Gehören Lehrer/innen zu den reichsten 10% in Deutschland?

  • Hey,


    na das lässt sich pauschal so nicht sagen. Ein verbeamteter Lehrer in Vollzeit gehört schon eher zum oberen Teil der Einkommenspyramide, wenn das durchschnittliche Nettoeinkommen einer Gegend sehr niedrig ist, so in einigen ostdeutschen Landkreisen, während er sich in den sich verteuernden urbanen Gegenden vermehrt mit gleichrangigen und höheren Einkommen messen muss. Braunschweig z.B. bringt gut bezahlte VWler in die Stadt, München wurde hier schon erwähnt etc.


    Was Strangersteller allerdings bedauerlicherweise nicht sehr deutlich macht, ist die Frage, worauf die Vermutung der Unzufriedenheit basiere - das wäre doch noch eine interessante Frage.

  • Das stimmt so echt nicht und ich lese es hier immer wieder (Ich weiß, dass es nicht deine Meinung ist und du es nur zusammenfässt!). Wir bringen hier in HH als verheiratetes Paar knapp 6700 Euro netto auf den Tisch und können uns hier eine sehr großzügige Wohnung leisten und immer noch gut leben. Aber auch als Single könnte ich hier je nach Anspruch gut leben. Hamburg gilt nun auch nicht gerade als günstig.


    Wirklich, ich verstehe nicht, woher diese Annahmen kommen. Als würden in Ballungszentren nur die Topverdiener leben können... irgendwann ist mal gut mit den Märchenstunden hier.

    Meine Frau ist keine Lehrerin, sondern normale Angestellte. Daher sind wir zusammen bei den 5400 netto. Nach Abzug Krankenkasse und Versicherungen und Kfz (knapp 1000 Eur) und momentan 1700 Miete für eine normale Wohnung am Rand von Stuttgart ist das Leben sehr kommod. Wenn ich nun aber Vater werde, wird das für die nächsten Jahre bedeutend weniger.


    Und um auf die 6700 Netto zu kommen, müsst ihr beide entweder A13 Stufe 2 sein (Bezogen auf 3350 Netto pro Person bei gleichen Bezügen)


    Sollen also alle auf Kinder verzichten oder Lehrer heiraten, damit man "gut" leben kann?

  • Funky303 : Die Immobilienpreise in den Großstädten sind ja nur so hoch, weil die Nachfrage höher als das Angebot ist. Sie werden solange steigen bis 1000 Nachfrager = 1000 angebotene Immobilien. Ist ja klar, würde ich als Immobilienverkäufer auch so machen. Die Leute müssen halt schlau sein und sagen: "Nö, nicht mit mir, dann ziehe ich eben auf das Land und habe etwas von meinem Geld." Du wohnst ja in BW und sowohl in BW als auch in Bayern kannst du in die tiefste Einöde ziehen und es gibt trotzdem kaum Arbeitslosigkeit, weil diese Bundesländer so reich sind.

    Früher hatten die Leute teilweise deutlich weniger Geld und einen Stall voll Kindern - ih denke, dass Geld nicht das ausschlaggebende Kriterium für oder gegen Kinder sein sollte. Stelle mir mal vor, du wirst mal 60 sein und musst dir vorwerfen, aus Geldgründen auf Kinder verzichtet zu haben! Da gibt es deutlich mehr Leute, die mit 60 sagen: "Es war zwar schwer, aber ich würde meine Kinder nie mehr hergeben.".

  • In meinem Falle kann ich das nicht, da meine Frau in Stuttgart arbeitet und ein Jobwechsel für sie nicht in Frage kommt. Ich arbeite außerhalb, somit wohnen wir am Rande von Stuttgart, so dass wir es beide ähnlich weit zur Arbeit haben. Dazwischen noch Kids.


    Leider sind die Immobilienpreise momentan echt der Hammer. Ich suche eine Wohnung mit 100qm, 5 Zimmer). In Stuttgart habe ich Wohnugen gefunden, die in der Preisrange von 800 000 aufwärts liegen. Häuser mit Garten... naja, unbezahlbar.

  • Dass Mieten und Immobilienpreise hoch sind, belegt für mich eher, dass dieser Markt kaputt ist. Davon abzuleiten, dass ich zu wenig verdiene, leuchtet mir nicht so ganz ein.


    Das Kinderbeispiel verstehe ich auch nicht. Klar ist das ein harter finanzieller Einschnitt, aber das wäre es für jedes Mittelstandspaar, egal ob Lehrer oder nicht. Das ist eben eine Lebensentscheidung, die man sich “leistet”.


    Genau so, wie jeder für sich selbst entscheiden muss, ob er 1700 Euro für eine Wohnung an Miete zahlen will.

  • Dass Mieten und Immobilienpreise hoch sind, belegt für mich eher, dass dieser Markt kaputt ist. Davon abzuleiten, dass ich zu wenig verdiene, leuchtet mir nicht so ganz ein.


