Beschulung von Lehrerkindern

  • Ich glaube man muss hier nochmal unterscheiden, was man mit "besser gestellt" denn eigentlich meint. Chili spricht ja die "ganz großen" Chefärzte und Vorstände an. Der Weg an die Privatuni etc., das ist nochmal eine ganz andere Herumdoktorei und das sind Sphären in denen sich die meisten User hier nicht bewegen.

    • Offizieller Beitrag

    Der Punkt ist: dein Kind wird nicht im IQ-Tatoo auf der Stirn geboren. und die wenigsten von uns machen einen IQ-Test am eigenen Kind.
    zwei Kinder mit selbem IQ werden sich GANZ ANDERS verhalten, wenn sie in zwei verschiedenen Haushalten aufwachsen. Karl-Magnus ist GENAUSO schlau wie Aise. Er kann es nur nicht ausdrucken. Ihm fehlt der differenzierte Wortschatz für die schönen Analysen. Wahrscheinlich hätte er auch Bücher toll gefunden, aber es gab keine zuhause. und dann kam die Vorpubertät, also ihhh, erst recht nicht. Murat ist auch ein typischer Junge, der in der Vorpubertät Bücher weniger cool findet, aber 1) er hat schon vorher viel gelesen, 2) er hat trotzdem einen Bezug dazu.

    Wenn schon nicht die Sozialisationstheorien Thema waren: Entwicklungs- und Lerntheorien sind dir sicher ein Begriff. Wenn ich einem Kind die Umwelt schaffe, kommt er besser durch die Welt. Es ist nunmal nicht nur eine Frage von Anlagen.
    Es hat nichts mit "Herumdoktorn", sondern mit einer anderen Wahrnehmung des theoretisch selben Potenzials.

  • Zitat

    dass man einfach akzeptiert, dass das Kind schlichtweg nicht die hellste Kerze auf der Torte ist


    Warum sollten das irgendwelche Eltern akzeptieren? Niemand will das über seine eigenen Kinder hören - nicht zuletzt, weil das auch auf einen selbst zurückfällt...


    Noch mal: Warte, bis Du eigene Kinder hast. Vieles von dem, was Du jetzt zum Thema Erziehung etc. denkst, wird sich dann (im Alltag) anders gestalten.

  • "Wenn ein Kind nur wirklich will, schafft es es zu Bildungserfolg, auch wenn es jetzt nicht Topbedingungen sind, in denen es aufwächst."

    Komm mal an die Hauptschule ... Großes Problem einiger (nicht aller!) Schüler hier ist das "Wollen". Natürlich "wollen" sie einen guten Abschluss, einen guten Beruf, ... Leider haben sie jedoch von Klein an die dafür nötige Anstrengungsbereitschaft nicht vermittelt bekommen. Nicht selten verlassen diese Schüler ohne bzw. mit schlechtem Abschluss die Schule, obwohl sie manch anderen intelligenzmäßig überlegen waren. Ob sie dann später noch das Ruder rumreißen können, bekommt man natürlich nicht mehr mit.

  • Zitat

    Großes Problem einiger (nicht aller!) Schüler hier ist das "Wollen". Natürlich "wollen" sie einen guten Abschluss, einen guten Beruf


    Naja. Ein großes Problem ist allerdings, dass sie zwar etwas HABEN wollen, aber nichts dafür TUN wollen. Ja, sie wollen vielleicht einen (guten) Abschluss*, aber dass man dafür im Unterricht zuhören, aufpassen, seine Materialien dabei haben und gemeinhin auch lernen muss, ist bei vielen im Oberstübchen noch nicht angekommen.


    *Ich habe auch viele SuS kennengelernt, denen auch das egal war. Harz4 ist das formulierte Lebensziel.

    • Offizieller Beitrag

    Warum sollten das irgendwelche Eltern akzeptieren? Niemand will das über seine eigenen Kinder hören - nicht zuletzt, weil das auch auf einen selbst zurückfällt...


    Noch mal: Warte, bis Du eigene Kinder hast. Vieles von dem, was Du jetzt zum Thema Erziehung etc. denkst, wird sich dann (im Alltag) anders gestalten.


    Das ist tatsächlich so. Und es führt mitunter zu Tränen bei Elternsprechtagen. Es ist dann wichtig, dass man trotzdem wertschätzend bleibt - und zwar aufrichtig wertschätzend.

    Wer ein Kind mit was auch immer für Auffälligkeiten hat, kann sich schnell vor Häme, ungebetenen Ratschlägen und dergleichen nicht retten. Und natürlich muss man als Eltern etwas falsch gemacht haben. Diese Scheinerkenntnis brauchen die anderen Eltern, um sich selbst aufzuwerten.


