Ländlicher Raum: Erhöhte Gefahr von Schulschließungen?

  • Sicherlich könnte man die Empfehlung der Grundschllehrkräfte verbindlich machen. In den 1950er Jahren (u.a.) kam man nur auf das Gymnasium, wenn man eine Aufnahmeprüfung bestand. Auch das könnte man wieder einführen. Ich möchte solche Zeiten aber nicht wieder haben (wobei ich die 1950er Jahre selbst nicht miterlebt habe).


    Aber de facto ist es so, dass gerade in manchen Städten immer mehr Kids auf ein Gymnasium wollen und kaum noch Kids auf die Hauptschule oder die Realschule gehen wollen. Die Hauptschule hat so einen sehr schlechten Ruf, sodass ein Kind, welches zur Hauptschule "muss" sich vielleicht sogar minderwertig fühlt.

    Wenn ein Kind vom Gymnasium abgeschult wird, verliert es seinen Freundeskreis am Gym (ja privat ist es noch möglich, aber eben nicht in der Schule).

    Es gibt beratungsresistente Eltern, die ihr Kind nicht vom Gym nehmen wollen (was mit Frust für das Kind verbunden ist). Andere Eltern haben Angst vor dem Wechsel von z.B. einer Realschule auf ein Gymnasium während der SI oder nach der SI. Sie geben ihre Kinder dann lieber auf ein BK.

    Wenn ein Kind an einer Gesamtschule nun z.B. zu schlechte Leistungen zeigt, muss es "nur" vom E-Kurs in den G-Kurs, kann aber in den meisten anderen Fächern mit seinen bisherigen Freunden zusammenbleiben. Das Gleiche gilt für den Wechsel vom G- in den E-Kurs.


    In anderen Ländern lernen die SuS auch viel länger zusammen. Dieses Aussortieren ist meiner Meinung nach eher kontraproduktiv.

    Und gerade in Coronazeiten stelle ich mir eine Übergangsempfehlung noch schwerer vor als in Nicht-Corona-Zeiten. Da würde mich mal die Erfahrung der Grundschullehrkräfte interessieren.


    Ich bin zwar Gymnasialehrkraft, aber i.g. spricht mich das System der Gesamtschule mittlerweile mehr an als das dreigliedrige Schulsystem. Leider herrscht zumindest bei einigen Gymnasiallehrkräften eine mehr oder minder große Skepsis gegenüber Gesamtschulen vor.

  • Ja, das tut er, solange bis er dich zur Prüfung anmeldet, die du dann selbst ablegen musst.

    Bestehst du sie, bekommst du die Erlaubnis, mit den aufgeführten Fahrzeugen am Straßenverkehr teilnehmen zu dürfen, fällst du durch, musst du darauf verzichten.

    Ja, die Grunschullehrerin bereit die SuS auch auf die Arbeiten und so weiter vor. Nur ist der Unterschied, dass, wenn die SuS die für das Gymnasium nötigen Leistungen (Notenschnitt in den Hauptfächern besser als 2,0 wäre ja wohl das Mininum imho) eben nicht erreichen, trotzdem dort angemeldet werden können. Das ist so, als würde ich in der Fahrprüfung durchfallen und dann entscheiden, ach, ich probiere es trotzdem einfach mal.

    Die Abschlussprüfung an der Grundschule müsste z.B. ein bestimmter Notenschnitt sein und darunter geht es eben nicht.

    Fakultäten für Medizin schaffen es doch auch Studenten mit 3er Abi-Schnitten fern zu halten zum Wohle der Gesellschaft. Das muss doch am Gymnasium auch gehen.

  • Fakultäten für Medizin schaffen es doch auch Studenten mit 3er Abi-Schnitten fern zu halten zum Wohle der Gesellschaft.

    Ist das deine Sicht der Dinge?

    In meiner Region fehlen nicht nur Lehrkräfte, sondern auch eine Menge ÄrztInnen.

    Vielleicht hätte man schon längst umsteuern und das Studium öffnen können, damit Interessierte den Beruf ergreifen und keinen Umweg über Rumänien nehmen müssen.


    Genau das zeigt, wie viele wir aus reisen und verlieren, der Gesellschaft zuträglich ist das nicht.

  • Müsste man chilipaprika fragen, in Frankreich gibt es Aufnahmeprüfungen, wenn ich recht erinnere. Aufnahmeprüfungen haben auch wieder so ihre Tücken, triezen auf dieses Ziel hin usw.

  • Fakultäten für Medizin schaffen es doch auch Studenten mit 3er Abi-Schnitten fern zu halten zum Wohle der Gesellschaft. Das muss doch am Gymnasium auch gehen.

    Und was besagt der Abidurchschnitt über die Fähigkeiten einer Ärztin / eines Arztes aus?

