Geflüchtete Schüler aus der Ukraine

  • Die DaZ-Stunden gingen schon seit Anfang des Schuljahres dafür drauf, dass 2 schwangere Kolleginnen nicht in Präsenz sind.

    Was ich wirklich schockierend finde: Offensichtlich werden den Schulen keine zusätzlichen Ressourcen zur Verfügung gestellt.

    Das ist bei uns seit vielen Jahren so. Die Stunden werden jedes Jahr beantragt - mit Namen der Kinder, bewilligt und sind dann unersetzt gestrichen, sobald es einen längeren Ausfall - einschließlich Schwangerschaft - gibt.

    So kann man die Klassen beschulen, die DaZ-Kinder sind immer mit in den Klassen und haben nur ab und an mal eine Stunde in einer Kleingruppe. Auf diesen zufälligen Stunden kann man aber nicht wirklich aufbauen.

  • Die Kinder dürfen ab sofort in den Unterricht (und ich habe meine 1. ab kommender Woche), sie müssen nach 6 Monaten (in Baden-Württemberg).

    In NDS unterliegen sie der Schulpflicht, sobald sie einen Wohnsitz außerhalb der Erstaufnahmeeinrichtung erhalten haben.

    Also sofort, wenn sie privat untergebracht sind.


    Für NRW habe ich gefunden: "Schulpflichtig ist, wer in Nordrhein-Westfalen seinen Wohnsitz oder seinen gewöhnlichen Aufenthalt oder seine Ausbildungs- oder Arbeitsstätte hat.“" (pdf vom Land NRW, Verweis auf Schulgesetz (§ 34 Abs. 1 und 6 SchulG).


    Da Flüchtende bis zu 6 Monaten in den Aufnahmeeinrichtungen verbleiben können, ist dann der Schulbesuch nicht verpflichtend. Ich vermute, dass die Fristen eher darin begründet sind als in dem Ansatz, den Kindern das Ankommen zu erleichtern.

  • Ukrainer dürfen 3 Monate als Tourist einreisen. Und für Touristen gibt es keine Schulpflicht. Baden-Württemberg hat dieses 6-Monate- Gesetz schon immer unabhängig von Aufnahmeeinrichtung. Ich zitiere von unserer KuMi-Seite


    "Die Schulpflicht beginnt sechs Monate nach dem Zuzug aus dem Ausland. Sie endet regelmäßig mit Ende des 18. Lebensjahres.


    Das Recht zum Besuch einer Schule besteht dagegen von Anfang an, also bereits vor dem Beginn der Pflicht zum Besuch einer Schule.


    Diese Unterscheidung soll verhindern, dass Kinder, die unter Umständen traumatisiert sind, sofort nach ihrer Ankunft in Baden-Württemberg mit einer Pflicht überzogen werden. Sie sollen dadurch Zeit erhalten, sich in ihrem neuen Umfeld zu orientieren und die Erlebnisse der Flucht zu verarbeiten. Wenn sie sich zutrauen, schon früher eine Schule zu besuchen, ist dies aber möglich."

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  • Das nds. Ministerium hat Stellung bezogen:

    https://www.mk.niedersachsen.d…lerinnen_und_Schueler.pdf


    … und wer denkt, dass da tolle Programme aufgelegt seien:

    - Die Sprachförder-Angebote gehören nicht zur Pflichtstundentafel und die Stunden gehen in die Vertretung, bis man Vertretungskräfte bewilligt bekommt und findet (illusorisch),

    - die Stunden der 450€-Kräfte für Aufholen nach Corona gehen auch in die Vertretung, das ist dann aber nur Betreuung/ Aufsicht; die Schule hat ein Budget, das natürlich gedeckelt ist, je schlechter die Qualifizierung, desto mehr Stunden kann man generieren

  • Bei meinem Sohn in der 1. Klasse ist jetzt auch ein ukrainisches Mädchen.

    In meiner Schule irrte heute auch jemand rum um sich anzumelden.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • So, wir haben jetzt gefühlt alles voller ukrainischer Kinder. Die meisten Klassen haben 1-2 aufgenommen (vor allem die kleineren) und unsere Willkommensklasse ist aufgefüllt. Ich habe seit gestern auch ein Kind in meiner Klasse und warte auf ein zweites (war schon für Montag angekündigt, ist aber bislang nicht aufgetaucht).

