Angst vor Klassenfahrt

  • @karuna: Die Maßstäbe sind reichlich verschoben. Manchen scheint es zu reichen, irgendwie klarzukommen, selbst wenn die Gesamtumstände nicht zumutbar sind. Ganz fehlt mir das Verständnis hingegen nicht. Sich etwas schön zu reden, ist häufig einfacher, als die Umstände zu ändern.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ich gönne den Kolleginnen und Kollegen das Bierchen am Abend bei einer Klassenfahrt ...

    Das ist aber kein adäquater Ausgleich für einen Abend zu Hause mit der Familie oder Freundeen. Mit einem warmen Abendessen, dass man nicht herunterwürgen muss, sondern das einem wirklich schmeckt. Und das in Freizeit stattfindet und daher privat ist.


    Neben der körperlichen Belastung ist dere erheblich Verlust von Privatem einer der Gründe, die ganz erheblich gegen Klassenfahten sprechen. Wie man das mit der Fürsorgepflicht der Dienstherrin übereinbringt, ist mir schleierhaft.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    • Offizieller Beitrag

    Neben der körperlichen Belastung ist der erhebliche Verlust von Privatem einer der Gründe, die ganz erheblich gegen Klassenfahrten sprechen. Wie man das mit der Fürsorgepflicht der Dienstherrin übereinbringt, ist mir schleierhaft.

    Isoliert betrachtet völlig richtig. Klassenfahrten gehören zu den Dienstpflichten der Lehrkräfte in NRW. Die "Überstunden", ganz gleich, wie sie definiert werden, sind eingepreist. Wenn man konsequent ist, feiert man diese in den sechs Wochen Ferien, die über den 30tägigen Urlaubsanspruch hinausgehen, ab. Im Rahmen meiner Tätigkeit in der Behörde war ich auch schon auf Dienstreisen und an Orten untergebracht, die akzeptabel, aber keinesfalls komfortabel waren - inklusive der Verpflegung.

    Wenn ich eins in den letzten 16 Jahren, die ich jetzt nach dem Ref. im Dienst bin, gelernt habe, dann dass ich genau auf diese Arbeitszeit und die entsprechenden Erholungsphasen achten muss.

    Am Rande: SO schlimm fand ich die bisherigen Klassenfahren und Kursfahrten, die ich mitgemacht habe, gar nicht...

  • Ich bin ehrlich: Bevor ich ein Kind hatte, habe ich zu denen gehört, die ganz gern mit auf Klassenfahrt gefahren sind, insbesondere mit auf Skifreizeit. Allerdings war das nicht uneigennützig: es fuhren 6-7 LuL für zwei Klassen mit (da die Kids in kleinere Gruppen aufgeteilt wurden) und in der Schule war während dieser Woche die absolute Vertretungshölle los, da war die Klassenfahrt vergleichsweise ein Spaziergang, habe ja beide Seiten erlebt. Ansonsten kann ich vollkommen verstehen, wenn man aufgrund der Umstände, die normalerweise herrschen, keine Lust darauf hat und finde es echt zum Teil dreist, wenn der Druck auf die Lehrkräfte so erhöht wird, dass man sich fast genötigt sieht zu fahren. Ich war auch auf diversen Städtereisen usw. dabei, allerdings habe ich diese zumeist als eher weniger sinnvoll empfunden.


    Jetzt habe ich ein Kind und mein Mann ist auch Lehrer. Keine Omas und Opas in der Nähe und das Zwergenkind ist zu klein um es abzugeben. Von daher habe ich absolut keinen Bedarf irgendwo auf irgendeine Klassenfahrt zu fahren, weil es für uns derzeit schlichtweg nicht handhabbar ist.

  • - Dusche und Toilette mit Schülern teilen (ich habe irgend wann nach Mitternacht geduscht …)

    - Zimmer mit Kollegen teilen (für mich ist mangelnde Privatsphäre eine riesige Belastung)

    - ständige Bereitschaft auch nachts (letzte Störung um Mitternacht, morgens um sechs die erste), deshalb für mich kein erholsamer Schlaf.