    Dieser ungeschriebene Wettbewerb um soziale und ökonomische Chancen und um die scheinbar zu wenigen Plätze an der Sonne widert mich jedoch so etwas von an...

  • Naja. Ein großes Problem ist allerdings, dass sie zwar etwas HABEN wollen, aber nichts dafür TUN wollen. Ja, sie wollen vielleicht einen (guten) Abschluss*, aber dass man dafür im Unterricht zuhören, aufpassen, seine Materialien dabei haben und gemeinhin auch lernen muss, ist bei vielen im Oberstübchen noch nicht angekommen.

    Das meinte ich damit , dass sie die dafür nötige Anstrengungsbereitschaft nie vermittelt bekommen haben.

  • die Eingangsmotivation für den Thread auch war, zu schauen, ob die User hier eher zur Fraktion "Mein Kind muss auf das Gymnasium gehen." oder eher zur Fraktion "Mir ist am wichtigsten, dass mein Kind glücklich ist, ob Hauptschule oder Gymnasium." gehören.

    Aha und durch welches Untersuchungsdesign willst du das rausfinden, etwa indem du fragst, wie viele Kollegenkinder in welche Schulart gehen?

    ... Karl-Magnus ist GENAUSO schlau wie Aise. Er kann es nur nicht ausdrucken. Ihm fehlt der differenzierte Wortschatz für die schönen Analysen.

    Naja, Wortschatz und Analysen sind ja Teil des Intelligenzkonzeptes.


    Ich glaube, es ist dreierlei ungleich in der (vor-) schulischen Entwicklung, erstens der genetische Aspekt, IQ verändert sich nicht im Laufe des Lebens um 50 Punkte. Zweitens die mangelnde Ansprache in manchem Elternhaus. Also buchstäblich die fehlenden Gespräche und mangelnde Zugewandtheit ab Säuglingsalter. Und drittens das, was in der Schule benotet wird. Das ist zu wild geschätzten 40% nicht das Erreichen von Lernfortschritten im Sinne von Kompetenzerwerb, sondern zumindest bis Klasse 6 sowas wie Auswendiglernen, Rechtschreibung, hübsche Gestaltung, ordentliches Material und Arbeit, die Eltern zu Hause erledigen.


    Ich behaupte mal frank und frei, wenn es 4 Jahre gar keine Noten gäbe und Gymnasien würden eine Aufnahmeprüfung machen, auf die nicht gezielt vorbereitet wurde, würden weniger und teilweise auch andere Kinder aufs Gymnasium gehen.


    , aber ich dachte immer: "Wenn ein Kind nur wirklich will, schafft es es zu Bildungserfolg, auch wenn es jetzt nicht Topbedingungen sind, in denen es aufwächst.".

    Das kannst du nicht immer gedacht haben und jetzt voll überrascht sein, da dieses Thema seit Jahren hier besprochenen wird.

  • WOW, jetzt bin ich doch überrascht. Naja, nur teilweise, denn man hört ja immer von den großen Bildungsungleichheiten in Deutschland, aber ich dachte immer: "Wenn ein Kind nur wirklich will, schafft es es zu Bildungserfolg, auch wenn es jetzt nicht Topbedingungen sind, in denen es aufwächst.". Dass bei einem Kind aus guten Verhältnissen tatsächlich so viel herumgedoktert wird: Vlt. halte ich mich da zu wenig in besseren Kreisen auf, aber ich dachte, dass man einfach akzeptiert, dass das Kind schlichtweg nicht die hellste Kerze auf der Torte ist, statt auf Biegen und Brechen den Schein zu wahren. Das würde ich persönlich meinem Kind nie antun, weswegen die Eingangsmotivation für den Thread auch war, zu schauen, ob die User hier eher zur Fraktion "Mein Kind muss auf das Gymnasium gehen." oder eher zur Fraktion "Mir ist am wichtigsten, dass mein Kind glücklich ist, ob Hauptschule oder Gymnasium." gehören.

    Ein gutes Beispiel für Realsatire.

  • weswegen die Eingangsmotivation für den Thread auch war, zu schauen, ob die User hier eher zur Fraktion "Mein Kind muss auf das Gymnasium gehen." oder eher zur Fraktion "Mir ist am wichtigsten, dass mein Kind glücklich ist, ob Hauptschule oder Gymnasium." gehören.

    Aha, dann verstehe ich nicht, weshalb du dann was anderes fragst.

