Finanzen im Referendariat, Nebentätigkeit

  • Hallo ihr lieben zukünftigen Kolleginnen und Kollegen,


    im Mai beginnt mein Ref in NRW und daher kümmere ich mich gerade um meine Finanzen. Nun ist es so, dass ich aus den Informationen nicht ganz schlau werde. Irgendwo steht, dass man (nichtwissenschaftliche Referendare) nur 1200Euro im Jahr nebenbei verdienen darf. Ist das wichtig? Für mich ergibt es wenig Sinn. Auf wieviele Stunden ist ein Nebenjob begrenzt? Irgendwo habe ich gelesen es dürfe nicht mehr als 1/5 der wöchentlichen Arbeitszeit sein? Wie hoch ist denn die wöchentliche Arbeitszeit bei einem Refi angesetzt? Neben den Unterrichts- und Seminarzeiten hat man ja auch Arbeitszeit.. Derzeit verdiene ich bei 8 Stunden Arbeitszeit pro Woche monatlich 900Euro Brutto. Ist es richtig, dass man als Refi dann Steuerklasse 6 im Nebenjob hat?
    Wie habt ihr das gemacht? Wieviel habt ihr nebenbei verdient? Da ich sehr viel Miete bezahle und mir auch noch ein Auto anschaffen muss (ansonsten habe ich 2h Fahrtzeit pro Strecke), würde das Gehalt vom Referendariat alleine nicht ausreichen. Ein Umzug kommt für mich nicht in Frage. Es tut mir leid für diese vielen Fragen, aber ich kann leider nirgends konkretes finden. Beispielrechnungen existieren scheinbar keine im Netz.


    Viele Grüße und einen schönen Abend wünsche ich euch!

  • Hallo,

    also du hast eine Arbeitszeit von 21 Std. (14 Unterrichtsstunden + 7 Stunden Seminar) pro Woche. Von einer Maximalzeit eines Nebenjobs weiß ich nichts (sollte aber rein logisch nicht die Stundenzahl des "Hauptjobs" überschreiten.)

    Und du landest mit deinen Nebenjob sofort in Steuerklasse 6, sobald du die 450€ überschreitest.

    Und ich habe auch keinen Nebenjob gemacht. Ich muss aber auch sagen, dass ich das parallel zu einem Kleinkind zuhause auch nicht mehr geschafft hätte. Ich habe in der Zeit einfach den Gürtel enger geschnallt. Hat auch geklappt.

  • Hallo,

    also du hast eine Arbeitszeit von 21 Std. (14 Unterrichtsstunden + 7 Stunden Seminar) pro Woche. (...)

    Plus Vorbereitungszeit, Korrekturzeiten- es ist ein Ref in Vollzeit, insofern sind das keinesfalls unter 40 Wochenstunden.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ist es richtig, dass man als Refi dann Steuerklasse 6 im Nebenjob hat?

    Ja, die andere Steuerklasse ist ja vom Ref schon besetzt.


    Wie habt ihr das gemacht?

    Ich habe einen Mann zu den zwei Kindern zuhause gehabt, von dessen Einkommen wir ja vorher auch gut gelebt haben, das musste nun auch reichen. Achso und Ref wurde immer als 40h bei uns eingerechnet und damit durften wir dann nur noch 4h/Woche nebenbei arbeiten.


    Andere aus meinem Hauptseminar haben übrigens z.B. für ihre Kinder ALGII beantragt, ob sie das für sich auch bekommen haben, weiß ich nicht, dürfte aber eigentlich nicht sein. Aber ja, da wurde dann sogar eben ALGII benötigt oder die KK hat das Jobcenter übernommen o.ä.


    Wieviel habt ihr nebenbei verdient?

    Das kann ich dir nicht mehr sagen, war aber nicht soviel, da blieb neben Ref, Familie mit zwei kleinen Kindern und nachher noch Schwangerschaft nicht mehr viel Zeit übrig.

  • Muss eine solche Nebentätigkeit nicht auch genehmigt werden?

    In NRW muss sie nur genehmigt werden.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Wie viel verdienen denn Anwärter:innen in NRW oder wie wenig, dass man, wenn man im Studium seine teure Wohnung plus Lebenshaltung von 900€ monatlich bestreitet, das im Ref mit den hinzukommenden Kosten für Autoversicherung, Steuer und Sprit (dafür aber abzüglich Semesterbeitrag, Semesterticket) die Vergütung dafür nicht ausreichend sein sollte ohne Nebenjob?

