Was könnte man verbessern, damit man es nicht bereut, Lehrer/in geworden zu sein?

  • Auch wichtig:

    Dinge übernehmen, die einem leicht fallen (und Spaß machen).

    Nein sagen, wenn die Aufgabe nicht zu einem passt.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Ich denke, dass die Arbeitszufriedenheit nur kleinere Klassen verbessern könnten. Kleinere Klassen bedeuten weniger Korrekturen, weniger Beratungstermine, entspannteres Arbeiten und mehr Zeit für einzelne, was auch zu größeren Lernerfolgen führen sollte.

    Solange es das nicht gibt, muss man an den Stellschrauben drehen, die einem zur Verfügung stehen. Und da steht ganz oben auf der Liste der eigene Anspruch an seine Arbeit. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Arbeit und vor allem auch mit der Work-Life-Money Balance. Wenn ich mich mit anderen KuK vergleiche die weniger zufrieden sind, lassen sich recht gut die Gründe dafür erkennen:

    - Wer Kinder hat ist häufiger unzufrieden mit seiner Arbeit, weil hier bei schulpflichtigen Kindern natürlich jede Menge Termine kollidieren und man schlicht weniger Zeit neben dem Beruf hat.

    - Wer Lob durch Vorgesetzte oder KuK erwartet ist häufiger unzufrieden, weil das in unserem Beruf oft zu kurz kommt. Wer sich damit zufrieden gibt, wenn der Unterricht nach den eigenen Vorstellungen gut läuft und das als "genug Lob" verbucht, ist meist zufriedener.

    - Wer den Anspruch hat, dass der eigene Unterricht immer bestmöglich effizient ist und ein schlechtes Gewissen hat, wenn er Türschwellendidaktik betreibt, ist ganz besonders häufig unzufrieden. Ich höre mir häufig ellenlange Jammer-Arien von KuK an, die sich wieder das ganze WE um die Ohren gehauen haben um irgendein besonderes Schmankerl für die SuS vorzubereiten, während ich in der selben Zeit meine Freizeit genossen habe. Mein Unterricht wurde von mir so vorbereitet, dass er brauchbar ist. Ich beabsichtige nicht einen Preis für den besten Unterricht Deutschlands zu gewinnen. Trotzdem sind meine SuS hinterher nicht schlauer oder blöder oder zufriedener/unzufriedener als die SuS der KuK, die sich das Wochenende um die Ohren geschlagen haben. Was wiederum eng mit dem Punkt Lob zusammenhängt: Möglicherweise sind manche so sehr auf der Suche nach Lob, dass sie versuchen sich dieses durch unendlich viel Mehrarbeit zu erarbeiten. Umso frustrierender, wenn dann kein entsprechendes Lob kommt.

    - Wer zu allem "Ja" sagt ist besonders häufig unzufrieden, denn auch hier gibt es meist kein Lob für die Mehrarbeit und man schießt zusätzlich noch eigene Freizeit in den Wind. Ich sage grundsätzlich erstmal zu allem Nein, überlege mir dann in Ruhe ob ich Bock darauf habe und gebe dann möglicherweise eine Zusage. Und wenn mir irgendwas zufällt was ich richtig kacke finde, dann beschwere ich mich so lange bis es jeder weiß und mich zukünftig nicht mehr damit behelligt. KuK, die bei allem Ja sagen, ärgern sich darüber natürlich häufig. Schließlich machen sie eine Arbeit die sie nicht machen möchten während andere einfach Nein gesagt haben und nun keine zusätzliche Arbeit haben. Aber jeder ist seines eigenen Glückes Schmied und als erwachsener Mensch und vor allem als Lehrer sollte jeder selbst in der Lage sein, seine Interessen entsprechend klarzumachen und durchzusetzen.


    Lange Rede kurzer Sinn: Man sollte tun, was man gerne macht und so weit es geht einen Bogen um alles machen, was man nicht machen möchte. Das geht natürlich nicht immer und zu 100% weil manche Aufgaben halt einfach gemacht werden müssen, aber man muss sich nicht noch die hundertundfünfte Aufgabe aufs Auge drücken lassen, nur weil man meint, man könnte damit einen Blumentopf gewinnen. Den Blumentopf kaufe ich mir dann doch lieber in meiner verdienten Freizeit selbst :geschenk:

  • Wer von euch würde denn den Beruf weiterempfehlen? Würdet ihr euren Kindern sagen: super, mach, toller Job, du musst nur "nein" sagen können?

