Angst vor Klassenfahrt

  • Aber du argumentiertest doch mehrfach damit, dass andere auch freiwillig fahren sollen, weil du nicht alleine freiwillig fahren willst.


    Wenn du ein Problem mit der Art deiner SL hast, Klassenfahrten zu bewerben, dann sag(t) doch dieser Person, dass das überdacht und neu abgestimmt gehört.

    Ich habe kein Problem mit meiner Schulleitung. Ich bin ein Teil der SL. Ich habe ein Problem mit dem Umgang der Landesregierung mit dem Thema. Auf der eine Seite bewirbt sie Klassenfahrten, auf der anderen Seite stellt sie nicht das Personal zur Verfügung. Daher habe ich darauf hingewiesen, dass die Lösung "freiwillige Teilnahme" auch viele Nachteile hat.

    Ich wünsche mir, dass die Landesregierung entweder sagt: Klassenfahrten sind Bonus und wenn eine Schule nicht fährt, ist das kein Problem oder das nötige Personal bereitstellt. Über eine Dienstpflicht wie auch immer. Momentan ist so, dass es auf der einen Seite freiwillig ist, auf der anderen Seite es aber erwartet wird.

  • Von juristisch unhaltbaren, emotional begründeten, mehr oder minder deutlich vorgetragenen "Erwartungen" muss man sich definitiv frei machen lernen. Allerdings geht das etwa ein Berufsleben lang, fürchte ich.

  • Dann lass die Landesregierung doch erwarten. Das würde an mir abperlen, wie Wasser an Entenfedern. Was genau habt ihr mehr davon, wenn du die Erwartung (die du vielleicht auch nur interpretierst, oder bekommt ihr Briefe, die das so aussagen?) erfüllst?


    Wenn bei uns etwas gewollt ist und wir es nicht erfüllen können, weil das Personal fehlt, dann teilt meine SL der Regierung das genauso mit. Das macht sie bei Dingen die sein müssen und erst recht bei Dingen, die nur gern gesehen werden.

  • Über eine Dienstpflicht wird nicht mehr Personal bereitgestellt, sondern das vorhandene Personal mehr belastet.

    Wie soll das gehen? Die Arbeit wird nur anders verteilt. Es würde ja nur dann Mehrarbeit entstehen, wenn du parallel mehr Fahrten anbietest. Davon spricht aber keiner. Momentan fährt Kollege A zweimal und Kollege B gar nicht. Dann würde Kollege A einmal fahren und Kollege B einmal. Wo entsteht dabei Mehrarbeit? Oder siehst du es momentan als Privatvergnügen, wenn jemand auf Klassenfahrt fährt?


    Eine gute Schulleitung müsste das auch schon jetzt berücksichtigen. Wenn Kollege A auf Klassenfahrt fährt, würde sie ihn in anderen Aufgaben stärker entlasten und dort verstärkt Kollege B einsetzen. Klappt natürlich in der Praxis nicht so einfach.

  • Der "Fehler" liegt doch darin, dass Kollege A zweimal fährt, wenn die Fahrt doch freiwillig ist. Kollege B wird seine zur Verfügung stehende Arbeitszeit sicher bereits anders verplant haben und hat darin keine Zeit mehr für freiwillige Fahrten. Wird er nun zwangsverpflichtet hierzu, muss er entweder Abstriche an anderer Stelle machen (was ja in Ordnung ist) oder doch Mehrarbeit leisten (was nicht in Ordnung ist).


    Ich bin natürlich vollkommen bei dir, dass die Entlastung der Fahrten an anderer Stelle durch geeigneten Einsatz der Lehrkräfte erfolgen muss und in der Praxis geschieht dies ja auch oft, sodass Fahrten grundsätzlich keine Mehrarbeit auslösen, egal ob nun verpflichtend oder nicht. Wahr ist aber auch, dass die Verpflichtung zur Durchführung von Fahrten nicht mehr Personal schafft.