    Das war bei mir im Ref nun kein Problem, obgleich ich vor dem Ref bereits von über 1000€ monatlich gelebt habe, bei relativ hoher Miete und ohne Auto, welches im Ref dazukam samt 60min Autofahrt täglich und entsprechenden Spritkosten.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Wie viel verdienen denn Anwärter:innen in NRW oder wie wenig, dass man, wenn man im Studium seine teure Wohnung plus Lebenshaltung von 900€ monatlich bestreitet, das im Ref mit den hinzukommenden Kosten für Autoversicherung, Steuer und Sprit (dafür aber abzüglich Semesterbeitrag, Semesterticket) die Vergütung dafür nicht ausreichend sein sollte ohne Nebenjob?

    Das war bei mir im Ref nun kein Problem, obgleich ich vor dem Ref bereits von über 1000€ monatlich gelebt habe, bei relativ hoher Miete und ohne Auto, welches im Ref dazukam samt 60min Autofahrt täglich und entsprechenden Spritkosten.

    Naja ich habe neben meinem Studium viel nebenbei gejobbt und monatlich in etwa 1300Euro Netto zur Verfügung gehabt. Ein Semesterticket ist natürlich günstiger als ein Auto monatlich zu unterhalten. Die Krankenversicherung ist günstiger (ich werde mich wohl im Ref gesetzlich versichern müssen, was in etwa 300Euro monatlich sein werden), hinzu kommen neue Versicherungen die abgeschlossen werden müssen, Schulungsmaterialien, und weitere Kosten. Wenn man 1400Euro nach Lohnsteuer hat, davon schätzungsweise 400Euro für die Versicherung drauf geht, bleiben 1000Euro für Miete, Auto, Nebenkosten, Lebensmittel, usw. Bei einer Miete von monatlich 600Euro + Kosten für ein Auto ist das dann nicht mehr viel Geld.

    • Offizieller Beitrag

    und wie kommst du auf 300 Euro GKV?

    Selbst mit dem höchsten Brutto (dem des AW13Z) (wobei du da fast 1500 netto (1470) hast und nicht 1400 komme ich auf einen Beitrag von 246 Euro (AOK Nordwest als Beispiel in den Rechner eingetragen).

    (ich hatte mich nur gewundert, dass der GKV-Beitrag sich um 50% seit meiner Refzeit erhöht hatte und auch die Bezüge soviel höher geworden wären.. ja, 200-250 Euro mehr netto, 40 Euro mehr GKV-Beitrag in 10 Jahren.

    Dass du mehr Geld verdienen willst, ist nachvollziehbar, aber rechne mit den tatsächlichen Zahlen.

  • Man sollte vor allem die Arbeitsbelastung während des Referendariats nicht unterschätzen. Offiziell arbeitest du Vollzeit aber das wird schnell Vollzeit plus X. Natürlich kann man nebenbei noch einen kleinen Nebenjob oder anderes machen. Aber man ist oft über jede freie Minute froh. Vielleicht sollte man auch einfach über einen kleinen Kredit nachdenken. Nach dem Referendariat wird man ja in der aktuellen Situation mit einer Festanstellung rechnen können. Da sind 2-3k Schulden kein Problem.

  • Ref ist wie ein Vollzeit Debutat zu bewerten arbeitszeittechnisch. Da sind es in Ba-Wü 41,5h/Woche rechtlich gesehen, falls die Info noch jmd was nutzt.


    In Ba-Wü waren die Seminar-Leiter nicht gerne bereit, Nebenjobs zu genehmigen. Da solltest du bessere Argumente haben als dass die Miete zu hoch ist. Da wird dann sonst eher zum Umzug geraten, als ein Nebenjob in großem Umfang genehmigt wird.