    Ich!!! :rose: Ich möchte keinen anderen Beruf als diesen! Man muss sich nur bewusst sein, dass es unter bestimmten Voraussetzungen Unzufriedenheitspotential gibt. Es gibt ganz viele Graustufen zwischen "Arbeitsblätter in den Raum werfen" und "Stundenlang über der perfekten Stunde brüten". Man muss sich halt bewusst sein, dass bestimmte Erwartungen uU nicht erfüllt werden und diese dann nicht das Ausschlaggebende sein sollten, den Beruf auszuüben. zB glänzenden Kinderaugen und 100% lernwillige SuS, die mit Wonne alles aufsaugen wie ein Schwamm. Nicht, dass ich jemandem unterstellen möchte, diese Erwartung gehabt zu haben. Aber gerade von Studenten oder angehenden Lehramtsstudenten hört man sowas öfter als Berufswahlmotivation. Und wenn dann die Kulleraugen nicht ganz so glänzen und lieber Papierkugeln geschossen werden als Vektoren zu berechnen, dann kann das ganz schnell zu Frust führen, wenn das der einzige Antrieb für die Berufswahl war. Manchmal unterschätzt man vielleicht auch seinen Einfluss. Selbst wenn gefühlt der UNterricht drunter und drüber geht, mit den Augen gerollt wird und rumgestöhnt wird - wer weiß, wie ein paar Jahre später die SuS über das denken, was sie gelernt haben. Es ist doch immer toll von Ehemaligen zu hören, die vllt gar nicht so "der Bringer" in der Schule waren, dann aber positiv auf die Zeit zurückschauen und einem eine tolle Rückmeldung geben. Manche Saat die man sät geht vielleicht einfach erst später auf :rose:

  • Alles in allem denke ich, dass in den ganzen Jahren zu viel Kraft draufgeht, körperlich und psychisch - mehr als in vielen anderen Berufen.

    Das zeigen ja auch die Burnoutkliniken extra für Lehrer. Wichtig ist, denke ich, sich rechtzeitig professionelle Hilfe zu suchen, wie man sich besser abgrenzen kann. Und vielleicht sogar auszusteigen, aber als Grundschullehrer hat man praktisch keine Möglichkeiten. Ein "bereite halt nicht so viel vor" oder "egal was die Eltern sagen" oder "such dir n Hobby", auch freundlicher formuliert, trifft leider nicht den Kern.

  • Das zeigen ja auch die Burnoutkliniken extra für Lehrer. Wichtig ist, denke ich, sich rechtzeitig professionelle Hilfe zu suchen, wie man sich besser abgrenzen kann. Und vielleicht sogar auszusteigen, aber als Grundschullehrer hat man praktisch keine Möglichkeiten. Ein "bereite halt nicht so viel vor" oder "egal was die Eltern sagen" oder "such dir n Hobby", auch freundlicher formuliert, trifft leider nicht den Kern.

    Die Burnout-Kliniken zeigen vor allem, dass das Lehramtsstudium endlich abgeschafft werden muss. Es sind genug Kollegen, die in dem Job kaputt gehen und ihn mangels Alternativen versuchen totunglücklich durchzuziehen.

  • Die Burnout-Kliniken zeigen vor allem, dass das Lehramtsstudium endlich abgeschafft werden muss. Es sind genug Kollegen, die in dem Job kaputt gehen und ihn mangels Alternativen versuchen totunglücklich durchzuziehen.

    Die Abschaffung der Lehramtsstudiengänge würde nichts daran ändern, dass der Arbeitsmarkt außerhalb von Schule z. B. für Geisteswissenschaftler mehr als beschränkt ist. Und sich über Praktika und kreative Quereinstiege eine Existenz in der Wirtschaft zu zimmern ist nicht jedem gegeben.


    Ich denke, Dein Vorschlag geht auch am Kern des Problems vorbei - schließlich machen Lehrer einen überaus wichtigen Job. Es sind die Arbeitsbedingungen, die verbessert werden müssen, nicht die Fluchtmöglichkeiten. Das Gleiche gilt übrigens für ganz viele andere Berufe genauso. Auch Pfarrer, Polizisten und Ärzte können nicht mal eben etwas anderes machen.

  • Auch Pfarrer, Polizisten und Ärzte können nicht mal eben etwas anderes machen.