  • Die ganze Diskussion erinnert mich an eine ganztägige Veranstaltung, in der wir mit dem Kollegium eine Regelung zu Klassenfahrten ausgearbeitet haben. GANZTÄGIG! Mit ü20 KollegInnen


    Was das Thema anbelangt bin ich froh, dass das gerade durch Corona nicht so das Thema ist, denn ich fahre nicht gerne auf Klassenfahrten und erst recht nicht mit anstrengenden Klassen.

    In NRW bekommt man aber immerhin Überstunden in der Zeit der Fahrt bis Vollzeit vergütet. Wenn andere Bundesländer das nicht machen ist das echt frech!

  • Ich bin natürlich vollkommen bei dir, dass die Entlastung der Fahrten an anderer Stelle durch geeigneten Einsatz der Lehrkräfte erfolgen muss und in der Praxis geschieht dies ja auch oft, sodass Fahrten grundsätzlich keine Mehrarbeit auslösen

    Das muss aber eine gewaltige Entlastung sein, die die 24-stündige Bereitschaft über mehrere Tage hinweg ausgleichen soll.

  • Das muss aber eine gewaltige Entlastung sein, die die 24-stündige Bereitschaft über mehrere Tage hinweg ausgleichen soll.

    Mal abgesehen davon, dass man auch auf Klassenfahrt gerade nicht 24 Stunden am Tag in Bereitschaft ist (hiermit hat sich auch die Rechtsprechung bereits beschäftigen dürfen), gleicht man die entstandene Mehrarbeit in dieser Zeit natürlich durch entsprechend verteilte Minderarbeit im sonstigen Schuljahr aus. Das Thema hatten wir hier, wie du sicher weißt, auch im Rahmen der Eigenverantwortung der Lehrkräfte bei der Gestaltung ihrer ungebundenen Arbeitszeit bereits mehrfach.

  • Wie soll das gehen? Die Arbeit wird nur anders verteilt. Es würde ja nur dann Mehrarbeit entstehen, wenn du parallel mehr Fahrten anbietest. Davon spricht aber keiner. Momentan fährt Kollege A zweimal und Kollege B gar nicht. Dann würde Kollege A einmal fahren und Kollege B einmal. Wo entsteht dabei Mehrarbeit? Oder siehst du es momentan als Privatvergnügen, wenn jemand auf Klassenfahrt fährt?


    Eine gute Schulleitung müsste das auch schon jetzt berücksichtigen. Wenn Kollege A auf Klassenfahrt fährt, würde sie ihn in anderen Aufgaben stärker entlasten und dort verstärkt Kollege B einsetzen. Klappt natürlich in der Praxis nicht so einfach.

    Zu Teil 1: Wenn es freiwillig ist, was ich gut finde, fährt Kollege A mit Klasse A einmal, und wenn er möchte, freiwillig mit Klasse B ein zweites Mal. Wenn er nicht möchte, und der Klassenlehrer B auch nicht (aus welchen Gründen auch immer, die interessieren erstmal auch nicht, denn es ist a freiwillig!), dann fährt Klasse B eben dieses Jahr nicht auf Klassenfahrt. Dafür macht Kollege B vielleicht mehr Ausflüge, einen Leseabend, einen Tag Erlebnispädagogik im Wald o.ä.

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich alles irgendwie ausgleicht. Und dass jede Klasse irgendwie und irgendwann mal eine Klassenfahrt macht. Mit Lehrern, die das gerne machen und bei denen keine Gründe (egal welche!) dagegen sprechen.


    Zu Teil 2: Das sehe ich auch so.

  • Ich wüsste gar nicht, wo eine SL im Ansatz Entlastungen hernehmen sollte.

    Die gibt es doch gar nicht!

    Davon wird immer geredet, aber umgesetzt wird nichts, vor allem nichts, das Geld kostet oder zusätzliches Personal braucht.


    Nicht für Gremienarbeit, nicht für FK-Leitungen, nicht für Beauftragungen, nicht für die Betreuung von Refs oder Praktikantinnen, auch nicht für Digitalisierung und Inklusion und DaZ im Regelunterricht etc. und auch nicht für Klassenfahrten.