  • Naja ich habe neben meinem Studium viel nebenbei gejobbt und monatlich in etwa 1300Euro Netto zur Verfügung gehabt. Ein Semesterticket ist natürlich günstiger als ein Auto monatlich zu unterhalten. Die Krankenversicherung ist günstiger (ich werde mich wohl im Ref gesetzlich versichern müssen, was in etwa 300Euro monatlich sein werden), hinzu kommen neue Versicherungen die abgeschlossen werden müssen, Schulungsmaterialien, und weitere Kosten. Wenn man 1400Euro nach Lohnsteuer hat, davon schätzungsweise 400Euro für die Versicherung drauf geht, bleiben 1000Euro für Miete, Auto, Nebenkosten, Lebensmittel, usw. Bei einer Miete von monatlich 600Euro + Kosten für ein Auto ist das dann nicht mehr viel Geld.

    Im ersten Beitrag ging es noch um 900€ brutto monatlich, aber das war dann wohl nur der Dazuverdienst zu dem, was du von den Eltern erhalten hast... Ich hatte in den ersten 6 Monaten des Refs ebenfalls 300€ monatlich für die KV zu zahlen, die ich vorher nicht zu zahlen hatte. Neue Versicherungen waren bei mir lediglich Haftpflicht und Teilkasko fürs Auto, alle anderen Versicherungen hatte ich schon. Wenn überhaupt könnte da bei dir noch die private Haftpflichtversicherung dazukommen, wenn du bislang über die Eltern mitversichert warst, der Rest ist verzichtbar. Die bekommst du aber z.B. bei der WGV während des Refs zum vergünstigten Tarif für Beschäftigte im öffentlichen Dienst. Das macht dann den Kohl nicht fett, wenn man das auf den Monat runterrechnet und sind weit unter 100€ monatlich.

    Ich weiß nicht, woran du bei "Schulungsmaterialien" denkst, Bücherkosten hatte ich aber auch schon im Studium, da war das Ref keine einschneidende Veränderung kostentechnisch gesehen. Was ich auch schon im Studium gezahlt habe waren z.B. rund 110€ monatlich für die Altersvorsorge, Unterhalts- und Ausbildungskosten für den Assistenzhund, der auch im Ref gefüttert werden wollte, versichert sein musste und regelmäßig zum Tierarzt musste. Ich sehe insofern nicht, wie 1400€ netto ernstlich zu wenig zum Leben sein könnten im Ref.

    Letztlich ist das natürlich deine Entscheidung, überleg dir aber, ob es wirklich sinnvoll ist, eine an sich schon äußerst anstrengende Ausbildung noch anstrengender zu gestalten, weil wertvolle Erholungszeiten in einen Nebenjob fließen, nur um einen bestimmten Lebensstandard zu halten. Vielleicht tust du dir den größeren Gefallen erst einmal zumindest zu schauen, wie sich das Ref tatsächlich gestaltet, ehe du dir einen Nebenjob aufbürdest und dafür Abstriche z.B. bei den Kosten für Kleidung, Lebensmittel, Freizeitgestaltung in Kauf zu nehmen oder schlichtweg eben doch etwas näher an den Schulort zu ziehen in eine günstigere Wohnung. Vielleicht kannst du auch etwas zurücklegen bis zum Beginn des Refs oder deine Eltern wären bereit, dich auch noch während des Refs im kleinen Umfang zu unterstützen, im Zweifelsfall als zinsloser Kredit, den du nach dem Ref zurückzahlst.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Wenn man 1400Euro nach Lohnsteuer hat, davon schätzungsweise 400Euro für die Versicherung drauf geht, bleiben 1000Euro für Miete, Auto, Nebenkosten, Lebensmittel, usw. Bei einer Miete von monatlich 600Euro + Kosten für ein Auto ist das dann nicht mehr viel Geld.

    Vollkommen richtig: das ist dann nicht mehr viel Geld.

    Aber: wozumehr?

    Du bist halt in Ausbildung.

    Du hast den Weg seit Jahren geplant.
    Schon in der Grundschule hast du Rechnen gelernt.
    Was ist jetzt das Problem?


    Musst du aus Schulden raus?
    Einen auf dicke Hose machen? (Dann hättest du besser BWL studiert.)


    Also: Beschränkung! Konzentration aufs Ref und viel Freude bei der Arbeit!

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • In Ba-Wü waren die Seminar-Leiter nicht gerne bereit, Nebenjobs zu genehmigen. Da solltest du bessere Argumente haben als dass die Miete zu hoch ist. Da wird dann sonst eher zum Umzug geraten, als ein Nebenjob in großem Umfang genehmigt wird.


