Gendergerechte Sprache in NRW-Schulen

  • Sind das nicht auch Beispiele für "gegenderte Sprache"?!

    Teilweise, siehe s3g4s Posting. Ob ich korrekt gendere oder nicht, ist mir dabei aber überwiegend auch egal. Ich bemühe mich, inklusiv zu formulieren, ohne dass es komplett gegen mein Sprachempfinden geht. Das erfordert eben Kompromisse. Momentan funktioniert es für mich noch so, ob das auch zukünftig reichen wird, wrd sich halt zeigen.


    Generell würde ich inkludierende Begriffe a la "Studierende" tendenziell gängiger finden, als Konstruktionen mit Sternchen, Doppelpunkten oder sonstwas. Lehrende statt LehrerInnen, Konsumierende statt KonsumentInnen, Pilotierende statt PilotInnen. Geht halt nicht überall.

  • Bei anderen Wörtern ist es noch nicht mal möglich, eine sinnhafte Form zu bilden, wenn man noch eine Trennung einfügt (wie z.B. Kolleg:inn:en). Das ist z.B. bei Auswander:innen der Fall.

    Diese Form hast du ganz offensichtlich gebildet. Was ist jetzt das Problem? Weißt du nicht, was dieses Wort bedeutet?


    „Auswandernde“ wäre vielleicht praktischer. Aber was soll’s.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Dieses Vorbringen ist doch nur der Versuch, die gegenderte Form absichtlich misszuverstehen.

    Dass man sich als Kolleg als Mann nicht angesprochen fühlt, kannst du aber nachvollziehen?






    Momentan funktioniert es für mich noch so, ob das auch zukünftig reichen wird, wrd sich halt zeigen.


    Laut Duden ist das generische Maskulinum (natürlich) erlaubt - ich kann mir schwer vorstellen, dass sich das ändern wird.


    Ich finde es auch entsprechend übergriffig, wenn Unternehmen oder Institutionen ihren Mitarbeiten einen davon abweichenden Sprachgebrauch vorschreiben (nochmals: Gegen den Willen von über 70% der Bevölkerung).


    Erwartest du, dass man dir in Zukunft den Kopf abreißen wird, wenn du nicht konsequent genderst, oder wie war das mit "reichen wird" gemeint?

  • Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven ...

    Wie müsste das dann umbenannt werden? Vorschläge?


    Bein Gendern vieler Begriffe kommt man schnell an Grenzen. Ich finde die Diskussion durchaus wichtg, aber die von Extremgenderer*innen geforderte möglichst schnelle Umsetzung, notfalls gesetzlich, wird so nicht kommen. Dass die Sprache sich entwickelt, braucht Zeit. Und wie man gendert (oder auch nicht) sollte jeder ohne Druck für sich entscheiden dürfen.

  • Dass man sich als Kolleg als Mann nicht angesprochen fühlt, kannst du aber nachvollziehen?

    Niemand wird mit der von dir zitierten Form als „Kolleg“ angesprochen. Wir können gerne noch weitere Varianten gespielten Missverständnisses durchgehen. Das hat aber keinen sittlichen Nährwert.

  • Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven ...

    Wie müsste das dann umbenannt werden?

    Das muss unbenannt werden? Ja, ok. „Deutsch“ kann man weglassen. Oder hat das Haus eine Staatsangehörigkeit?

  • Niemand wird mit der von dir zitierten Form als „Kolleg“ angesprochen.


    Doch, absolut!


    Das "en" hängt fest an "innen", also steht das "Kolleg" alleine ohne "innen".


    Konsequent wäre Kolleg:inn:en. Dass sich das dann sprachlich noch bekloppter anhört, ist offenkundig, aber es wäre zumindest syntaktisch nachvollziehbar.



    Als gespieltes Missverständnis könnte man dann auch deuten, wenn man meint, das generische Maskulinum schließe einen nicht ein.

  • Es kam schon oft vor, dass Taten begangen werden durften, die laut Gesetz erlaubt waren, heute aber gegen das Gesetz verstoßen. Alles wandelt sich. So auch die Sprache. Das „Fräulein“ verschwand vor einigen Jahrzehnten (unter anderem nach einigen Gerichtsprozessen). Das Binnen-I gibt es etwa genauso lange.


    Es gibt in der deutschen Sprache das Problem, dass wir keine neutrale Form haben. Es ist auch irgendwie eine merkwürdige Regel, dass sich alle gefälligst von der männlichen Form angesprochen fühlen müssen. Und an diese Regel haben sich dann auch alle zu halten, es hat ja schließlich jahrzehntelang funktioniert (s. o.).

