Angst vor Klassenfahrt

  • Bei uns wurden die Lehrerfreiplätze auf alle umgelegt, so dass es für jeden billiger wird.

    Für die Klassenfahrten gab es einen großen Topf, der anteilmäßig auf alle Klassenfahrtlehrer aufgeteilt wurde. In der Regel bekam man ca. die Hälfte der Kosten erstattet.

    Es hieß immer, für die Schüler ist es genauso eine Dienstfahrt wie für uns.


    Die 3 Klassenfahrten der letzten 17 Jahre waren immer ein richtiges Minusgeschäft für mich.

    Dass es keine Freiplätze gibt, bzw. die umgelegt werden ist ja auch richtig so. Nicht der Reiseveranstalter ist dafür zuständig, dass du nichts zahlst, sondern dein Dienstherr, der dir deine Kosten erstattet.


    Selber Schuld, wenn man sich da falsch informiert, bzw. nichts dagegen macht.


    Aber deswegen gegen alles zu wettern und Falschbehauptungen in den Raum zu werfen, ist ein Unding.

  • Hm. Das Land braucht also in erster Linie Beamtenkinder, wenn ich das richtig verstehe.

    Vererb sich das Status automatisch? Leider sind meine Kinder vor meiner Zeit als Beamter geboren. :D


    Dass es keine Freiplätze gibt, bzw. die umgelegt werden ist ja auch richtig so. Nicht der Reiseveranstalter ist dafür zuständig, dass du nichts zahlst, sondern dein Dienstherr, der dir deine Kosten erstattet.


    Selber Schuld, wenn man sich da falsch informiert, bzw. nichts dagegen macht.


    Aber deswegen gegen alles zu wettern und Falschbehauptungen in den Raum zu werfen, ist ein Unding.

    Ich habe meine Kosten bei der letzten Klassenfahrt über die Reisekostenabrechnung vom Dienstherren erstattet bekommen. Das sollte aber in anderen BL auch so sein.

  • Ich habe meine Kosten bei der letzten Klassenfahrt über die Reisekostenabrechnung vom Dienstherren erstattet bekommen. Das sollte aber in anderen BL auch so sein.

    Ist in NRW auch so, bzw. war es bei meiner letzten Fahrt vor 3 Jahren.

  • Und Abends halten die Kinder in der Regel auch nicht lange durch. Zwischen 21:00 und 22:00 Uhr ist bei uns Ruhe.

    Was habt ihr für Kinder? Für unsere gilt das vielleicht ab Nacht drei. Dann muss man sie auch morgens aus den Betten zerren. Vorher sind sie abends und früh morgens fit wie ein Turnschuh (oder einfach überdreht). Plus "kann nicht schlafen wegen Heimweh", "kann nicht schlafen wegen xyz tut weh/fühl mich krank", "ups, eingenässt, brauche mitten in der Nacht neuen Schlafanzug/Bettzeug". Ich hatte schon Klassenfahrten, wo ich annähernd genug schlafen konnte, aber auch andere, wo ich mich dann nachts fragte, warum ich mir das eigentlich wieder mal antue.

  • Und Lehrkräfte, die durch was auch immer gerade mehr als genug belastet sind, müssen dank der Freiwilligkeit in Niedersachsen nicht fahren und sich nicht genötigt fühlen, es doch zu tun, nicht mit und nicht ohne Kinder, nicht als Teilzeitkraft oder als Vollzeitkraft, nicht alle Jubeljahre und nicht jährlich.


    Kurzum: Ich kann das, ich mag das, ich finde es auch sinnvoll, auch in der Grundschule, aber ich mache es nicht länger unentgeltlich und sehe nicht, in welcher Form diese Arbeitsleistung an irgendeiner Stelle eine Entlastung erfahren könnte oder würde.

    Wie sehen das das Kollegium und die Schulleitung? Und wie reagieren bei euch die Eltern, wenn jemand nicht fährt? ("AbER DiE aRmEn KinDEr!1!") Oder springt dann eine Kollegin ein?

