Seiteneinstieg NRW PE oder Obas

  • Hallo liebe Community,

    ich würde gerne in NRW den Seiteneinstieg als Lehrerin wagen, bin mir aber sehr unsicher, ob ich nur eine Pädagogische Einführung oder die Obas machen soll.

    Mir ist klar, dass die Obas natürlich die bessere Ausbildung bietet usw., aber ich habe folgende Bedenken:

    - ich habe einen 4-jährigen Sohn und arbeite momentan 20 Stunden/Woche, was super klappt. Ich befürchte, dass es zeitlich (und nervlich🙈) extrem schwierig werden könnte, mein Deputat, Ausbildung, Unterrichtsvorbereitungen, Lernen, Lehrproben, Prüfungen etc. als Mama eines Kindergartenkindes zu bewältigen.

    - ich weiß nicht, ob ich die Gesundheitsprüfung bestehe und überhaupt verbeamtet werden würde (Arthrose/Rheuma)


    Hinzu kommt, dass mich eine Privatschule (staatlich anerkannte Ersatzschule) sofort einstellen würde, aber nur mit PE, da sie mich in meinem Zweitfach nicht betreuen könnten. Die Schule ist auf den ersten Blick fantastisch und bietet einem Seiteneinsteiger mit maximal 16 Schülern pro Klasse, einem „familiären“ Verhältnis im Kollegium usw. optimale Bedingungen, aber eben keine Möglichkeit zur Obas.


    Daher würde ich gerne um Rat bitten, ob sich die Obas überhaupt lohnt, wenn ich eventuell gar nicht verbeamtet werden kann. Hat jemand diesbezüglich Erfahrungen?

    Sind hier Eltern, die ihre Erfahrungen mit mir teilen würden?


    Herzlichen Dank und viele Grüße

  • Hallo,


    nun zunächst zum finanziellen, mit OBAS bekommst du natürlich auch im Angestelltenverhältnis mehr als mit PE. Beispiel Gymnasium und BK TVL 13 mit OBAS statt A 13. Ist jetzt auch nicht das schlechteste Gehalt insbesondere wenn man vielleicht auch keine Chance auf PKV hat.


    OBAS mit Kind ist natürlich anstrengend, ich habe Kolleginnen die es daher in Teilzeit machen, das bedeutet 14 Stunden Unterricht + Seminar, was erstmal im Prinzip deinen aktuellen 20 Stunden entspricht. Weniger Stunden sind bei OBAS nicht erlaubt. Allerdings sitzt man gerade vor einem Unterrichtsbesuch natürlich auch mal länger an allem, wie lange ist allerdings sehr individuell und hängt auch sehr von evtl. Vorerfahrungen ab.


    Du kannst natürlich theoretisch auch erstmal die PE machen und schauen wie dir alles liegt und später ggf. noch OBAS wenn sich da eine Stelle finden lässt. Das hängt sicherlich von deinen Fächern ab.

    Wie groß der Aufwand für die PE im Vergleich zu OBAS ist kann ich leider nicht beurteilen, da ich mich direkt für OBAS entschieden habe. Vielleicht kann jemand anderes was dazu sagen.


    Eine gute Entscheidung wünsche ich

  • OBAS lohnt sich, weil du mehr Geld bekommst und auch befördert werden kannst. Ich habe damals ein Jahr PE gemacht und auch überlegt, es damit gut sein zu lassen. Ich habe weitergemacht, weil ich noch mehr lernen und nicht als "Lehrkraft zweiter Klasse" dastehen wollte. Verbeamtet bin ich nicht, wurde dann aber nach einiger Zeit befördert. Ich weiß, die Verbeamtung wird immer als alleinseligmachend verkauft und tatsächlich sind die angestellten Lehrkräfte in mancher Weise benachteiligt. Aber ich fühle mich als Angestellte ganz wohl. Was soll's. Gibt auch viele an meiner Schule, die "nur" angestellt sind. Warum soll sich das nicht lohnen?


    Du kannst die Ausbildung auch in Teilzeit machen, das habe ich damals gemacht mit dem Minimum an Stunden, die ich für die Ausbildung brauchte, so um 75% glaube ich. Ich hatte aber auch schon etwas Unterrichtserfahrung. Von daher ging das auch mit zwei Kindern - die allerdings schon ein bisschen älter waren.


    Kommt halt drauf an, was du auf lange Sicht willst. Wenn du dich mit weniger Gehalt zufrieden gibst und dir den Stress mit den Prüfungen nicht antun willst, mach halt nur PE. Aber es könnte sein, dass du dich später ärgerst.

