Wegen geringer Körpergröße als Lehrer benachteiligt?

  • Ich denke schon, dass man einem großen Menschen erst einmal mehr Durchsetzungsfähigkeit zutraut. Da ist man als kleiner Mensch zunächst schon etwas im Nachteil. Diese Tendenz kann sich aber je nach Körpersprache und Ausstrahlung ins Gegenteil verändern. Ich kenne durchaus weibliche Kollegen (bei Männern fehlt mir kein Beispiel ein, wird es aber sicher auch geben.), die eher klein sind, sich aber definitiv nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Gleichzeitig fällt mir gerade mindestens ein ehemaliger Lehrer ein, jung, groß und schlaksig, den wir dann doch nicht so 100% ernst genommen haben.

    Es ist einfach super schwer, dass junge Menschen vor einem Respekt haben, denn... entweder man hat es oder nicht. Als kleiner Mensch braucht man glaube ich richtig Selbstbewusstsein, um so einen Haufen Pubertiere, die vlt. sogar 1-2 Köpfe größer sind als man selbst, unter Kontrolle zu kriegen. Ich bin auch kein Riese und hatte am Anfang auch meine Zweifel, aber mit der Zeit erkannte ich, dass man sich diese Zweifel nicht anmerken lassen sollte. Kinder und Jugendliche brauchen Sicherheit und Struktur und wenn "der da vorne" das nicht geben kann, eskaliert es - und das wollen wir ja nicht.

    Kann ich so bestätigen. Als ich Schülerin war, hatte ich einen Lehrer vom Typ "Bär" (er hat sich selbst auch so genannt), also ziemlich groß, pummelig und behaart, und er wurde 0 ernstgenommen. Trotz seiner Größe und wahrscheinlich auch Stärke (trotz seiner Pummeligkeit war er einigermaßen sportlich). Ja, Körpergröße kann helfen, aber man kann auch als großer Menschen nicht ernstgenommen und als kleiner Mensch ernstgenommen werden. Das hängt viel mehr von deinem Umgang mit den SuS ab als von einer Zahl. Nimmst du die SuS ernst? Bist du konsequent? Usw.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • "Aufgerundet" bin ich 1,70. Da haben mich schon in den 4. Klassen einige Kinder überholt. Probleme? Keine. Auch sonst nicht. Das Thema war hier schon mal, falls das noch niemand geschrieben hat.

    Viertklässler sind schon 1,70m? :staun:

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Die autoritärste Lehrerin, die ich jemals erlebt habe, war maximal 1,55 hoch und bereits in ihren 50ern. Da hat keine 8. Klasse gemuckt. Auf die Höhe kommt es wirklich nicht an. Auf die Breite übrigens auch nicht

    So eine Lehrerin hatte ich auch und die hatte dazu den entsprechenden Namen. Die ist mir gut im Gedächtnis geblieben. Ich fand sie zu streng.

    Die Probleme und Gedanken des TE kann ich verstehen und sie sind nicht von der Hand zu weisen.

    Ich glaube aber auch, dass man es als kleiner Mann und grundsätzlich als Frau am Anfang schwerer hat, sich Autorität zu verschaffen als große Männer, die ganz normal auftreten und zuerst einmal durch ihre Größe eine gewisse Autorität ausstrahlen. Wenn sie aber linkisch und unsicher wirken, machen sie diesen Eindruck auch wieder schnell kaputt.

    Ich finde die Größe langfristig nicht ausschlaggebend, wenn man durch sein Auftreten die Schüler eines Besseren belehrt.

  • Ich kann mir gut vorstellen, dass gerade große Männer (oder auch sehr große Frauen) sich manchmal auf ihrer Größe ausruhen und denken "Die SuS nehmen mich schon ernst, ich bin ja groß/stark..." Man muss natürlich trotzdem noch vernünftig als Lehrperson handeln. Kleine Menschen tappen in diese Falle nicht und sind es häufig ja auch leider gewohnt, dass sie sich Respekt verschaffen müssen, was große Menschen nicht müssen. Wegen der Körpergröße den Traumjob nicht zu ergreifen, wäre sehr schade.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Das einzige, was ich als kleine Person häufig praktisch fände, wäre ein besserer Überblick. Wenn die SuS in Experimentierphasen im Stehen arbeiten und ich übertrieben ausgedrückt nur die Kniekehlen sehe, ist das häufig anstrengend. Zu allem anderen haben die Vorschreiber*innen schon alles gesagt.

  • Ich empfehle. Theater zu spielen, in einer Amateurgruppe oder an einer Off-Bühne.

    Da lernst du automatisch Präsenz und Selbstbewusstsein.