    Das Kinderbeispiel verstehe ich auch nicht. Klar ist das ein harter finanzieller Einschnitt, aber das wäre es für jedes Mittelstandspaar, egal ob Lehrer oder nicht. Das ist eben eine Lebensentscheidung, die man sich “leistet”.


    Genau so, wie jeder für sich selbst entscheiden muss, ob er 1700 Euro für eine Wohnung an Miete zahlen will.

    Hey,


    es geht hier aber nicht um die Mittelschicht, sondern um die Frage, ob man als Lehrer (z.B. A13, verbeamtet, voll) zur Oberschicht gemäß der Berechnungsmodelle gehört. Und da macht es tatsächlich einen Unterschied, wo man lebt. Warum du ableitest, dass man denken könnte, man verdiene zu wenig, erschließt sich mir aber hier noch nicht ganz. Dass das System von Angebot und Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt in einigen Bereichen längst schon abartige Ausmaße angenommen hat, mag wohl unbestritten sein. Ob das System aber kaputt ist, wäre eine interessante Frage.

  • Das stimmt so echt nicht und ich lese es hier immer wieder (Ich weiß, dass es nicht deine Meinung ist und du es

    Wirklich, ich verstehe nicht, woher diese Annahmen kommen. Als würden in Ballungszentren nur die Topverdiener leben können... irgendwann ist mal gut mit den Märchenstunden hier.

    Mit 6700 netto verstehst du dich wohl nicht als Topverdiener? Das Märchen kann man aus verschiedenen Perspektiven erzählen.


    Der Punkt ist doch, dass nicht alle Kolleg*innen doppelt verdienende A13-Einkommen haben. Es kommt darauf an, ob man Kinder hat, alleinerziehend ist, wo man wohnt, was der Partner verdient, ob man im ÖD ist und vor allem, ob man von seinen Eltern unterstützt wurde und wird bzw. in naher Zukunft erben wird. Reichtum hat auch mit Familiengeschichte zu tun. Gerade der Ost-West-Bruch ist da enorm... Übrigens auch von dem, was ältere Kollegen jetzt verdienen, ich kenne einen, der 30 (!) Wochenstunden machen muss.


    Außerdem fände ich es klasse, wenn wir nicht auf die Provokationen einsteigen, die mit solchen Threads hervorgerufen werden sollen. philanthropos hat's angesprochen, die Berufszufriedenheit ist immer individuell zu betrachten und hat viele Facetten. Die Rechnung Gehaltsauszug=Magengeschwür existiert m.M.n. bei niemandem hier. Wohl aber Gefühle von Ungerechtigkeit, die immer wieder anklingen, z. B. auch die bessere Bezahlung von Förderschullehrkräften im Vergleich zu den Grundschulkolleginnen vielerorts usw.

  • Dass Mieten und Immobilienpreise hoch sind, belegt für mich eher, dass dieser Markt kaputt ist. Davon abzuleiten, dass ich zu wenig verdiene, leuchtet mir nicht so ganz ein.


    Genau so, wie jeder für sich selbst entscheiden muss, ob er 1700 Euro für eine Wohnung an Miete zahlen will.

    deshalb habe ich mich vor Jahren gegen eine Stelle in München entschieden und bin nach ... (1. Schule nach Referendariat) . ;)


    Und jetzt wohne ich auch 30 km weiter als ich ursprünglich wollte (halbe Miete).


    Ich kenne Menschen (keine Lehrer), die zuerst eine günstige Wohnung gefunden haben und dann einen Arbeitsplatz gesucht haben.


    Aber 1700 Euro für eine Wohnung in Stuttgart sind nicht teuer. Ich kenne höhere Preise. Meine Familie hat ursprünglich in Stuttgart gewohnt und ist bewusst weggezogen, wir haben aber noch viele Kontakte dort. Es gibt bei uns Krankenhäuser, die eigene Wohnungen für ihr Pflegepersonal anbieten, weil sie sonst keine finden würden.

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  • Und jetzt wohne ich auch 30 km weiter als ich ursprünglich wollte (halbe Miete).

    DAS ist sicher auch ausschlaggebend. So haben wir es auch gemacht. Wir haben in einer Großstadt gewohnt, sind dann aber da weggezogen, weil es einfach zu teuer war. Wohnen jetzt 15 Minuten "außerhalb" des U-Bahnnetztes. Es hängt natürlich von der Stadt ab, wie die Immobilienpreise in so einer Wohnlage sind, aber hier geht es. 15 Minuten vom U-Bahnnetz in München entfernt zahlt man vermutlich immer noch das Doppelte von dem, was wir zahlen.
    Es ist halt blöd, wenn man, warum auch immer (und da gibt es 1000 Gründe) seinen Wohnort nicht wechseln kann/möchte.

  • @samu: Grundschullehrer sind manchmal schon Tausendsassa, aber was von Förderschullehrern teilweise verlangt wird, da ziehe ich meinen Hut vor, und da sehe ich die unterschiedliche Bezahlung als absolut gerechtfertigt.

  • @samu: Grundschullehrer sind manchmal schon Tausendsassa, aber was von Förderschullehrern teilweise verlangt wird, da ziehe ich meinen Hut vor, und da sehe ich die unterschiedliche Bezahlung als absolut gerechtfertigt.

