Lohnt sich Lehramt nur für "Familienmenschen"?

  • Ach naja. Ich komme manchmal schon ins Grübeln, ob man nicht noch schnell 1-2 Kinder in die Welt plöppen sollte, um seinen Anspruch auf Teilzeit und "geht nicht, weil Kind"-Privilegien zu erhalten. Die Benachteiligung Kinderloser ist an den meisten Schulen und inzwischen ja auch systemisch (beim Punkt Teilzeit) leider durchaus Fakt.

    Kinder bekommen, um Teilzeit arbeiten zu können, weil man die Arbeit mit jüngeren Kindern nicht mag?

    Ich spoilere mal: Das könnte eine Milchmädchenrechnung sein. Wenn Dein Nick Dein Geburtsjahr ist, ist das auch schon reichlich spät. Meine Erfahrung als 1. junge Mama und 2. 11 Jahre später sagt: Das zweite hab ich nervlich nicht mehr so gut wegstecken können. Die Pubertät kostet mich grad mega Energie.

    Und nun ist die Große aus dem Haus und der Kleine auch nicht mehr ewig da und ich sag: Endlich! Ich freue mich so, dass ich mehr Zeit für mich hab.


    Ich habe viele junge KuK, die gerade wie wild Kinder bekommen. Viele bekommen das mit dem Beruf gut vereinbart und haben kaum (besondere) Ansprüche. Manche können oder wollen das nicht so regeln, dass es vereinbar ist. Gibts diesen Querschnitt nicht immer?

    Ich habe mich auch schon mal gewehrt, als es einen miesen Stundenplan zugunsten anderer gab, die sich keine Vollzeit-Betreuung leisten wollten (O-Ton: zu teuer), aber Vollzeit arbeiten wollten. Das geht dann eben auch nicht. Wir haben viel Geld in die Betreuung gesteckt, damit wir beide Vollzeit arbeiten können. Den Tod muss man dann sterben. Ansonsten muss man wirklich TZ arbeiten, aber wie ja schon oft betont: Im Lehramt ist das ein Minusgeschäft und daher nicht ratsam.

  • Schade, dass deine Kolleg*innen so unsensibel sind. So einige Fragen oder Unterstellungen/ Vorwürfe sind nicht angebracht.


    Auf der anderen Seite muss ich aber auch anmerken, dass die Belastungen, die manche Kinderlosen haben, die du selbst auch benennst, vor Menschen mit Kindern auch nicht automatisch Halt machen müssen. Es gibt nicht immer ein entweder oder. Und ja, wenn man keine Kinder hat, kann man es nicht ansatzweise nachvollziehen, was es bedeutet. Das ist kein Vorwurf, sondern eine Tatsache, die man als solche einfach auch glauben und annehmen darf.


    Ich denke, dass miteinander im Gespräch zu bleiben, und jedem seine Bedarfe und Bedürfnisse zuzugestehen und versuchen sich gegenseitig zu unterstützen am wichtigsten sind. Leider wird aber eher versucht sich zu überzeugen, wem es noch schlechter geht oder wer es schwerer hat.

    Wie bereits geschrieben, geht es mir überhaupt nicht darum wer es schwerer hat. Und natürlich kann auch alles zusammenkommen.


    Mein Bedarf an Gespräch ist da inzwischen ehrlich gesagt sehr gering. Genau wie mein Bedarf an privaten Gesprächen oder Kollegiumsaktivitäten die meine Freizeit betreffen. Das mache ich dann lieber im kleinen Kreis mit den KuK wo es gut läuft. Und auch dort sind KuK mit Kids dabei ;)


    Und es ist auch völlig ok, wenn bis zu einem gewissen Grad auf entsprechende Wünsche Rücksicht genommen wird. Nur hat eben alles Grenzen.

  • Ich habe viele junge KuK, die gerade wie wild Kinder bekommen. Viele bekommen das mit dem Beruf gut vereinbart und haben kaum (besondere) Ansprüche. Manche können oder wollen das nicht so regeln, dass es vereinbar ist. Gibts diesen Querschnitt nicht immer?

