Rückentwicklung der Rechtschreibleistung

  • Ich beobachte gerade bei meinem Großen (5. Klasse Gymnasium), dass er sich in seiner Rechtschreibleistung zurück entwickelt. In der Grundschule war er immer ein sehr guter Rechtschreiber und hat wenige Fehler gemacht. Wenn ich aktuell Texte von ihm lese, sehe ich eine deutliche Rückentwicklung in der Rechtschreibleistung. Weder er noch ich haben eine Erklärung dafür und ich kannte das Phänomen bisher nicht, da ich ja nicht in der Grundschule unterrichte und keinen Vergleich habe.

    Hat jemand eine Idee, woran das liegen könnte? Das theoretische Wissen um die Rechtschreibregeln ist nach wie vor da, wird aber nicht umgesetzt. Wie kann ich da gegensteuern?

  • Ist dein Kind öfter auf Social Media unterwegs?


    Das Gleiche habe ich bei meinem Sohn auch beobachtet. Er hatte recht froh schon ein gutes Gefühl für die Rechtschreibung im Grundschulalter.

    Danach hat er sich doch etwas zurückentwickelt...

    Ich führe es darauf zurück, dass er damals noch gar im Internet unterwegs war, inzwischen doch schon. Und da sieht er eben so oft falsch geschriebene Wörter! Davor hat er eben mir Texte in Büchern und Schulzeug gelesen. Ich befürchte, dass sich die Rechtschreibfähigkeiten von Kindern und Jugendlichen deutlich verschlechtert, wenn sie statt RICHTIG geschriebenen Texten hauptsächlich "kreative" Schreibweisen von anderen Jugendlichen als Schriftbild sehen.

  • Ist dein Kind öfter auf Social Media unterwegs?

    Nein, ist er noch nicht. Social Media ist ihm noch komplett fern. Facebook, Instagram, TicToc & Co nutzt er (noch) nicht. Whatsapp schreibt er nur mit seinem besten Freund und mit den Großeltern. Ich bin mir sehr sicher, dass es daran nicht liegen kann.

  • Zum einen ist es so, dass Kinder nicht linear lernen, auch wenn wir uns das gerne so vorstellen. Beim Einmaleins sieht man es deutlich: eingeführt in Klasse 2 darf man es in 3 noch einmal üben und lernen, dann kommen schriftliche Rechenverfahren und schon finden sich Lücken im Einmaleins, in 4 wieder, in 5 sicher auch.

    Das wird bei anderen Inhalten ähnlich sein.


    Zum anderen sind

    a) die Texte länger/komplexer.

    b) die Schreibzeit viel kürzer, sodass weniger Zeit zum Nachdenken bleibt.

    c) Erfahrungen da, dass nicht mehr jeder i-Punkt kontrolliert und angestrichen ( und verbessert) wird. Da entsteht ein Kontroll-Vakuum, das man mit Fehlern füllen kann, ohne dass es direkt zu Nachteilen kommt.

  • Plattenspieler
    Das war ziemlich unnötig.

    Ich gehe davon aus, dass ein nicht unerheblicher Teil der Fehler, die hier im Lehrerforum vorkommen, nicht Ergebnis der Unkenntnis von Regeln sind sondern Schusseligkeit oder Nachlässigkeit.


    Zum Thema:

    Obgleich dies sicherlich ebenso bei SchülerInnen vorkommt, sind deren Fehler häufiger auf Unkenntnis oder Ignoranz der entsprechenden Regeln zurückzuführen. Ich nennen hier mal den "das/dass"-Fehler, die Kommasetzung und den Deppenapostroph als prominente Beispiele. Auch die Kenntnis und die Flexion des Genitivs, Ausdrücke wie "in 2020", "Anfang diesen Jahres" und dergleichen gehören dazu. Die Groß- und Kleinschreibung wird zum Teil auch nicht richtig beherrscht, allerdings sind die Sonderfälle, die es im Deutschen gibt und mitunter nicht plausibel sind, auch für uns geübte Schreiber mitunter ein Problem.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Mir ist das bei Schüler*innen jetzt während Corona deutlich aufgefallen. Als so viel am PC gearbeitet wurde, haben einige sich da sehr auf die Rechtschreibkorrektur bei Word verlassen (andere wiederum wissen noch immer nicht, dass sie die Sprache auch auf Englisch umstellen können) und haben in Englisch bei ganz vielen Worten die wir aktuell benötigen, nicht gelernt, wie diese korrekt geschrieben werden. Gerade mein Schüler mit LRS hatte echt eine deutlich bessere Rechtschreibung vor Corona. Er sagt auch selbst, dass er einfach jetzt ein Jahr nicht daran gearbeitet hat.


