Völlig perspektivenlos und überfordert

  • Eine ambulante Therapie in der Nähe ist möglich. Allerdings ist der Kreis, in dem ich wohne, sehr dörflich. Jeder kennt jeden. Irgendwie auch (noch) eine unangenehme Vorstellung für mich dann dort dem ein oder anderen BEkannten über den Weg zu laufen.

    Kann ich gut nachvollziehen. Aber du bist krank und brauchst Hilfe, so geht es jedem mal. Auch psychisch geht es vielen Menschen nicht immer gut (die Zahlen sind erschreckend hoch, Beispiel: Jeder 5. Mensch erkrankt mind. 1mal in seinem Leben an einer Depression). Das Problem ist leider das Stigma, dem psychische Erkrankungen leider immer noch unterliegen. Aber das Gehirn ist schlicht ein Organ, das genauso erkranken kann wie jedes andere Organ. Kaum jemand schämt sich, dass er Lungen-, Herz- oder Nierenprobleme hat, aber bei Erkrankungen des Gehirns sieht das anders aus.

    Was ich sagen möchte: Du brauchst dich absolut nicht zu schämen. Viele Menschen haben psychische Probleme, auch wenn nur selten darüber gesprochen wird.

    Ich bekomme halt den Kopf nicht frei, weil ich immer wieder an den nächsten Arztbesuch denke und Sorge habe, ob ich dann weiter krankgeschrieben werde.

    So wie du deine Situation hier schilderst, brauchst du dir darum keine Sorgen zu machen. Oder ist dein Arzt besonders "geizig" mit langen Krankschreibungen? Soll es leider geben.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Da stimme ich Dir auf jeden Fall zu.


    Aber ich habe das ja auch schon des öfteren im Bekanntenkreis mitbekommen. Wie dann auch gesprochen wird über Lehrer, die psysich krank waren oder sind und dann zurückkommen in die Schule. Wie skeptisch die Eltern dann sind. Keiner möchte einen kranken Lehrer für sein Kind.



    Ach, es ist einfach furchtbar. Ich würde so gerne mal mein Gedankenkarussell abstellen.


    Eigentlich ist mein Hausarzt nicht unbedingt "geizig" was Krankschreiben angeht. Ich musste das bisher bei diesem Hausarzt aber auch nur sehr selten und wenn dann nur kurz in Anspruch nehmen.


    Ich hole mir nun mal noch einen Termin in einer anderen psychiatrischen Praxis. Und versuche eine Psychotherapie zu bekommen....

  • Erst mal: Gute Besserung!


    Ich kann verstehen, dass du dir Sorgen machst bzgl. Tratsch im Dorf, kann aber auch hier nur allen anderen Recht geben, dass du halt krank bist und Hilfe brauchst. Hättest du einen komplizierten Beinbruch, wärst ab einem bestimmten Zeiptunkt bestimmt sehr häufig beim Physiotherapeuten.


    Jeder kann krank werden, auch psychisch, und das kann durch alles Mögliche ausgelöst werden. Dafür braucht man sich nicht schämen (aber ich kann verstehen, wenn man das nicht "öffentlich machen" möchte).


    Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen, dass du einen Weg findest, wie du wieder gesund werden kannst!


    Ganz liebe Grüße!

  • VIELEN DANK für die lieben Grüße.


    Mit meinem Rücken habe ich das alles auch schon durch. Da war ich 8 Monate zu Hause. Aber das war für die Leute in der Tat etwas "greifbares".


    Ist schon verrückt, worüber sich die Leute alles so aufhalten. Und ja, es müsste mir zehn Meter am Allerwertesten vorbeigehen ...

  • Du darfst zu deiner Genesung alles unternehmen, was der Genesung dient. Also Krankschreibung und Fitnessstudio schließen sich nicht aus, im Gegenteil.


    Ich weiß nicht, wie es auf dem Dorf ist mit dem Tratsch, aber ich würde mal ganz offensiv sagen: tratschen tun die doch sowieso, sobald jemand länger als 7 Tage krank ist. Vollig egal also, was du als nächstes unternimmst. Igel dich auf alle Fälle nicht ein. Auch wenn es Überwindung kostet, triff einen lustigen Menschen oder geh raus in den Wald.


    (Meine Güte, bin ich froh, dass ich in einer Stadt wohne. Der vielbeschriene dörfliche Zusammenhalt scheint sich lediglich auf das Backen von Kuchen zum Gemeindefest und Ausleihen von Presslufthammern zu beschränken.)

    das stimmt - getratscht wird so oder so. Das ist schon echt verrückt. Dorf ist eigentlich toll. Aber in einigen Dingen auch einfach seeeeeeehr anstrengend.