    Was bringt es, wenn ich eine Ärztin/ einen Arzt habe, der zwar überall 15 Punkte hat und auch einen super guten Abschluss an der Uni, aber überhaupt nicht empathisch ist und immer nur genervt ist?
    Was besagen sehr gute Leistungen in z.B. Sport, Kunst, Geschichte und Sowi über die Qualitäten eines Arztes aus? Sicherlich sollte man in einem Med-Studium gute NW-Kenntnisse haben, aber viel wichtiger ist doch am Ende das med Wissen (und eben das Einfühlungsvermögen, ...)

    Es soll aber auch Studenten geben, die im Studium aufblühen, da sie endlich das lernen können, was ihnen Spaß macht und eben nicht die mega langweilige physikalische Formel, mit der sie in der Schulzeit nix anfangen konnten oder irgendeine Aufgabe im Bereich der Stochastik/ der Analysis oder der analyt. Geometrie.

  • Fakultäten für Medizin schaffen es doch auch Studenten mit 3er Abi-Schnitten fern zu halten zum Wohle der Gesellschaft.

    Seit wann ist der NC ein Instrument, Leute mit Abiturdurchschnitten unter 3,0 von einem Studium auszuschließen?

  • Flipper79: Ist es Skepsis gegenüber Gesamtschulen, wenn alle PISA-Ergebnisse (konsistent seit Beginn) die Leistungen von Gesamtschülern knapp über Hauptschulen, aber weit abgeschlagen hinter Realschulen und Gymnasien einordnen oder sind das Fakten, die man vielleicht zur Kenntnis nehmen sollte?
    Der Abiturdurchschnitt sagt etwas über die Intelligenz und die Fähigkeit aus, sich auf den Arsch zu setzen und zu lernen, beides Fähigkeiten, die ungemein mit dem Studienerfolg im Fach Medizin korrelieren. Die Empathie ist übrigens gering positiv mit der Intelligenz korreliert, also auch hier findest du bei höherem Abiturdurchschnitt durchschnittlich leicht empathischere Menschen. Aber ja, man könnte bei einigen Studiengängen die Persönlichkeitsmerkmale zum Studieneingang erheben und dann sagst du: "Sorry, zwei Punkte zu wenig auf der Extrovertiertheit-Skala, Lehrer ist für dich leider nix". Irgendwie glaube ich, dass das verfassungswidrig wäre...

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Flipper79 : Wenn irgendwann alle plötzlich aufblühen, dann braucht man keine Noten, kein Versetzen, keine Schulformen mehr, sondern muss nur auf den richtigen Moment warten. Nee, so geht es nicht, wir sind nicht bei "Wünsche dir was!", sondern in einem leistungsorientierten System, bei dem die Schüler wissen: "Du zeigst gute Leistungen, du kannst später deinen Wunschberuf ausüben. Du zeigst keine gute Leistungen, du musst das nehmen, was übrig bleibt.". Jedes Kind hat jeden Tag auf's Neue die Chance, sein Bestes zu geben, um sein Potential unter Beweis zu stellen. In der Grundschule ist es zudem noch so, dass wir die Ruhigen motivieren, stärker aus sich herauszukommen, die Störer in ihre Schranken weisen, um aufzuzeigen, dass sie Anderen und letztend auch sich damit schaden. Alles mit dem Ziel, dass jeder möglichst die besten Bildungschancen erhält und nicht unter seinem Potential verbleibt. Und wie gesagt: Wer in der Hauptschule ein ganzes Schuljahr überall sehr gut bis gut steht, soll gerne sein Glück auf der Realschule versuchen. Unser System hat aber nichts davon, dass wir jahrelang ein Auge zudrücken, weil es sich ja um einen Spätzünder handeln könnte. Wir sollten da auch unsere Kids nicht unterschätzen: Sie wissen, was wir von ihnen möchten und letztendlich entscheiden sie, ob sie dem nachkommen können bzw. möchten oder eben nicht.

  • Fakultäten für Medizin schaffen es doch auch Studenten mit 3er Abi-Schnitten fern zu halten zum Wohle der Gesellschaft. Das muss doch am Gymnasium auch gehen.

    Man konnte sehr lange (und kann immer noch?) über eine lange Wartezeit auch mit 3er Abi ins Studium kommen. Und wo der Zusammenhang ist zwischen Abischnitt und Qualität als Arzt, habe ich nicht verstanden.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




    • Offizieller Beitrag

    Müsste man chilipaprika fragen, in Frankreich gibt es Aufnahmeprüfungen, wenn ich recht erinnere. Aufnahmeprüfungen haben auch wieder so ihre Tücken, triezen auf dieses Ziel hin usw.

    Aufnahmeprüfungen? Für die Uni?

    Für die Elite/ ‚Grandes écoles‘ ja. Und ich „befürchte“, es ist weiterhin (selbst wenn sicher weniger als damals) das beste Beispiel und Treiber der ‚Reproduktion sozialer Ungleichheit‘ unter dem Deckmantel / ‚Illusion der Chancengleichheit‘ (Bourdieu)

  • Flipper79: Ist es Skepsis gegenüber Gesamtschulen, wenn alle PISA-Ergebnisse (konsistent seit Beginn) die Leistungen von Gesamtschülern knapp über Hauptschulen, aber weit abgeschlagen hinter Realschulen und Gymnasien einordnen oder sind das Fakten, die man vielleicht zur Kenntnis nehmen sollte?