    Mir fällt das auch an mir auf, je mehr am Handy/PC gemacht wurde, desto unsicherer bin ich bei komplizierten Worten, die ich selten benutze. Da gucke ich dann schon eher mal nach wie das jetzt richtig geschrieben wird, im Gegensatz zu früher.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Als so viel am PC gearbeitet wurde, haben einige sich da sehr auf die Rechtschreibkorrektur bei Word verlassen

    Meine SchülerInnen haben vor Corona und auch währenddessen nicht dieses praktische Tool benutzt, da bekomme ich regelmäßig noch Heulkrämpfe.


    Ich bin jetzt im letzten halben Jahr wieder stark auf LaTex umgestiegen und merke auch wo es hapert bei mir. Aber ich schaue es dann im Duden nach. Das müsste dann auch im Unterricht mehr geübt werden.

  • Ich bin jetzt im letzten halben Jahr wieder stark auf LaTex umgestiegen und merke auch wo es hapert bei mir. Aber ich schaue es dann im Duden nach. Das müsste dann auch im Unterricht mehr geübt werden.

    Ist OT aber das macht mir ein schlechtes Gewissen. Ich habe früher alles mit Tex gemacht und jetzt klicke ich nur noch in Word zusammen...

  • Ist OT aber das macht mir ein schlechtes Gewissen. Ich habe früher alles mit Tex gemacht und jetzt klicke ich nur noch in Word zusammen...

    Ich habe im Distanzunterricht wieder damit angefangen und freue mich immer wieder, wie schön die Arbeitsblätter aussehen, will nun wieder umstellen. :D
    nur zu! Wenn man es einmal wieder drin hat und damit ein paar Vorlagen ist es genauso einfach wie Word. Und gerade im technischen Bereich bei Formeln unschlagbar. Hatte auch hier den Anstupser durch Hilfestellung von s3g4 bekommen. Und gebe nun auch gerne mein ganz einfaches Arbeitsblatt Template weiter bei Interesse.

  • Ich habe im Distanzunterricht wieder damit angefangen und freue mich immer wieder, wie schön die Arbeitsblätter aussehen, will nun wieder umstellen. :D
    nur zu! Wenn man es einmal wieder drin hat und damit ein paar Vorlagen ist es genauso einfach wie Word. Und gerade im technischen Bereich bei Formeln unschlagbar. Hatte auch hier den Anstupser durch Hilfestellung von s3g4 bekommen. Und gebe nun auch gerne mein ganz einfaches Arbeitsblatt Template weiter bei Interesse.

    Wenn ich dafür mal Zeit und Laune habe, komme ich gerne drauf zurück :)

  • Ich habe im Distanzunterricht wieder damit angefangen und freue mich immer wieder, wie schön die Arbeitsblätter aussehen, will nun wieder umstellen. :D
    nur zu! Wenn man es einmal wieder drin hat und damit ein paar Vorlagen ist es genauso einfach wie Word. Und gerade im technischen Bereich bei Formeln unschlagbar. Hatte auch hier den Anstupser durch Hilfestellung von s3g4 bekommen. Und gebe nun auch gerne mein ganz einfaches Arbeitsblatt Template weiter bei Interesse.

    Das freut mich. Wenn wir können gerne templates austauschen. Ich habe welche für Arbeitsblätter, Klausuren und weitere Materialsammlung.

  • Ich habe im Distanzunterricht wieder damit angefangen und freue mich immer wieder, wie schön die Arbeitsblätter aussehen, will nun wieder umstellen. :D
    nur zu! Wenn man es einmal wieder drin hat und damit ein paar Vorlagen ist es genauso einfach wie Word. Und gerade im technischen Bereich bei Formeln unschlagbar. Hatte auch hier den Anstupser durch Hilfestellung von s3g4 bekommen. Und gebe nun auch gerne mein ganz einfaches Arbeitsblatt Template weiter bei Interesse.

    Hallo Kiggie und auch s3g4,


    mich würde so eine Vorlage auch interessieren. Ich habe aber leider kein Tauschmaterial. Ich habe einmal eine Diplomarbeit mit Latex geschrieben und im letzten halben Jahr außerschulisch ein paar Informatikübungszettel. Aber da war mit Platzverschwendung und Format fast egal.

    Und das ist bei Arbeitsblättern und Klausuren für Schüler ja anders.


    Ich arbeite in der Schule aber mit einigen Wordnutzern sehr gerne zusammen. Da war dann die Kompatibiltät leider schon öfter ein Problem.

    Mal auf die Schnelle ein AB von jemand anderem ändern geht halt nur mit dem richtigen Programm. Wer schon einmal ein Worddatei mit Matheformeln mit Libreoffice zu bearbeiten versucht hat, weiß, wovon ich spreche.