  • Wie sehen das das Kollegium und die Schulleitung? Und wie reagieren bei euch die Eltern, wenn jemand nicht fährt? ("AbER DiE aRmEn KinDEr!1!") Oder springt dann eine Kollegin ein?

    Darauf nichts zu geben - unabhängig vom konkreten Beispiel "Klassenfahrt" - ist meiner Meinung nach ein Grundbaustein für die lehrerliche Seelenhygiene. Kann man sich antrainieren, dauert aber.

  • Wie sehen das das Kollegium und die Schulleitung? Und wie reagieren bei euch die Eltern, wenn jemand nicht fährt? ("AbER DiE aRmEn KinDEr!1!") Oder springt dann eine Kollegin ein?

    Ich bin früher selbst eingesprungen, als Co-Lehrkraft mitgefahren, bei Krankheit oder Lehrkraft-Wechsel auch kurzfristig mit Fachklassen.

    Dann gab es Absprachen, dass man sich gegenseitig versichert hat, dass man miteinander fahren kann.

    Auf den (meinen) letzten Fahrten gab es mehrere chronisch kranke Kinder und immer mehr zusätzliche Anforderungen. Auch da muss man bereit sein, die Verantwortung zu tragen.


    Zwischenzeitlich ist niemand mehr gefahren.

    Es gibt lange Gesichter, aber durchaus auch Verständnis, wenn man die Hintergründe darlegt.

    Letztlich können die Eltern/ Kinder nicht bewirken, dass man fährt.

    Die ganz neuen, jungen Kolleginnen möchten gerne fahren, mal sehen, ob und wie es dann umgesetzt wird.


    Die Schulleitung sieht die Mehrarbeit, nicht nur bei Schulfahrten, und ihr ist daran gelegen, dass die KollegInnen längere Zeit im Unterricht stehen und nicht kurzfristig ausbrennen.

  • Glückwunsch zu einer solchen Schulleitung. Es ist nämlich definitiv eine Grenze nicht nur erreicht sondern überschritten. Wobei ich hier eine Schulform vertrete, die mit einem Deputat von 28 Unterrichtsstunden sowieso schon ziemlich gekniffen ist.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Was habt ihr für Kinder? Für unsere gilt das vielleicht ab Nacht drei.


    Ich glaube tatsächlich, dass das Erziehungssache bzw. Einstellungssache ist. Ich fahre seit Jahren auch im Sportverein mit. Wir reden vorher mit Eltern und Kindern darüber, dass auch die Lehrkräfte einen langen Tag haben und nicht mehr nachts hinterherrennen können, dass alle schlafen. Wir sagen auch von Anfang an, dass wir dabei konsequent sind und ggf. jemand nach Hause fährt. Um 21:00 Uhr oder so gehen alle duschen und danach ist Ruhe. Natürlich achten wir auch darauf, dass sie sich vorher auspowern können. Sport oder entsprechende Spiele. Wenn nach 22:00 Uhr wirklich noch Action auf den Zimmern ist, dann hat das ernste Konsequenzen. Wir hatten mal eine Fahrt, wo ein Zimmer bis 23:30 Uhr am ersten Abend Stress gemacht hat. Da haben wir am nächsten gemeinsam mit den Kindern die Eltern angerufen und ausgemacht, dass die Eltern sie am Abend noch abholen müssen, wenn es wieder so ist. Wenn man das von Anfang an so kommuniziert, ist das kein Problem. Wir fahren zu unseren Bedingungen und wem das nicht passt, der kann zu Hause bleiben.

    Heimweh haben wir auch mal, aber selten. Das ist natürlich etwas ganz anderes. Aber da gibt es auch genug Möglichkeiten.

  • Die Schulleitung sieht die Mehrarbeit, nicht nur bei Schulfahrten, und ihr ist daran gelegen, dass die KollegInnen längere Zeit im Unterricht stehen und nicht kurzfristig ausbrennen.

