Und nach dem Lehrersein?

  • In der letzten Zeit habe ich von einigen Kolleginnen gehört, die gekündigt haben. Auch ich erwäge das hin und wieder mal, bin nur ein wenig ratlos in welche Richtung es gehen könnte.


    Gibt es hier vielleicht noch ehemalige Kolleginnen und Kollegen, die berichten wollen, in welche Bereiche oder beruflichen Felder sie gewechselt haben? Ich würde mich sehr freuen.

    • Offizieller Beitrag

    Falls man nicht endgültig aus dem Schuldienst ausscheiden möchte und stattdessen lieber eine temporäre Auszeit nehmen möchte, könnte man sich auf eine Stelle in der Schulaufsicht oder dem Kultusministerium bewerben - in NRW gibt es immer wieder Stellen für pädagogische MitarbeiterInnen. Mitunter ist es auch möglich, dort dauerhaft zu bleiben - das ist zwar eher die Ausnahme, aber es kommt vor.


    Ich empfehle, sich in beide Richtungen umzusehen - einmal innerhalb des Systems und dann natürlich auch außerhalb des Systems. Letzteres immer auch mit dem Blick auf die Altersvorsorge, denn bei Kündigung wird nur der Arbeitgeberanteil zur gesetzlichen Rentenversicherung nachgezahlt. Um diese Lücke zu schließen, müsste man schon nach Ausscheiden aus dem Schuldienst deutlich mehr verdienen, damit man später nicht in der Altersarmut landet.

  • Eine Kollegin von mir hatte vor nicht allzu langer Zeit das Angestelltenverhältnis gekündigt und ist auf eigenen Wunsch hin wieder in ihren früheren Beruf, welcher sich in der freien Wirtschaft (ebenfalls Bildungsbereich) befindet, eingestiegen und konnte dort eine Leitungsposition einnehmen.

    Ähnlich lief es für eine ehemalige Kollegin an meiner Schule. Diese war - bevor sie zu uns kam und mehrere Jahre im Angestelltenverhältnis bei uns unterrichtete - als Personalberaterin tätig. Nach ihrer Kündigung im Schuldienst ist sie nun Leiterin einer Ausbildungsstätte für die Erwachsenenbildung.


    Einige andere ehemalige KuK sind ebenfalls zurück in ihre alten Berufe gegangen, z. B. als Ingenieur oder im kaufmännischen Bereich. Aber das ist im BBS-Bereich sicherlich sehr viel einfacher als im allgemeinbildenden.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

    • Offizieller Beitrag

    Einige andere ehemalige KuK sind ebenfalls zurück in ihre alten Berufe gegangen, z. B. als Ingenieur oder im kaufmännischen Bereich. Aber das ist im BBS-Bereich sicherlich sehr viel einfacher als im allgemeinbildenden.

    In der Tat. Diejenigen, die "nur" LehrerIn gelernt haben, können natürlich nicht in ihren alten Beruf zurück. Dennoch gibt es innerhalb des ÖD durchaus Alternativen, wenn man die Augen offen hält und ein bisschen flexibel ist.

    • Offizieller Beitrag

    Ich empfehle DIE Anlaufstelle schlechthin zum Thema, mittlerweile doch bekannter und kein Geheimtipp mehr: Isabell Probst. Sie hat eine Homepage, einen Podcast und berät selbst zum Ausstieg.
    Es ist nämlich auch relevant, ob man bei dem Ausstieg Altersgeld, eine Nachversicherung bekommt, usw..

    Noch bin ich nicht ausgestiegen.. Mögliche Bereiche, die für mich in Frage kämen, leider sehr viel mit (Schein)Selbstständigkeit:
    - Beratungstätigkeit, da hätte ich durch eigene Qualifikationen eigene mögliche Schwerpunkte, ob selbstständig oder innerhalb einer Stelle

    - Lehraufträge und / oder Dozentintätigkeit

    - Verwaltungsbereich im Bildungsbereich

    Ich kann aber eine Abordnungsstelle sehr empfehlen, um auch zu sehen: was stört(e) mich an Schule, was fehlt mir, wie ist so der Alltag / Rhythmus woanders (GANZ anders), aber auch wo sind meine Stärken, was kann woanders wertgeschätzt?

  • Ich denke leider auch, dass die Alternativen begrenzt sind - insbesondere, wenn man eben keine Lehrtätigkeit mehr machen möchte und auch generell nichts Pädagogisches. Ich habe über die Jahre immer mal wieder Bewerbungen rausgeschickt, hatte auch einige Bewerbungsgespräche und Stellenangebote z.B. in der Studienberatung an einer Fachhochschule, in der Ausbildungsbetreuung eines recht großen Unternehmens (dazu hätte nicht nur die Azubibetreuung selbst gehört, sondern auch so Dinge wie Repräsentation auf Bildungsmessen usw.) und im Orgabereich im Messewesen (das habe ich allerdings auch im Studentenjob schon gemacht). Allen Stellen war gemein, dass sie verglichen mit unserem Gehalt wahnsinnig schlecht bezahlt gewesen wären und Umzüge/räumliche Flexibilität erfordert hätten, zu der sich nicht bereit war. Dazu kommen dann natürlich noch die Abstriche bei der Rentenversicherung.


    Ansonsten weiß ich von den Töchtern unser Ex-Nachbarn, dass sie gemeinsam ausgestiegen sind und ein großes Förderzentrum (heißt irgendwie anders, mir fällt der Name nicht sein) aufgezogen haben, wo alle möglichen Leistungen gebündelt angeboten und vermittelt werden (Nachhilfe, aber auch sowas wie Logopädie, Förderung der motorischen Entwicklung, LRS Förderung usw.). Waren beides Sonderpädagogen. Der Laden scheint ganz gut zu laufen.