    Aber woran liegt das denn? Dass Gesamtschulen schlechteren Unterricht bieten oder dass eher schwächere SuS auf Gesamtschulen sind und dadurch die Stichprobe verzehrt ist? Man müsste sich wenn überhaupt angucken, wie sich die Leistungen an den Schulformen entwickeln.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

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  • "Du zeigst gute Leistungen, du kannst später deinen Wunschberuf ausüben. Du zeigst keine gute Leistungen, du musst das nehmen, was übrig bleibt."

    Ist das eine Motivation für schwächere SuS? Ihnen klar zu machen, dass sie nur den Rest abbekommen?

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    • Offizieller Beitrag

    Lindbergh, ich ändere mal an Wort an deinem Beitrag.


    "In der Grundschule  Schule ist es zudem noch so, dass wir die Ruhigen motivieren, stärker aus sich herauszukommen, die Störer in ihre Schranken weisen, um aufzuzeigen, dass sie Anderen und letztend auch sich damit schaden. Alles mit dem Ziel, dass jeder möglichst die besten Bildungschancen erhält und nicht unter seinem Potential verbleibt."


    Dann kann man die letzten Sätze deines Beitrags auch weglassen.

  • Ist das eine Motivation für schwächere SuS? Ihnen klar zu machen, dass sie nur den Rest abbekommen?

    Schwächere SuS sind sich i.d.R. schon der Tatsache bewusst, dass sie nicht als Manager im Bankenviertel von Frankfurt landen werden und sie finden das i.d.R. auch nicht schlimm.

    Ist es auch nicht. Es kann nicht nur Ärzt:innen, Richter:innen und Hedgefonds-Manager geben - wir brauchen auch unbedingt Handwerker:innen, Reinigungskräfte, Pfleger:innen.


    Schlimm finde ich es, diese Berufe als "Rest" zu bezeichnen.

  • Schlimm finde ich es, diese Berufe als "Rest" zu bezeichnen.

    Genau das meinte ich auch primär. Natürlich kann nicht jeder Akademiker werden, aber andere Berufe sind nicht per se schlechter. Auch ein Schüler mit gutem RS-Abschluss hat mehrere Möglichkeiten und kann sich dort den Beruf aussuchen, der ihm am besten gefällt.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Ist das eine Motivation für schwächere SuS? Ihnen klar zu machen, dass sie nur den Rest abbekommen?

    Reden wir von Schülern, die nicht mehr können oder nicht mehr wollen? Bei denjenigen, die nicht mehr wollen, bin ich da durchaus direkt und sage ihnen, dass sie sich selbst im Weg stehen und damit sich selbst Chancen verbauen. Sie haben aber selbstverständlich jeden Tag die neue Chance, entweder ihr Schneckenhaus oder ihre "null Bock"-Attitüde hinter sich zu lassen.

    Bei denjenigen, die nicht mehr können, reagiere ich sehr sensibel, sodass die Kids wissen, dass ich auch kleine Meilensteine sehr schätze. Unter uns: Sie werden später mal keine große Karriere machen. Das heißt jedoch nicht, dass sie nichts zur Gesellschaft beitragen können. Es gibt viele Jobs, die kein vertieftes theoretisches Wissen erfordern - ich arbeitete im Rahmen von Nebenjobs selbst in solchen. Unser Ziel für diese Schüler ist, dass sie wenigstens ein gesichertes Grundwissen erwerben, sodass sie später einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen und ihr Leben möglichst selbstständig leben können.

  • Und vielleicht nochmal als Ergänzung:

    Ich halte die, wie ich finde, bei uns herrschende Denkweise für wirklich ganz furchtbar, Berufe in "gut" (für die mit Uniabschluss, aber zumindest Abitur) und "sch***" (für die mit Berufsreife) zu unterteilen und so junge Menschen (bzw. ihre Erziehungsberechtigten) dazu zu treiben, massenweise in eine bestimmte Richtung zu gehen, nur weil sie vermeintlich "besser" ist.

  • @samu: Jo, bin dafür. Wenn es einen entsprechenden Vorschlag seitens der Bevölkerung gibt, muss der ernstgenommen werden und kann durchaus im Rahmen eines Volksentscheides behandelt werden, sprich "Sind Sie für die Einführung der Gemeinschaftsschule in Sachsen?". Dann kann jeder abstimmen, die Mehrheit entscheidet. Das Ergebnis ist im Sinne einer demokratischen Entscheidung zu akzeptieren, was jedoch nicht bedeutet, dass der einzelne Bürger nicht äußern darf, dass er sich u.U. ein anderes Ergebnis gewünscht hätte. Wer jedoch nicht abstimmt, obwohl er es hätte tun können - der darf sich dann natürlich nicht beschweren ;) .

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