  • Hallo!


    Eigentlich geht keinen dein gesundheitlicher Hintergrund etwas an. Da muss man dann für sich selbst entscheiden, was einem wichtiger ist: Der Schutz der Privatspähre oder der Schutz vor möglichen unangenehmen Fragen oder Blicken durch die Eltern. Ich denke, die Eltern sind auch keine Unmenschen, da dürften die Meisten es eher verstehen, wenn du mit deiner Erkrankung eine Pause vom aktiven Schuldienst nimmst, um wieder gesund zu werden. Du musst ja keine Details nennen, nur das Mindeste, um sich ein grobes Bild der Situation machen zu können. Es ist zumindest eher nachzuvollziehen, als wenn du sang- und klanglos verschwindest und man dich dann plötzlich (vermutlich noch völlig aus dem Kontext herausgerissen) lachend im Fitnessstudio sieht. Es wird immer Leute geben, die mentale Krankheiten nicht als solche anerkennen, aber ich bin einfach mal so zuversichtlich, dass du bei dem größten Teil auf Verständnis treffen dürftest.


    Mit freundlichen Grüßen

  • Dorf ist eigentlich toll. Aber in einigen Dingen auch einfach seeeeeeehr anstrengend.

    Nur so nebenbei: Getratscht wird nicht nur auf dem Dorf. Ich kenne es auch aus Städten, dass in der direkten Nachbarschaft Klatsch und Tratsch über andere Nachbar*innen sehr weit verbreitet sind ;) .


    Auf jeden Fall wünsche ich dir alles Gute rigoskati !

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich leg dir auch nochmal ans Herz, dass du in der offiziellen Liste suchst bzw dir eine solche, vollständige, vom Psychiater geben lässt. Leider ist der Begriff "Therapeut" nicht so geschützt, auch unter "Psychologe" gibt´s nicht nur ausgebildete Psychotherapeuten.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Aus eigener Erfahrung würde ich eine stationäre Massnahme bevorzugen. Als Beamter drauf achten, dass es nicht als Reha verkauft wird, sondern der Doc eine Einweisung zur stationären Akuttherapie ausstellt. Das erspart unliebsame Genehmigungen durch die Beihilfestelle und garantiert die restliche Kostenübernahme der Zusatzversicherung.

    Hier hat man dann Psychiater und Psychologen an seiner Seite und kann auch diverse Therapieansätze austesten. Letzten Endes wird die Diagnose auch sicherer. Anpassungsstörungen gibt es zu war, wird aber gerne als Verlegenheitsdiagnose genommen, dann braucht man sich nicht die Zeit nehmen um zu.b. eine Depression auszuschließen.

    Wünsche Dir alles Gute und nimm Dir die Zeit, die erforderlich ist um für bDich Klarheit und Besserung zu erzielen. Und kündigen schon Mal gar nicht.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Aus eigener Erfahrung würde ich eine stationäre Massnahme bevorzugen. Als Beamter drauf achten, dass es nicht als Reha verkauft wird, sondern der Doc eine Einweisung zur stationären Akuttherapie ausstellt. Das erspart unliebsame Genehmigungen durch die Beihilfestelle und garantiert die restliche Kostenübernahme der Zusatzversicherung.

    Danke für den wichtigen Hinweis.

    Das heißt, die Psychiaterin bzw der Hausarzt müssten mich dann einweisen?


    Die Psychiaterin sagte mir nämlich, ich könne mich selber drum kümmern. Sie hatte mir ein Haus genannt und sagte, ich solle dort einfach mal anrufen.


    Habe ich aber (noch) nicht gemacht, da ich ja nur sehr ungern weg möchte von zu Hause.

  • Ich leg dir auch nochmal ans Herz, dass du in der offiziellen Liste suchst bzw dir eine solche, vollständige, vom Psychiater geben lässt. Leider ist der Begriff "Therapeut" nicht so geschützt, auch unter "Psychologe" gibt´s nicht nur ausgebildete Psychotherapeuten.

    Lieben Dank für die wichtige Info.


    Ist gar nicht so einfach, vermute ich, jemanden zu finden, der passt und vor allem der überhaupt noch freie Termine hat.