    Ich meine das übrigens völlig ernst, nur falls jemand nach der Pointe sucht ;)

  • Einer meiner Kollegen ist ein 1,68 m groß, ich selbst 1,61 m [EDIT: Und ich bin nicht die einzige Leherin in unserem Kollegium, die so klein ist!]. Ich würde schon behaupten, dass unsere SuS Respekt vor uns haben.


    Im Übrigen kenne ich mehrere Männer, die keine 1,70 m groß sind und die m. E. bisher keinerlei Probleme in den von dir genannten Bereichen (Beruf, Liebesleben usw.) hatten oder von Benachteiligungen berichtet haben. Tut mir leid, dass du bzgl. deiner Größe schon so oft schlechte Erfahrungen gemacht hast. Ich würde dir auch empfehlen, an deinem Selbstbewusstsein zu arbeiten, bspw. im Theaterbereich. Mir hat das Theaterspielen zu einer Zeit, wo ich noch nicht sehr selbstbewusst war, sehr geholfen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

    Einmal editiert, zuletzt von Humblebee ()

  • Naja, ob andere Männer Probleme aufgrund ihrer Körpergröße haben können wir ja nun nicht beurteilen. Es ist halt wie mit anderen klassischen Schönheitsmerkmalen: Die meisten fühlen sich wohler, wenn sie dem geltenden Ideal entsprechen und insgeheim wollen viele Menschen das, was sie nicht haben. Die Frage ist, ob man irgendwann lernt, damit zu leben.

  • Ich finde das ist eine schwierige Frage, weil man ja nicht weiß, wie die selben Kollegen mit anderer Körpergröße wären.

    Ganz offensichtlich ist die Körpergröße aber kein entscheidendes Merkmal. Ich habe allerdings den Eindruck, dass sie es leichter macht Präsenz aufzubauen.

  • Bei meinem Sohn (nicht allzu groß) wuchs das Selbstbewusstsein mit positiven Erfahrungen z.B. durch Erfolg bei Hobbys. Vielleicht ist das auch etwas um Selbstbewusstsein aufzubauen.

    Seine Freundin ist einen halben Kopf größer, macht keinem von den beiden etwas aus. Schon seit Jahren kenne ich ein Paar- da ist der Größenunterschied ziemlich groß. Umgekehrt scheint es auch für sehr große Mädchen/Frauen schwer, einen Partner zu finden, wenn man auf die Größe schaut.

  • Oh ja, einige. Auch schon mal über 60kg schwer...

    Für Jungs im Alter von 10 1/2 Jahren liegt das 97%-Perzentil bei 157 cm. Ein Jahr später (—> Sitzenbleiber) bei 163 cm. Dass dir schon mehrfach 170 cm große Grundschüler begegnet sind, ist schon ein sehr großer Zufall.


    60 kg sind es wohl aber tatsächlich bei 3% der Jungs im Alter von 10 1/2 Jahren.


    https://www.rki.de/DE/Content/…df?__blob=publicationFile


  • Dass dir schon mehrfach 170 cm große Grundschüler begegnet sind, ist schon ein sehr großer Zufall.

    Eher nicht: Wir haben ein schwieriges Einzugsgebiet, somit viele spät eingeschulte oder wiederholende Kinder, teilweise mit unklaren Geburtsdaten. Dazu Kids, die mächtig gut "im Futter" stehen und wirklich groß gewachsene (aber dünne) Kinder aus dem afrikanischen Raum... da kommen einige Faktoren zusammen. Mein ältester Schüler wurde im Juli vor dem Wechsel in Klasse 5 schon 13 Jahre alt. Das sind oft keine wirklichen "Grundschüler" mehr, vom Alter her.

  • Ich bin nicht einmal 1,60 cm groß… Ich bin 1,58 cm groß… Auch für eine Frau ist das mini… Hatte noch nie Probleme deswegen. Wüsste jetzt auch nicht, warum das Probleme machen sollte. Solange man sich ordentlich den SuS gegenüber verhält, zeigen sich auch den nötigen Respekt.

  • Ich bin nicht einmal 1,60 cm groß… Ich bin 1,58 cm groß… Auch für eine Frau ist das mini… Hatte noch nie Probleme deswegen. Wüsste jetzt auch nicht, warum das Probleme machen sollte. Solange man sich ordentlich den SuS gegenüber verhält, zeigen sich auch den nötigen Respekt.

    Dem kann ich nur zustimmen.

    Ich kann die Körpergröße noch unterbieten. Ich bin nur 1,52cm groß.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Hab ich ein Déjà-vu? Genau das gleiche hat doch vor ein paar Monaten jemand gefragt und es wurde hier eifrig diskuiert....