    Meiner Meinung nach triffst du damit den Nagel auf den Kopf. Ich würde mich sogar so weit aus dem Fenster lehnen, zu sagen, dass gerade die wenigen KuK, die das nicht so geregelt bekommen (wollen) auch ohne Kinder nicht gerade die zuverlässigsten und engagiertesten KuK wären.

  • Du kannst doch auch ans BK gehen mit Deinen Fächern. Schon mal Kontakte geknüpft?

    Ich habe bisher keine Kontakte geknüpft an BKs, einfach weil ich es so definitiv noch nicht machen möchte. Ich habe Angst, dass ich bei der ersten Andeutung, ich könnte mir etwas anderes vorstellen, sofort "zwangsversetzt" werde. So ist es einer Kollegin ergangen, die wieder ins Tagesgeschäft wollte. Die Schulleitung hat ihren Versetzungsantrag abgelehnt, sie wurde über die Ablehnung der Schulleitung hinweg trotzdem sofort versetzt.

  • Meiner Meinung nach triffst du damit den Nagel auf den Kopf. Ich würde mich sogar so weit aus dem Fenster lehnen, zu sagen, dass gerade die wenigen KuK, die das nicht so geregelt bekommen (wollen) auch ohne Kinder nicht gerade die zuverlässigsten und engagiertesten KuK wären.

    Es gibt genug KuK ohne Familie, die super unflexibel sind und sich möglichst wenig anpassen wollen.

  • Du kannst doch auch ans BK gehen mit Deinen Fächern. Schon mal Kontakte geknüpft?

    Nein, sollte man vielleicht mal. Gibt es denn BKs mit Erdkunde im Fächerkanon? Ich hab vor einigen Jahren mal intensiver gesucht und wenig gefunden.

    Überlege gerade, ob man evtl. noch ein passendes Erweiterungsfach nachstudieren könnte, aber muss mich da auch nochmal schlau machen bezüglich der Möglichkeiten.


    Und ja, klar sind Kinderüberlegungen irgendwo Milchmädchenrechnungen, wenn man eigentlich keine will. Rein strategisch aber dennoch vielleicht sinnvoll. Die Betreuungsproblematik habe ich mit meinen Hunden z.B. exakt genauso und darauf nimmt verständlicherweise niemand Rücksicht...stelle mir das mit Kindern alles ungleich einfacher vor. Und billiger (was Betreuung betrifft) 😄

  • Du kannst auch trotz Erdkunde einfach mal anfragen. Mit wurde im Praktikum an Ende des Refs signalisiert, dass zwar an Physik nicht viel Bedarf besteht, aber ich mit Mathe gerne kommen dürfte. An einem BK. Englisch wird ja auch überall unterrichtet, also vielleicht geht es. Oder ja, ein Zertikatskurs kann auch helfen.

  • Ich kann manchen Ärger hinsichtlich der Stundenplanung und die Rücksichtnahme auf Eltern verstehen. Letztendlich war ich bis vor 5 Jahren auch in VZ und eben keine Mama. Ich war tatsächlich oftmals am Augenrollen, wenn es wieder „Extrawünsche“ verschiedenster Elternteile gab.


    Mein Blick darauf hat sich erst geändert, als mein Kind nach Corona in den Kindergarten kam. Mein Mann und ich arbeiten beide in gleichen Anteilen TZ. Nicht, weil wir das unbedingt wollen, sondern weil wir beide Lehrer sind, uns unseren Dienstort nur bedingt aussuchen können, unsere Arbeitszeiten starr sind und von Jahr zu Jahr (teilweise von Quartal zu Quartal) variieren und wir nur sehr wenig Einfluss drauf haben, außer eben zu bitten und zu betteln.