    Da ist sicherlich etwas wahres dran. Andererseits sind wir auch Pädagogen und wollen etwas erreichen. Letztlich sollte ich auch meine Unterricht möglichst so gestalten, dass er für mich wenig Arbeit macht, damit ich meine Arbeitszeit nicht überschreite. Trotzdem machen die meisten gerne noch zwischendurch mal etwas Besonderes. Nach deiner Schulleitung wäre das ja auch nicht erwünscht...

  • Nach deiner Schulleitung wäre das ja auch nicht erwünscht...

    Das habe ich so gar nicht geschrieben und darum ging es auch gar nicht.

    Die SL erwartet die Klassenfahrt nicht, sie setzt niemanden unter Druck, es machen zu müssen, zumal es in NDS freiwillig ist.


    Aber weil du den Punkt ansprichst:

    Es ist eben nicht möglich, alle aufgetragenen Aufgaben in der regulären Zeit zu schaffen, also muss man Prioritäten setzen. Der eine gestaltet den Unterricht so, dass er wenig Arbeit macht, der andere verzichtet auf Klassenfahrten, weil es individuell zu unverhältnismäßig hoher Belastung kommt.


    Bei deiner Bewertung solltest du, Tom123 , im Blick behalten, dass du von 5 Betreuungspersonen für 2 Klassen ausgehst, von jungen BuFdis, die Aufgaben übernehmen, und offenbar nicht davon, dass man sich über Jahre mit Unterversorgung irgendwie über Wasser hält. Auch die schlechte Unterrichtsversorgung ist ein Grund, weshalb Klassenfahrten unmöglich erscheinen. Wenn ich den Unterricht so schon nicht besetzen kann, ist keine zweite Lehrkraft zu entbehren - mit den neuen PM-Verträgen dann auch nicht mehr zu vertreten.

  • Als ich vor 1,5 Jahren gefragt wurde, ob ich wieder mitfahre, habe ich bedenkenlos zugesagt (ist ja auch mein Job).

    Wann war das genau? Noch vor dem ersten Lockdown oder schon während? Womöglich hätte man die Fahrt absagen/stornieren sollen.


    Klassenfahrten sind ohnehin eine ziemliche Belastung, die ich durch den (vermeintlichen) Nutzen nicht gerechtfertigt sehe. Unter Pandemie-Bedingungen finde ich das nochmal schwieriger. Man sollte einfach mal nicht fahren, bis wir die Pandemie im Griff haben. Tagesausflüge und Aktivitäten „daheim“ halte ich für besser planbar und verantwortbar.


    fachinformatiker : Lass‘ dich nicht verarschen. Wer eine Fahrt anordnet oder genehmigt, muss sicher stellen, dass die Fahrtkosten gedeckt sind. Die „Frei“plätze müssen dich nicht interessieren. Das einfachste ist, man geht nicht finanziell in Vorleistung. Dann muss man hinterher nicht betteln, um sein Geld wieder zu bekommen.


    Die Weisung, eine Fahrt zu unternehmen, bei der die Unterkunft nicht amtsangemessen ist, kann man ja mal remonstrieren. Bei der Gefährdung der Gesundheit durch überlange Schichten oder geplanten Schlafmangel sowieso.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Und umgekehrt machen TZ-Lehrerinnen die doppelte Arbeit fürs halbe Gehalt und müssen auch ihren mit Kindern durchgetakteten Alltag für die Zeit organisieren.

    Das gehört zum Job, das weiß man vorher. Alleinerziehende nehme ich mal raus. Ansonsten gibt es auch TZ-Lehrer & die meisten TZ-Lehrerinnen haben auch einen Partner, sofern der nicht unfähig ist, muss man da nix in der Zeit alleine vor organisieren.

  • Wobei ich hier eine Schulform vertrete, die mit einem Deputat von 28 Unterrichtsstunden sowieso schon ziemlich gekniffen ist.