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Ich bin etwas erstaunt, wie wenig Verständnis und wie viel "Hab dich nicht so, das liegt nur am Selbstbewusstsein"- Einstellung hier vorherrscht.


    Ich denke, dass die ganze Vergleiche mit weiblichen Lehrkräften dem Threaderöffner nicht wirklich weiterhelfen werden. Es ist logisch und nachvollziehbar, dass ein großer Teil der weiblichen Belegschaft unter 1,70 groß sein dürfte und dennoch in der Schule bestens klarkommt. Allerdings sind Frauen seit jeher daran gewöhnt, sich trotz geringerer Körpergröße usw. durchzusetzen, sich eine Präsenz zu erarbeiten und es ist gesellschaftlich akzeptiert, dass Frauen klein sind und dennoch Respekt bekommen. MÄnner haben das zumeist nicht nötig und somit gibt es auch vergleichweise wenige Vorbilder für kleine Männer, wie das zu handhaben ist. Weibliche Vorbilder hilfen einem nur wenig, wenn man sowieso schon an der eigenen MÄnnlichkeit zweifelt.


    Sein Problem ist, dass er, als Mann, ziemlich klein ist. Als Mann ist das durchaus ein Problem, dass das eigene Selbstbewusstsein zerfressen kann, denn ein Mann gilt seit jeher unter anderem dann als besonders durchsetzungsfähig und männlich, wenn er groß und breitschultrig ist und bestenfalls noch eine tiefe Stimme (plus ein paar weitere Merkmale hat). Eine Frau gilt als weiblich, wenn Sie...sehr verkürzt dargestellt...schön ist. Die Größe ist da eher zweitrangig.


    Es ist wohl kaum abszustreiten, dass die Größe eine Mannes, sowohl für seine Selbstwahrnehmung als auch für seine Wahrnehmung durch andere Personen, eine größere Bedeutung hat als die die Größe einer Frau. Nicht umsonst gibt es massenhaft Witze über kleine Männer (Napoleon-Komplex --> je kleiner der Mann..usw.). Armin Laschet wird wegen seiner Größe als Hobbit bezeichnet, Olaf Scholz bezeichnet man gerne als Schlumpf. Ständig gibt es mehr oder minder bewusste Wortwitze über kleine Männer ("Armin Laschet zeigt Größe"). Studien belegen, dass bei Männern die Körpergröße implizit durchaus eine Auswirkung darauf hat, wie erfolgreich sie im Beruf sind und wie respektvoll man ihnen begegnet. Bei Frauen ist das in viel geringerem Ausmaß der Fall, was aber auch damit zu tun hat, dass Frauen die Strategien, geringere Größe zu kompensieren und Präsenz zu zeigen, von klein auf erlernen während die wenigsten Männer mit dem Gedanken aufwachsen, nur mit einem Sitzkissen unterm Hintern über's Lenkrad schauen zu können. Kleine Männer gelten allgemeinhin, bei MÄnnern und bei Frauen, als unattratkiver und weniger erfolgreich als große MÄnner, ob bewusst oder unbewusst tut dabei wenig zur Sache. Man schauen sich nur in den gängigen Medien und Filmen um, die junge Menschen interessieren (und somit beeinflussen): Selten ist der Held ein kleiner, womöglich sogar noch rundlicherer Typ.


    Ich kann also gut verstehen, dass der Threaderöffner unglücklich ist und sich Gedanken darüber macht. AbER. Diese Problematik würde ihm auch in den meisten anderen Jobs, in denen er mit Menschen zu tun hat, begegnen, und zwar unabhängig davon, ob er mit Erwachsenen oder Kindern zu tun hat.


    Da hilft nur am eigenen Selbstbewusstsein zu arbeiten und zu erkennen, dass letztens Endes der erste Eindruck, den man macht, eben zwar optisch ist, aber nicht endgültig und durch das, was man allgemeinhin als Charisma kennt, locker kompensiert werden kann. Mein extremst cooler Mitreferendar war ~ 1,60 groß, selbst ich war größer. Er war aber einfach so genial drauf, dass er NIE auch nur ansatzweise Probleme hatte, und er hat stets an Schulen mit ziemlich schwierigem Klientel gearbeitet. Und er ist bei Weitem nicht das einzige positive Beispiel dafür, dass kleine Männer völlig problemlos erfolgreich in der Schule sein können. Aber: Unsicherheit ist ein Killer. Sobald diese bemerkt wird, kann man schnell zur Zielscheibe werden, ob nun wegen der größe, wegen der großen Nase oder der fernglasartigen Brillengläser auf der Nase.

Werbung