    Tja, Augen auf bei der Wahl der Unterkunft! Bei keiner der Klassenfahrten, die in den letzten Jahrzehnten an meiner Schule stattgefunden haben, mussten sich KuK mit SuS die Sanitärräume oder Lehrkräfte ein Zimmer teilen.


    Was den Schlaf angeht, kann ich ja nur für mich persönlich sprechen, aber auf den drei einwöchigen Klassenfahrten und den drei 2,5-tägigen "Mehrtagesfahrten", auf denen ich seit Beginn meiner Lehrertätigkeit war, bin ich immer zu ausreichend Schlaf gekommen und es gab weder spätabends noch frühmorgens irgendwelche Störungen. Mag natürlich Zufall sein oder an unserer Schülerklientel liegen. Mir haben diese Klassenfahrten im Übrigen gut gefallen (einen "Verlust von Privatem" habe ich nicht wirklich bemerkt, denn ich hatte abends und z. T. auch tagsüber genug Zeit für mich selbst) und mir hat auch das Essen geschmeckt 8).


    Nichtsdestotrotz finde ich es gut, dass Klassenfahrten hier in NDS freiwillig sind und an einer BBS wie meiner eher selten welche stattfinden (da wollen viele SuS auch gar nicht auf Klassenfahrt fahren; Angebote dahingehend von Klassenlehrkräften wurden in den letzten Jahren immer wieder abgelehnt).

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Warum bucht ihr dann so einen Aufenthalt?

    Weil sie seit Jahrzehnten zum Schulprogramm gehört und die Jugendherberge in Laufweite ist. Die Fahrt darf nämlich nicht viel kosten… die Jugendherberge hat nicht viele Zimmer, von Komfort wollen wir gar nicht sprechen. Wenn man Pech hat, gibt es halt kein Einzelzimmer.Oder man muss damit leben, dass man im Keller schläft, ein schöner alter Gewölbekeller, und das ganze Zimmer voller Spinnen ist. Genau das richtige für jemanden wie mich🥳🙈

    • Offizieller Beitrag

    Quelle?

    Die Quellen kennst Du doch. Ist meiner Erinnerung nach nicht das erste Mal, dass ich diese poste.

    ADO § 10 Weitere Aufgaben


    (1) Zu den Aufgaben der Lehrerinnen und Lehrer gehören auch die üblichen mit Unterricht und Erziehung zusammenhängenden Arbeiten. Sie überwachen z.B. die Teilnahme der Schülerinnen und Schüler am Unterricht, beaufsichtigen und korrigieren Schülerarbeiten, achten auf die Erledigung der Hausaufgaben, erteilen Noten, fertigen Zeugnisse aus und führen Unterrichtsnachweise in Klassenbüchern bzw. Kursheften. Sie wirken mit bei der Vorbereitung und Durchführung von schulischen Prüfungen, Konferenzen und Schulveranstaltungen außerhalb des Unterrichts (z.B. außerunterrichtlicher Schulsport, Schulwanderungen, Schulfahrten, Schulfeste).


    Sowie BASS 14-12 Nr. 2

    4.1 Die Teilnahme an nach dem Fahrtenprogramm festgelegten Schulfahrten gehört zu den dienstlichen Aufgaben der Lehrerinnen und Lehrer. Die Leitung obliegt in der Regel der Klassenlehrerin oder dem Klassenlehrer bzw. der Kursleiterin oder dem Kursleiter, soweit nicht wegen des besonderen Charakters der Veranstaltung die Leitung einer anderen Lehrerin oder einem anderen Lehrer übertragen wird.

  • Ja, ich gehe auch davon aus, dass die Kolleginnen realisiert haben, dass sie auf Dauerbereitschaft stehen. Also bleibt die Abendgestaltung wohl auf Kamlillentee. Klassenfahrten machen ja so einen Spaß.

    Man könnte es auch einfach machen. Du hast einen Job und du wirst dafür gut bezahlt. Und wenn der AG nun der Meinung ist, dass dazu Klassenfahrten gehören wirst du es in der Regel machen müssen oder den Job wechseln.