    Also: Beschränkung! Konzentration aufs Ref und viel Freude bei der Arbeit!

    Also wirklich. Das hier alle so drauf lospreschen, weil sie selbst mit dem Hungerlohn durch kommen mussten (wie ich selbst auch) verstehe ich nicht. Es ist doch verständlich, dass man seine finanzielle Situation, wenn es möglich ist, verbessern möchte. Wenn man diese Zeit eben halt dafür opfert.


    Ich hatte im Ref auch keinen kleinen Nebenjob und musste mir diesen Genehmigen lassen. Das war nicht viel, aber es hat geholfen.


    Diese veraltete Denke, dass Lehrjahre keine Herrenjahre sein dürfen verstehe ich nicht. Das sollen doch mündige Lehrkräfte werden und diese müssen dann auch Verantwortung für sich und das berufliche/finanzielle Handeln bekommen.

  • Es ist doch verständlich, dass man seine finanzielle Situation, wenn es möglich ist, verbessern möchte. Wenn man diese Zeit eben halt dafür opfert.

    Dazu haben wir ja die Eingangsfrage beantwortet.

    Aber die Karawane zog weiter

    und - wie es schien - einem anderen Ziel entgegen.


    Sei's drum.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Also wirklich. Das hier alle so drauf lospreschen, weil sie selbst mit dem Hungerlohn durch kommen mussten (wie ich selbst auch) verstehe ich nicht. Es ist doch verständlich, dass man seine finanzielle Situation, wenn es möglich ist, verbessern möchte. Wenn man diese Zeit eben halt dafür opfert.


    Ich hatte im Ref auch keinen kleinen Nebenjob und musste mir diesen Genehmigen lassen. Das war nicht viel, aber es hat geholfen.


    Diese veraltete Denke, dass Lehrjahre keine Herrenjahre sein dürfen verstehe ich nicht. Das sollen doch mündige Lehrkräfte werden und diese müssen dann auch Verantwortung für sich und das berufliche/finanzielle Handeln bekommen.

    Ich empfinde das als unzutreffend und pauschalisierend. Mir zumindest ging es nicht darum, dass "Lehrjahre keine Herrenjahre wären", so etwas habe ich auch nicht ausgedrückt, sondern, ähnlich wie Tom, um die Arbeitsbelastung im Ref, die man nicht unterschätzen sollte. Manche können tatsächlich nebenbei noch einen Nebenjob stemmen, die ganz breite Mehrheit ist, wenn ich an meinen Kurs denke, aber bereits mit dem Ref belastungstechnisch am Anschlag gewesen und das ganz ohne wie ich schwerbehindert zu sein. Sich insofern nicht direkt zuviel aufzubürden, sondern erst einmal zu schauen, wie die Arbeitsbelastung dann tatsächlich ist und die Lebenshaltungskosten soweit zurückzuschrauben, dass das finanziell möglich ist, scheint mir insofern deutlich weiser zu sein, als sich von vornherein in eine finanzielle Zwangslage zu begeben, in der man nur dank Nebenjob neben dem Vollzeitref finanziell im grünen Bereich bleiben kann. Natürlich muss der/die TE das am Ende selbst für sich entscheiden. Das hat aber ja niemand hier negiert, ich zumindest explizit auch erwähnt. Hinweise, warum man die aktuelle Planung für überdenkenswert hält zu geben sind aber ein Teil des Austausches, denn der/die TE weiß, anders als wir anderen hier, noch nicht, welche Arbeitsbelastung im Ref tatsächlich auf ihn/sie zukommen wird. Das ist einfach noch einmal eine andere Hausnummer, als studienbegleitend ein paar Stunden in der Woche zu arbeiten.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich habe ja im Gegensatz zu den anderen gesagt, dass ich einen Nebenjob hatte und den auch genehmigt bekommen habe, aber es waren eben nur wenige Stunden die Woche.

    Eine hat immerhin durchgesetzt bekommen, dass das im Schnitt galt, denn sie hat in den Ferien Workshops gegeben, die die Zahl der Stunden deutlich überschritten haben, aber im Schnitt dann eben nicht.


    Und ja, man muss dann nach anderen Lösungen suchen, dazu dann ja auch der Hinweis auf ALGII, was bei uns von einigen bezogen wurde.

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