  • bei Kündigung wird nur der Arbeitgeberanteil zur gesetzlichen Rentenversicherung nachgezahlt

    Das stimmt nicht, es wird auch der An-Anteil übernommen. Aufgrund der relativ niedrigen Bruttobesoldung ist das aber auch nachteilig.

    Etliche Bundesländer zahlen aber "Altersgeld", also eine Art Pension, die sich nach der Zahl der geleisteten Dienstjahre bemisst. Lohnt sich laut der im Thread schon bemühten Isabella Probst ab ca. 12 Dienstjahren.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Ja, dann bleibt es bei der Rente.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Selbst denke ich auch immer mal wieder darüber nach. Isabell Probst gibt als Aussteigerin ihre Erfahrungen im Buch ("Ausgelehrt") und als Coach weiter, darüber hinaus bietet sie einen Podcast mit Berichten anderer Aussteiger:innen an: https://isabellprobst.de/

    Da kann man sich schon ein paar Ideen holen.


    Edit: Ich sehe gerade, dass chilipaprika die Seite schon empfohlen hat. :)


    À+

  • Aber Vorsicht: Frau Probst will natürlich Geld verdienen mit ihrer Beratung. Ihre Honorare sind auf den ersten Blick nicht billig.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Aber Vorsicht: Frau Probst will natürlich Geld verdienen mit ihrer Beratung. Ihre Honorare sind auf den ersten Blick nicht billig.

    Wieso Vorsicht? Ich will dir nichts unterstellen oder in den Mund legen (Man kennt ja die Fallstricke bei Forumskommunikation), aber deinen Beitrag könnte man so verstehen, dass das irgendwie nicht so ganz ok ist, damit Geld zu verdienen. Vielleicht bin ich aber auch nur durch meine Zeit als freiberuflicher Musiker empfindlich... da konnten immer wieder potentielle Auftraggeber nicht verstehen, dass man mit dem, was für sie seligmachendes Hobby ist, Geld verdient.

    Frau Probst hat sich offenbar richtig Expertise draufgeschafft. Mich würde es eher abschrecken, wenn es umsonst wäre. Sie hat ja nicht im Lotto gewonnen und macht das als eine Art Ehrenamt.

  • Wieso Vorsicht? Ich will dir nichts unterstellen oder in den Mund legen (Man kennt ja die Fallstricke bei Forumskommunikation), aber deinen Beitrag könnte man so verstehen, dass das irgendwie nicht so ganz ok ist, damit Geld zu verdienen. Vielleicht bin ich aber auch nur durch meine Zeit als freiberuflicher Musiker empfindlich... da konnten immer wieder potentielle Auftraggeber nicht verstehen, dass man mit dem, was für sie seligmachendes Hobby ist, Geld verdient.

    Frau Probst hat sich offenbar richtig Expertise draufgeschafft. Mich würde es eher abschrecken, wenn es umsonst wäre. Sie hat ja nicht im Lotto gewonnen und macht das als eine Art Ehrenamt.

    Wenn Geld im Spiel ist, sollte man immer vorsichtig sein. Damit will ich niemanden seine (bzw in ihrem Fall ihre) Kompetenz absprechen. Aber die Statistik legt nahe, dass Sie sich (wie jeder Unternehmen) zur Gewinnmaximierung in einem besten Licht darstellt. Was ich damit sagen will ist, dass sie wohl kaum mit gescheiterten Existenzen (trotz ihrem Coaching) werben wird. Es ist aber dvon auszugehen, dass ein gewisser Prozentsatz scheitern wird bzw. gescheitert ist.

  • Es ist aber dvon auszugehen, dass ein gewisser Prozentsatz scheitern wird bzw. gescheitert ist.

    Klar! Über das Scheitern kann man ja im Übrigen wunderbar philosophieren... Ist man gescheitert, wenn man merkt, dass der Lehrerberuf nix für einen ist und dann was anderes versucht oder ist man gescheitert, wenn man (vor allem) aus Verbeamtungsgründen unglücklich im Beruf bleibt und darüber hinaus für viele andere schlimmstenfalls eine Zumutung ist. Ich weiß, das ist zugespitzt... Aber Beispiele für letztere Gruppe kennen wohl viele von uns!

  • brasstalavista: Ich stimme dir vollkommen zu. Das war nur eine Spitze gegen die unter Lehrern verbreitete Auffassung, dass alles, was kommerziell ist, irgendwie anrüchig ist. Hat schaff ja gleich sehr schön bestätigt.

  • brasstalavista: Ich stimme dir vollkommen zu. Das war nur eine Spitze gegen die unter Lehrern verbreitete Auffassung, dass alles, was kommerziell ist, irgendwie anrüchig ist. Hat schaff ja gleich sehr schön bestätigt.

    Das ist nicht nur unter Lehrern so ;). Trotzdem bin ich der Meinung, dass man vorsichtig sein bzw. eine gewisse Skepsis an den Tag legen sollte.

  • Klar, Vorsicht ist immer angebracht. Andererseits: "Was nichts kostet, ist auch nichts".

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

    • Offizieller Beitrag

    Hast du dich gerade als ''Nicht-Lehrer:in'' geoutet

    Ja.


    <Mod-Modus>

    Adrfel,

    Das Schreiben hier ist nur schreibberechtigten gestattet. Wer schreibberechtigt ist, steht in den von dir bestätigen Nutzungsbedingungen.

    Du bist es deiner eigenen Wortwahl nach nicht.

    Troll also bitte woanders herum. Danke.


    Kl. Gr. Frosch, Moderator

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