    Gibt es eine Dienstpflicht, werden einem die erlebnispädagogischen Aufgaben zusätzlich zu den unterrichtlichen und pädagogischen verpflichtend aufgetragen, von Entlastung ist da noch lange keine Rede, von gleicher Verteilung übrigens auch nicht, denn auch alle anderen aufgezählten Aufgaben sind verpflichtend und da gibt es auch keine Entlastung und ebenso keine gleichmäßige Verteilung.


    Fair wäre, dass Sozialpädagogen fest eingestellt wären und im Rahmen ihrer erhobenen Arbeitszeit an den Schulen diese Aufgabe übernehmen oder die Lehrkraft für die Zeit der Klassenfahrtsaufgabe vollumfänglich ersetzen, einschließlich der im Anschluss abzubummelnden geleisteten Mehrarbeit.

    Aber davon sind wir weit entfernt, wenn wir nicht einmal die Betreuung von 5 Zeitstunden am Vormittag gewährleisten können.

  • Mal abgesehen davon, dass man auch auf Klassenfahrt gerade nicht 24 Stunden am Tag in Bereitschaft ist (hiermit hat sich auch die Rechtsprechung bereits beschäftigen dürfen), gleicht man die entstandene Mehrarbeit in dieser Zeit natürlich durch entsprechend verteilte Minderarbeit im sonstigen Schuljahr aus. Das Thema hatten wir hier, wie du sicher weißt, auch im Rahmen der Eigenverantwortung der Lehrkräfte bei der Gestaltung ihrer ungebundenen Arbeitszeit bereits mehrfach.

    Meine Bereitschaft wird dann quasi aktiviert, wenn ein Kind mich nachts weckt, oder wie soll ich mir das vorstellen? Und wenn nix ist, dann hatte ich keine Bereitschaft? Ist doch Quatsch. Während meiner zwei letzten Klassenfahrten wurde ich jeweils in zwei von vier Nächten von Kindern mit berechtigten Anliegen geweckt. Auf der einen Klassenfahrt hatte ich zusätzlich ab Nacht zwei ein Kind als "Mitschläfer" im zweiten Bett in meinem Zimmer. Tagsüber ist man bei den Kurzen eigentlich auch fast immer Ansprechpartnerin. Ausgleichen im Rahmen der ungebundenen Arbeitszeit? Keinen Unterricht vorbereiten? Hefte nicht nachgucken? Elterngespräche reduzieren? Ich war in den letzten 20 Jahren alle zwei Jahre auf Klassenfahrt (keine Dienstpflicht) und hab da noch ne Rechnung offen.. Mir fällt als realistische Ausgleichsmöglichkeit echt nur der Verzicht auf aufwändige AGen und Fortbildungen ein. Damit baue ich gerade eigenverantwortlich meine Corona-Überstunden ab.

  • Auf der einen Klassenfahrt hatte ich zusätzlich ab Nacht zwei ein Kind als "Mitschläfer" im zweiten Bett in meinem Zimmer.

    Süß. Bei mir wären die Kleinen spätestens ab Nacht drei wieder freiwillig in ihrem Bett.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Ich wüsste gar nicht, wo eine SL im Ansatz Entlastungen hernehmen sollte.

    Die gibt es doch gar nicht!

    Davon wird immer geredet, aber umgesetzt wird nichts, vor allem nichts, das Geld kostet oder zusätzliches Personal braucht.

    Also wir haben sowohl Entlastungsstunden als auch Sozialpädagogen. Dazu PMs. Gerade in der Corona-Zeit hat das Land nun wirklich im Bereich Personal viel möglich gemacht.

    Aber bei der Entlastung geht es doch auch darum, Aufgaben fair zu verteilen. Wenn jemand auf Klassenfahrt fährt, bleibt er vielleicht bei anderen Aufgaben außen vor. Es gibt doch eine gewisse Anzahl von Aufgaben, die erledigt werden müssen und alle zusätzlichen Arbeiten kann man versuchen möglichst gerecht zu verteilen. Der eine fährt auf Klassenfahrt, der andere erstellt das Konzept XY. In der Theorie klappt das super. Gute Schulleitungen schaffen es aber zu mindestens zum Teil umzusetzen...

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