    Das stimmt absolut und es ist auch einfach nicht richtig, dass man als "echter" Chemiker z. B. so locker flockig aus dem Lehramt wieder rauskommt, wenn man mal drin ist. Es betrifft ja in Deutschland de facto nur die Naturwissenschaftler, deren Fachausbildung im Lehramt so verkürzt ist, dass sie sich nicht wirklich auf einen Job jenseits der Schule hoffen könnten. Das ist vor allem ärgerlich, wenn man direkt nach dem Studium schon merkt, das mit den jungen Menschen ist nichts für einen, dann muss man halt einen ziemlich grossen Teil wieder von vorne machen. Hängt wohl auch ein bisschen von der jeweiligen Uni ab, wie gut man überhaupt schon während des Studiums zwischen m. ed. und m. sci. wechslen kann, das ist einfach wirklich blöd. Nach dann bald einmal 8 Jahren im Schuldienst nimmt mich aber die Novartis einfach nicht mehr. Die würden mich wohl auslachen, wenn ich da überhaupt eine Bewerbung hinschicke, ich habe doch nullkommagarnichts an relevanter Berufserfahrung vorzuweisen. Die einzige Branche, in der ich mir noch realistische Chancen einräumen würde, wäre das Verlagswesen. Oder so in Richtung Museumspädagogik, das könnte ich mir auch noch vorstellen, dass das ginge. Letzteres ist aber sicher finanziell gesehen gar nicht sehr attraktiv.


    @samu Ich finde, Du hast in dem Beitrag, den Du wieder gelöscht hast, mal wieder viel zu sehr von Deiner eigenen Situation aufs Lehramt im Allgemeinen extrapoliert. Mir tut es total leid für Dich, dass es Dir an Deinem Arbeitsplatz offenbar so schlecht geht denn ich denke, Du machst Deinen Job wirklich gut. Ich mag meinen Job, meine Schule, meine Kollegen und meine Schulleitung aber wirklich gerne. Klar gibt es immer wieder Momente in denen ich ausrasten könnte (und manchmal auch tue), aber man muss da ja insgesamt sehen und da würde ich auf keinen Fall überhaupt irgendwas anderes machen wollen. Ich bekomme viel positives Feedback, von den Jugendlichen, von den Eltern, von der Schulleitung, von den Kollegen. Es ist absolut normal bei uns im Schulhaus, dass man anderen Leuten sagt "das hast Du super gemacht, ich finde Dein Engagement echt toll". Hin und wieder habe ich auch Beef mit den Schafen, das liegt aber vor allem daran, dass ich es einfach nicht stehen lassen kann, wenn die den Arsch nicht kneifen. Das nervt mich zu Tode wenn ich sehe, die könnten eigentlich, aber wollen nicht. Ich weiss auch, dass ich "erfolgreich" bin wenn ich am Ende der 4 Jahre 1. sehe, was die Jugendlichen alles können (nein, das kommt *nicht* einfach so, es gibt eben definitiv auch schlechten Unterricht!) und wenn 2. Ehemalige kommen und mir sagen, jawohl, sie hätten echt nützliches Zeug bei mir gelernt. Nicht nur vom Fach her, sondern sie hätten bei uns im Schulhaus (und da gehöre ich ja dazu) auch einfach eine gewisse Haltung gelernt, die sie weiterbringt im Leben. Bis die ersten Ehemaligen kommen, das dauert halt einen Moment, aber bis man dann irgendwann mal in Rente geht, kommen ja schon einige Ehemalige zusammen.

  • Es betrifft ja in Deutschland de facto nur die Naturwissenschaftler, deren Fachausbildung im Lehramt so verkürzt ist, dass sie sich nicht wirklich auf einen Job jenseits der Schule hoffen könnten.

    Ich bin halt einer davon, ich bin glücklich in meinem Job, aber über das Lehramtsstudium an sich weniger. Egal.


    Ich bleibe aber dabei, dass es für alle mehr "Auswege" geben müsste. Ich kenne Lehrer, die haben sich durch massive Stundenreduktion ja schon "bessere Arbeitsbedingungen" ermöglicht und kriechen trotzdem auf dem Zahnfleisch. Manche wären im Büro besser aufgehoben und die Option gibt es einfach nicht (bzw. kaum).

  • Eine meiner Töchter tritt in meine Fußstapfen, also kann es ja nicht so negativ von mir rüber gekommen sein. Vllt. habe ich bloß einen Hänger, vllt. kommt es von der Coronasituation auch in der Schule oder vllt. fehlt mir im Moment auch etwas, das mir innerlich Kraft gibt. Wenn man das hat, gelingt einem so manches viel leichter.