    Also gibt es Versuche, eine neutrale Form zu schaffen. Phettberg wurde ja schon genannt. Ebenso kann man die Verschmelzung der männlichen und weiblichen Form (mit I, _, * usw.) als neue neutrale Form sehen und nicht als verkürztes „Kolleginnen und Kollegen“.


    Es gibt soviele Möglichkeiten, neutral zu formulieren (Lehrkraft, Person, Mitglied, Kollegium, Klasse, Elternteil ...). Allerdings muss man den Satz dann häufig umformulieren. Das ist dann halt nicht so einfach, wie weiterhin das generische Maskulinum zu benutzen (oder auch eine _innen-Form zu basteln).

    Man kann ästhetisch formulieren, ohne dass beim Lesen auffällt, dass „gegendert“ wird.

  • Erwartest du, dass man dir in Zukunft den Kopf abreißen wird, wenn du nicht konsequent genderst, oder wie war das mit "reichen wird" gemeint?

    Kopf abreißen wohl nicht, aber der gesellschaftliche Konsens kann sich ja durchaus ändern. Die Generation unserer Schüler legt meinem Eindruck nach z.B. deutlich mehr Wert aufs Gendern als meine Generation oder gar die meiner Großeltern. Insofern gehe ich davon aus, dass es in den nächsten Jahren ganz sicher zu einem Sprachwandel kommen wird und man irgendwann überlegen werden muss, ob man ewig gestrig bleibt oder mitzieht.



    pepe

    Auswanderndenhaus? Ausgewandertenhaus? Auswanderungshaus? Denke, da gäbe es zumindest Möglichkeiten.

  • Die Generation unserer Schüler legt meinem Eindruck nach z.B. deutlich mehr Wert aufs Gendern als meine Generation oder gar die meiner Großeltern. Insofern gehe ich davon aus, dass es in den nächsten Jahren ganz sicher zu einem Sprachwandel kommen wird und man irgendwann überlegen werden muss, ob man ewig gestrig bleibt oder mitzieht.


    Ich gehe tatsächlich nicht davon aus, dass es in den nächsten Jahren zu einem deutlichen Sprachwandel kommen wird.


    Wenn du dir mal die Studie anschaust, die ich bereits auf der vorherigen Seite verlinkt hatte

    https://www.ifd-allensbach.de/…2021_Meinungsfreiheit.pdf


    dann siehst du, dass selbst 65% der 16-29-Jährigen es demzufolge übertrieben finden, konsequent zu gendern.


    Ich denke, es ist zu kurz gegriffen, von der Schülerschaft eines Gymnasiums in einem bestimmten Einzugsgebiet auf generelle Tendenzen in der Jugend zu schließen.

    Dieser Fehler wurde auch schon medial bei FFF gemacht. Statistische Untersuchungen hingegen haben gezeigt, dass der Großteil der Jugend gar nicht so öko ist, wie man es oft gerne glauben machen möchte.

  • Generell würde ich inkludierende Begriffe a la "Studierende" tendenziell gängiger finden, als Konstruktionen mit Sternchen, Doppelpunkten oder sonstwas. Lehrende statt LehrerInnen, Konsumierende statt KonsumentInnen, Pilotierende statt PilotInnen. Geht halt nicht überall.

    Ein Studierender ist aber etwas anderes als ein Student. Ein Student ist jemand der an einer Uni, FH o.ä. als solcher eingeschrieben ist und woraus sich u.a. ein entsprechender rechtlicher Status ableitet. Der studiert aber nicht immer, sondern schläft auch mal oder trinkt z.B. ein Bier.

    Wenn ich also in einer Rede die "Werten Studierenden" anspreche so geht das am Zielpublikum vollständig vorbei, weil diejenigen, die meiner Rede folgen gerade nicht studieren, also keine Studierenden sind, egal ob sie Studenten sind oder etwas anderes.


    Abgesehen davon: Hat gendern die Lebenssituation der damit gemeinten überhaupt schonmal verbessert oder ist es geeignet dazu? Wenn ja inwiefern?

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Seit unsere Infektionsschutzbeauftragte bei der alljährlichen Belehrung was von "Läusinnen und Läusen bei Schülerinnen und Schülern" erzählt hat, fällt es mir zunehmend schwerer gendergerechte Sprache zu verwenden. Wirklich verbindliche Regelungen könnten mir helfen.

    Sehr geehrte Damen und Herr:innen,

    ... :sterne:


    Mal ganz ehrlich: So lange die Dudenredaktion nicht ein verbindliches Genderzeichen eingeführt hat und dabei dann bitte auch das dritte Geschlecht berücksichtigt, mache ich erst einmal gar nichts. Wie handhaben das eigentlich die Deutsch-Kollegen, wenn es um die Korrektur der Klassenarbeiten geht? Gibt es da schon etwas Verbindliches? Wenn nein, sollten wir hier kein Faß aufmachen.