    Und zu deinem Beispiel aus der freien Wirtschaft. Eine Freund von mir ist Ingenieur bzw. leitender Angestellter. Der hat es ähnlich wie dein Bekannter. Langstrecke 1. Klasse, Kurzstrecke vielleicht mal Business. In der Regel super Hotels und dickes Tagegeld. Aber die Firma betreut auch ein paar Baustellen in Indien, Russland usw. Da ist es dann ab Dehli vorbei mit dem Luxus. Da hat er dann vor Ort Hotels, die sind 2 Klassen schlechter als jede Jugendherberge. Oder die Firma ein paar Container hingestellt, weil es gar keine Hotels gibt. Und wenn man Pech hat, ist das man da auch mal ein paar Monate. Bei 24 h Anreise lohnt sich auch kein Abstecher nach Hause.

    Genau da liegt der Hase ja im Pfeffer, wenn eine Schulleitung meint, den nicht näher definierten Druck an dich oder einen anderen Kollegen (mwd) weiterzugeben. Wenn Schüler und Eltern kackfrech werden und die Schulleitung nicht die Courage hat, deutlich zu machen, wie die Rechtslage ist, dann ist sie falsch in der Position.

    Das Problem ist doch gar nicht die Schulleitung. Die Schulleitung wird i.R. immer sagen, dass es freiwillig ist und man es nicht ändern kann. Wenn Sie gut ist, bitte sie auch noch um Verständnis. Das Problem ist doch, dass trotzdem superschnell bei den Eltern die Runde macht, dass Kollege XY eine faule Socke ist usw.. Das mag an der Sek 2 oder Berufsschule anders sein aber an der Grundschule brauchst du die Unterstützung der Eltern. Wenn du da vorn vornherein einen schlechten Ruf, ist das echt Müll. Wir hatten mal ein Jahr, da hat ungefähr die Hälfte der Elternschaft massiv Druck gemacht, dass die Kinder in die Klasse X und nicht in die Klasse Y sollen. Die damalige Schulleitung hat natürlich nicht nachgeben. Aber für den damaligen Klassenlehrer von Klasse Y war das echt eine blöde Situation. Du hast da den ersten Elternabend und weiß, dass die dich doof finden.

    Es gibt Menschen den ist das egal. Aber ich denke der Mehrheit nicht. Und soziale Berufe sind auch schwierig nur als Beruf zu sehen.

  • Man könnte es auch einfach machen. Du hast einen Job und du wirst dafür gut bezahlt. Und wenn der AG nun der Meinung ist, dass dazu Klassenfahrten gehören wirst du es in der Regel machen müssen oder den Job wechseln.

    Dein AG ist aber der Meinung, es sei freiwillig. Ich verstehe diese endlose Diskussion eigentlich nicht.

  • Dein AG ist aber der Meinung, es sei freiwillig. Ich verstehe diese endlose Diskussion eigentlich nicht.

    Die Diskussion geht um die Frage, ob man damit das Problem "Klassenfahrt" löst. Mein AG ist auch der Meinung, dass eine Anzahl X von Stunden für die DAZ / GE / LE Förderung ausreicht. Trotzdem löst auch das die Probleme nicht.

  • Aber für den damaligen Klassenlehrer von Klasse Y war das echt eine blöde Situation. Du hast da den ersten Elternabend und weiß, dass die dich doof finden.

    Es gibt Menschen den ist das egal. Aber ich denke der Mehrheit nicht. Und soziale Berufe sind auch schwierig nur als Beruf zu sehen.

    Das sollte man aber unbedingt lernen. Gerade bei sozialen Berufen!

    Und wenn die Eltern einen am ersten Elternabend doof finden, so what? Man muss nicht von allen geliebt werden, wird man in der Regel eigentlich auch nie, egal, ob man jetzt eine Klassenfahrt anbietet oder nicht! Ich bezweifle auch, dass die Eltern einen alle sofort doof finden, nur weil man keine Klassenfahrt anbietet. (Zumal es zum Beispiel auch immer Eltern gibt, die ihr Kind ungern mitfahren lassen, und es immer Kinder gibt, die nicht fahren wollen. Die werden erleichtert sein.) Wenn die Elternschaft einen über Jahre doof findet und einem ein schlechter Ruf vorauseilt, der auch nicht revidiert wird, wenn die Eltern einen besser kennen, dann liegt das nicht nur an einer nicht stattfindenden Klassenfahrt. Aber selbst dann kann es einem, wenn man einen guten Job mit den Kindern macht, eigentlich egal sein.