    Dass man ungeeignete Leute im Studium rausfiltern soll finde ich einen unpassenden Beitrag. Schrieb vorne jemand. V.a., wenn lange Zeit alles gut war. Das hat mit meinem momentanen Gefühl nix zu tun. Genauso gut oder schlecht könnte man vorschlagen, keine eigenen Kinder zu haben, damit man nicht zu solchen Gedanken kommt. Wie der Frosch sagt, lauf mal paar Wochen in meinen Schlappen, dann siehst du weiter.

  • Diese "Auswege" gehen leider nur bei Fächerkombinationen, bei denen, hätte man sie im Fachbachelor studiert, man auch einigermaßen gute Berufschancen hätte, insbesondere im Berufsschulbereich und mit Abstrichen (siehe @Wollsocken80s Ausführungen weiter oben) Gymnasialbereich mit MINT-Fächern. So, was ist mit jemandem mit Grundschullehramt und den Fächern Deutsch und Sachunterricht? Oder sowas wie Haupt- und Realschullehramt Englisch und Kunst? Selbst wenn man diesen Leuten fachfremd außerhalb der Schule eine Chance gibt, sie würden mit sehr vielen Menschen konkurrieren, nämlich alle, die etwas Geisteswissenschaftliches ohne direktes Berufsbild studierten.

  • Neulich hat hier jemand einen Kliniklehrer gesucht. Das wäre für mich wahrscheinlich momentan das Richtige. Leider ist das immer so weit weg.

    Sicher? Kliniklehrer heißt durchaus auch Psychiatrie und da hast du alle extrem belasteten Kinder, die täglich zweistündig beschult und nach 6 Wochen entlassen werden. Zudem die Ärzte, die keinen Pfifferling auf deine Meinung geben... Das ist auch nicht jedermanns Traum.

  • ... Manche wären im Büro besser aufgehoben

    Mancher vielleicht auch in der Forschung, in der Erwachsenenbildung, im Kundenkontakt, in der Einzeltherapie, im Atelier, auf der Bühne?


    So schön das deutsche System gut qualifizierte Handwerker*innen und Student*innen entlässt, so unflexibel ist man danach.

  • so unflexibel ist man danach

    Verstehe ich nicht. Ich habe Chemie studiert. Klar ist mein Beruf dann wohl nicht Schauspielerin oder Staatsanwältin. Wie genau soll eine Berufsausbildung (und schlussendlich ist auch ein Studium nichts anderes) denn aussehen um "flexibel" zu sein?

  • Eben. Ich kenne auch Leute, die xy studiert haben und sich dann zum Bergführer ausbilden haben lassen. Man muss sich schon irgendwo noch selber überlegen was man will und kann.

  • Das Problem mit jeder Art Studium oder Ausbildung ist doch, dass in der Regel eine hohe Flexibilität auch schlechter bezahlte Jobs bedeutet. Menschen mit hochwertigen und spezialisierten Ausbildungen/Studium werden besser entlohnt, haben dafür aber eine kleinere Auswahl an entsprechenden Stellen. Ein ausgebildeter Einzelhandelskaufmann kann ja nicht einfach Museumspädagoge werden. Dafür braucht der Arbeitsmarkt aber mehr Einzelhändler als Museumspädagogen.

  • Verstehe ich nicht. Ich habe Chemie studiert. Klar ist mein Beruf dann wohl nicht Schauspielerin oder Staatsanwältin. Wie genau soll eine Berufsausbildung (und schlussendlich ist auch ein Studium nichts anderes) denn aussehen um "flexibel" zu sein?

    Ich weiß von einem Amerikaner, dass es in Amiland wesentlich leichter ist, quereinzusteigen. Das betrifft eher nicht den Richter oder Arztberuf, is klar denke ich.

    Vielleicht ist es bei dir auch besonders, weil du ja Chemikerin warst und dich nach ein paar Jahren Berufserfahrung für den Schuldienst entschieden hast? Wer sich aber mit 19 für Grundschullehramt entschieden hat, mag mit 55 feststellen, dass es nervt, über seine Kräfte geht, die zehnte erste Klasse zur Räson zu bringen.

    • Offizieller Beitrag

    JEDE*R von uns, auch mit Deutsch/Geschichte, hat Alternativen auf dem Arbeitsmarkt. Zum Einstieg (wie in JEDEM Beruf) schlechter bezahlt als danach.

    Was hier die meisten Menschen meinen, ist: ich kriege woanders keine A12/A13. Soviel dazu, dass wir so schlecht bezahlt sind und woanders miiiindestens dasselbe verdienen würden...

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