    Der Kindergarten hat im Zuge des Personalmangels die Betreuungszeiten gekürzt. An zwei Tagen die Woche ist nun um 15 Uhr Schluss. Selbst mit Teilzeit habe ich oft bis 14:55 Uhr Unterricht, mein Mann hat an seiner Schule ebenfalls nachmittags. Nächstes Jahr wird es spannend, dieses Jahr passt es zufälligerweise immer irgendwie.


    Der Kindergarten macht um 7 Uhr auf. Mein Mann muss zu ersten um 7:30 da sein, ich um 7:45, mit Frühaufsicht um 7:25. Egal, wie pünktlich ich am Kindergarten bin, wenn auch nur eine Ampel rot ist, schaffe ich es nicht pünktlich zur Schule. Auch das geht sich in diesem Schuljahr zufälligerweise aus, dass immer einer zufällig später hat, wenn der andere früh hin muss.


    KIndergartenwechsel? Ein fünfjähriges Kind zwingt man nicht einfach so aus seinem Umfeld raus. ER hat mittlerweile Freundschaften usw. Zumal wir in einer Städt. Kita sind und somit keinen Anspruch auf einen Platzwechsel ohne Umzug haben und uns niemand sagen kann, ob wir überhaupt irgendwo einen Platz bekämen. Auf gut Glück verlassen und vertrauen, dass es schon irgendwie passt und wir irgendwo unterkommen ist hanebüchen. Außerdem kann mir niemand zusichern, dass es im nächsten Kindergarten besser wird. Viele öffnen erst um 7:30 Uhr. Und dann?


    Ich würde sehr gerne VZ arbeiten, weil TZ einfach sch… ist als Lehrer. Aber: In VZ wäre die Wahrscheinlichkeit 99%, dass wir an 2-3 von 5 Tagen den Kurzen nicht rechtzeitig abholen könnten/bringen könnten. Wie soll das gehen? Verfügbare Familie haben wir hier nicht (mehr). Und der Witz: Wir zahlen im Monat knappe 600 Euro dafür.


    Meiner Erfahrung nach ist der Lehrerjob vieles, aber definitiv nicht familienfreundlich. Ja, ich bin teilweise nachmittags da (wäre ich mit TZ in anderen Jobs auch) und habe mehr Kinderkranktage. Jo. Aber im normalen Alltag wiegen andere Faktoren viel mehr. Tatsächlich sind wir in unserem Straßenzug bis auf eine Nachbarin (lustigerweise ebenfalls Lehrerin) und einem Nachbarn (eigene Firma) die einzigen Deppen, die 1. an starre Arbeitszeiten gebunden sind, 2. zum Arbeiten immer vor Ort sein müssen 3. wo TZ eben NICHT bedeutet, dass ich verlässlich früher zuhause bin und 4. viel Arbeit am WE erledigt wird.


    Ich bin mir sicher, dass es viele Beispiele von Jobs gibt, wo das ähnlich ist wie bei Lehrern. Aber die oben genannten Bedingungen sind auch ein Grund dafür, warum 1. immer weniger Lehrer (bei uns wenigstens, mehr als die Hälfte der rund 140 Kollegen hat keine Kids) keine Kinder oder nur ein Kind bekommen und 2. warum der Beruf immer unattraktiver wird. Gleiches gilt für viele andere Jobs mit starren Arbeitszeiten.


    Spannend wird es dann in der Grundschule, wenn man keinen OGS-Platz bekommt (Personalmangel). Dann ist um 11:45 Schicht im Schacht. Einen Sechsjährigen bis zu vier Stunden allein daheim lassen finde ich nicht so toll. Mal sehen.


    Vieles davon weiß man, bevor man Kinder bekommt, vieles kann man nichtmal im Ansatz verstehen/nachvollziehen oder erahnen. Wir hatten unseren Kindergarten eben wegen der Betreuungszeiten (ursprünglich bis 16:30) ausgesucht. Wir hatten unseren Wohnort wegen der Schule meines Mannes ausgesucht, dann brach die A45 zusammen. Ich wusste nicht, dass an meiner Schule innerhalb kürzester Zeit in meinem Zweitfach 5 Fachlehrer für 4 Kurse vorhanden sein würden, so dass ich fast nur noch mein NOCH korrekturintensiveres Fach unterrichten würde. Wir hatten ursprünglich damit gerechnet, dass meine Schwiegereltern hier und da helfen könnten. Usw. Usw.


