Impfpflicht für Lehrkräfte

  • Ich dreh deine Argumentation mal um. Kann der Staat es verantworten, dass in Einzelfällen Kinder schwer erkranken oder versterben, weil sich jemand nicht impfen lassen will?

    Ja, kann er. Genauso sind auch die Folgen des Passivrauchens gesellschaftlich akzeptiert.

  • Ja, kann er. Genauso sind auch die Folgen des Passivrauchens gesellschaftlich akzeptiert.

    Dann kann er auch eine Impfpflicht einführen. Diskussion beendet, Danke für deine Zustimmung zu dieser These. Thread kann geschlossen werden.

  • Natürlich. Schließlich gebe ich hier auch meine Meinung wieder.

  • Erstes Bauchgefühl: Okay, her damit, aber dann bitte für ausnahmslos alle, die theoretisch geimpft werden können.


    Zweites Bauchgefühl: Moment, halt, nein.


    1. Der Staat sollte mir nicht vorschreiben dürfen, auf gut Glück ein nachgewiesener, wenn auch geringes Risiko einzugehen, schwerwiegende Nebenwirkungen zu erleiden. Da in meinem erweiterten Bekanntenkreis die Astra-Thrombose vorgekommen ist und das Mädel das gerade so überlebt hat, hat dieses Argument für mich persönlich Gewicht. Auch die anderen Impfungen können teils gravierende Nebenwirkungen verursachen.


    Es gibt weitere nachvollziehbare Gründe, die Impfung nicht jetzt zu wollen:


    - Die Impfungen sind, egal wie man es dreht und wendet, vergleichsweise wenig erforscht, von daher kann man von der breiten Masse, völlig unabhängig von Daten und Fakten, nicht die gleiche Akzeptanz verlangen wie z.B. für die Masernimpfung. Es gibt zudem nur eine sehr eingeschränkte Masernimpfpflicht in Deutschland.


    - Persönliche Bedenken aus familienplanerischen Gründen kann ich 100%ig nachvollziehen. Kleines persönliches Beispiel: Seit dem Tag nach meiner zweiten Impfung mit Biontech vor fünf Wochen habe ich quasi jeden Tag permanent Blutungen, teils mit Schmerzen im Unterleib. FA kann nichts finden. Ein verflucht uncooles Gefühl und ich bin absolut nicht heiß auf die Boostershots.


    - Die Menschen müssen lernen, ihre Risiken selbst einzuschätzen. Man könnte es beispielsweise beim Impfangebot belassen, wenn im Gegenzug Impfunwillige bereit wären zu unterschreiben, dass sie ab einer bestimmten Bettenauslastung im Krankenhaus im Falle einer Ansteckung mit anschließendem schweren Verlauf kein akutes Anrecht auf Hospitalisierung haben. Sie müssten also ein echtes Risiko eingehen und nicht nur von Eigenverantwortung daherreden.


    - In Israel sinkt die Wirksamkeit und es steigt die Ansteckungsrate mit Biontech. Man beobachtet also nun trotz Impfung mehr Ansteckungen mit Symptomen, von denen in einigen Fällen sogar schwerwiegende bekannt sind. Nun wägt man also scheinbar nicht mehr zwischen "95% Sicherheit" und "Impfung hat zu einem geringen Prozentsatz schwerwiegende Nebenwirkungen/kann tödlich sein" ab, sondern zwischen "64% Wirksamkeit mit Chance auf schwerwiegenden Verlauf trotz Impfung" und "Impfung kann zu einem geringen Prozentsatz tödlich verlaufen" ab, was das Kosten-Nutzen-Verhältnis für viele Leute deutlich verschieben dürfte.


    Es gibt weitere nachvollziehbare Gründe, weswegen ich generell vorsichtig bin, eine Impfpflicht zu fordern, auch wenn diese strategisch betrachtet Sinn ergibt.


    Konkret was Lehrer betrifft:


    Das Argument, dass ich mich nach "freier Berufswahl...blabla.." begebe, ist hanebüchen. Als ich mein zweites Staatsexamens abgelegt und den Vertraghabe, war von einer Pandemie mit diesen Auswirkungen nie die Rede.

  • Schokozwergs Beitrag ist eine schöne Gedankengrundlage mit vielen (persönlichen) Eindrücken. Vieles davon lässt sich vermutlich faktisch entkräften, aber das hilft bei persönlicher Betroffenheit ja nicht viel. Danke für deinen ausführlichen Beitrag!


    Ich persönlich sehe die Impfpflicht auch als eher schwierig an. Ich wäre da für eine weitreichende Maskenpflicht von ungeimpften in allen Bereichen, in denen Kontakt mit noch nicht impfbaren Personen stattfindet. Das kann von mir aus fallen, sobald eine Infektion bei dem impfverweigernden Personen auskuriert wurde (die ja mit quasi 100% Wahrscheinlichkeit stattfinden wird).