    Es läuft durchwachsen. Manche Kinder kommen sehr gut klar, weil sie schon ein bisschen Englisch können, vielleicht weniger schlimme Erlebnisse hatten als andere (oder das besser verdrängen?) oder sich sowieso leichter tun und einfach nur froh sind mit anderen Kindern zusammen zu sein. Andere sind deutlich traumatisiert, weinen, verweigern sich oder liegen plötzlich auf dem Boden. Einer ist dabei, der laut Aussage der Mutter schon in der Ukraine schwierig war und jetzt hier genauso auffällig weitermacht. Viele der Kinder wirken unruhig und wuselig, wobei wir nicht wissen, woran es im Einzelfall liegt: Reaktion auf die Ausnahmesituation, Temperament, zuviel Freiraum (im Gegensatz zum ukrainischen Schulsystem?), zuwenig Schulerfahrung dank Corona (davon berichtete mir z.B. gestern eine ukrainische Mutter) ? Keine Ahnung und auch schwer herauszubekommen, wenn man sich kaum verständigen kann.

    Mein Schüler ist freundlich, aufgeweckt und sehr kontaktfreudig aber auch sehr lebhaft und fordert viel Aufmerksamkeit. Ich bin gerade heilfroh, dass meine Erziehrin noch ein bisschen russisch kann. Wenn sie da ist, sitzt sie die ganze Zeit neben ihm, wenn nicht dreh ich am Rad... (weil die anderen 23 ja auch noch da sind und gerade mein "Spezialkind" merkt dass meine Aufmerksamkeit nicht mehr bei ihm ist...). Lateinische Buchstaben kennt er noch nicht, d.h. ich muss gucken, wie ich ihm das nebenbei vermittel (also komplett anderer Unterricht, der parallel laufen muss). Ich habe durchaus Ideen dazu, aber frage mich wo ich die Zeit hernehmen soll, das alles vorzubereiten. Immerhin: Die anderen Kinder sind toll! Meine haben sich doll gefreut, als ich die beiden angekündigt haben und kümmern sich wirklich rührend.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Bei uns gabs schon die ersten Probleme, weil viele Kinder viele Fragen gestellt haben und damit die Kinder komplett überfordert waren, wenn plötzlich 50 Kinder auf dem Pausenhof sie umringen und fragen in einer Sprache, die sie nicht wirklich kennen.

    Das macht Angst!

  • Ich habe das Glück, dass bei uns in jeder Klasse mehrere russlanddeutsche Schüler sind. Ein Mädchen (Klasse 5) übersetzt simultan, was ich sage. Ich stand anfangs daneben und habe gestaunt. Mehrere ukrainische Mädchen wurden angekündigt, sind aber noch nicht da. Seltsamerweise sind es bei uns bis jetzt nur Mädchen.

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  • Lateinische Buchstaben kennt er noch nicht, d.h. ich muss gucken, wie ich ihm das nebenbei vermittel (also komplett anderer Unterricht, der parallel laufen muss). Ich habe durchaus Ideen dazu, aber frage mich wo ich die Zeit hernehmen soll, das alles vorzubereiten.

    Ich habe 2015 beginnend Materialien zur Alphabetisierung in DaZ erstellt, immer mit Bildern dabei, damit die Wortbedeutung in der Zweitsprache deutlich wird.

    Die Sachen stehen unter MALIOPE bei 4teachers, es gibt jeweils AB, Schreibaufgaben und Leseblätter, die sich ergänzen, bei aufsteigender Buchstabenfolge. Wir haben die Sachen bei uns in der Schule in Hängemappen als Aufgabenserie fertig stehen, sodass man alles schnell kopieren kann und die Kinder im eigenen Tempo lernen können. Ist der Anfang gemacht, kann man es mit üblichen Arbeitsheften (Jandorf, Mildenberger) kombinieren. Dazu habe ich Arbeitspläne, die allerdings noch nicht bei 4teachers stehen … mir fehlt die Zeit.


    In den letzten Tagen habe ich eine ukrainisch-deutsche Anlauttabelle erstellt und eine Liste mit Wörtern, die in beiden Sprachen gleich oder nahezu gleich sind, sodass man sie in kyrillischer und lateinischer Schrift lesen kann und die Laut-Buchstaben-Zuordnung in der jeweils anderen Sprache ersichtlich wird. AB dazu sollen folgen, die ersten stehen online.

    Beim WorksheetCrafter soll heute auch jemand passend dazu den ersten Teil eines Schreibkurses eingestellt haben, ich habe selbst nicht mehr danach geguckt.


    Wenn das geht, kann man zweisprachiges Material oder Material mit lateinischen Buchstaben nutzen.


    Heute hatte ich eine FoBi, auf der es weiter Hinweise gab, z.B. ein kleines Hosentaschenbuch mit Piktogrammen

    http://www.metacom-symbole.de/…wnload_fremdsprachen.html


    Auch im digitalen Bereich gibt es täglich neue Möglichkeiten. Heute gab es im 4t-Forum den Hinweis auf die digiclass-App, das ist sehr niederschwellig und brauchbar.

