lehrer? Damit können sie sich hier für eine Sozialwohnung bewerben!"


    Ich bin dann in ein anderes Bundesland aufs Land gezogen und würde hier behaupten, dass ich mit meinem Gehalt zu den echt gut Verdienenden gehöre.


    Frei nach dem Motto:

    Geld macht nicht glücklich. Aber zu wenig zu haben macht unglücklich.

  • Ich weiß jetzt nicht, wie die Wohnstruktur in Rosenheim aussieht, aber wenn es danach geht, dürften dort ja nur Abteilungsleiter, Spitzenpolitiker, Ärzte, Anwälte, Musiker und Schauspieler wohnen. Ich stelle mal die gewagte These auf, dass das höchstwahrscheinlich nicht der Fall sein wird, oder?

  • "Lehrer? Damit können sie sich hier für eine Sozialwohnung bewerben!"

    Gilt für eigentlich alle Gebiete, in denen es gute Arbeitsplätze gibt.

    Ich bin dann in ein anderes Bundesland aufs Land gezogen und würde hier behaupten, dass ich mit meinem Gehalt zu den echt gut Verdienenden gehöre.

    Ja, auf dem Land kann man als Lehrer leben. Eigentlich überall, wo es keine guten Arbeitsplätze gibt.

    Muss man eben wollen.

  • Mein Bekannter als Facharbeiter in der freien Wirtschaft im Schichtdienst verdient nicht sehr viel schlechter als ich. Kein Studium, 3 Jahre Berufsausbildung. Bereits in der Ausbildung bekamt er quasi schon Refi-Gehalt. Das müsste doch auch Ihrer Erfahrung als Berufsschullehrer entsprechen?

    Ich jammer zwar viel über das Gehalt, aber es ist eben nur die eine Seite. Habe auch Freunde mit ähnlicher Qualifikation wie ein Facharbeiter.

    Die sind in meiner Gehaltsklasse und, okay, manchmal etwas darunter. Aber die müssen keine gesundheitsgefährdenden Klassenfahrten (Überstunden, Schlafmangel) durchführen, habe keine gesundheitsbeinträchtigenden Geräuschpegel wie wir in den Gängen zur Pause, die haben insgesamt auch einfach ein geringeres Arbeitspensum.

    Ich finde einfach, dass unsere Arbeitsbedigungen für das Gehalt nicht stimmen. Ich könnte sehr gut mit meinem Gehalt leben, wenn man so etwa 19-20 Wochenstunden zu unterrichten hätte. Aber so ist die work life balance halt ziemlich schlecht. Also entweder mehr Geld für die jetzige Arbeit, oder weniger Arbeit für das gleiche Gehalt.

  • Aber die müssen keine gesundheitsgefährdenden Klassenfahrten (Überstunden, Schlafmangel) durchführen, habe keine gesundheitsbeinträchtigenden Geräuschpegel wie wir in den Gängen zur Pause, ...

    Da muss ich ja mal wieder schmunzeln! Wieviele diese "gesundheitsgefährdenen" Klassenfahrten musst du denn pro Jahr machen? Und mit welcher Schülerklientel fährst du, die dich nicht mal schlafen lässt? Auch frage ich mich, warum es bei euch in den Pausen auf den Gängen derart laut und voll ist, dass du den Geräuschpegel als "gesundheitsbeeinträchtigend" empfindest. Bei uns verteilen sich in den Pausen die SuS (jetzt zu Corona-Zeiten natürlich nicht; da haben wir versetzte Pausenzeiten und unterschiedliche Aufenthaltsbereiche für jede Abteilung) auf verschiedene Pausenhöfe, Aufenthaltsbereiche innerhalb der Gebäude und unterschiedlichste Gänge. Dicht gedrängt vor den Klassenräumen (mit evtl. etwas höherem Geräuschpegel) stehen die SuS nur minutenlang nach den Pausen, also bevor die Lehrkräfte die Räume wieder aufschließen. Ist das bei euch so viel anders? Und selbst wenn: du wirst ja wohl kaum deine kompletten Pausen auf den Gängen deiner Schule verbringen, oder?

    Ich kenne übrigens recht viele Berufe - und gerade bei Fachkräften, die im Schichtbetrieb arbeiten -, in denen der Geräuschpegel um so Einiges höher ist als in der Schule (und zwar durchgängig während der kompletten Arbeitszeit)...

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

    • Offizieller Beitrag

    Ich jammer zwar viel über das Gehalt, aber es ist eben nur die eine Seite. Habe auch Freunde mit ähnlicher Qualifikation wie ein Facharbeiter.

    Die sind in meiner Gehaltsklasse und, okay, manchmal etwas darunter. Aber die müssen keine gesundheitsgefährdenden [...]

    nee, sie haben vielleicht Schichtbetrieb, was bekanntlich super für den Körper und das Familienleben ist, sie haben vielleicht eine hohe Tragelast, arbeiten vielleicht draußen oder in Frierrräumen, sie haben den hohen Geräuschpegel der Maschinen, mit denen sie arbeiten, usw..

    Komm wieder zurück zur Erde, Lilly..

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