    Ich will dir nicht zu Nahe treten, aber die meisten Realschulen, die ich kenne, haben keinen gebundenen Ganztag. Und d.h. man ist faktisch jeden Tag um spätestens 14:00 Uhr zuhause.

    An einer Gesamtschule hast du zwar 25,5 Stunden, aber mit Pech bist du 3x Nachmittags bis 16 Uhr dran - und dann noch einige Springstunden dazwischen.

  • Karl-Dieter

    Nö, du trittst mir nicht zu nahe.Und an meiner jetzigen Schule ist das zum Teil Teil so. Allerdings war es an meiner ersten Schule mit gebundenem Ganztag eben nicht so und gerade in NRW wird dies bei den Realschulen gerade ausgebaut, also Mal schauen wie lange das an unserer Schule noch gut geht. Darüber hinaus gibt es auch bei uns an einzelnen Tagen Nachmittagsunterricht.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Bei deiner Bewertung solltest du, Tom123 , im Blick behalten, dass du von 5 Betreuungspersonen für 2 Klassen ausgehst, von jungen BuFdis, die Aufgaben übernehmen, und offenbar nicht davon, dass man sich über Jahre mit Unterversorgung irgendwie über Wasser hält. Auch die schlechte Unterrichtsversorgung ist ein Grund, weshalb Klassenfahrten unmöglich erscheinen. Wenn ich den Unterricht so schon nicht besetzen kann, ist keine zweite Lehrkraft zu entbehren - mit den neuen PM-Verträgen dann auch nicht mehr zu vertreten.

    Das sind ja alles Probleme, die wir auch haben. Aber das eine hat aus meiner Sicht nichts mit den anderen zu tun. Wenn wir jetzt sagen, wir machen wieder einen Klassenfahrtstreik, weil wir nicht genug Lehrerstunden haben, bin ich sofort dabei. Oder wir machen keine freiwilligen Aufgaben mehr bis das Deput angemessen gesenkt wird. Aber leider sind die meisten unserer Kollegen dazu leider nur sehr begrenz bereit.


    Aber das eine ist das Problem der Unterversorgung / Arbeitsbelastung. Da bin ich voll bei dir.


    Das andere ist das Problem, dass das Land etwas wünscht aber es auf Freiwillige abschiebt. Das kann nicht sein. Machen wir ja bei anderen Aufgaben auch nicht so. Klassenlehrerschaften wären das gleiche Problem. Was wäre, wenn das Land sagt, dass man in Zukunft nur noch Freiwillige für die Klassenlehrerschaften nehmen soll? Das hinkt natürlich etwas, weil man ohne Klassenfahrten auskommt, aber man braucht auch keinen DaZ, Förderunterricht, Sportförder, Einschulungsfeiern, ...

    Ich hoffe, dass damit klarer ist, was mein Problem damit ist.

  • Machen wir ja bei anderen Aufgaben auch nicht so. Klassenlehrerschaften wären das gleiche Problem. Was wäre, wenn das Land sagt, dass man in Zukunft nur noch Freiwillige für die Klassenlehrerschaften nehmen soll? Das hinkt natürlich etwas, weil man ohne Klassenfahrten auskommt

    Ebend.

    aber man braucht auch keinen DaZ, Förderunterricht, Sportförder, Einschulungsfeiern, ...

    Das wollte ich nicht so unbegründet durch Auflistung abhandeln. Man muss sich schon die Zeit nehmen, jedes einzelne dieser Angebote auf seine Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit abzuklopfen. Je nach Ergebnis müssten politische Entscheidungen folgen, die am Ende für genug Personal sorgen. Das vergisst man häufig, wenn man die Wichtigkeit von Maßnahmen herausstellt.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Das andere ist das Problem, dass das Land etwas wünscht aber es auf Freiwillige abschiebt.

    Doch, doch, das geht schon. Man kann sich etwas wünschen und sich freuen, wenn es freiliig erledigt wird. Bei notwendigen Dingen muss man halt dafür sorgen, dass sie hauptamtlich erledigt werden. Daran hapert's oft.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

Werbung