    Das Problem hierbei ist aber natürlich die Kontrolle. Weder weiß ich, was eine Lehrkraft im Klassenraum macht noch kontrolliert jemand den Impfstatus am Eingang des Supermarkts. Hier auf Eigenverantwortung zu setzen ist lächerlich. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass ein gewisser Teil der Menschheit ausschließlich egoistisch handelt. Damit muss man halt umgehen

  • Die Masernimpfpflicht gilt für alle Kinder und Lehrkräfte, also für diese Generation komplett. Das würde ich nicht als sehr eingeschränkt bezeichnen.


    Dann ist eher die Wirksamkeit ein Kriterium und vor allem die Frage, ob man trotz Impfung ansteckend ist.


    Aber offenbar hat sich der Ethikrat schon dagegen ausgesprochen. In Frankreich wird die Pflicht aber kommen.


    https://www.tagesschau.de/inla…fpflicht-debatte-101.html

  • Wer sich aus freier Berufswahl

    Die fand bei mir anno 1998 oder so statt.

    aktuell ist die Situation eben leider noch so, dass sich Kinder unter 12 Jahren nicht vor einer Infektion schützen können

    Du sagst es, aktuell. Das ist für mich eben der Widerspruch, wenn man das als Begründung für eine Impfpflicht für Lehrkräfte nennt.

    weshalb sein Ansatz "vulnerabel" (bezogen auf SARS-CoV-2)

    Sars-Cov-2 gibt es seit 2019 (beim Menschen). Dazwischen liegen in meinem Fall 21 Jahre (zwischen bewusster Berufswahl und nun vulnerabler Gruppe der Kinder). Das kann also allein kein Grund für eine Impfpflicht darstellen, dass ich mich ja frei dafür entschieden habe. Dieser Ansatz ist einfach Unsinn.

  • Die Masernimpfpflicht gilt für alle Kinder und Lehrkräfte, also für diese Generation komplett. Das würde ich nicht als sehr eingeschränkt bezeichnen.

    Das ist sachlich falsch. Für alle Kinder ja, für alle Lehrer nein (sowieso nur für jene ab dem Jahrgang 1971).


    https://www.bezreg-muenster.de…asernschutzgesetz_FAQ.pdf


    An vielen BKs gilt somit schonmal keine Impfpflicht für Lehrkräfte. Es reicht im Übrigen auch ein Immunitätsnachweis, was bei mir (weit nach 1971 geboren) passen könnte, da ich die Masern hatte.

  • Die fand bei mir anno 1998 oder so statt.

    Du sagst es, aktuell. Das ist für mich eben der Widerspruch, wenn man das als Begründung für eine Impfpflicht für Lehrkräfte nennt.

    Sars-Cov-2 gibt es seit 2019 (beim Menschen). Dazwischen liegen in meinem Fall 21 Jahre (zwischen bewusster Berufswahl und nun vulnerabler Gruppe der Kinder). Das kann also allein kein Grund für eine Impfpflicht darstellen, dass ich mich ja frei dafür entschieden habe. Dieser Ansatz ist einfach Unsinn.

    Ja, die Berufswahl fand wahrscheinlich bei annähernd 100% der User:innen dieses Forums vor der Corona-Pandemie statt. Der zeitliche Abstand zwischen der ursprünglichen Wahl und der aktuellen Situation ändert aber nichts daran, dass du dir den Beruf frei ausgesucht hast und auch aktuell nach wie vor die Wahl hättest, dich beruflich anders zu orientieren (Privatschulen, Erwachsenenbildung, oder gar etwas ganz anderes außerhalb der Schule und des Bildungssektors). Dass dies keiner möchte, absolut klar, und natürlich kann ich nachvollziehen, dass die zeitliche Perspektive (insbesondere auch in Richtung Berufserfahrung, alternative Tätigkeiten, etc.) für Lehrkräfte eine große Rolle spielt; ich würde mich (obwohl ich noch recht neu bin) auch nicht umentscheiden wollen.


    Aber natürlich kann die aktuelle körperliche Unversehrtheit der Schüler:innen ein Argument für eine Impfpflicht sein, weil diese (deren Eltern bei deren Geburt oder Einschulung ebensowenig von einer Pandemie ahnten) der gesetzlichen Schulpflicht unterliegen, die ja (bspw. im Fall der Masernimpfpflicht; Stichwort Bußgelder statt Durchsetzung) sogar höher gewertet wird als entsprechende Impfpflicht. Aktuell ist diese noch in manchen Bundesländer ausgesetzt, aber das wird perspektivisch nicht zu halten sein, wenn Lehrkräfte nicht langfristig parallel Distanzunterricht und Präsenzunterricht anbieten können und man Schüler:innen mit schwereren Vorerkrankungen gesellschaftlich nicht dauerhaft exkludieren kann.