    Oder ist es etwa das Ansinnen der Gender-Verfechterinnen die Sprache so kompliziert zu machen, daß unsere Mitbürger mit Migrationshintergrund mit dem ganzen Kram gar nicht mehr klar kommen und gleich kapitulieren?

  • Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven ...

    Wie müsste das dann umbenannt werden? Vorschläge?

    sSeitdem sie dort auch eine Abteilung für die Einwanderung der Gastarbeiter im 20. Jahrhundert haben, würde ich vorschlagen: "Deutsches Migrantenhaus Bremerhaven"

  • Die Frage mit der Toilette würde ich dann doch als etwas schwieriger bewerten. Sollte man z.B. einem vorbestraften Sexualstraftäter, der sich jetzt Annette nennt, gestatten, öffentliche Damen-Toiletten zu betreten? Ich denke, eher nicht.


    Die Entstehung eines solchen "Argumentes" stelle ich mir so vor: Beim jährlichen Kongress der Scheinargumente gab es nach dem letzten Vortrag noch eine völlig eskalierende Orgie. Dabei haben Strohmann, ad-hominem, whataboutism und fallacia compositionis gemeinsam ein besonders uneheliches Kind gezeugt...


    Du sprichst also ein Problem mit vielen Facetten an, um dann als einzigen Gedanken dazu ein völlig extremes Szenario als Frage aufzubauen, bei deren Antwort man dir im Prinzip erstmal zustimmen müsste. Nicht ungeschickt.

    Diese Art der rhetorischen Fragestellung, die einen hypothetischen, vordergründig bedrohlichen, Ängste schürenden Einzelfall durch die Hintertür mit einer Gruppe von Menschen (Herr Rau, auf den geantwortet wird, nannte ja die Transmenschen) verknüpft, die ohnehin schon mit Vorverurteilungen und ständigen Demütigungen im Alltag zu kämpfen haben, möchte ich hier einmal ganz deutlich benennen und ablehnen. Sie vereinigt Eigenschaften von allen oben genannten typischen Scheinargumenten. Ja ja, schon klar: Es wird ja nur gaaaanz harmlos gefragt und wörtlich genommen niemand angegriffen; man macht sich halt Sorgen, dass verurteilte Sexualstraftäter nur angeblich ihr Geschlecht ändern (er nennt sich im Beispiel ja nur Annette), um an Opfer heranzukommen. Sehr ehrenwert, dass man sich da sorgt und wer sollte da was gegen haben... und ich tue jetzt ganz doll Unrecht. Und bin total unsachlich.


    Ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass ein vorbestrafter Sexualstraftäter, der seine Strafe abgesessen hat und sich wieder an Menschen vergehen will, sich einfach so Zugang zu einer öffentlichen Damentoilette verschafft? Obwohl es nicht gestattet ist? Ohne sich Annette zu nennen? Ich frag ja nur...


    Als würde sich ein Vorbestrafter, der wieder straffällig werden will, davon abhängig machen, ob ihm etwas gestattet wird oder nicht!


    Also nochmals, von mir aus kann jeder gerne gendern, solange er damit andere nicht penetriert (ich weiß, lustiges Wort in diesem Zusammenhang)

    Ja, besonders lustig. Was haben wir gelacht.

  • Als gespieltes Missverständnis könnte man dann auch deuten, wenn man meint, das generische Maskulinum schließe einen nicht ein.

    „Einen“ (männlich) schließt das Maskulinum mit hoher Wahrscheinlichkeit ein. Ob „eine“ auch eingeschlossen ist, ist zumindest umstritten.


    Das generische Maskulinum reproduziert die gesellschaftliche Geschlechterasymmetrie. Insofern ist es zumindest ehrlich.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ein Studierender ist aber etwas anderes als ein Student.

    Der Sprachwandel hat an der Stelle schon längst stattgefunden. Schon in den Achtzigern wussten wir, dass damit eine Person unabhängig von der momentan ausgeführten Tätigkeit benannt wird.


    Auch das riecht schwer nach absichtlichem Missverständnis. Habt ihr sonst nix?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Ich gebe mir Mühe, Männer und Frauen in der Sprache erkennbar zu machen. Wenn es nicht auf sprachlich elegantem Weg geht, nutze ich in der Schriftsprache das Binnen-I und in der gesprochenen das generische Femininum. Mehr als zwei Geschlechter berücksichtige ich nicht. Nennt mich gerne TERF. Weder sage ich, dass es andere so machen sollen, noch dass das, was ich mache richtig ist, aber so mach ich es halt.

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