    Und trotz all der oben genannten Probleme kann ich verstehen, wenn kinderlose VZ-Kollegen sich ärgern, wenn die das Gefühl haben, dass sie alles ausbaden müssen. So sollte es aber auch nicht sein.

  • Bei mir an der Schule müssen die Eltern, die ihr Kind zur Kita bringen müssen, keine Frühaufsicht machen. Es läuft eigentlich gut mit unseren jungen Müttern. Wichtig ist da auch ein "moderner Vater" mit verständnisvollen Arbeitgebern.

    Ganz toll. Können die kinderlosen Vollzeitdeppen das ja übernehmen . Genauso sowas ärgert mich.

  • Vielleicht wird man dafür an andrer Stelle entlastet?

    Bei uns an der Schule hat man die Wahl, entweder Frühaufsicht oder Pausenaufsicht.

    Ich hatte auch schon ein Schuljahr mit kleinen Kindern UND Frühaufsicht, da brachte halt der Vater die Kinder in den Kiga.

  • Also ich hatte nie ein Problem damit, z.B. Frühaufsichten zu übernehmen, als ich noch keine Kinder hatte (die Anzahl der Aufsichten ist ja dennoch gleich bzw. gestaffelt nach Deputat), da ich trotz Frühaufsicht später aufstehen musste als mit Kindern zum normalen Unterrichtsbeginn (ohne Aufsicht). Daher war ich sehr dankbar, dass ich einige Jahre verschont blieb und habe jetzt vollstes Verständnis dafür, dass ich (mit großen Schulkindern) wieder häufiger Frühaufsichten habe, da ich echt nicht tauschen möchte mit denen, die ihre 2- oder 3-Jährigen morgens fertig machen müssen, ggf. noch zur Kita bringen müssen (Fun Fact: Unsere Kita hat damals die Öffnungszeit wegen Personalmangels von 7:00 auf 7:30 Uhr verschoben und ich musste zusehen, wie ich das hinbekomme, wenn ich zur 1. Stunde Unterricht hatte...), um dann möglicherweise noch einen recht weiten Weg zur Schule auf sich zu nehmen und dann in den Unterricht zu hetzen (da man sich hier nur bedingt aussuchen kann, wo man wohnt oder eingesetzt wird).

  • Schön, das ist aber Privatvergnügen, wurde ja keiner zu gezwungen. Die Perks, wie z.B. fette Familienzuschläge und massive Fehlzeiten, weil "Kind krank" kommen dazu. Wer fängt das alles auf? Rhetorische Frage.

  • Ganz toll. Können die kinderlosen Vollzeitdeppen das ja übernehmen . Genauso sowas ärgert mich.

    Anscheinend hast du keine AAhnung von Grundschule. Ich habe auch immer darum gebeten, keine Frühaufsichten zu machen. Meine Kinder sind schon länger erwachsen, aber vor halb acht auf dem Schulhof zu stehen finde ich einfach doof... Dann habe ich natürlich Aufsichten zu anderen Zeiten gehabt, Ich denke mal, das ist in Grundschulen durch einfachste Absprachen möglich. Es gibt tatsächlich Kolleg*innen, die lieber morgens draußen stehen, als in den "großen" Pausen oder nach dem Unterricht.

    Da musst du dich nicht ärgern. :troest:

  • Was die "fetten" Kinderzuschläge angeht: Da find ich auch, dass einige Familien sich davon durchaus mal eine Kinderbetreuung leisten können. Dabei ginge es natürlich nicht um die Aufsichten, sondern um andere manchmal sicher vermeidbare Fehltage wegen der Kinder...

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