    Danke, aber das sehe ich nicht so. Die Belastung ist vielleicht eine andere, aber nicht geringer, vor allem nicht in der Stadt. In Sachsen wurde ja jetzt auch angeglichen, ich hoffe, das könnte den einen oder die andere bewegen, herzukommen. Die Hoffnung stirbt zuletzt :grimmig:

  • Wohl aber Gefühle von Ungerechtigkeit, die immer wieder anklingen, z. B. auch die bessere Bezahlung von Förderschullehrkräften im Vergleich zu den Grundschulkolleginnen vielerorts usw.

    Kann ich bestätigen. Zumal wir Grundschullehrer*innen in "unterprivilegierten" Stadtbezirken (NRWs) vorrangig Förderschularbeit machen. Übrigens etwas, was ich mir nicht freiwillig ausgesucht habe, denn ich wollte bewusst kein Sonderpädagoge sein. Aber die Umstände machen uns dazu, und wir werden eben nicht "gerecht" bezahlt.

  • ...

    Was Strangersteller allerdings bedauerlicherweise nicht sehr deutlich macht, ist die Frage, worauf die Vermutung der Unzufriedenheit basiere - das wäre doch noch eine interessante Frage.


    Doch, doch, darauf ist der Strangersteller - falls ich damit gemeint sein soll - bereits eingegangen. Die Vermutung der Unzufriedenheit äußerte sich sehr rasch nach dem Eingangsbeitrag in Kommentaren, wonach Lehrer gar nicht "reich" wären (also das vehemente Bestreiten, dass man zu den 10% der am besten Verdienenden gehöre und wenn, dann sei das eben noch lange nicht "reich") und eher zu wenig als zu viel verdienen (wobei ich nie sagte, wir verdienten zuviel, das wird mir immer gerne untergeschoben), weil sie ja diese und jene Ausgaben hätten und er kennt sie aus vielen Diskussionen hier seit 2017 (?), in denen Lehrer sich ungerecht bezahlt fühlten, weil andere Akademiker so viel mehr verdienen würden - naja, und nicht zuletzt aus persönlichen Gesprächen mit Kollegen, die immer wieder über mangelnde Wertschätzung klagen und damit aber nur "mehr Geld/Gehalt" meinen.


    Wertschätzung drückt sich für mich nicht nur und überhaupt in "mehr Geld/Gehalt" aus, wenngleich ich auch gerne gut verdiene - und das tue ich ja.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Ich frage mich, wie einfache Arbeiter in einer Großstadt überleben. Eine Aldi/Lidl/Rossmann Verkäuferin bekommt bei uns erwa 17€/Stunde, bei Edeka/Kaufland usw sind es sogar nur 14€/Stunde.

    Ein KFZ Mechatroniker, Handwerker bekommt auch nicht wesentlich mehr.


    Man muss mal nach unten schauen, um zu sehen, wo wir stehen.

  • Ich frage mich, wie einfache Arbeiter in einer Großstadt überleben. Eine Aldi/Lidl/Rossmann Verkäuferin bekommt bei uns erwa 17€/Stunde, bei Edeka/Kaufland usw sind es sogar nur 14€/Stunde.

    Ein KFZ Mechatroniker, Handwerker bekommt auch nicht wesentlich mehr.


    Man muss mal nach unten schauen, um zu sehen, wo wir stehen.

    Die sind dann ganz schnell auf Wohnberechtigungsscheine, Sozialbauwohnungen bzw. Wohngeld oder sogar aufstockendes ALG II angewiesen. Ich habe einige Freunde, wo beide im Niedriglohnsektor tätig sind (teilweise, weil im Ausland erworbene Studienabschlüsse nicht anerkannt werden in Deutschland), dazu dann noch Kinder und mehr als eine Sozialbauwohnung ist nicht stemmbar finanziell in einer Stadt mit entsprechend hohen Mieten. Ich habe jetzt nach dem Ref gerade mal eine 70%-Stelle und verdiene so viel alleine für mich, wie eine meiner besten Freundinnen und ihr Mann für sich und ihre vier Kinder gemeinsam zum Leben zur Verfügung haben. Dafür arbeitet er aber z.B. im Schichtdienst und sie als Dozentin für die VHS, damit sie so gerade über die ALG II-Schwelle kommen als Familie. Ich weiß ganz bestimmt, dass ich verdammt gut verdiene. In meiner Familie mag ich auch weiterhin eher zu den "Geringverdienern" gehören (Schulleiter, Ärzte mit gut laufender eigener, abgezahlter Praxis, Führungskräfte von Dax-Unternehmen etc.), in meinem Freundeskreis gehöre ich zu denen, die mit am besten verdienen (nur meine Freunde im Schuldienst mit voller Stelle verdienen mehr als ich). Das relativiert finde ich sehr vieles, wenn man ein solches Umfeld hat bzw. auch selbst lange deutlich weniger für deutlich mehr Arbeit verdient hat.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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