    Kurz: es geht nicht um die Berufsentscheidung, die man irgendwann getroffen hat, man kann diese (rein auf der rechtlichen Ebene) im Rahmen einer gewissen Kündigungspflicht immer noch aktuell ändern. Die Schüler:innen können der Schule als solche absehbar nicht für immer fernbleiben und insofern wiegt (meiner persönlichen Meinung nach) deren Gesundheitsschutz vor einer schweren Erkrankung mehr als das Recht der Lehrkräfte sich a) keinen anderen Beruf suchen zu wollen und b) gleichzeitig auch nicht geimpft werden zu wollen. Diese Wahl hat man als Lehrkraft theoretisch nämlich schon, die Schüler:innen hingegen nicht.

  • Da in meinem erweiterten Bekanntenkreis die Astra-Thrombose vorgekommen ist und das Mädel das gerade so überlebt hat,

    ... und natürlich ist untersucht worden, dass die Impfung die Thrombose ausgelöst hat. Oder muss man das bei anekdotischer Evidenz nicht?

  • Laut Fr. Merkel sollen sich die Bürger*Innen möglichst viel impfen lassen. Eine Impfpflicht soll aber erst mal nicht kommen.

    85% der 12- bis 59-jährigen und 90% der Ü-60-Jährigen sollten sich impfen lassen.

    Man könne sich höhere Inzidenzien leisten, wie hoch hänge von der Impfquote ab, man müsse aber immer auf die Ungeimpften schauen, v.a. Kinder und Jugendliche

  • Kennt hier jemand den Rechtsgrundsatz Pacta sunt servanda, nach dem einmal geschlossene Verträge (und auf nichts anderem beruht ein Arbeitsverhältnis) einzuhalten sind? Darunter fällt auch, dass die Vertragsbedingungen nicht einseitig verändert werden dürfen.


    Die nachträgliche Einführung einer Impfpflicht, die erst zur Ausübung der Tätigkeit berechtigt, ist ja auch keine vernachlässigenswerte Kleinigkeit.


    Die Brisanz einer berufsspezifischen Impfpflicht im Zusammenhang mit Corona scheint man auch in Regierungskreisen erkannt zu haben. Da nimmt man aktuell weitestgehend Abstand von derlei Forderungen.

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

  • An vielen BKs gilt somit schonmal keine Impfpflicht für Lehrkräfte.

    Wie ich bereits mehrfach schrieb: An den BBS in Nds. gibt es für die Lehrkräfte (außer für die neu eingestellten) generell keine Masern-Impfpflicht.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich möchte ihnen gern sagen, dass ich die Maske für sie trage, so sollen sie das bitte auch für mich tun.

    Mach das doch. Ich habe neulich eine Frau gebeten, die Maske auf die Nase zu setzen. Akutsprechstunde, sie mit Fieber und Durchfall. (Habe ich nicht freiwillig gehört...). Oder die Filialleitung ansprechen, wenn du dort öfter hingehst, die ist verantwortlich.

  • Für alle Kinder ja,...

    Eben, in ein paar Jahren ist eine Generation durchgeimpft. Finde ich persönlich "krasser" als eine Pflicht für Berufsgruppen.


    Ich vermute aber, dagegen hat bislang niemand ernsthaft protestiert, weil die Pflicht in der Pandemie kam, in der sich die Hardcore-Impfgegner*innen auf was anderes fokussiert haben.

  • Mir fehlt da die Logik. In einem Klassenraum voller Grundschüler sitzen 25 Kinder unter 12 Jahren, alle ungeimpft. Diese Kinder kommen sich im Tagesverlauf größtenteils näher, als die Lehrkraft ihnen kommt.

    Ob nun eine Person mehr oder weniger im Raum geimpft ist, ist doch eigentlich beinahe egal.

    Wenn man argumentiert, man müsse eventuell diejenigen Eltern der Kinder, die einer Risikogruppe angehören und nicht geimpft werden können, vor einer Ansteckung durch ihre Kinder schützen, dann müsste man doch für alle übrigen Eltern, durch die die Kinder auch Infektionen in das Setting "Klassenraum " eintragen könnten, auch eine Impfpflicht aussprechen.


    Steht zum Beispiel eine Impfpflicht für Pflegepersonal, das in engem Körperkontakt zu Risikopatienten arbeitet, von denen einige sicherlich auch nicht geimpft werden dürfen und von denen bei anderen die Impfung nicht so gut wirkt, auch im Gespräch durch den Ethikrat? Oder fokussiert man sich wieder mal nur auf die Lehrer, und impliziert allein durch die vielen Schlagzeilen nun, dass der Großteil der Lehrer zum Impfen verpflichtet werden muss?

    Als hätten nicht die meisten von uns diese Impfung monatelang herbeigesehnt!

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