    LG DFU

  • In Deutsch/Grundschule geht es ja jeweils speziell um ein Rechtschreibthema. In Klasse 5 hat man plötzlich Sachtexte in Bio, Geo, Ge, Reli... Und stellt sich auf die Anforderungen, neuen Themen, schwierigeren Texte, neuen Lehrer*innen... ein. Der eine verlangt, dass man Lautschrift beherrscht und der andere will, dass man ein Fremdwortregister hinten im Heft anlegt. Zudem muss man seinen Raum wiederfinden, wenn man auf dem Klo war, muss rechtzeitig vor der 6. Stunde den Atlas aus dem Schließfach mit PIN holen, die man nicht vergessen darf und dabei keinesfalls zu spät kommen, muss abchecken, wer in der Klasse cool, nett oder ein hinterfotziges Ar*** ist. Wie soll man sich da auch noch auf doppelte Konsonanten konzentrieren?

  • Tatsächlich? Das habe ich noch nie gehört. Ich habe das IPA erst im Studium gelernt.

    Wir mussten das damals, da ich 3 Wochen später in die Klasse kam, weiß ich bis heute nicht richtig, wie die geht ^^


    Ist aber wurscht, darum geht's ja nicht.

  • Hallo!


    Ich musste die Lautschrift nicht selbst schreiben können, aber unsere Englischlehrerin in Klasse 5 hat uns schon erklärt, wie man sie lesen kann, und es gab im Englischbuch auch eine Tabelle dazu.

    Wie sonst soll man nachschlagen können, wie ein englisches Wort ausgesprochen wird?


    Allerdings hat das meine Rechtschreibung vermutlich nicht beeinflusst, weil das ja nur bei den englischen Vokabeln aufgetaucht sind. Selbst im Französischen habe ich es später nicht gebraucht, weil die Ausspracheregeln dort verlässlicher waren.


    Meine Erfahrung bei der Rechtschreibung ist, dass die Beachtung der Rechtschreibung bei den 5ern im Fachunterricht einfach keinen hohen Stellenwert hat. Es gibt Kinder, die schreiben fast durchgehend die Nomen klein, was an meiner Schulform sicher nicht am Können scheitert. Es ist ihnen zunächst einfach wichtiger, überhaupt beim Tempo mitzukommen. In gewissen Rahmen ist das ja auch verständlich.


    Und wenn sie es zu laut wird, wenn ich mich zur Tafel drehe, dann diktiere ich meine Sätze manchmal auch nur. Das nutzt der Reduzierung der Lautstärke aber natürlich nicht der Rechtschreibung. Fachwörter schreibe ich aus diesem Grund schon immer auch bei diktierten Sätzen zusätzlich an die Tafel, aber es gibt auch viele andere Wörter, die ohne Vorbild nicht klappen, und ich denke nicht immer an alle.

    Es wird also auch einfach nicht mehr die Schreibweise aller Wörter thematisiert.


    LG DFU

  • Ich musst die Lautschrift im Englischunterricht auch lernen, ich meine die wurde sogar im Vokabeltest mit abgefragt? Mindestens sollten wir sie lesen können :D

    In Vokabeltesten wurde die bei uns nicht abgefragt, aber wir haben sie im Zusammenhang mit dem Thema "Working with a dictionary" auch gelernt.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Zurück zur Rechtschreibung:

    In Deutsch/Grundschule geht es ja jeweils speziell um ein Rechtschreibthema. In Klasse 5 hat man plötzlich Sachtexte in Bio, Geo, Ge, Reli...

    Sofern möglich hat man in der Grundschule lange Zeit fächerübergreifend gearbeitet und in D bei Übungen Wortmaterial aufgegriffen, das gerade zum Thema in SU lasst. In meinem BL wird dem Fachunterricht immer mehr Vorschub geleistet, was dem Klassenlehrkaft-System und dem fächerübergreifende Arbeiten entgegen steht. Aus der scheinbaren Optimierung kann auch entstehen, dass zuvor Günstiges zerschlagen wird.


    Meine Erfahrung bei der Rechtschreibung ist, dass die Beachtung der Rechtschreibung bei den 5ern im Fachunterricht einfach keinen hohen Stellenwert hat. Es gibt Kinder, die schreiben fast durchgehend die Nomen klein, was an meiner Schulform sicher nicht am Können scheitert. Es ist ihnen zunächst einfach wichtiger, überhaupt beim Tempo mitzukommen. In gewissen Rahmen ist das ja auch verständlich.

    Das Fächerübergreifende wird sich in Klasse 5 vermutlich nicht mehr so gut erteilen lassen, zudem werden die Fachtexte umfangreicher.

  • dann diktiere ich meine Sätze manchmal auch nur.

    Mich würde mal interessieren, ob das jemand in der Grundschule auch macht.


    Als Kind hatte ich eine SU-Lehrkraft, die die Texte auf dem TLP stehen hatte UND sie vorgelesen hat, sodass man es diktiert bekam, aber auch abschreiben konnte oder bei schwierigeren Wörtern hinsehen konnte.

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