  • Vielen herzlichen Dank für die schnellen Antworten und die Einschätzung. Ich habe leider überhaupt keine Vorerfahrung an Regelschulen, sondern habe nur ehrenamtlich Deutschkurse für Geflüchtete gegeben. Daher habe ich auch so großen Respekt vor dem zeitlichen Aufwand der Unterrichtsvorbereitung gepaart mit Lernen fürs Staatsexamen usw. Wäre ich nochmal 25 und kinderlos würde ich sofort die Obas wählen, aber in der momentanen Situation werde ich wohl noch Einiges abwägen müssen.

    Vielen Dank nochmal und ein schönes Wochenende!

  • Unbedingt OBAS! Sonst ist keinerlei Weiterentwicklungsmöglichkeit gegeben.


    Meine Erfahrungswerte: Anstrengend aber machbar! Mein Kleiner war 1, als ich den Quereinstig mit dualem Studium gemacht hab und 3 als ich in OBAS kam. Mit guter Organisation absolut machbar! Ich wäre deutlich unzufriedener an meiner Schule, wenn ich das nicht gemacht hätte.

    Und allen Unkenrufen bzgl. Seminar zum Trotz: Ich habe dank einer fantastischen Fachleiterin wirklich das Handwerkszeug gelernt. Ohne diese Ausbildung würde ich heute sehr viel schlechteren und ineffektiveren Unterricht (für mich UND die S.) machen.

  • Es kann durchaus Sinn machen erst die PE zu machen und dann OBAS. Nach der PE bist du grundsätzlich erstmal in der Lage zu unterrichten und darfst dies auch unbegrenzt tun.
    Wenn du danach noch den OBAS machst kann dir nicht mehr viel passieren auch wenn du im OBAS scheitern solltest. Meines Wissens kannst du dann einfach Angestellte bleiben. Überlege dir doch ob das ein Weg für dich sein könnte.

  • In OBAS gescheitert heißt, raus aus dem Schuldienst. Für OBAS bekommt man einen neuen befristeten Vertrag. Nach der PE hat man einen unbefristeten. Der Rat passt also nicht.

  • 1a. Der Unterschied zwischen PE und OBAS, wenn man nicht verbeamtet wird, ist minimal. E13 mit verlängerter Stufenlaufzeiten vs. E13 Regulär.

    1b. Wenn man verbeamtet wird, waren es bei mir über 550€ mehr nach Abzug der PKV.

    2. Im Regelfall wird verbeamtet, nur in den absoluten Ausnahmefällen nicht. Der Amtsarzt müsste erstmals sagen, dass deine Arthrose und Rheuma mit überwiegender Wahrscheinlichkeit zu einer Frühpensionierung führt. Das muss erst ein Amtsarzt heutzutage bescheinigen.

    3. Bei der erstmaligen Verbeamtung muss jede PKV dich aufnehmen, egal welche Vorerkrankungen vorliegen. Nennt man die "Öffnungsaktion".

    4. Wenn man nach der PE einen unbefristeten Vertrag erhält und später irgendwann mal die OBAS macht, dann passiert nichts, da die OBAS lediglich ein Zusatzvertrag ist. Man könnte in der Theorie zweimal nicht bestehen und man bleibt trotzdem im Schuldienst, weil der Ursprungsvertrag noch Bestand hätte.

    5. Die OBAS erlaubt eine zwar Beförderung, aber es gibt Kollegen, die wollen nicht befördert werden. Das musst du für dich selber entscheiden.

    6. Eine Privatschule ist schön und gut, vor allem mit einer Klassengröße von 16. Wie ist allerdings die Anspruchshaltung der Schule/Eltern dir gegenüber? Das sollte man sich auch überlegen. Nicht, dass du bloß als Dienstleister dort gesehen wirst und zu viel von dir verlangt wird.

    7. Die OBAS in Teilzeit machen heißt mindestens 12,5 Stunden Unterricht (Pflicht) und 8 Stunden Studienseminar darauf, ebenso Pflicht. darauf. Also mindestens 20/25,5 --> 78,43% Stelle.

    8. Zum Thema "Mit der PE ist man Lehrer zweiter Klasse" sage ich nur, das hängt von dir als Mensch ab. Entwickelst du dich weiter und setzt du dich rein, dann nicht. Ich kann nur von mir sagen, dass ich nach der OBAS fähiger war und demnach besser unterrichte. Für meine persönliche Anspruchshaltung war es die richtige Lösung.

  • In OBAS gescheitert heißt, raus aus dem Schuldienst. Für OBAS bekommt man einen neuen befristeten Vertrag. Nach der PE hat man einen unbefristeten. Der Rat passt also nicht.

    Das stimmt aber nur in dem Fall, dass man keinen unbefristeten nach der PE bekommt und dann später aus diesem Vertrag heraus die OBAS gem. §4 OBAS beantragt. Passt also wohl, aber nur wenn man die richtige Konstellation hat.

  • Das stimmt aber nur in dem Fall, dass man keinen unbefristeten nach der PE bekommt und dann später aus diesem Vertrag heraus die OBAS gem. §4 OBAS beantragt. Passt also wohl, aber nur wenn man die richtige Konstellation hat.