    Zur Info: Ich bin auch schon gefahren. Ich finde es saumäßig anstrengend, sowohl die fehlende Freizeit, als auch die permanente Zusammensein mit Menschen, bis hin zu den unterbrochenen Nächten. Kind a kotzt um Mitternacht vom Hochbett, Kind b hat Heimweh und weint, Kind c steht früh um 5 neben meinem Kopfende und möchte, dass ich einen Knopf am Schlafanzug schließe, etc pp. Ich finde es trotzdem (meist) ein tolles Erlebnis.


    Aber die Freiwilligkeit finde ich super.

  • Die Schulleitung wird i.R. immer sagen, dass es freiwillig ist und man es nicht ändern kann. Wenn Sie gut ist, bitte sie auch noch um Verständnis. Das Problem ist doch, dass trotzdem superschnell bei den Eltern die Runde macht, dass Kollege XY eine faule Socke ist usw.. Das mag an der Sek 2 oder Berufsschule anders sein aber an der Grundschule brauchst du die Unterstützung der Eltern. Wenn du da vorn vornherein einen schlechten Ruf, ist das echt Müll. Wir hatten mal ein Jahr, da hat ungefähr die Hälfte der Elternschaft massiv Druck gemacht, dass die Kinder in die Klasse X und nicht in die Klasse Y sollen. Die damalige Schulleitung hat natürlich nicht nachgeben. Aber für den damaligen Klassenlehrer von Klasse Y war das echt eine blöde Situation. Du hast da den ersten Elternabend und weiß, dass die dich doof finden.

    Es gibt Menschen den ist das egal. Aber ich denke der Mehrheit nicht. Und soziale Berufe sind auch schwierig nur als Beruf zu sehen.

    Ouh ja, echt blöde Situation gewesen damals. Aber wenn er halt so eine faule Socke war, was will man da machen?Wenn die damalige Schulleitung noch mehr Bossing-Tips braucht, kann sie sich vertrauensvoll an meine ehemalige Schulleitung wenden, die ist virtuos auf der Klaviatur des Mobbings. Man kann z.B. auch Klassen bearbeiten, einer Lehrkraft das Leben schwer zu machen. Geht sogar recht schnell, gerade mit den Kleinen. Oder mit der Auswahl der Zusatzaufgaben, Planungschaos, Team-Zusammenstellung der Kollegen, Bevorzugung von einzelnen Kollegen mit Klüngeln im Chefbüro, geschicktes Maßregeln in Konferenzen, unter dem Deckmantel der "Fürsorgepflicht" im vertraulichen Gespräch mal fragen, ob ein Psychologe nicht gute Dienste leisten könnte. Also wenn ihr wissen wollt, wie ihr solche unliebsamen, faulen Socken loswerdet, nur zu, kein Blatt vor den Mund genommen, dann brauchen wir den heißen Brei nicht mehr.

  • Das Problem ist doch gar nicht die Schulleitung. Die Schulleitung wird i.R. immer sagen, dass es freiwillig ist und man es nicht ändern kann.

    Kürzlich schriebst du noch von Kolleginnen, die „notgedrungen“ führen. Von Konkurrenz und Druck.


    Und jetzt puffert die SL alles? Na prima.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Das Problem ist doch, dass trotzdem superschnell bei den Eltern die Runde macht, dass Kollege XY eine faule Socke ist usw.. Das mag an der Sek 2 oder Berufsschule anders sein aber an der Grundschule brauchst du die Unterstützung der Eltern.

    Also. Da fällen Leute ungerechtfertigt und voreilig Urteile. Welche Unterstützung darf ich denn von denen erwarten?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Geht schon gut los. Packen kurz vor Mitternacht. Ist aber alles kein Stress. Klar.

    Ich darf doch packen wann ich will??? Hatte den Tag heute frei und lieber auf der Couch gesammelt und Mittagsschlaf gemacht statt zu packen. Für den sonstigen Urlaub packe ich auch immer spät. Was stört dich daran?

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