  • Wenn's dir damit besser geht, sag doch, dass dein Rücken wieder so Probleme macht. Bei Bandscheibenvorfall haben die Leute Verständnis, weil physischer Schmerz greifbarer ist als seelischer. Aua hatte jeder schonmal. Wie es ist, morgens aufzuwachen und nicht mehr arbeiten zu können und jede Frage, jede gewöhnliche Aufgabe, jedes laute Geräusch als Überforderung zu empfinden, das kann sich nicht jeder vorstellen.


    Und wegen der Diagnose mach dir keinen Kopf, da muss halt was abgerechnet werden. Wenn sich "Erschöpfungszustand" oder eine andere Umschreibung besser anfühlen, dann nenne es so für dich. Eine psychiatrische Diagnose klingt auch für einen selbst krass, vor allem, wenn man damit selten zu tun hat. Es ist aber erst mal nichts weiter als ein Oberbegriff für eine Ansammlung von Symptomen.

  • Schau dir die Homepage der Klinik an die dir genannt wurde und schau ggf. noch nach weiteren. Die meisten Kliniken können dir dann auch sagen wie das mit der Kostenübernahmen läuft. Ob man die vorab selbst beantragen muss (mit der Einweisung des Arztes) oder ob sich die Klinik darum kümmert (mit der Einweisung des Arztes).

    Viele Kliniken haben auch Wartezeiten, wenn gleich die im privaten Bereich recht überschaubar sind, wenn nicht gerade bestimmte Therapien sucht.

  • Ja gut, sei mir nicht böse, aber eine ärztliche Behandlung ist ja auch sinnvoll. Was hast du denn erwartet? Sechs Monate Krankschreibung und nichts machen in der Zeit?

    Wenn es einem richtig übel geht und man eigentlich nur darauf wartet endlich stationär behandelt zu werden bzw. noch einen langen Heilungsweg vor sich hat: Ja, dann hofft man einfach mal für einen längeren Zeitraum (müssen ja nicht gleich 6 Monate sein) am Stück rausgenommen zu werden. Mir hat das vor einigen Jahren immer wieder aufs Neue Rechtfertigungsdruck gemacht einerseits und war andererseits etwas, was ich ständig nicht vergessen durfte, was schwer war, weil ein schweres Trauma genau diese Art Konzentration und Gedächtnisleistung temporär massiv beeinträchtigen kann (ich habe eine ganze Fremdsprache die ich fließend beherrsche fast 4 Jahre lang nicht mehr sprechen oder verstehen können, die geistige Tür war einfach komplett verschlossen, wohl, weil der Täter genau diese Sprache gesprochen hat...). Ich war dankbar, als bei mir irgendwann zumindest auf 4-Wochen-Krankschreibung umgestellt wurde, selbst das war aber eine Belastung so schlecht wie es mir ging (ich war 4,5 Jahre lang komplett krank geschrieben ehe eine Wiedereingliederung beginnen konnte). Etwas mehr Empathie würde deinen Beiträgen oftmals gut tun.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • CDL :troest::rose:

    Danke. Inzwischen geht es mir aber zum Glück wieder ziemlich gut, was eben auch daran liegt, dass ich gut für mich gesorgt habe und genügend Menschen um mich herum hatte, die mich genau darin bestärkt haben statt mir zusätzlichen Druck zu machen, dem ich damals nicht gewachsen gewesen wäre. Genau deshalb finde ich es wichtig, dass wir bereits belasteten KuK, die um Hilfe bitten und Lösungen für sich suchen bei aller manchmal auch berechtigten Kritik mit einem gerüttelt Maß an Empathie, Verständnis und Rücksichtnahme begegnen. Ziel sollte es sein, dass Menschen sich erforderliche Hilfe suchen und annehmen, nicht von den Ratschlägen die sie auf dem vermeintlichen Weg dorthin suchen erschlagen werden und zerbrechen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Vielen Dank für Deinen Beitrag, Karl-Dieter.


    Ich habe ja nicht gesagt, dass ich einfach sechs Monate zu Hause rumlungern und nichts tun möchte. Da hast Du sicherlich etwas falsch verstanden.



    In ärztlicher Behandlung bin ich bereits. Und ich sitze nicht tatenlos zu Hause rum.

    Ich bemühe mich um Termine für eine Psychotherapie - bekomme aber nur Absagen bzw werde auf die Warteliste gesetzt.


    Ich telefoniere mit der Krankenkassen, mit Ärzten, Kliniken …. Und mache bei weitem nicht „nichts“.



    Ja gut, sei mir nicht böse, aber eine ärztliche Behandlung ist ja auch sinnvoll. Was hast du denn erwartet? Sechs Monate Krankschreibung und nichts machen in der Zeit?

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