    Bist du sicher dass man auch für Sek 1 E13 erhält? Ich glaube ne Kollegin die das macht bekommt weniger.
    Aber interessant dass mit dem unbefristeten Vertrag nochmal gelesen zu haben.

  • Man bekommt in NRW mit einer PE E13? Unfassbar! Da verstehe ich gerade direkt Tommi besser mit seiner Dauerklage über die Besoldung der GS-Lehrkräfte. Diese sind natürlich sowieso nach A/E13 zu besolden, aber wenn man sich dann noch im Vergleich vor Augen hält, das selbst Menschen mit völlig unzureichender Ausbildung und Lehrbefähigung (PE) besser bezahlt werden, als gut und vollständig ausgebildete GS-Lehrkräfte, dann bekommt man doch einfach nur noch das :uebel:. Mal ehrlich: Wie will man so junge Menschen dazu motivieren sich vernünftig ausbilden zu lassen für die Tätigkeit die sie ausüben möchten, wenn sie selbst mit der Schmalspurausbildung einer PE (plus dem Fachstudium, I know) besser bezahlt werden als besser ausgebildete KuK anderer Schularten?! So erhält man sich seinen Lehrermangel durchaus langfristig als Dienstherr.


    EDIT: Danke für den Nachtrag zur Besoldung mit PE undichbinweg . Ich war gerade wirklich entsetzt!


    JanineBr : Mit OBAS hast du nicht nur eine vollwertige Ausbildung und Lehrbefähigung, sondern weißt danach auch wirklich, was du machst und kannst so eine entsprechende Unterrichtsqualität sicherstellen, aber auch dein eigenes, künftiges Arbeitsleben deutlich entlasten und entstressen, weil du bestimmte Dinge einfach mal grundlegend lernen konntest, so dass du künftig Zeit sparen kannst z.B. bei der Planung guter Unterrichtseinheiten. Als Mutter sollte es dir ein Anliegen sein, dass Kinder gut ausgebildete Lehrkräfte haben, als angehende Lehrkraft sollte es ein Teil deines professionellen Selbstverständnisses und Selbstanspruchs sein vernünftige Arbeit zu leisten. Die Teilzeitausbildung sollte ein gangbarer Weg sein. Ich hatte einige Mitanwärter:innen mit kleinen Kindern (Plural!- ein paar davon mitten im Ref auf die Welt gekommen), manche alleinerziehend, manche mit Partner:in in Ausbildung/Studium- tatsächlich haben unsere jungen Eltern zu denen gehört, die das Ref mit am konsequentesten durchgezogen haben, weil denen von vornherein klar war, dass sie gut organisiert sein müssen und sie andererseits genau wussten, wofür sie die Ausbildung durchziehen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Eigentlich an Sek II Schulen gibt es mit der PE E12 und nicht E13.

    Habt ihr aber den Unterschied zwischen E12 und E13 aber angeschaut?


    Die E12/1 und E12/2 ähneln E11. E12/3 bis E12/6 ähneln eher E13. Ab Stufe 3 sind es ca. 50€ Unterschied ... netto.

    Dafür muss man keine Oberstufe korrigieren, keine Abiprüfungen abnehmen oder sonst was, weil man es nicht darf.

    Nicht schlecht, oder?

  • Jepp, das war eben bei mir damals auch die Überlegung: Lohnt sich das überhaupt? Es lief da gerade nicht so rund und die Möglichkeit, die Ausbildung nach einem Jahr zu beenden (wäre bei mir damals so möglich gewesen), war verlockend.


    Auch die individuelle Stressbelastung und familiäre Situation ist unterschiedlich. Von daher würde ich auch nicht "auf jeden Fall OBAS" schreien wollen.


    Andererseits eben: Keine Prüfungen abnehmen dürfen, das ist schon komisch. Das ist ja gerade das, was einen letztlich anspornt. Jede Abschlussfeier ist so ein Schlusspunkt: Geschafft! Super! Und auch die Entwicklungsmöglichkeiten sind eingeschränkt. Ich bin froh, dass ich durchgehalten habe.


    Das muss man selbst wissen. Man muss gar nichts, auch nicht Karriere machen.

  • Ein Armutszeugnis und eine Entwertung der Ausbildung, die grundständige Lehrkräfte durchlaufen trifft es wohl eher ...

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Das stimmt aber nur in dem Fall, dass man keinen unbefristeten nach der PE bekommt und dann später aus diesem Vertrag heraus die OBAS gem. §4 OBAS beantragt. Passt also wohl, aber nur wenn man die richtige Konstellation hat.

    Ich kenne einen Fall der deine Konstellation betrifft. Der PE Vertrag wurde aufgelöst und er bekam einen OBAS Vertrag, der dann befristet war. Das war schon ein Risiko.

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