    Aber falls es dich interessiert: ich gehöre ganz klar zur Fraktion "Hauptsache Kind ist glücklich" und deshalb gehen die aufs Gymnasium, weil sie da definitiv am besten hinpassen.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Das kannst du nicht immer gedacht haben und jetzt voll überrascht sein, da dieses Thema seit Jahren hier besprochenen wird.

    Natürlich habe ich das gedacht. Ich hatte bislang wenige Kinder mit offensichtlich schlechten Ausgangsbedingungen, aber bei denen, bei denen sie verhältnismäßig schlechter waren, war durchaus meine Motivation, mich ihnen besonders zuzuwenden, sodass diesen Kindern aufgezeigt wird, dass ihre Herkunft ihnen keine Grenzen setzt, sondern nur sie selbst. Bei manchen Kindern klappt es, bei manchen Kindern wiegt der familiäre Einfluss dann doch stärker.

  • Das war bei uns gegenteilig. In meinem Jahrgang hatten es die Mädchen leichter. Ruhig sein, alles unterstreichen und bunt anmalen etc. wurde von den Lehrern (fäschlicherweise) sehr gemocht und mit guten Noten belohnt.

    Mit ein Grund, dass ich heute als Lehrerin genau darauf achte, Jungs nicht zu benachrichtigen, da viele eben nicht diese (Wortfindungstörung) Affinitäten (?) besitzen.

  • Natürlich habe ich das gedacht.

    Wo liegt dann der Sinn in diesem Forum für dich? Es gibt wirklich kein Thema, das hier häufiger besprochen wurde. Keine Studie, die noch nicht zitiert wurde. Keine Erfahrung, die noch nicht ausgetauscht wurde. Und da rufst du "WOW?!" das überrascht mich jetzt.

  • Jungs sind aber auch nicht blöd und können das Bunt-anmal-Phänomen adaptieren. In der Grundschule war meine Heftführung auch... sagen wir mal speziell. In der weiterführenden Schule bin ich dann auf den Trichter gekommen, dass auch für die Heftführung bewertet wird, und seitdem habe ich gemalt und unterstrichen, was das Zeug hält ;) .

  • Ein weiterer Auswuchs des "Bunt Anmalens", bekräftigt durch Erwartungshorizonte zum Ankreuzen sind die ellenlangen Texte, die oft verfasst werden. Viel hilft scheinbar viel in allen Fächern außer Mathe und Naturwissenschaften.


    Da war ich sehr froh, dass ich in meiner Schulzeit auch Lehrer hatte, die eine prägnante Arbeit durchaus zu schätzen wussten.

  • Fallen Angel : Genau, sollte "aussieht" heißen - ich schreibe gerade am Handy und da kommt manchmal Mist heraus.

    Mich interessiert die Frage, weil ich bislang das Gefühl hatte, dass überproportional viele User ihre Kinder am Gymnasium beschulen lassen, und durch die Umfrage schauen wollte, ob das auch tatsächlich so ist.

    Ich würde bei meinen Kindern dieselben Maßstäbe anwenden wie ich es bei Viertklässlern empfehlen würde: Sehr gute Leistungen in den Hauptfächern = Gymnasium; im Zweifelsfall eher die niedrigere als die höhere Schulform.

    Und oft gibt es nur die Wahl zwischen Gymnasium und Gesamtschule/Gemeinschaftsschule, weil in einigen Bundesländern die Realschulen abgeschafft wurden.

  • Wurden sie das? In den meisten Fällen besteht doch die alte Schulform weiter und wurde nur umbekannt. Ich dachte, das wäre den meisten Lehrern bewusst.

  • Bei uns kann man dem Beruf der Eltern nirgends nachlesen. Die Aussage wundert mich etwas...

    Natürlich erfährt man von dein Kindern oft etwas, aber ich weiß bei vielen Eltern nicht, was die Eltern beruflich machen.

    Das wundert mich auch. Wo steht denn der Beruf der Eltern? Ich bin ja immer bei den Schulanmeldungen dabei, hier gibbet dat nich.

  • Wurden sie das? In den meisten Fällen besteht doch die alte Schulform weiter und wurde nur umbekannt. Ich dachte, das wäre den meisten Lehrern bewusst.

    Im Saarland und in Schleswig Holstein gibt es sicher keine Realschulen mehr. Bin zu faul, die anderen Bundesländer zu googeln.

    Da gibt es aber auch keine Hauptschulen mehr, sondern Gymnasium und Gemeinschaftsschule - wie der Name schon sagt.

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