  • Danke dir Palim, das ist echt so eine Hilfe!!!! :rose:


    Die App ist super, hier mal der direkte Link zum Vokabeltrainer:


    https://digiclass-lab.de/dc_vokabeltrainer/


    und auch alles andere ist wirklich nutzbar und auf den Punkt (die Anlauttabelle und die Wörterliste hatte ich mir schon ausgedruckt und ins Lehrerzimmer gehängt, die KollegInnen haben sich gefreut). Im Moment findet man ja wirklich ganz viele Hinweise und Tipps, aber es fehlt einfach die Zeit, sich alles anzuschauen. Insofern bin ich hochgradig dankbar für wenige sofort einsatzfähige Tipps.

    Beim WorksheetCrafter habe ich auch gerade nachgeguckt, habe den Schreibkurs aber nicht finden können. Macht aber nichts. Ich werde mich h an deinen Materialien orientieren und das einfach nochmal selber in Druckschrift "umwandeln". Das geht ja mit dem WSC recht schnell und es reicht ja wenn ich das nach und nach mache.

  • Bei uns heute der Supergau, keine Ahnung, was wir ab Montag machen, wenn die Kinder komplett kommen.

    Die eine Kollegin hat zwar einen Vertrag, aber nun wohl keine Arbeitserlaubnis bekommen und nun?!? Es sind 26 Kinder ab Montag.

  • Bei uns gibt’s noch gar nichts. Es gibt wohl ein paar Interessenten, wir haben aber einfach keine Kapazitäten mehr in den Klassen.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Bei uns an der Schule sind es bis jetzt auch fast ausschließlich Mädchen. Die meisten sind allerdings echt fit und fleißig. Sie arbeiten sehr schnell und sind lernwillig.

    Meine beiden wirken nicht traumatisiert (was wohl auch daran liegt, dass sie ziemlich direkt zu Anfang schon geflohen sind) und sind auch bei den Pausenspielen schon komplett integriert. Für die jüngeren Kinder (meine beiden sind 7) ist es wahrscheinlich wirklich noch sehr viel einfacher, weil sie unbefangener sind. In meiner Nachbarklasse ist eine 10 jährige. Da ist es in den Pausen schon schwieriger.

  • Schreibt hier noch jemand?

    Habe inzwischen 3 Kinder aus der Ukraine. An der Schule gibt es 16. Es gibt pro Kind 2 Stunden Deutschförderung von ehrenamtlicher Seite. Sonst gibt es keine Stunden. Meine russischen Kinder haben ein bisschen gebraucht, aber jetzt kommunizieren sie ganz schön mit den Neuen.

    Wir haben alle den Eindruck, dass die ukrainischen Kinder nicht wissen, was Hausaufgaben sind. Ich musste es der einen Mutter mehrfach erklären, obwohl sie selbst Lehrerin ist und englisch kann. Leider darf sie uns nicht helfen, weil sie nicht deutsch kann. Bürokratie...

  • Ich habe aktuell immer noch nur eine Schülerin, wir haben an der Schule einige (seltsamerweise nur Mädchen) verteilt auf die verschiedenen Jahrgängen. Leider gibt es bei uns nur auf freiwilliger Basis einer Kollegin 2 Stunden für alle pro Woche offiziell nichts. Hausaufgaben scheint auch bei uns ein Problem zu sein. (Ich unterrichte ein praktisches Fach mit wenig Hausaufgaben, kann es also nicht beurteilen, aber es immer wieder Thema im Lehrerchat.)

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  • Ich musste es der einen Mutter mehrfach erklären, obwohl sie selbst Lehrerin ist und englisch kann. Leider darf sie uns nicht helfen, weil sie nicht deutsch kann. Bürokratie...

    Soweit ich weiß, ist die ukrainische Lehrerausbildung in keinster Weise mit der deutschen vergleichbar. Es ist - soweit ich wei - eine Schmalspurausbildung.

    Weiß hier jemand mehr?

    ich selbst werde heute noch nachforschen und das Ergebnis hier an dieser Stelle einfügen.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Wir haben schon an einigen Stellen festgestellt, dass es wohl einige Unterschiede im Schulsystem geben muss.

    Unser Schüler der 3. Klassenstufe in der JÜL denkt immer, er kann kommen und gehen, wie er will. Es wäre alles freiwillig.

    Hofpausen kennen sie auch nicht usw.

  • Ich denke, jüngeren Schülern ist nicht bewusst, dass sie jetzt hier leben. Für sie ist es noch Urlaub, ein schnell vorübergehendes Abenteuer. Vermutlich hoffen dies auch viele Ältere.


    (Ich habe an einem einjährigen Schüleraustausch in den USA teilgenommen. Die Schule war sehr aktiv und hatte mehrere Austauschschüler aus aller Welt. Einige der anderen sahen es auch sehr locker. Ich selbst musste mir ein Stipendium erarbeiten, meine Eltern hatten nicht so viel Geld, und nahm den Austausch, nachdem ich das Stipendium erhielt, sehr ernst (bin heute noch dankbar für die Chance).)

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